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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  24.12.2010, Christvesper  über  Johannes 3, 16 - 21

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Ich lese Worte aus dem 3. Kapitel des Johannesevangeliums, dem Predigttext an Heilig Abend:

16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.

 

Liebe Gemeinde!

‚Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.’

Was für ein großer Zuspruch Gottes wird hier laut!

Darin ist im Grunde genommen alles enthalten, was die frohe Weihnachtsbotschaft ausmacht:

Gott liebt seine Welt! Nicht nur eine Elite, nicht nur eine kleine Schar Auserwählter, nein er liebt jeden von uns!

Sie, die Sie heute hierher gekommen sind, dürfen also wissen: Auch wenn der neue Pfarrer nach einem guten halben Jahr mich noch nicht kennt - Gott kennt mich und liebt mich!

Sein Blick ist weit und nimmt jeden liebevoll wahr!

Und diese Liebe Gottes hat Tiefgang!

Das, was wir gerade in der schönen und so vertrauten Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium gehört haben, das bringt der Evangelist Johannes auf den Punkt: Gott gibt seinen eingeborenen Sohn! Eigentlich steht da einzig geborenen Sohn.

Das heißt: Gott gibt da nicht nur etwas von sich preis. Nein, er gibt etwas Einzigartiges, was er nicht nochmal hat. Da kommt keine noch so gut gemachte Kopie dran. Er gibt seinen einzigen Sohn, Jesus Christus! Er wendet sich so mit allem, was er ist und hat, uns zu!

So sehr liebt uns Gott!

Beide Evangelien - sowohl das Lukasevangelium als auch das Johannesevangelium betonen das ganz stark.

Der Evangelist Lukas tut dies, indem er die armseligen Verhältnisse beschreibt, in denen Christus zur Welt kommt. Gott wird tatsächlich so Mensch wie ich und du. Er lässt sich ganz in die Tiefen unseres menschlichen Lebens ein! Das Ganze ist also total geerdet!

Der Evangelist Johannes ist da theologischer, auch wenn er ganz klar voraussetzt, dass Gott Mensch wird. Er betont aber zudem vor allem, dass das auch wahr ist! Es geht ihm um die Wahrheit!

Das Ganze ist also kein schönes Weihnachtsmärchen, dass wir alle Jahre wieder hören.

Das ist vielmehr die Wirklichkeit Gottes, die an Weihnachten offenbar wird!

Das ist die Wirklichkeit von Weihnachten, die uns tatsächlich tragen kann!

Das ist die Wirklichkeit von Weihnachten, auf die es von ganzem Herzen zu vertrauen gilt! Unser Glaube ist hier gefragt!

Damit wäre ich beim zweiten Teil des Predigttextes, der für unsere Christvesper am Heilig Abend vorgegeben ist.

Bis jetzt war ja alles eher schön von der frohen Weihnachtsbotschaft erfüllt: Gottes Liebe zur Welt, der er sich voll und ganz uns zuwendet und uns alle retten will!

Leider endet der Predigttext nicht hier. Er wird im darauf folgenden schwieriger, komplizierter. Da wird nun vom Gericht, von der Finsternis, in der böse Taten geschehen, geredet. Das ist nicht gerade schön weihnachtlich für den heutigen Anlass.

Ich gebe ehrlich zu: Ich habe mich gefragt, ob ich das als Prediger nicht lieber weglasse und Ihnen ganz erspare. Da war ich übrigens nicht der einzige, wie ich bei den vielen Predigtvorbereitungen anderer Theologen gelesen habe. Manche wollten sich auf die ersten Verse beschränken, weil das doch das Eigentliche von Weihnachten ist.

Ich sehe das allerdings anders. Ich bin überzeugt: Wenn ich das Nachfolgende weglassen würde, dann würde ich die Weihnachtsbotschaft verkürzen. Ja, dann würde ich ihr den tiefen Ernst, der hinter ihr steckt, wegnehmen.

Der Evangelist Johannes stellt vielmehr klar: Weihnachten ist mehr als nur ein schönes, besinnliches Fest.

