Hier kommen Sie zurück zur Startseite Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise) Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  16. Januar 2011  über 2. Mose 33, 17 - 23

  Drucken  

 

Ich lese Worte aus dem 33. Kapitel des 2. Mosebuches:

17 Der HERR sprach zu Mose: Auch das, was du jetzt gesagt hast, will ich tun; denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen. 18 Und Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! 19 Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will vor dir kundtun den Namen des HERRN: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. 20 Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. 21 Und der HERR sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. 22 Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. 23 Dann will ich meine Hand von dir tun und du darfst hinter mir her sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.

 

Liebe Gemeinde!

‚Herr, das Licht deiner Liebe leuchtet auf’ - so haben wir es gerade in dem inzwischen sehr bekannten Lobpreisklassiker von Graham Kendrick gesungen.

Ich mag dieses Lied nach wie vor. Es steckt so voller Glaubensfreude und Glaubensbegeisterung. Man denke nur an die Sätze in der ersten Liedstrophe: Jesus, dein Licht, füll dies Land mit des Vaters Ehre! Komm, Heilger Geist, setz die Herzen in Brand! Fließ Gnadenstrom, überflute dies Land mit Liebe!

Ja, das wünsche ich mir sehr! Und ich vermute, ich bin nicht der einzige.

Aber zugleich frage ich mich: Ist das auch so? Erlebe ich das so?

Da sieht doch vieles eher bescheiden aus und ernüchtert einen.

In der Zeitung kann man es über die Landesssynode unserer Evangelischen Kirche im Rheinland lesen:

Die Einnahmen gehen weiter zurück - es geht dabei um mehrere Millionen. Die Personaleinsparungen werden weiter vorgenommen und umgesetzt.

Man muss aber gar nicht soweit oben mit dem Rotstift ansetzen:

Auch wir, unsere Gemeinde, können sich nicht mehr alles leisten und müssen in manchem sparen. Neben dem Geld, was uns fehlt, treibt uns auch die Sorge umher: Wo bleibt unser Nachwuchs? Wie wird es wohl bei uns in zwanzig Jahren aussehen?

Jetzt will ich aber nicht rumjammern und eine depressive Stimmung verbreiten.

Ich würde damit die geistlichen Aufbrüche, die auch geschehen, und die Chancen, die sich aus Krisenzeiten ergeben, übersehen.

Und ich würde übersehen, dass in den alten Zeiten, die doch immer als so gut beschrieben werden, auch manches nicht glatt und rund lief.

Das war schon übrigens zu Zeiten des Mose so.

Wir kennen vor allem die Geschichte von den tollen Ereignissen her:

Gott hat sein Volk Israel aus Ägypten befreit hat. Auf wunderbare Weise hat er sein Volk durch das Schilfmeer oder auch ein anderes Meer geführt, während er die militärische Übermacht Ägyptens untergehen ließ. Auf dem Berg Sinai gab er seinem Volk die 10 Gebote. Während der Wüstenwanderung hat er sein Volk behütet und bewahrt.

Soweit zu den herrlichen Ereignissen.

Aber so reibungslos werden es Mose und seine Leute nicht immer erlebt haben.

Ich denke an das Risiko, auf das sich Mose einließ, die Quärelen, die er mit dem Pharao hatte, die spontane Flucht aus Ägypten, der Ärger und Widerstand, der sich aus den eigenen Reihen erhob, so dass es dem Mose fast Kopf und Kragen kostete.

Das waren große Strapazen. Da lief vieles genauso wie heute nicht glatt und rund.

Und das alles im Auftrag Gottes, in seinem Namen?

Ich kann daher die Worte verstehen, die wir heute als Predigttext aus dem 33. Kapitel des 2. Mosebuches gehört haben. Ich kann verstehen, dass Mose zu Gott spricht: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! Ich kann verstehen, dass er sich danach sehnt, sich das wünscht.

Mose sucht einfach Bestätigung, Absicherung für all das, was er bis jetzt getan hat, wofür er sich so über Jahre hinweg eingesetzt hat.

Da lag eine große Verantwortung auf seinen Schultern und von da her möchte er genau, ganz klar wissen, woran er bei Gott ist.

Vielleicht möchte er auch damit all den Menschen, die ihm Probleme bereiten, ihm Widerstand leisten und ihn hinterfragen, sagen: Hey, schaut mal! Hier ist Gott! So und so verhält es sich mit ihm! Jetzt habt ihr den Beweis dafür!

Und was tut Gott auf diesen so verständlichen Wunsch von Mose?

Er geht tatsächlich auf Mose ein, aber er geht nicht so ein, wie Mose es sich wünscht!

Er sagt ihm auch ganz klar, warum: Das würdest du gar nicht aushalten Mose. Daran würdest du zugrunde gehen und sterben, wenn du mich von Angesicht zu Angesicht sehen würdest.

Der so ungeheuerlich große Abstand zwischen Gott und mir Menschen tritt hier hervor. Dem heiligen und herrlichen Gott kann ich unheiliger und kleiner Mensch mich nicht so ohne weiteres nähern. Das ist etwas, das die Menschen damals genau wussten, was bei uns heute allerdings kaum eine Rolle mehr spielt. Aber genau das betont unser Predigttext. Das macht er uns neu bewusst. Ich bin nicht mit Gott automatisch per du. Ich habe ihn nicht in der Tasche.

Nein, da entzieht sich Gott erstmal mir und bleibt unverfügbar!

Da kann ich kleiner Mensch mit meinem Verstand - und sei ich noch so schlau - Gott nicht begreifen. Bei aller gut gemeinten und auch segensreichen Aufklärung - auf einem rationalistischen Weg komme ich bei Gott nicht weiter. So kann ich nicht zu ihm kommen und ihn packen.

