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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  13. Febr. 2011  über 2. Mose 3, 1 - 14

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Ich lese Worte aus dem 3. Kapitel des 2. Mosebuches:

1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin hernieder gefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge. 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.

 

Liebe Gemeinde!

Ich kann mich noch gut erinnern: Vor ein paar Jahren hatte ich einen insgesamt sehr schönen Urlaub in Ägypten. Bei Taba, am Vierländereck Ägypten, Israel, Jordanien und Saudiarabien wohnte ich für zwei Wochen in einem schönen Hotel. Ich hatte direkt den Blick auf das schroffe Gebirge des Sinais. Von dort auch habe ich dann zusammen mit meinen Freunden Ausflüge unternommen. Natürlich war ich auch am Katharinenkloster, eines der ältesten Kloster mitten im Sinaigebiet, das etwas versteckt liegt und vielleicht daher den Ansturm der Araber überlebt hat. Ich hatte mir von dem Ausflug viel versprochen: Immerhin lag das Kloster nach kirchlicher Tradition in der Nähe des Berges, auf dem Mose die 10 Gebote von Gott erhalten hatte. Auf diesen Berg wollten wir in der Nacht wandern und dann früh morgens den herrlichen Sonnenaufgang erleben. Ich stellte mir das Ganze wunderschön romantisch vor - so mit Morgenandacht auf dem Berg Sinai bzw. dem Horeb.

Tja, das Ganze war eine etwas zu romantische Vorstellung, die ich davon hatte. Es kam ganz anders. 23 Uhr abends musste ich schon aus dem Hotel aufbrechen, um mit dem Bus den Ort erreichen. Zwischen zwei und drei Uhr morgens ging die Wanderung los. Wir waren bei weitem nicht allein! Zig hunderte von Touristen pilgerten mit uns den Weg zum heiligen Berg hoch. Es war eng, lärmend und stank nach Kamelen, die überall in gebrochenem Englisch von den Beduinen mit einem lauten ‚Camel ride?’ angeboten wurden. Aber damit nicht genug - einige Touristen aus Osteuropa hatten etwas zuviel intus, was man eindeutig roch und pöbelten zuweilen auch rum. Zudem war es wirklich saukalt. Minusgrade und etwas Schnee erwarteten uns oben. Bibbernd erwarteten dann tausende Menschen auf der Bergspitze und drum herum den Sonnenaufgang. Kameras waren positioniert und jeder versuchte einen besonders tollen Platz zu ergattern. Als es dann soweit war, ging ein endloses Fotoklicken los. Auch ich habe mit meiner Spiegelreflexkamera unzählige Bilder aufgenommen, die alle, wie sich später herausstellte, nix geworden waren.

Es folgte der ermüdende Abgang - schließlich hatte ich die ganze Nacht kein Auge zugedrückt - zum Katharinenkloster. Dort erlebte ich in dem ganzen Massengedränge eine meiner schlechtesten Führungen. In wirklich sehr unverständlichem und gebrochenem Deutsch wurde uns weniges erzählt, was sich jeder hätte selbst zusammen reimen können. In Erinnerung blieb mir allerdings eine nette Anekdote. Der Leiter führte uns zu einem grünen Busch, der in einer Ecke des Klosters lag. Und dann erzählte er vom ‚rennenden’ Dornenbusch. Ich stellte mir vor, wie der rennende Dornenbusch so hin und her rannte und Mose hinterher, um den Busch einzukriegen.

Müde und erschöpft kam ich schließlich wieder in meinem Hotel an.

Das Heilige, etwas von der Nähe Gottes, was ich mir von diesem Ort ein Stück weit erwartet hatte, war mir dort nicht begegnet. Stattdessen hatte ich viel alltäglichen Rummel erlebt, der mich einfach nur nervte.

Soweit zum rennenden Dornbusch im Katharinenkloster.

Dieses Erlebnis hat für mich erstmal wenig gemeinsam mit dieser so bedeutenden und besonderen Geschichte, die wir heute aus dem 3. Kapitel des 2. Mosebuches gehört haben.

Allerdings muss man sich klar machen, dass die Ausgangssituation unseres Bibeltextes gar nicht so heilig, wie wir uns das vielleicht vorstellen, war, sondern sehr alltäglich war.

