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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  25.12.2010, Weihnachten  über  Micha 5, 1 - 4a

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Wir hören Worte aus dem 5. Kapitel des Prophetenbuches Micha:

1 Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. 2 Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, daß die, welche gebären soll, geboren hat. Da wird dann der Rest seiner Brüder wiederkommen zu den Söhnen Israel. 3 Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des HERRN und in der Macht des Namens des HERRN, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich werden, so weit die Welt ist. 4 Und er wird der Friede sein.

 

Liebe Gemeinde!

Das, was der Prophet Micha schreibt, passt doch wunderbar zu Weihnachten.

Da wird von ‚Bethlehem’ geredet - dem Ort, wo Jesus nach der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas- und dem Matthäusevangelium geboren wurde. ‚Efrata’ ist dabei das Gebiet, das Bethlehem umfasst und aus dessen Region die Familie Davids stammt. In der Nachfolge Davids steht der neue Friedenskönig, der geboren wird.

Ein klassischer Weihnachtstext: Der Prophet Micha hat den zukünftigen Messias aus dem Geschlecht Davids angekündigt. Das Ganze hat sich in Jesus Christus, in seiner Geburt in Bethlehem, erfüllt.

Vom christlichen Glauben her stimmt das! Darauf vertraue ich auch, dass in Jesus der Heiland, der Messias, von dem das Alte Testament spricht, zur Welt gekommen ist. (Pause)

Ich würde es mir allerdings zu leicht machen, wenn ich diesen Text aus dem Prophetenbuch Micha nur mit einer lieb netten Weihnachtssicht vereinnahme. Wir haben alle gerade den Heilig Abend hinter uns liegen. Wir befinden uns jetzt mitten in der Weihnachtszeit. Da legt es sich nahe, den Text aus dem Prophetenbuch Micha nur schön besinnlich auszulegen. So einfach ist das allerdings nicht.

Micha ist nämlich kein Prophet, der nur nett von einem Fest der Liebe und des Friedens redet.

Micha war vielmehr ein harter Unheilsprophet gewesen. Das heißt: Er redete den Leuten damals kräftig in’s Gewissen geredet. Er sprach harte Gerichtsworte gegenüber seinem Volk.

Er lebte im siebten Jahrhundert vor Christus. Zu der Zeit regierten in Juda nacheinander die Könige Jotam, Ahas und Hiskia. Die Assyrer als Großmacht bedrängten das Land und machten den Einwohnern das Leben schwer. Der Prophet Micha trat zu dieser Zeit auf und sagte den Leuten knallhart in’s Gesicht: So habt ihr es auch verdient. Ihr habt euch von Gott abgewendet und dementsprechend werdet ihr jetzt bestraft. Da finden sich ganz heftige Gerichtsworte bei ihm. So schreibt Micha z.B. im 3.Kapitel: ‚Darum wird Zion um euretwillen wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps.’ Das muss in den Ohren der jüdischen Einwohner unglaublich hart geklungen haben. (Pause)

Jetzt kann man sich sagen: Das Ganze also hat überhaupt nichts mit Weihnachten zu tun. Ja vielleicht noch schlimmer - dieser Micha vermiest uns noch unsere frohe und besinnliche Stimmung in dieser Zeit. Hoffentlich ist das nicht der Fall, wenn Sie nach diesem Gottesdienst nach Hause gehen.

Dieser Text hat nämlich durchaus auch was mit Weihnachten zu tun.

Ich sehe hier vor allem zwei Pole, die sich gegenüber stehen:

Das Unheil und das Heil. Die unheilvolle Zeit und die heilvolle, die heilsame Zeit.

Das ist etwas, das damals, zu Zeiten des Micha so war.

Das ist etwas, dass damals, als Jesus geboren wurde, zutraf.

Das ist etwas, das auch uns heute noch betrifft.

Ich werde das jetzt etwas genauer entfalten, was ich damit meine.