Weihnachten zeigt vielmehr Gottes Liebe, die mich, ja jeden von uns ernst nimmt!

Umgekehrt will Gott, dass wir ihn ernst nehmen, dass wir uns auf ihn einlassen!

Nun richtet sich das Ganze an uns!

Da werden wir vor die Entscheidung gestellt. Da werden wir gefragt:

Nehme ich die Weihnachtsgeschichte nur als Zuhörer wahr? Betrachte ich die Krippe mit dem Jesulein nur als Zuschauer?

Oder lasse ich die frohe Weihnachtsbotschaft persönlich an mich heran? Lasse ich mich davon neu im Herzen berühren, so dass ich sagen kann: Ja, das stimmt wirklich! Daran will ich glauben!

Der Evangelist Johannes argumentiert in dem Zusammenhang mit zwei starken Symbolen, mit dem Licht und mit der Finsternis.

Mit beiden Symbolen kann sicherlich jeder von uns etwas anfangen.

Ich selbst verbinde beides mit Positivem wie Negativem.

Eine gewisse Finsternis liebe ich manchmal - z.B. wenn ein Raum wie heute hier in der Christvesper abgedunkelt wird. In solchen Momenten fühle ich mich eher wohl. Da stehe ich nicht im Rampenlicht. Da falle ich nicht so sehr auf. Da werde ich nicht von jedem gesehen. Das tut mal ganz gut. Da kann ich mich in Ruhe mal zurücklehnen und still werden.

Die Finsternis hingegen, die ich bis vor Kurzem in der 1.Etage meines Pfarrhauses hatte, fand ich nicht so toll. Im Spätsommer konnte ich damit noch gut leben, aber jetzt im Winter, wo die Tage dunkler sind, war das schon ein Problem. Wie froh war ich daher, als ein netter Mensch aus der Gemeinde mir zahlreiche Lampen an die Decken montierte. Jetzt ist alles hell erleuchtet und ich tappe nicht mehr im Dunklen.

Vielleicht haben Sie ähnliche Erfahrungen mit dem Licht und der Finsternis, die sie mögen oder auch nicht.

Das, was ich bis jetzt zu beidem gesagt habe, betrifft bis jetzt nur unseren menschlichen, alltäglichen Bereich. Da kann man auch mal unterschiedlicher Meinung sein.

In Bezug auf Gott hingegen sind die Verhältnisse klar.

Der Bereich des Lichtes gehört zu ihm, wo alles Gute in hellster Klarheit zu finden ist.

Der Bereich der Finsternis hingegen ist die Welt, wo alles Böse geschieht.

Gerade der Begriff Welt ist im Johannesevangelium eher negativ gefüllt. Klar, die Welt ist auch nach ihm von Gott gut geschaffen. Aber sie ist in diesem guten Zustand nicht geblieben. Sie hat sich von ihm abgewandt und ihm gegenüber verschlossen. Unheilvolle Zustände sind daher dort anzutreffen.

Aus diesem Grund kommt Jesus Christus zur Welt, um sie aus diesem unheilvollen Zustand herauszuholen und zu retten.

Es geht hier um nicht mehr und nicht weniger als um unser Heil!

Das will uns der Evangelist Johannes klar und deutlich ans Herz legen.

Um in den beiden Symbolen, die er verwendet, zu bleiben:

Gottes Licht scheint in unserer eigenen Finsternis, in der wir stehen, auf. Sein Licht will unser Leben hell machen! Und nicht nur unseres, sondern das der ganzen Welt!

Dementsprechend verwenden auch viel Künstler, wenn sie die Weihnachtsgeschichte malen, die beiden Symbole. Im hellen Licht steht normalerweise das Christuskind in der Krippe. Die Menschen, die zu ihm gekommen sind und in seiner nächsten Umgebung sich befinden, strahlt es an. Ihre Gesichter sind gut zu erkennen. Der Rest im Hintergrund hingegen verschwindet in der Finsternis.

So verhält es sich auch auf dem Weihnachtsbild, das auf dem Liedprogrammheft zu sehen ist.

Die Botschaft ist klar: Durch dieses Kind will Gott unsere Dunkelheit hell machen.