Der große Mose selbst hatte sich noch vor kurzem als Totschläger erwiesen. Einen ägyptischen Aufseher, der einen seiner Landsleute zu sehr misshandelte, hat er kurzerhand um die Ecke gebracht und im Sand verschart. Die Sache flog auf und Mose floh in die Wüste Midian. Dort heiratete er Zippora, die Tochter des Priesters Reguel. Nun fristet er dort sein Dasein, indem er die Schafe seines Schwiegervaters hütet. Ich stelle mit das ziemlich öde und triste vor. Mose selbst erwartet anscheinend auch nicht viel mehr. Ihn treibt nicht die Suche nach Gott herum. Als das Gras im Flachland, in der Steppe von den Schafen abgegrast ist, sucht er in der höheren Ebene besseres Futter für seine Schafe. Den brennenden Dornenbusch, den er sieht, bringt er auch erstmal nicht mit Gott in Verbindung. Er ist einfach neugierig, was es damit auf sich hat - mehr nicht. Mose ist kein Gottsucher, auf der Suche nach etwas Religiösem, wie es manche Menschen heute tun.

Vielmehr begegnet ihm ganz unvermittelt und unverhofft der eine und lebendige Gott Israels an diesem heiligen Ort! Gott offenbart sich hier Mose, greift in sein verkorkstes und graues Alltagsleben ein!

Dabei geht es in erster Linie nicht um eine dogmatische, metaphysische Wahrheit, die über Gott gemacht wird, über die man einfach nur nachdenkt und die es logisch nachzuvollziehen gilt. So ist das teils in der Kirche ausgelegt worden.

Nein, es geht vielmehr um einen Gott, der tatsächlich, ganz real und wirklich Geschichte mit uns Menschen macht!

Um es an unserer Geschichte aus dem 2. Mosebuch zu verdeutlichen:

Gott stellt sich Mose zu Recht so vor: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Aber nicht nur das! Er steht nach wie vor zu seinem Volk Israel. Er hat das Geschrei in Ägypten gehört. Das geht ihm nah. Und er will dagegen etwas unternehmen. Er will und wird sein Volk aus der ganzen Misere befreien! Er hat ein tolles Programm für die Zukunft!

Unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft liegen also in seinen Händen! Um alles kümmert sich Gott! Er lässt uns da nicht im Stich! Nein, er war für uns Menschen da, er ist für uns da und er wird für uns immer da sein!

Das ist ein Gott, der voll und ganz in unsere Geschichte, in unser Leben einsteigt und mitgeht!

Das kann ich auf jeden Fall aus der Erzählung im 2. Mosebuch mitnehmen.

Mich tröstet das ungemein und gibt mir festen Halt - gerade dann, wenn ich von der Nähe und Liebe Gottes in meinem Leben nicht viel spüre.

Wenn es mir gerade schlecht geht, ich manche Krisen zu durchlaufen habe und nur im Nebel umhertappe, dann darf ich fest und gewiss darauf vertrauen: Gott ist bei mir! Derselbe Gott, der sich damals Mose zeigte und für seine Leute da war, der ist auch mein Gott und für mich da! Und das wird auch in Zukunft so sein!

Dazu brauche ich nicht den Heiligen Ort am Sinai, den brennenden Dornenbusch. Der Heilige Boden, auf den ich mit beiden Füßen fest stehe, ist vielmehr Gottes Wort, das er mir in der Bibel zuspricht und durch das er mich aufbaut. Der Heilige Boden sind seine beiden Sakramente, die Taufe, durch die ich als sein geliebtes Kind fest zu ihm gehöre, komme was mag, und das Abendmahl, in dem mir Gott meine Schuld vergibt und mir Gemeinschaft mit ihm schenkt.

Genau das ist es, was mich trägt und mein Leben ausmacht, erfüllt! Deswegen ist für mich der sonntägliche Gang in die Kirche als Christenmensch so wichtig! Da würde ich sonst was ganz Wesentliches vermissen! Mir würde das Entscheidende sonst fehlen!

Um es auf die Geschichte aus dem 2. Mosebuch übertragen: Ich würde dann genauso wie Mose mein Dasein fristen. Ich würde meine Schäfchen in der Gemeinde hüten, aber mehr nicht. Es käme zu keiner Begegnung mit dem lebendigen Gott, meinem Befreier und Erlöser! Aber genau darauf kommt es an! Ganz entscheidend ist, dass Gott in mein Leben eintritt, dass er mich selbst persönlich mit Namen wie bei Mose anspricht, dass er mir damit sagt: Ich kenne dich. Ich hole dich aus dem, was dich bedrückt und gefangen nimmt, heraus, ja ich habe Großes mit dir und deinen Leuten vor!

Gott spricht das dabei nicht als eine anonyme Größe so in den Raum hinein. Er redet nicht als der große Unbekannte Mose und mich Menschen von heute an. Er selbst gibt vielmehr seinen eigenen Namen preis!

