Predigt am 23. Januar 2011 über
Johannes 4, 46 - 54
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Ich
lese Worte aus dem 4. Kapitel des Johannesevangeliums:
46
Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu
Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs;
dessen Sohn lag krank in Kapernaum. 47 Dieser hörte, dass Jesus aus
Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn,
herabzukommen und seinem Sohn zu helfen; denn der war todkrank. 48
Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so
glaubt ihr nicht. 49 Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe
mein Kind stirbt! 50 Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt!
Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.
51 Und während er hinab ging, begegneten ihm seine Knechte und
sagten: Dein Kind lebt. 52 Da erforschte er von ihnen die Stunde, in
der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern
um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. 53 Da merkte der
Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte:
Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. 54 Das ist
nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa
kam.
Liebe
Gemeinde!
Mit
tollen Wundern aus dem Johannesevangelium werden wir an diesen
Sonntagen nach Epiphanias gerade konfrontiert. Letzten Sonntag hörten
wir von dem Wunder bei der Hochzeit zu Kana. Und heute geht es
wieder um ein großes Wunder, das seinen Ausgang auch in Kana hat.
Ich
gebe ehrlich zu: Auf den ersten Eindruck tu ich mich damit schwer.
Jesus, der Wundermann? Geht es tatsächlich um einen Wunderglauben?
Gerade
im Johannesevangelium geschehen durch Jesus besondere Zeichen, an
den klar wird: Er ist der Sohn Gottes! Jesu Herrlichkeit kommt da
voll zum Tragen!
Daran
merkt man aber schon: Es geht nicht um einen reinen Wunderglauben!
Ich selbst gehe, tatsächlich davon aus, dass Jesus das konnte und
noch heute Wunder geschehen können und auch geschehen. Wenn ich
Missionsehepaare aus anderen Ländern der Welt, aus Afrika oder Südamerika
höre, dann merke ich, wie beschränkt oft mein Horizont als aufgeklärter
Mitteleuropäer ist. Ich gehe davon aus: Da gibt es mehr als das,
was ich mit meiner Vernunft begreife und genau erklären kann.
Aber
es geht um mehr als nur um Wunder! Es geht um den Glauben an Jesus,
unseren Herrn und Gott!
Wenn
man die Wundergeschichte genau liest, dann merkt man, dass Jesus
einen reinen Wunderglauben auch kritisiert: ‚Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.’
Ja, das stimmt - nicht nur damals, sondern auch heute. Wir möchten
gerne handfeste Beweise, wo es was zum Sehen und Begreifen gibt.
Aber genauso verhält sich Gott nicht. Da spielt er nicht mit. Jesus
sieht das kritisch.
Der
Mann allerdings, der zu Jesus kommt, lässt nicht locker. Er will im
Grunde genommen gar nicht Jesus als Wunderheiler erleben. Er ist gar
nicht scharf auf tolle Wunder.
Der
geht gar nicht auf die Wunderkritik von Jesus ein. Da bricht es
vielmehr aus ihm heraus: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Den
Mann treibt schlicht und einfach die Not. Dem geht es um sein Kind.
Das Vaterherz spricht da!
Und
noch etwas: Er vertraut sich diesem Jesus, den er bis jetzt noch
nicht so genau kennt, an! Den weiten Weg von Kapernaum - das waren
immerhin 25 Kilometer bis nach Kana - diesen weiten Weg hat er auf
sich genommen. Was für ein Vertrauen muss dieser Mann in Jesus
gehabt haben!
Aber
damit nicht genug: Das Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt.
Jesus
sagt jetzt nicht einfach: O.K. Ich komme mit! Jesus spricht vielmehr
zu dem Mann: ‚Geh hin, dein Sohn lebt!’
Und
was tut der Mann? Er glaubt dem Wort Jesu und geht heim! Das finde
ich einfach irre! Also ich als Sicherheitsmensch hätte vielleicht
gesagt: Jesus, kann ich das bitte schriftlich haben - so als
Absicherung?
Ich
möchte Ihnen dazu kurz ein Beispiel erzählen: Ich hatte jetzt in
dieser Woche etwas Ärger mit einer bekannten Telefongesellschaft.
Ich darf den Namen nicht nennen, aber Sie wissen es schon, wenn ich
die Melodie vorträllere …
Also
mit dieser Telefonfirma hatte ich so meinen Ärger. Die haben mit
diese Woche einen Brief geschrieben, dass irgendetwas in meiner
Sparcard bei meinem Mobilfunkvertrag sich geändert hätte. Meine
erste Reaktion: Hä?! Ich bin doch schon längst nicht mehr bei
dieser Firma und außerdem habe ich mit denen nie einen
Mobilfunkvertrag abgeschlossen. Diese Handynummer ist nicht meine.
