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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  30. Januar 2011  über 2. Samuel 6, 12 - 21
Welcome

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’After-Disco-Party’ - so lautet dieses Mal der Titel unseres Welcome-Gottesdienstes. Viele Reaktionen habe ich zu unserer Postcard, die wir verteilt haben, gehört.

Reaktionen wie:

‚Der Mensch an der Elektroorgel hätte bei dem, was ihr vorhabt, sicher nicht sein Bild für die Öffentlichkeit freigegeben.’

oder

‚Herr Eberhard, ich möchte doch gerne genau wissen, was sich dahinter verbirgt. Davon mache ich es abhängig, ob ich zum Gottesdienst komme oder nicht.’

oder

‚Hey, wenn ihr das anbietet, dann hol doch gleich morgen am Kölner Südbahnhof meine Töchter um sechs Uhr ab. Die kommen da gerade aus der Disco und das liegt ja bei euch direkt in der Nähe.’

After-Disco-Party halt! Ganz klar - das ist unsere Zeit, in der wir Gottesdienst feiern!

Um es dabei direkt am Anfang zu sagen: Wir möchten mit diesem Gottesdienst nicht provozieren und nur HalliGalli mit Lightshow und so weiter machen. Wir möchten damit einfach eine Sache offen und ehrlich ansprechen, über die wir uns im Vorbereitungsteam Gedanken gemacht haben: Was macht eigentlich unsere junge Generation am Wochenende?

An der letzten Reaktion, die ich zu der Postcard gehört habe, wird es deutlich: Am Samstagabend geht man auf Tour in Discos und Clubs. Da tanzt man bis in den frühen Morgen ab. Gehen Sie mal zu dieser Zeit in die Fitnessstudios. Da ist eine gähnende Leere! Ganz klar, die Jungs, die was für ihre Muskeln getan haben, wollen sich nun bei den Mädels sehen lassen und umgekehrt genauso. Da geht man einfach auf die Tanzfläche und feiert ausgelassen.

Für mich ist das von Vorteil: Ich als sportlicher Mensch genieße diese Leere in den Studios. Da habe ich alle Geräte für mich und nicht den penetranten Schweißgeruch von allen Seiten in der Nase. Ich habe mich allerdings jetzt ein bisschen einseitig dargestellt. Ich gehe auch gerne ab und zu tanzen - etwas unkoordiniert in meinen Bewegungsabläufen, aber immerhin versuch ich es.

Ja früher, noch vor ein paar Jahren da habe ich daraus einen richtigen Sport gemacht. Da wollte ich es wissen, wie lange ich auf der Tanzfläche bleiben kann, um morgens noch im Gottesdienst auf der Kanzel zu stehen. Mein Rekord lag so ungefähr bei 3 Uhr morgens. Andere Leute aus der Disco sind dann teils gekommen, um zu sehen, ob ich das wirklich schaffe und in was für einem Zustand ich mich befinde. Das ist auch eine Art, missionarisch tätig zu sein und Menschen in die Kirche zu bekommen. Inzwischen hat meine Kondition deutlich nachgelassen. Ich gehe nicht mehr so oft in die Disco - alle paar Monate. Die Zeit, wo ich im Bett bin, liegt nun deutlich früher so zwischen Mitternacht und ein Uhr. Ich brauche nun die Zeit, wenn ich am Sonntagmorgen den Gottesdienst so wie heute halte. Gerade als einzelner Pfarrer in einer Gemeinde habe ich da nicht mehr so die Kraftreserven. Das ist vielleicht auch gut so, wird sich der eine oder andere unter uns erleichtert sagen.

Aber mal im Ernst, offen und ehrlich gesagt: Mit Tanzen in Discos verbringt ein großer Teil der jungen Menschen seine Zeit am Wochenende.

Für uns Christen stellt sich da schon die Frage: Wie stehen wir selbst dazu? Verurteilen wir das Ganze so nach dem Motto ‚denn Christen müssen artig sein, keine Party, keinen Wein’ oder ‚ein Bein, das sich zum Tanz bewegt, das wird im Himmel abgesägt’?