Bis jetzt hat sich Gott namenlos zu Wort gemeldet. Bei allen geschichtlichen Erfahrungen, die Menschen mit ihm gemacht haben, mit ihm machen und machen werden, bleibt das Ganze so doch etwas unverbindlich. So würde man sich eine kleine Hintertür offen halten. Gott könnte sich dem allen entziehen, da ihn ja mit Namen niemand kennt und weiß, wer sich dahinter verbirgt. Aber genau das tut er zum Glück nicht.

Ich sage Ihnen dazu nochmal kurz etwas Persönliches. Wissen Sie als allein stehender Mensch habe ich auch schon an Singletreffen teilgenommen, um neue Leute kennen zu lernen. Es ist wirklich spannend und interessant zu beobachten, wie man sich da oft untereinander verhält. Da geben viele von sich selbst möglichst wenig preis. Das fängt schon mit dem Namen und der Adresse an, die man nur schwer rauskriegt. Umso mehr versucht man vom anderen wichtige Informationen zu bekommen. Das Ganze ist ein richtig methodisches Spiel, das teilweise sehr raffiniert geführt wird. Und wenn es am Ende nichts wird, na dann macht es ja nichts aus. Es war ja nicht verbindlich. Man bleibt ja anonym und kann so wie bisher sein Leben ohne großartige Komplikationen weiterführen. Ich bin selbst erstaunt, wie ich nach so einem letzten Treffen vor Kurzem so wenig Handfestes, Greifbares von den Personen, die dort waren, weiß und mich auch teils frage, ob mir da nicht auch in Vielem etwas vorgemacht wurde. Es war irgendwie ein bisschen Versteckspiel.

Genau dieses Versteckspiel macht Gott zu unserem Glück nicht mit. Er legt sich vielmehr mit seinem Namen fest. Er gibt uns so einen tiefen Einblick, wer er eigentlich ist!

Da spricht er vor Mose seinen Namen aus: Ich werde sein, der ich sein werde!

Das klingt etwas philosophisch, als ob hier eine Wesensaussage über Gott, über Gottes Sein gemacht wird. Dementsprechend hat man im Judentum und auch im Christentum darüber nachgedacht, was damit eigentlich gemeint ist.

Damit wäre man aber schon wieder beim Nachdenken über Gott. Entscheidend ist vielmehr, dass Gott selbst in seinem Namen uns ganz fest und liebevoll anspricht: Ich bin derjenige, der für euch da ist! Genauso zeige ich mich euch, erweise ich mich an euch als der allmächtige und barmherzige Gott! Mein Name steht genau für das, was ich tief in meinem Herzen für euch empfinde und für euch tu. Darauf lege ich mich fest und werde darin ganz verbindlich!

In dem Gott uns seinen Namen nennt, erkennen wir sein tiefstes Herz, wie gut er es letztendlich mit uns meint!

Mose und sein Volk Israel haben das damals so erfahren.

Jetzt kann man sich sagen: Das ist doch alles Historie vor mehr als ein paar tausend Jahren. Was hat das noch mit mir heute zu tun?

Da kann ich nur antworten:

Zum einen redet derselbe lebendige Gott aus dem Alten Testament noch heute zu uns Menschen und stellt sich mit Namen vor.

Zum anderen tut das Gott auf eine neue, ganz andere und intensivere Weise als zu Moses Zeiten.

Man denke nur an das Evangelium für diesen Sonntag aus dem 17. Kapitel des Matthäusevangeliums, wo auch wieder auf einem Berg Unglaubliches passiert und die Stimme Gottes spricht: ‚Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!’

Der heutige, letzte Sonntag zum Ausklang der Epiphaniaszeit macht uns bewusst:

Gottes Herrlichkeit ist in seinem Sohn mitten unter uns erschienen!

Das ist der Name, der über allen Namen steht: Jesus Christus, unser Herr und Gott!

In Ihm, in seinem Namen erkennen wir, wer Gott für uns Menschen ist!

Ich komme damit zum Schluss:

Ja, es mag sein, dass die heiligen Orte es so wie damals nicht mehr gibt und wir da auch etwas enttäuscht sind - so auch mein Erlebnis am Katharinenkloster. Ja, es mag sein, dass unser Leben ähnlich wie Mose manchmal alltagsgrau, ja auch richtig schwer ist.

Aber trotz allem zeigt sich dieser eine und lebendige Gott uns, indem er einfach für uns da ist! Trotz allem macht er mit einem jeden von uns Geschichte und geht selbst voll und ganz in unsere Geschichte ein! Er legt sich dabei mit seinem Namen fest, wird für uns ganz verbindlich und zeigt Herz!

Im Glauben an Jesus Christus dürfen wir das fest wissen. Darauf dürfen wir fröhlich vertrauen, zuversichtlich in die neue Woche mit all ihren Aufgaben und Herausforderungen gehen und in die Zukunft aufbrechen, die er uns schenkt!

Amen.

Klaus Eberhard