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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  20. Februar 2011  über  Lukas 17, 7 - 10

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Ich lese Worte aus dem 17. Kapitel des Lukasevangeliums:

7 Wer unter euch hat einen Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet, und sagt ihm, wenn der vom Feld heimkommt: Komm gleich her und setz dich zu Tisch? 8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; danach sollst du auch essen und trinken? 9 Dankt er etwa dem Knecht, dass er getan hat, was befohlen war? 10 So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

 

Liebe Gemeinde!

Na, ist Ihnen noch danach zumute, so wie gerade zu singen: Das Höchste meines Lebens ist, dich kennen Herr? Das Höchste meines Lebens ist, dich lieben, Herr? Das Höchste meines Lebens ist, dir dienen, Herr?

Können Sie noch auf das vertrauen, was uns in Bibelversen aus Psalm 103 zugesprochen wurde: Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten?

Vielleicht tun Sie sich damit schwer, nachdem Sie den Bibeltext aus dem Lukasevangelium gehört haben. Ich könnte es Ihnen nicht verübeln.

Noch eben haben wir davon gehört, dass wir Gottes geliebte Kinder sind und jetzt sind wir plötzlich unnütze oder armselige Knechte - je nachdem wie man es aus dem Griechischen übersetzt. Ja, wir sind sogar Sklaven! Im Griechischen steht da das Wort ‚doulos’ und das heißt eindeutig Sklave.

Das ist schon hart, was Jesus uns hier zumutet: Sklaven sind wir!

Wie meint das Jesus? Das bedarf schon einer Erklärung.

Sicher will Jesus damit nicht die Sklavenzustände seiner Zeit unkritisch übernehmen und auch noch gut heißen.

Und sicher will er auch nicht, wie es uns der Bibeltext nahe legen könnte, dass wir immer auf ein Dankenschön verzichten und es auch dem anderen versagen, weil der schließlich seine Pflicht getan hat und er das schuldig ist.

In dem Zusammenhang dachte ich an einen Mitarbeiter in unserer Gemeinde, der seine Sozialstunden hier ableistet. Und dieser Mitarbeiter arbeitet wirklich gut und bringt sich besonders ein wie man ja auch draußen, im Schaukasten auf dem Zeitungsartikel über den letzten außergewöhnlichen Welcome-Gottesdienst lesen kann. Ich selbst bin in erster Linie sein Ansprechpartner und gebe ihm die Aufträge. Wenn ich ihm nach sechs Stunden Laubkehren im Kirchengelände draußen sagen würde: Komm mach mir jetzt ein schönes Mittagessen und dann kannst du sehen, was du bekommst, das wäre mehr als unfair. Das wäre sehr undankbar und ich würde auf Dauer so einen guten Mitarbeiter, auch wenn er nur seine Pflicht tut, vergraulen oder zu mindestens bewirken, dass er seine Arbeit nur noch mit wenig Freude und Liebe macht.

Nein, es ist wichtig dem anderen zusagen: Danke, dass du diese Arbeit getan hast, die sonst keiner macht. Danke, mit welchem Einsatz du hier dabei bist. Schön, dass es dich gibt! So etwas tut gut! Das ist enorm wichtig, dass auch auszusprechen. Dadurch schätzt man den anderen wert, würdigt ihn!

Eine falsche Frömmigkeit hingegen will einem das ausreden.

Ich habe das früher als Pfarrer so ähnlich gesehen. Bloß keinen Dank nach einer guten Predigt annehmen. Bloß nicht zuviel Lob über einen selbst hören. Es geht ja schließlich um Gott, um seine Ehre im Gottesdienst und in der Gemeindearbeit. Also bitteschön mit dem Danken zurückhalten.

Obwohl das theologisch, geistlich ja alles stimmen mag, sehe ich das heute ganz anders. Ich merke einfach, dass es mir und anderen Menschen gut tut und einen aufbaut, ein ehrliches Dankeschön zu hören.

Ich bin also überzeugt: Jesus will einem das nicht ausreden und uns zum Sklavendienst zwingen.

Man sollte vielmehr darauf schauen, welchen Menschen das Jesus sagt und warum er deswegen das Sklavenbild in unserem Gleichnis verwendet.

Jesus redet zu Menschen, die wahrscheinlich sehr fromm waren, die als fromme Juden das Gesetz Gottes hielten, die versuchten, sich brav daran zu halten und meinten: Wenn ich das alles halte, ja dann habe ich meinen Lohn bei Gott. Dann kann er doch gar nicht anders als mich annehmen.

