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Ihr Lieben, heute Morgen haben wir es mit einem ganz besonderen Text zu tun. Besonders zunächst einmal deshalb, weil wir alle ihn gut kennen. Wohl kein anderer Abschnitt aus den Evangelien wird so häufig vorgelesen wie gerade die Worte, die wir eben gehört haben: Bei jeder Taufe werden wir daran erinnert. Es sind die letzten Worte, die Jesus seinen Jüngern gesagt hat. Auch das gibt ihnen Gewicht. Zugleich ist es offenbar für Viele ein Problemthema: Der Missionsbefehl! Wenn das doch nur nicht in der Bibel stände! Wenn sich das Christentum mit der Nächstenliebe begnügen würde – da könnte doch niemand was dagegen haben! Aber zu wildfremden Menschen hingehen? Ihnen den eigenen Glauben anbieten? Ist das nicht unbequem oder gar ärgerlich? Der Auftrag zur Mission – er stört Viele in der Kirche. So sehr, dass es zum Beispiel in unserem Gesangbuch keine Lieder dazu gibt! Zu allen möglichen und unmöglichen Themen gibt es da Liedvorschläge – Frieden und Gerechtigkeit, geborgen in der Liebe Gottes, Erhaltung der Schöpfung, Mittag und das tägliche Brot – aber nichts zum Thema Mission und Sendung. Trotzdem – oder gerade deshalb. Hören wir noch einmal genau hin: Aber
die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie
beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder;
einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet
zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des
Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich
euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der
Welt Ende. Jesus beauftragt seine Jünger sehr konkret. Anhand von drei Fragen will ich mich diesen letzten Worten Jesu annähern:
1.
Wer ist gemeint? 2. Was ist zu tun? 3. Warum überhaupt? Solche Fragen sind an sich ja meistens klar und schnell zu beantworten.
1. Wer ist gemeint? Die elf Jünger, die übrig geblieben waren. Judas, der Eine, der Jesus an den Hohen Rat verraten hatte, hatte sich aus Verzweiflung das Leben genommen. Die anderen Elf waren zunächst in Jerusalem geblieben. Wir kennen einige Berichte von Begegnungen, die sie in den Wochen nach Ostern mit dem Auferstandenen hatten. Kein Evangelist erwähnt, dass Jesus sie dann nach Galiläa geschickt hat. Und doch – was Matthäus hier berichtet, ist klar verortet. Der Berg in Galiläa – da kommt eigentlich nur der Tabor in Frage. Dort war Jesus schon einmal mit einigen Jüngern gewesen und hatte ihnen etwas Wesentliches gezeigt: bei der sog. Verklärung. Petrus, Jakobus und Johannes wurden Zeugen, dass Jesus in großer Selbstverständlichkeit Umgang mit der unsichtbaren Welt Gottes hatte. Auf einen Berg zu steigen – das war schon immer etwas Besonderes. Man muss das nicht tun. Bergwanderungen erfordern eine Anstrengung scheinbar ohne Sinn: Oben auf einem Berg, da gibt es nichts zu finden, zu jagen oder zu ernten. Da wohnt normalerweise auch niemand. Aber: Menschen aller Zeiten sind oft auf Bergen Gott begegnet. Nicht in den Niederungen des Alltags. Sondern dort, wohin man mit einer gewissen Anstrengung gelangt. Wohin man auch bewusst will – nicht zufällig vorbeikommt. Es war schon ein Akt des Gehorsams und des Vertrauens – dass die Elf etwa 200 km gegangen sind. Und dann noch den Berg erstiegen haben. Und dort tut sich gewissermaßen der Himmel auf. Sie sehen ihren Herrn wieder. Und alle fallen auf die Knie. Das ist der Gestus der Anbetung. So unterschiedlich die Jünger aus gewesen sein mögen – da sind sie verbunden: Sie beten Jesus als den lebendigen Gott an. Das ist entscheidend! Jesus beauftragt nicht einfach irgendwen, der zufällig gerade da ist. Die Jünger sind Leute, die sich auf den Ruf Jesu eingelassen haben. Das klingt simpel, aber es ist ganz entscheidend! Jesus sendet Leute, die wissen, wer Er ist. Und die das nicht nur wissen, sondern die Jesus anbeten. Und noch etwas – da gibt es die kleine, aber wichtige Bemerkung: „…
einige aber zweifelten.“ Wer hätte das gedacht? Gehorsam dem Ruf Jesu nachgehen – anbetend vor Ihm niederfallen – und zugleich zweifeln. Das ist kein Widerspruch. Der Zweifel – ob wir uns nicht haben täuschen lassen. Oder ob wir nicht am Ende mehr verlieren als gewinnen… der begleitet die Leute Jesu von Anfang an. Das wird nicht vertuscht. Das ist schon gar nicht ein Ausschlusskriterium. Es ist offenbar normal für Christen, dass ein leiser Zweifel bleibt. Wenn man diese Bemerkung genau übersetzt, dann heißt sie sogar noch schärfer: sie aber zweifelten. Nicht nur einige, sie alle zweifelten! Wenn sich also Gedanken des Zweifels in uns melden, dann begrüßen wir sie freundlich. Sie gehören zu uns, sie haben auch ein Recht. Aber eins dürfen sie nicht: Die Macht über unsere Entscheidungen dürfen sie nicht gewinnen! Wer ist also gemeint? Leute, die dem Ruf Jesu nachgegangen sind. Dem Ruf, auf einen Berg zu steigen. Also Leute, die auf einem Weg sind, den die Welt für anstrengend und vielleicht sinnlos hält. Leute, die Jesus erkennen und anbeten. Und die zugleich auch Zweifel kennen. Solchen Leuten hat der Auferstandene etwas zu sagen.