Die Frage ist nun wie gesagt: Lassen wir selbst das zu? Kommen wir selbst zu diesem Kind und öffnen ihm unsere Herzen? Oder verkriechen wir uns davor lieber, bleiben lieber unentschieden und leben so weiter wie bisher?

Bei letzterem würden wir an Weihnachten vorbei leben und mit leeren Händen letztendlich dastehen. Johannes nimmt da klare Worte in den Mund und redet vom Gericht.

Ich habe dazu vor kurzem ein markantes Beispiel gelesen, das ich Ihnen erzähle.

Stellen Sie sich vor, dass wir jetzt nicht den kalten Winter mit dem Schneeregenwetter haben, sondern Sie sich im Frühjahr befinden. Die Natur erwacht wieder zum Leben. Alles kriecht und bewegt sich auf dem Boden. Bei der Gartenarbeit heben Sie einen großen Stein hoch und siehe da, jede Menge Kellerasseln. Was passiert? Sie wissen es: Die Kellerasseln strömen auseinander, weil sie das Licht meiden. Sie suchen sich schnell wieder dunklen Ecken, wo sie sich verkriechen können.

Manchmal habe ich das Gefühl: Ja, so ähnlich ist das mit Weihnachten. Gott kommt von oben und hebt den Stein hoch. Wir Menschen befinden uns darunter und ziehen uns dann vielleicht schnell zurück, weil wir sein helles Licht nicht ertragen.

Ich habe mich gefragt, woran das liegen könnte. Ich vermute, dass man seine Bedenken hätte, was da alles zutage käme, wenn man in dieses helle Licht treten würde.

Schon im Blick auf mich selbst als neuer Pfarrer, der ich nun eine große Verantwortung für eine ganze Gemeinde trage, wäre das nicht so toll.

Darüber hinaus kann man allgemein festhalten:

Manche Fehler, manche Schwächen, ja manche Schuld und schlechten Taten möchte man doch lieber für sich behalten. Das soll im Geheimen und Verborgenen bleiben, damit es ja keiner sieht. Wie stehe ich denn dann vor dem anderen da, wenn er das weiß?

Wahrscheinlich sind wir da auch von unserer Gesellschaft so geprägt, so getrimmt, dass nur unsere Fähigkeiten und Stärken zählen. Das Andere darf nicht sein, sonst ist man unten durch. Also dann hält man sich lieber doch zurück und verkriecht sich in sich.

Genau in diese gewohnte Sichtweise und Verhaltensweise stößt gerade die frohe Weihnachtsbotschaft rein. Gerade dadurch, dass Gott im Christuskind zu mir kleinem und schwachen Menschen kommt, und für mich eintritt, wird mir, spricht er zu jedem von uns:

Du musst dich nicht verstellen und nur deine guten Seiten nach außen kehren.

Du darfst so vor mich hintreten, wie du bist. Ja, ich weiß, da gibt es einiges, was nicht so schön ist. Aber das nehme ich weg. Ich nehme dich an, so wie du bist, als jemand, der von mir gewollt und geliebt wird. Vertrau doch darauf! Lass dich doch darauf ein!

Und ich bin überzeugt, wer das tut, wer zu Jesus Christus kommt und in dieses Licht Gottes eintritt, der wird ganz anders in seinem Leben auftreten.

Der kann offen und ehrlich sein zu Gott, zu sich selbst und zu den anderen! Das bringt also eine wohltuende Klarheit in mein Leben!

Genau dazu lädt uns die frohe Weihnachtsbotschaft aus dem Johannesevangelium, auch wenn sie in manchem hart klingt und auch ist, auf’s Neue ein!

Gott kommt im Christuskind zu uns Menschen und will mit seinem Licht unser Leben hell und klar machen! Das ist tiefernst gemeint! Lassen wir unsere Herzen davon neu berühren und uns selbst zum Kind aufmachen!

Mit den Worten aus einem bekannten Weihnachtslied, das wir gleich singen werden:

‚Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin uns lass dir’s wohl gefallen.’ Amen.

Klaus Eberhard