Wenn das möglich wäre, dann wäre ich im Grunde genommen mein eigener Herr über Gott. Ich könnte ihn für meine Zwecke gebrauchen und - ganz gefährlich! - auch missbrauchen.

Ich denke da an so viele schlimme Geschehen aus unserer Vergangenheit. Wie oft haben da Menschen den Namen Gottes missbraucht. Dahinter stand aber nicht der lebendige und heilige Gott, der sich zeigt, sondern einfach ein Benutzen und Missbrauchen von Religion - menschengemacht.

Gott spielt da nicht mit. Dafür gibt er sich nicht her. Dem entzieht er sich und bleibt uns Menschen unverfügbar.

Wir können also Gott mit unserem Verstand und auch allen unseren Sinnen nicht begreifen. Es mag sein, dass jeder Mensch seinen eigenen eher sinnlichen, emotionalen oder eher rationalen, intellektuellen Zugang zu Gott hat. Ich vermute darauf geht auch Gott ein und geht da mit jedem seine eigene Geschichte.

Aber letztendlich können wir ihn mit unseren Fähigkeiten nicht begreifen. Es bleibt eine Sache des Vertrauen, des Glaubens!

Und genau auf dieser Schiene geht Gott tatsächlich auf den Wunsch des Mose ein.

Er zeigt sich wirklich dem Mose - aber von der Rückseite, quasi von der unansehlichen Seite.

Wir sagen ja auch manchmal etwas ironisch, wenn wir Fotos uns ansehen, oder Menschen von hinten vor uns stehen: ‚Auch ein Rücken kann entzücken’.

Also, wenn ich als Mann eine Frau ganz nett finde, dann möchte ich sie nicht von hinten, sondern von vorne sehen. Da gibt’s einfach mehr Reizvolles, Schönes zu sehen.

Genauso macht es aber Gott nicht. Er zeigt sich uns Menschen nicht volle Front von der prachtvollen schönen Vorderseite, sondern von der eher unattraktiven Rückseite.

Mit all seiner Herrlichkeit zeigt er sich im Unscheinbaren, Verborgenen, gar nicht so Attraktiven uns Menschen!

Das ist die tiefe Wahrheit, die hinter diesem Satz ‚Auch ein Rücken kann entzücken’ steckt. Bei Gott trifft das genauso zu.

Denken wir doch nur an die Kirchenjahreszeit, in der wir jetzt stehen: Die Weihnachtszeit liegt hinter uns - der Tannebaum ist dank kräftiger Mitarbeiter weg und auch der Herrnhuter Stern -, die Epiphaniaszeit ist am Ausklingen und bald beginnt schon die Passionszeit.

Das sind alles Zeiten, die uns deutlich machen, dass Gott nicht prachtvoll, herrlich daher schreitet, sondern bescheiden und armselig kommt.

Der Weg Jesu Christi von der Krippe zum Kreuz macht uns das deutlich.

Gott ist sich nicht zu schade, für uns diesen unteren Weg zu gehen, all seine Herrlichkeit in diesen armseligen Verhältnissen zu zeigen.

Er ist sich nicht zu schade, in unsere menschlichen Tiefen hinab zusteigen und sich genauso, von seiner unansehlichen Rückenseite zu erkennen zu geben.

Jetzt mag manch einer sich sagen: Das ist mal wieder viel Kreuzestheologie. Das waren mal wieder sehr theologische Gedanken.

Dem würde ich widersprechen und sagen:

Nein, das Ganze hat gerade so ganz viel mit unserem Leben zu tun.

Gott wollte damit dem Mose klar machen: Ich bin bei dir und für dich da, gerade in dem ganzen Trouble´, den du hast, in all dem Stress und den Problemen, die dich rumtreiben.

Und ich bin überzeugt, das will er auch jedem von uns heute noch genauso klar machen: Ich bin bei dir und für dich da, gerade dort, wo du in einer Krise steckst, wo es dir beruflich oder privat echt schlecht geht. Die Verhältnisse mögen noch so armselig und miserabel sein, aber auch darin, ja gerade darin wirst du mich antreffen und finden.

Um es etwas konkreter, aktueller zu sagen:

Wir haben heute die Gemeindeversammlung, wo wir alles Mögliche aussprechen und hören werden, was im letzten Jahr an Gutem und Schönem so gelaufen ist. Vielleicht haben wir da auch etwas von Gottes herrlicher Gegenwart gespürt. Wunderbar, wenn es so ist!

Und wir sollten dabei sicherlich auch den Blick nach vorne richten, von Gott Großes für die Zukunft erwarten. Visionen und Träume brauchen wir für unsere Gemeinde! In sofern stimmt das Lied, das wir vor der Predigt gesungen haben, tatsächlich. In sofern stimmen auch die Worte des Mose: ‚Lass mich deine Herrlichkeit sehen!’

Aber heben wir dadurch nicht zu sehr vom Boden ab. Meinen wir nicht, wir hätten somit alles im Griff.

Vielleicht werden wir auch manches hören, was nicht so toll ist und uns ernüchtert. Vielleicht werden wir merken, dass wir vor manch Herausforderungen stehen. Da dürfen wir wissen: In all dem Unansehlichen, Schwachen und Kümmerlichen ist Gott auch da!

Darauf dürfen wir ganz fest vertrauen und hoffen, so wie es auch der Taizegesang den wir gleich im Fürbittengebet singen werden, ausspricht: ‚Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.’ Amen.

Klaus Eberhard