Ich fange mit der Zeit des Micha an:

Das war, wie schon gerade angedeutet, keine heilvolle Zeit. Die Assyrer hatten das Sagen. Das jüdische Volk war weit von dem Großreich unter dem König David entfernt. Ein kleines Gebiet um Jerusalem herum war als Rumpfstaat übrig geblieben. Zudem leiteten führenden Köpfe das Volk in die Irre und machten leere Versprechungen. Wirtschaftlich gesehen steckte sich die meisten das Geld in die eigene Tasche. Viele, die am Rande der Gesellschaft standen, blieben auf der Strecke, hatten nichts zu melden.

Micha nennt diese unheilvollen Zustände deutlich beim Namen. Er geht dabei auch hart die damaligen Könige aus dem Hause Davids an. Für sie hat nur ein vernichtendes Urteil übrig. Der neue Friedenskönig wird sicherlich ganz anders aussehen. Das wird etwas völlig Neues anbrechen, etwas, wo Gott selbst in den Lauf der Geschichte einbricht und die Initiative übernimmt!

Damit wäre ich bei der heilvollen Seite, der Hoffnung, die der Prophet Micha ausspricht. Durch das Gericht hindurch prophezeit er eine gute Zukunft, die Gott selbst herbeiführen wird. Mitten in allen Gerichtsworten, die der Prophet für sein Volk übrig hat, wird auch das Heil angekündigt.

Einer pessimistischen Sicht nach dem Motto ‚Jaja, so böse ist die Welt’ will Micha hier gerade nicht das Wort reden. Er sieht vielmehr das kommende Heil!

Damit komme ich zur Weihnachtsgeschichte selbst, zur Geburt Jesu Jahrhunderte später.

Wissen Sie, ich bin bei der Weihnachtsgeschichte hin und her gerissen. Einerseits weiß ich, wie wichtig ist, diese Geschichte gerade an Weihnachten den Menschen vorzulesen. Ich sehe immer wieder, wie gerade ältere Menschen leuchtende Augen dabei bekommen und wachsam zu hören. Das gehört für die Menschen zu Weihnachten - zu Recht, wie ich finde. Vor allem theologisch: Gott wird schließlich Mensch!

Andererseits tu ich mich manchmal mit der Weihnachtsgeschichte auch schwer. Ich ertappe mich dabei, wie ich diesen Text nur lieblich und nett finde. Ja, ich verniedliche die Weihnachtsgeschichte. Ich vermute, das geht einigen ähnlich. Manche Weihnachtslieder laden uns ja gerade dazu ein, all das, was damals geschah, tatsächlich zu verniedlichen.

Ich erinnere nur an das Lied ‚Stille Nacht, heilige Nacht’.

Da heißt es in der zweiten Strophe: ‚Holder Knabe im lockigen Haar, schlaf in himmlischer Ruhe, schlaf in himmlischer Ruh.’ Also, ich gehe davon aus, dass dieser Knabe damals nicht so hold im lockigen Haar dalag und himmlisch ruhte.

Damit Sie es jetzt nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen das Lied, wenn es uns auf Weihnachten einstimmt und in uns auch emotionale Gefühle, besinnliche Momente auslöst. Aber wenn es nur bei dem holden Knaben im lockigen Haar bleibt, ja dann bleiben wir selbst an der Oberfläche der Weihnachtsgeschichte. Dann dringen wir zu dem Eigentlichen, was an Weihnachten passiert ist, nicht durch.

Wichtig ist, die unheilvollen Verhältnisse von damals wieder zu erkennen und sie nicht zu beschönigen. Wichtig ist, die Weihnachtsgeschichte mit ihren Ecken und Kanten wahrzunehmen. Dieses Bethlehem z.B. war ein hässlicher und armer Ort. Wenn Sie heute nach Israel fahren und dorthin kommen, hat sich da nicht viel verändert. Viel Armut und große Arbeitslosigkeit herrscht da unter der palästinensischen Bevölkerung.

Das war, als Jesus geboren wurde, nicht wesentlich anders.