2.
Was ist zu tun? Vier Aufträge: Gehet hin, macht zu Jüngern, tauft und lehret. Gehet hin – Das sollen Christen tun. Wir haben uns weitgehend damit begnügt, die Türen aufzumachen und abzuwarten, ob jemand kommt. Wir bieten ja eine ganze Menge an: Gottesdienste, Gemeindefeste, Kreise und Gruppen – was auch immer. Nur: wenn dann tatsächlich Menschen kommen, dann geschieht das doch oft dadurch, dass Einzelne losgegangen sind. Jemanden angesprochen haben, eingeladen haben. Den Gemeindebrief oder eine Welcome Postkarte abgegeben haben. Oder einen Besuch gemacht haben. Das meint Jesus für uns als Gemeinde ganz im Kleinen. Gehet hin zu den 5000 Menschen, die in Eurem Viertel wohnen – egal, welchen Glauben sie bisher haben. Macht zu Jüngern alle Völker – Menschen zu Jüngern machen, das ist die Aufgabe. Es geht um mehr als um gute Nachbarschaft! Eine große Gemeinde in Amerika hat seine Hauptbestimmung in dem Satz zusammengefasst: „Wir sind dazu da, um aus gottesfernen Menschen hingegebene Nachfolger Christi zu machen.“ Darum geht es. Das ist der erste und wichtigste Auftrag der Gemeinde. Alles, was dem dient, sollte unsere volle Unterstützung erfahren. Und anders herum: alles, was dem nicht dient, sollten wir ernsthaft überprüfen: Haben wir dazu den Auftrag? Haben wir dazu die Kraft übrig oder lenkt uns das vom Eigentlichen ab? Menschen aus allen Gruppen einer Gesellschaft sollen Jesus nachfolgen. Wo das geschieht, da ist Gemeinde auf der Spur des Meisters. Und nur da! Tauft
sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Das ist oft missverstanden und auch missbraucht worden. Als wenn Mission zuerst Taufe sei. Immer dann, wenn die Reihenfolge missachtet wird, wurden Menschen gegen Willen und Überzeugung getauft. Dann wurden Heiden getauft, weil man hoffte, sie auf diese Weise kulturell anzupassen. Viele Erfahrungen belegen das Gegenteil und darum gilt hier: Der Auftrag zum Taufen ist nur dann verantwortlich getan, wenn die Taufe eingebettet ist in den Ruf zur Nachfolge und in die gründliche Lehre von Jesus. Man darf hier nichts weglassen, ohne dass der ganze Auftrag schief wird. Darum
der vierte Auftrag: lehret sie halten alles, was ich Euch befohlen habe. Wie im Judentum gibt es kein Christ-sein ohne lernen. In unserer Kultur darf man erwarten: wer mit Jesus leben will, der hat eine Bibel, der man das Lesen ansieht. Der sucht die Gemeinschaft mit Anderen, um gemeinsam zu lesen. Was in unseren Hausbibelkreisen geschieht, ist ja etwas, was es sonst kaum gibt: Das kommen Menschen zusammen, lesen etwas miteinander und sprechen darüber, was das wohl zu bedeuten hat. Genau so passiert das , wovon Jesus hier spricht: Weitergabe der Lehre Jesu. Auch unsere Gottesdienste haben etwas davon: Kein Gottesdienst, in dem nicht mindestens ein Stück aus dem Evangelium vorgelesen wird. Das hat hier seinen Grund! Vier Aufträge gibt Jesus seiner Gemeinde: Gehet hin, macht zu Jüngern, tauft und lehret.
Nun 3. noch die Frage: Warum das alles? Jesus umrahmt seinen Auftrag mit zwei ganz gewaltigen Zusagen: Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Als Jesus am Beginn seines Wirkens stand, war er schon einmal auf einem Berg. Der Satan hatte ihn dorthin geführt und ihm genau das versprochen: Ich gebe Dir alle Reiche der Erde – wenn Du niederfällst und mich anbetest. Genau das? Nein – das Entscheidende konnte der Satan nicht versprechen: Vollmacht. Darum geht es hier. Was Luther mit Gewalt übersetzt, das ist dies: Vollmacht, die der Schöpfer und Eigentümer der Welt verleiht. Vollmacht maßt man sich nicht an, Vollmacht wird verliehen. Vollmacht, das ist im Sprachgebrauch der Bibel das, was dem Menschen am Anfang gegeben wurde – vor der Sünde: Gott gab Adam Vollmacht, die Erde zu bebauen und zu bewahren. Wer aus Vollmacht handelt, der tut nichts Anderes als den Willen Gottes zu erfüllen. Diese Vollmacht hat Jesus bekommen. Sein Auftrag an die Jünger ist davon gedeckt. Wenn wir das tun, dann tun wir den Willen Gottes. Und dies: Ich bin bei Euch alle Tage – bis ans Ende der Welt. Was für ein Versprechen! Jesus greift damit den vielleicht schönsten Namen des Messias auf: Der Name Immanuel: Gott ist mit uns. Jesus wurde nicht so genannt – aber er verkörpert das – bis zum heutigen Tag. Wer mit Jesus geht, der wird nie mehr ganz allein sein. Einer geht mit, wo immer Du bist: Jesus. Amen! Björn Heymer |