Also habe ich postwendend zurück geschrieben, das würde mich nicht
jucken, ich hätte mit ihnen nichts mehr zu tun. Ja, und dann kam
eine Antwort, die mich echt unruhig machte. Man hätte in den
Unterlagen nachgeschaut und das hätte alles seine Richtigkeit und für
die anfallenden Kosten müsste ich aufkommen. Also da bin ich so was
auf Abwehrhaltung gegangen. Ich habe denen gehörig meine Meinung
per Brief gesagt, ich würde für nix aufkommen und die Kosten könnten
sie sich an den Hut stecken. Schließlich rief mich ein freundlicher
Herr von der besagten Telefonfirma an und das Ganze klärte sich im
Guten auf. Ich hatte einmal vor Jahren meinem Vater ein Handy zu
Weihnachten geschenkt und von daher stammte der Vertrag. Alles hatte
seine Richtigkeit und ich war so erleichtert. Es war kein
Dauervertrag, sondern bloß eine Prepaidvertrag, also wo man selbst
das Handy aufladen muss und die Kosten selbst im Griff hat und nicht
eine beliebige Summe vom Konto einfach eingezogen wird. Mir war also
plötzlich klar: Das ist die Handynummer deines Vaters. Alles löste
sich in Wohlgefallen auf. Aber trotzdem - und das ist für mich
jetzt das Wichtige an der Geschichte - trotzdem wollte ich das gerne
noch schriftlich haben. Im Nachhinein ist mir dann klar geworden:
Hey Klaus, die Sache ist geklärt. Das brauchst du nicht mehr
schriftlich. Gib es jetzt einfach ab!
Was
ich mit diesem Beispiel sagen möchte: Es ist schon wichtig, in
geschäftlichen Dingen es schriftlich zu haben und sich abzusichern,
nicht zu gutgläubig zu sein.
Aber
in Bezug auf Gott, wenn es um eine Beziehung zu Gott geht, klappt
das nicht. Da kann ich es nicht schriftlich haben. Da werde ich mich
auf den Glauben einlassen müssen. Das ist eine Sache des
Vertrauens!
Genau
das tut auch der Mann, der ein einfacher Soldat oder etwas gehobener
ein Hofbeamter des Königs ist - vermutlich des Herodes Antipas,
einer der Söhne des großen Herodes.
Dieser
Mann glaubt! Er macht sich auf den Weg ohne Jesus! Er macht sich auf
den Weg, ohne etwas schriftlich zu haben! Er macht sich auf den Weg,
ohne etwas greifbar, sichtbar mitzunehmen!
Aber
eins hat er trotz allem. Auch wenn er Jesus nicht sieht, hat er
seine dicke Zusage: ‚Geh hin, dein Sohn lebt!’
Genau
das ist für mich das Entscheidende an der Wundergeschichte! Es geht
gar nicht so sehr um das Wunder, das dann geschieht. Es geht
vielmehr um den Glauben an Jesus, auch wenn ich ihn nicht sehe und
die Resultate, die ich mir wünsche, nicht sofort eintreffen, ja
vielleicht sogar in diesem Leben gar nicht eintreffen.
Genau
das ist es, was mich mit diesem Mann im Dienst des Königs damals
auch noch heute verbindet!
Der
Mann sieht es nicht, was er sich so sehr wünscht.
Auch
wir getaufte Christen, die an Jesus glauben, sehen vieles noch
nicht.
Nur,
weil wir an Jesus glauben, wird es uns in diesem Leben nicht
unbedingt äußerlich besser gehen und alles wunderbar klappen. Wie
ich schon in der Taufe von Can gesagt habe: Gott ist keine
Wunderwaffe, so dass alles zum Erfolg kommt, wie wir es uns wünschen!
Oder
wie ich es vor kurzem euch Katechumenen gesagt habe: Gott ist kein
Colaautomat, wo ich auf die Taste drücke und dann kommt unten die
entsprechende Flasche heraus.
Es
bleibt eine Sache des Vertrauens, des Glaubens an Jesus!
Aber
wir sind darin - das ist entscheidend! - wir sind trotz allem
Schweren darin nicht allein! Wir haben Gottes so feste und gewisse
Zusage! Jesus spricht zu jedem von uns: Geh hin! Auf dich wartet das
Leben! Und wenn du es nicht hier erfährst, dann bei mir in der
Ewigkeit! Vertrau darauf! Glaube mir!
Da
sind tatsächlich wir angesprochen - mitten in unserem Alltag, der
manchmal alles andere als rosig aussieht, wo es manchmal echt
Schwieriges zu bewältigen gibt.
Da
gilt es trotz allem, an Gott festzuhalten, sich auf ihn einzulassen.
Wir
sind im Grunde genommen der Mann, der sich ohne unseren sichtbaren
Herrn Jesus Christus auf den Weg machen.
Das
ist unsere Lage, unsere Situation! Wir sind auf diesem Weg des
Glaubens!
Aber
wir haben, auch wenn wir davon jetzt nur wenig oder noch gar nichts
sehen, Gottes feste Zusage, dass er bei uns ist, für uns da ist, so
wie es uns in der Taufe zugesprochen wurde.
Ich
wünsche uns allen, dass wir das von Herzen glauben können und uns
im Vertrauen auf Jesus, unseren Herrn und Gott, auf den Weg machen können,
in unseren Alltag gehen können.
Amen.
Klaus
Eberhard
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