Das waren armselige Verhältnisse. Bei der Geburt Jesu hatte man kein richtiges Dach überm Kopf. Der Stall mit der Futterkrippe musste herhalten. Die Hirten, die später dazu kamen, waren auch nicht gerade die angesehensten Leute.

Dafür gilt es, sich bewusst zu machen.

Gott kommt tatsächlich in diesem armen Kind leibhaftig zur Welt. Aus der Höhe begibt er sich in unsere menschlichen Tiefen, in unsere armseligen Verhältnisse. Gott hat sich nicht gescheut, diesen unteren Weg zu gehen.

In seinem Sohn Jesus Christus schenkt er uns das Heil und kommt in unsere unheilvollen Verhältnisse.

Das ist die Weihnachtsbotschaft, die wir mitnehmen dürfen!

Damit komme ich zu unserer Weihnachtssituation, in der wir stehen.

Es ist jetzt sicherlich nicht angesagt, all das, was wir an Weihnachten so lieblich finden, einfach über Bord zu werfen. Nein, das gehört ohne Frage dazu, dass es besinnlich unter uns zugeht und wir diese feierlichen Momente auch richtig genießen können. Der Weihnachtsbraten, die vielen Plätzchen, der schön geschmückte Tannenbaum sollen nicht schlecht geredet werden. Darum geht es gar nicht.

Es geht vielmehr darum, dass wir selbst den Tiefgang der Weihnachtsbotschaft neu entdecken und die unheilvollen Zustände nicht ausblenden.

Ich denke dabei an mich selbst als Pfarrer, was bei mir nicht so rund läuft und nicht gut ist. Ich denke aber auch an all diejenigen unter uns, die Schweres in diesem Jahr erlebt haben, die wirklich manches Päckchen zu tragen haben und darunter leiden. Soviel habe ich in den all den seelsorgerlichen Gesprächen und Begegnungen in dem guten halben Jahr als Pfarrer hier in der Philippus-Kirchengemeinde schon mitbekommen. Es ist eben nicht alles Friede und Freude in unserem Leben.

Das dürfen wir auch offen und ehrlich vor Gott sagen:

Ja, Herr, so sieht’s bei uns aus. Nicht nur zu Zeiten des Micha, nicht nur zur Zeiten Jesu, sondern auch zu unserer Zeit.

Wir machen uns daher was vor, wenn wir das, was in unserem eigenen Leben unheilvoll ist und eben nicht besonders gut läuft, mit dem Weihnachtsfest überspielen.

Das Erfolgsrezept liegt nicht darin, dass wir uns Weihnachten in eine heile Welt flüchten und es versuchen, wenigstens da so bestens wie möglich hinzukriegen.

Manche hohen Erwartungen verbinden wir mit diesem Fest. Damit überfordern wir uns aber leicht und es kommt so schnell zum Krach, zum großen Streit.

Das Problem liegt darin, dass wir selbst so versuchen, wieder alles in die Hand zu nehmen und das Beste draus zu machen.

Da gehen wir genau in die entgegen gesetzte Richtung zu dem, was an Weihnachten eigentlich geschehen ist: Anstatt Gott auf uns zu kommen zu lassen, wollen wir es selbst alles schon regeln und es richtig machen.

Die Weihnachtsbotschaft sagt da etwas ganz anderes:

Da kommt Gott als das Heil der Welt in ihre unheilvollen Verhältnisse!

Da schenkt er seinen Frieden in den unfriedlichen Zeiten!

Das hat damals der Prophet Micha schon verheißen.

Das ist damals im Stall zu Bethlehem geschehen, als Jesus geboren wurde.

Das ist die gute Nachricht, die Gott uns noch heute fest zuspricht!

Wir dürfen daher mit offenen und leeren Händen vor ihn hintreten und uns neu beschenken lassen. Wir dürfen in Jesus Christus das Heil und den Frieden für unser manchmal trostloses Leben finden!

Das ist die frohe Weihnachtsbotschaft, über die wir uns in diesen Tagen und auch darüber hinaus von Herzen freuen dürfen!

In dem Sinne wünsche ich uns allen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest! Amen.

Klaus Eberhard