Verstehen Sie, die frommen Menschen damals dachten: Gott ist so was wie ein Arbeitgeber und ich bin der Arbeitnehmer. Mit Gott habe ich sozusagen einen Arbeitsvertrag. Wenn ich den einhalte, dann werde ich dafür auch dementsprechend bezahlt.

Und genau das hinterfragt, kritisiert Jesus hier mit dem Sklavenbild auf Schärfste.

Da macht er einen dicken Strich durch diese Rechnung. Da sagt er uns ganz klar:

Liebe Leute, diese Rechnung geht nicht auf! Im zwischenmenschlichen Bereich stimmt das zwar. Da braucht ihr das ganz klar. Ohne Tarifverträge, Arbeitsverträge undsoweiter läuft es da nicht. Da geht es tatsächlich auch um Leistung und Verdienst. Da habt ihr tatsächlich einen Anspruch auf Lohn. Hoffentlich werdet ihr da tatsächlich nicht wie Sklaven ausgenutzt und müsst mit einem Minimallohn über die Runden kommen. Hoffentlich werdet ihr da auch als Mitarbeiter wertgeschätzt und gepflegt. Hoffentlich gibt es da eine gute Kultur der Dankbarkeit.

Aber das Verhältnis zu Gott ist ein völlig anderes! Da könnt ihr keine Ansprüche stellen, egal wie Großartiges und Tolles ihr da geleistet habt. Gott ist euch da nichts schuldig. Vielmehr verdankt ihr euch und euer ganzes Leben Gott selbst, dem Schöpfer und Herrn aller Dinge!

Genau so haben wir es auch in dem Lied vor der Predigt gesungen, was eigentlich zu Christi Himmelfahrt erst dran ist, aber es passte einfach zum Bibeltext so gut: ‚Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig’.

Genau so verhält es sich, auch wenn das der Mensch von heute eher ungern hört.

Da stellt man sich als Individuum lieber selbst in den Mittelpunkt so wie die Sonne, um die einige Planeten kreisen. Und einer dieser Planeten ist Gott, den man irgendwie in sein System einbaut. Ja, man baut sich teils seinen Gott so zusammen, wie man ihn haben will, wie er einem genehm ist und bequem in die eigene Lebenssicht rein passt. Konstruktivismus nennt man das Ganze, wenn ich es richtig weiß.

Bei allem Verständnis dafür, weil man so besser durchs Leben kommt und auch manches Zusammenleben mit meinen Mitmenschen sich an der Oberfläche erleichtert, - ich habe meinen, du hast deinen Gott - bei allem Verständnis dafür frage ich mich schon: Was ist das für ein Gott? Kann man das überhaupt noch Gott nennen?

Nach biblischer Sichtweise geht da nicht, entspricht das nicht der Wirklichkeit.

Da steht im Zentrum, im Mittelpunkt ganz klar Gott. Da ist er unser Herr und Schöpfer! Da hat er ein Recht auf unser ganzes Leben! Wir sind sein Eigentum, sein eigen.

Jesus will also damit den frommen Menschen damals und auch uns heute sagen: Baut nicht auf euch selbst! Baut nicht auf eure eigene Frömmigkeit, auf eure eigenen Leistungen! Prahlt nicht mit euren angeblichen Pfunden bei Gott! Da macht ihr euch was vor. Darauf hat Gott als euer Schöpfer und Herr sowieso einen Anspruch. Da könnt ihr selbst keine Ansprüche geltend machen. Da gehört ihr ihm ganz und gar!

Ich selber hätte allerdings jetzt nach dem Ganzen, was Jesus hier sagt, Bauchschmerzen. Das Ganze wäre so nicht evangelisch. Und unser Bibeltext ist - ehrlich gesagt - für sich genommen auch nicht evangelisch.

Gott hat ganz und gar ein Recht auf uns! Das ist die harte Wahrheit, die Jesus hier, ausspricht, mehr nicht.

Aber - und das ist ein ganz entscheidendes Aber! - aber Gott verzichtet uns zuliebe auf dieses Recht. Er fordert nicht bis zum bitteren Ende das ein, was wir ihm schuldig sind. Vielmehr holt er uns aus diesem Sklavenzustand heraus und nimmt uns als seine geliebten Kinder an. Er schenkt uns die Anerkennung und Liebe, die wir uns für unser Leben wünschen und nach der wir uns sehnen.