Ich lese dazu eine Geschichte aus dem Alten Testament vor, genauer aus dem 6. Kapitel des 2. Samuelbuches. Der Hintergrund ist folgender: David ist König über das Land Israel geworden. Er hat die Stadt Jerusalem erobert und zu seiner Hauptstadt gemacht. Richtig erfolgreich war er. Genau da beginnt unsere Geschichte, die ich aus einer modernen Bibelübersetzung, der ‚Hoffnung für alle’ vorlese:

‚Eines Tages berichtete jemand David: „Seit die Bundeslade bei Obed-Edom ist, hat der Herr ihn, seine Familie und allen seinen Besitz reich gesegnet.“ Da ging David voller Freude zum Haus Obed-Edoms, um die Bundeslade nach Jerusalem zu holen. Als die Männer, die sie trugen, die ersten sechs Schritte auf dem Weg nach Jerusalem zurückgelegt hatten, ließ David sie anhalten und opferte dem Herrn einen Stier und ein Mastkalb. Als der Zug sich wieder in Bewegung setzte, tanzte David voller Hingabe neben der Bundeslade her, um den Herrn zu loben. Er war nur mit einem leichten Leinenschurz bekleidet, wie ihn sonst die Priester trugen. Jubelnd brachten David und alle Israeliten, die ihn begleiteten, die Bundeslade nach Jerusalem, und die Musiker bliesen ihre Hörner. Als die Menge in der Stadt Davids ankam, schaute Davids Frau Michal, die Tochter Sauls, aus dem Fenster. Sie sah, wie der König hüpfte und tanzte, und verachtete ihn dafür. Man trug die Bundeslade in das Zelt, das David für sie errichtet hatte, und stellte sie auf den vorgesehenen Platz in der Mitte. Dann ließ David dem Herrn Brand- und Dankopfer darbringen. Er segnete das Volk im Namen des allmächtigen Gottes. Alle Israeliten, Männer und Frauen, erhielten einen Laib Brot, einen Rosinen- und Dattelkuchen. Dann machten sie sich auf den Heimweg. Auch David ging nach Hause, um seine Familie zu sehen. Er war noch nicht im Palast, als ihm Michal schon entgegen kam: „Ach, wie würdevoll ist heute der Herr König vor seinem Volk aufgetreten!“, spottete sie. „Bei deiner halb nackten Tanzerei hast du dich vor den Sklavinnen deiner Hofbeamten schamlos entblößt. So etwas tut sonst nur das Gesindel!“ David erwiderte: „Ich habe dem Herrn zu Ehren getanzt. Er hat deinem Vater und seinen Nachkommen die Herrschaft genommen und sie mir anvertraut. Mich hat er zum König über sein Volk Israel eingesetzt, und ihm zu Ehren will ich auch künftig tanzen.“’

Der große König David tanzt ausgelassen vor Gott! Pure Lebens- und Glaubensfreude bricht da aus ihm heraus!

Um sich mal eine Vorstellung zu machen, in was für einer Kleidung David herum getanzt hat, blenden wir so einen leinernen Priesterschurz, den David anhatte, auf der Leinwand ein. Auf Hebräisch heißt dieser Priesterschurz Efod. Vielleicht war das hier schon ein schmuckes Stück für den Hohenpriester und David hatte etwas Einfacheres an.

Unabhängig davon finde ich jedenfalls, dass dieser Efod, dieser Priesterschurz noch ganz gemäßigt aussieht - wie so ein nettes Abendkleid für eine Dame - noch nicht mal Minirock, wo die Beine zu sehen sind.