Jesus selbst hat das so gelebt. Er hatte mit den Menschen Gemeinschaft, mit denen keiner was zu tun haben wollte. Schon sein Jüngerhaufen war da eine kuriose Schar. Frauen und Kindern, Zöllnern, Prostituierten und vielen anderen Außenseitern hat er sich zugewandt. Und schließlich hat er am Kreuz die endgültige Gemeinschaft Gottes mit uns Menschen wieder hergestellt und darin gezeigt, wie sehr Gott uns Menschen liebt!

Die vor uns liegende Passionszeit macht uns das neu bewusst.

Sie macht uns bewusst: Nicht auf das, was wir im Leben geleistet und geschafft haben, kommt es vor Gott an. Es kommt vielmehr auf den Glauben an, dass Gott uns ohne Vorbedingung, ohne Wenn und aber liebt und uns annimmt, so wie wir vor ihm dastehen.

Darauf gilt es von ganzem Herzen zu vertrauen!

Das ist übrigens auch das Thema dieses Sonntags Septugesimae - siebzig Tage vor Ostern.

Der Wochenspruch aus dem 9. Kapitel des Prophetenbuches Daniel macht uns das deutlich: ‚Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.’

Ja das stimmt! Genau darauf kommt es an!

Für mich bedeutet das:

Wenn ich mal wieder Niederlagen statt Erfolge habe, wenn es mir schlecht geht und mir irgendwie die Freude und Lust an allem fehlt, weil ich alles andere als Dank in meinem Leben erfahre, dann will ich mich nicht an dem festhalten, wo ich doch so gut bin, was meine Stärken und Fähigkeiten bin. Ja, das stimmt sicherlich. Aber das wird mich nicht tragen können. Das kann vielmehr nur Gott in seiner so großen, unendlichen Liebe!

Mein Seelsorger und Beichtvater, zu dem ich vor Jahren gegangen bin, hat mir das immer wieder gesagt, wenn ich mich so schlecht fühlte und so klein vorkam: Du wirst von Jesus geliebt! Schau nicht zu sehr auf dein Leben, was da gelingt und was du da vergeigt hast. Schau auf Gott, der dich liebevoll in seinen Händen hält.

Um auf den Anfang der Predigt zurückzukommen:

Wir müssen nicht als gebeugte und geknickte Christen mit strengem und ernstem Gesicht durchs Leben gehen. Das ist nicht die fromme Sklavenhaltung, die wir annehmen müssen, die Gott von uns erwartet. Vielleicht für denjenigen, der zu selbstbewusst ist und meint: ‚Eigentlich bin ich der Beste - nur schade, dass das keiner der anderen einsieht.’

Nein im Ernst, wir dürfen fröhlich und aufrecht durchs Leben gehen. Wir dürfen von Herzen ein Dankeschön dem anderen gegenüber aussprechen, eine Kultur der Dankbarkeit pflegen und den anderen so wertschätzen - auch für das, was er getan, geleistet hat. Das ist wichtig, tut gut, stärkt und baut auf.

Wir können aber dieses Verdienst-Lohn-Schema, was sich dahinter oft verbirgt, so nicht auf Gott übertragen. Gott ist nicht wie ein Vertragspartner, mit dem wir verhandeln können. Da ist er uns gar nichts schuldig. Als unser Herr und Gott hat er ein Anspruch auf unser ganzes Leben.

Zu unserem Glück und Heil zieht er das aber nicht gnadenlos durch und lässt uns in einem sklavenähnlichen Zustand. Zu unserem Glück und Heil, beschenkt er uns vielmehr mit seiner unendlich großen Liebe, nimmt uns als seine geliebten Kinder, so wie wir sind, an und gibt uns die Anerkennung, nach der wir uns sehnen! Im Glauben an Jesus Christus dürfen wir das wissen! Im Glauben an Jesus Christus stimmt es, was der Beter aus Psalm 103 uns zuspricht: ‚ Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.’

In dem Vertrauen kann ich auch - und ich hoffe, jeder von uns - Lieder singen wie:

‚Das Höchste meines Lebens ist, dich kennen, Herr’! ‚Das Höchste meines Lebens ist, dich lieben, Herr’! ‚Das Höchste meines Lebens ist, dir dienen Herr’! Amen.

Klaus Eberhard