Sicher, auch in so einem Priesterschurz kann man ausgelassen tanzen. David jedenfalls hat das getan! Voller Gottvertrauen ist er vor der Bundeslade des Herrn wild hin und her gehüpft. Dazu war er sich nicht zu schade und kannte da keine Hemmungen. Übrigens ist er da nicht die Ausnahme. Wenn man sich mal die Geschichten gerade aus dem Alten Testament durchliest, dann merkt man, wie begeistert, wie erfüllt vom Geist Gottes die Menschen damals waren und sich Gott total hingaben. Da ist das, was David tut noch ziemlich harmlos.

Was mir daran klar wird: Glaube an Gott hat unwahrscheinlich viele Ausdrucksformen!

Es gibt da nicht nur die eine Form, die die richtige ist. Da gibt es diejenigen, bei denen das mit dem Glauben eher über den Kopf läuft, die eine gut theologische Predigt hören möchten, bei denen die gewohnte, vertraute Liturgie korrekt, bis ins Kleinste stimmen muss. Diejenigen brauchen das. Und das alles hat auch sein gutes Recht, wenn es Menschen anspricht und sie so einen Zugang zum lebendigen Gott bekommen.

Da gibt es aber auch diejenigen, die eher emotional, über viele Sinne einen Zugang zum lebendigen Gott bekommen, angesprochen und berührt sind. Da gibt es diejenigen, die Hände, Beine oder sonst was bewegen wollen, um ihre Freude Gott gegenüber auszudrücken und ihn so loben und ehren!

Es gibt da sicherlich noch viel mehr an Formen als das, was ich jetzt grob zweigeteilt habe. Und wenn ich mir die Bibel anschaue, dann bin ich überzeugt: Gott hat da ein ganz, ganz weites Herz! Da gibt es alle möglichen Formen, über die Menschen zum Glauben an den einen lebendigen Gott finden!

Ich selbst finde das wunderschön, wunderbar, dass das so ist!

Gott spielt da nicht die eine Form gegen die andere aus. Er lässt sie vielmehr nebeneinander stehen und benutzt sie, damit Menschen auf ihn vertrauen und von ihm total erfüllt sind!

Um es mal konkret auf unsere Gemeinde zu übertragen:

Ja, es ist gut, dass es den klassischen Gottesdienst mit Liturgie, Orgel, feierlichem Abendmahl und vielen anderen kirchlichen Elementen gibt.

Ja, es ist aber auch gut, dass wir Welcomegottesdienst mit Band, lockeren Einlagen, visuellen Effekten und vielem mehr so wie heute haben.

Wir sollten da nicht in einen falschen Konkurrenzkampf treten, bei dem einen sagen, wie stinklangweilig und asbach uralt das doch ist, und bei dem anderen, wie niveaulos und unkirchlich das ist.

Es gibt da keine absolute Form, die bei Gott nur als die wahrhaft richtige gilt! Nochmals: Gott hat da ein viel größeres Herz, wenn es um den Glauben an ihn geht, als wir oft meinen.

Ich habe den Eindruck, dass das im Gespräch zwischen Michal und David auch so wichtig ist. David hat nicht danach gefragt, was sich für einen König gebührt. Er hat einfach seine spontane Freude an Gott rausgelassen. Deswegen hat er zu Ehre und zum Lob Gottes wild getanzt und gefeiert!

Damit wäre ich bei dem weiteren, ganz entscheidenden Punkt an der Geschichte.

Ich habe bis jetzt ja noch nicht so richtig die Frage beantwortet: Dürfen wir Christen an den Feiern und Feten in den Discos so mitmachen?

Ich würde sagen, wir dürfen. Wir Christen haben die Freiheit dazu! Auch wenn ich da nicht alles gut heiße und manches auch platt und falsch ist, wir dürfen auch da unsere Freude ausleben! Ich würde sogar sagen: Dahinter steckt letztendlich die Sehnsucht der Menschen nach erfülltem und wahrem Leben!

Ich kann diese Sehnsucht nur allzu gut verstehen. Wir, die Kirche, unsere Philippus-Kirchengemeinde hier vor Ort steht da in der Pflicht, hat den Auftrag, den Menschen auf ihre Sehnsüchte und Fragen eine Antwort zu geben.

Wie können wir das machen?

Mit Sicherheit nicht so, dass wir es der Stadt Köln gleichmachen und einen Discogottedienst nach dem anderen anbieten. Da können wir gar nicht mithalten. Da sind die anderen viel besser und professioneller als wir. Da würden wir nur eine billige Kopie von abgeben, mehr nicht. Da würden wir auch das Eigentliche, was uns ausmacht, verschweigen. Nein, da haben wir viel mehr, ja noch was ganz anderes zu bieten! Wir haben die frohe Botschaft, dass Gott selbst bei uns ist und für uns da ist, ja dass er unser Leben ausmacht und erfüllt! Jesus Christus selbst hat es uns im 6. Kapitel des Johannesevangeliums gesagt: ‚Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.’ Und ein Kapitel weiter sagt er: ‚Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.’ Das ist es! Darauf kommt es an! Und mit dieser frohen Botschaft dürfen wir als Kirche selbstbewusst auftreten! Bei Gott selbst finden wir unsere befreiende Antwort auf alle unsere Sehnsüchte und Wünsche nach Leben!

Das war genauso auch bei David der Fall. Dem ging es eigentlich ganz gut. Wie gesagt: Jerusalem erobert, zu seiner Hauptstadt gemacht, König über ganz Israel, zudem viele Frauen - Herz was willst du mehr? Er war doch eigentlich der Discokönig.

Aber ihm hat etwas ganz Entscheidendes gefehlt: Die Gegenwart Gottes, der Segen Gottes zu allem! Ohne das fehlte ihm die entscheidende Mitte seines Lebens, der tragende Grund!

Genau das findet David in der Bundeslade des Herrn!

Auch dazu haben wir ein Bild, das auf der Leinwand eingeblendet wird.

Die Bundeslade war etwas ganz Brisantes und Hochheiliges damals beim Volk Israel. Das war ein rechteckiger Kasten, der mit Gold überzogen war und an zwei Stäben getragen wurde. In dem Kasten befanden sich die beiden Tafeln mit den zehn Geboten und noch andere heilige Sachen. Auf dem Kasten befand sich eine goldene Platte mit zwei Cherubim bzw. Engeln mit ausgebreiteten Flügeln. Diese Bundeslade war das Symbol für die Gegenwart Gottes schlechthin! Hier konnte man ihm begegnen! Hier war er da und ließ seinen Segen wirken!

Aus diesem Grund holt David die Bundeslade nach Jerusalem und freut sich so sehr darüber!

David weiß in seinem Herzen: All meine Erfolge, alles, was ich bisher erreicht habe, das zählt ohne Gott nicht. Erst er selbst gibt mir das, was mich letztendlich im Leben trägt und erfüllt. Darin liegt der Grund seiner unbändigen Freude!

Um es auf uns heute zu übertragen:

Ja, wir haben auch manches Schöne und Gute an Leben in unserer Gemeinde. Wir haben auch viel pulsierendes Leben in Raderthal und ganz Köln.

Aber das ist nicht das, was uns ausmacht. Da würde uns was ganz Entscheidendes fehlen. Das Entscheidende ist vielmehr, dass Gott in unserer Mitte ist! Nicht durch die Bundeslade so wie damals, sondern durch Jesus Christus ist er das! Das Entscheidende ist, dass er durch Jesus seinen Segen uns, unserer Philippus-Kirchengemeinde, ganz Raderthal, ganz Köln und noch darüber hinaus gibt! Darin finden wir in allen unseren so unterschiedlichen Ausdrucksformen unseres Glaubens unser Lebensglück und unsere Freude! Das gilt es fröhlich zu leben und laut in der Welt weiterzusagen und somit eine Glaubensfröhlichkeit und Freude nach außen hin auszustrahlen! In dem Sinne lasst uns voller Freude das nächste Lied ‚Heut wird gefeiert’ miteinander singen und damit unserem Herrn und Gott die Ehre geben.
Amen.

Klaus Eberhard