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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  12.12.2010  über  Lukas 3, 1 - 14

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Ich lese Worte aus dem 3. Kapitel des Lukasevangeliums:

1 Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Landesfürst von Abilene, 2 als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. 3 Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, 4 wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja (Jesaja 40,3-5): »Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben! 5 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. 6 Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen.« 7 Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 10 Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun? 11 Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue ebenso. 12 Es kamen auch die Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 14 Da fragten ihn auch die Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold!

Liebe Gemeinde!

Haben Sie schon Ihre ersten Plätzchen gebacken und vielleicht schon verzehrt? Haben Sie schon Ihre ersten Adventsfeiern hinter sich, wo es manches Gute zum Essen gab? Waren Sie schon in den Schlangen am Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt? Kam bei Ihnen schon etwas Adventsstimmung auf - vielleicht auch durch das schöne Adventsliedersingen am letzten Freitag in unserer Kirche? Ich hoffe doch!

Ganz anders hingegen klingt das, was Johannes, der Täufer damals gepredigt hat.

Das ist schon hart, wie Johannes die Menschen anspricht, ja schon fast beschimpft: ‚Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet.’

Umso härter ist das, wenn man bedenkt, in welche Situation hinein er das sagt.

Der Evangelist Lukas hat das als guter Geschichtsschreiber genau festgehalten. Das klingt schon fast so wie in der bekannten Weihnachtsgeschichte. Allerdings sind die Personen teils andere und gar keine angenehmen, freundlichen Herrscher. Tiberius hatte nicht den Ruf eines Friedenskaisers wie Augustus. Pontius Pilatus galt als grausamer Statthalter im Gebiet Judäa. Als er zu brutal gegen das Volk vorging, wurde er zur Rechenschaft über sein Treiben nach Rom gerufen und abgesetzt. Herodes im Gebiet Galiläa war nicht wesentlich besser. Er war ein Nachkomme des großen Herodes, auf dessen Konto der grausame Kindermord in Bethlehem ging. Schließlich gab es noch die Hohenpriester Hannas und Kaiphas. Wahrscheinlich waren Sie über Vitamin B, über Beziehungen in ihre hohen Ämter gelangt. Dementsprechend konnten sie es eher gut mit den römischen Machthabern.

Bedrückende, düstere Zeiten waren das für die Juden damals.

Ich hätte Verständnis dafür, wenn die Menschen resigniert hätten und sich mit ihrem harten Alltagsleben abgefunden hätten, ohne großartig etwas von Gott zu erwarten.

Aber nein, das gab es noch einige bußfertige Leute, die an den Jordan zu Johannes, dem Täufer kamen und sich seine harten Worte anhörten.

Mich ärgert das erst einmal, dass Johannes mit seinem so geschundenen Volk so hart ins Gericht geht. Es grenzt ja - wie gesagt - schon an Publikumsbeschimpfung.

Ich könnte das nicht so ohne weiteres auf heute übertragen und Ihnen allen eine Standpauke halten. Ich habe im Blick die vielen unter uns, die schon so genug Schweres durchmachen, manches Leid zu tragen haben, damit fertig werden müssen. Ich habe auch die vielen in unserer Gemeinde im Blick, die jeden Sonntag treu kommen und so viel mitarbeiten.

Soweit zu meinen Bedenken, die ich zum Bibeltext aus dem 3. Kapitel des Lukasevangelium habe.

Da kann man sich schon fragen: Was kann man aus der heftigen Predigt, die Johannes, der Täufer hält, für uns heute mitnehmen?

Da kann ich trotz allem überzeugt nur antworten: Da gibt es noch eine Menge, was auch uns heute betrifft!

Vor allem zwei ganz wichtige Punkte fallen mir da in’s Auge.

Zum einen: Gott beschenkt uns, indem er selbst zu uns kommt!

Zum anderen: Es gilt, auch zu Gott und seinem Mitmenschen nun eine Bahn zu bereiten!

Zum ersten Punkt: Gott beschenkt uns, indem er selbst zu uns kommt!

Im Mittelpunkt der Predigt von Johannes steht eigentlich gar nicht die harte Standpauke. Im Mittelpunkt steht vielmehr ein so verheißungsvolles Zitat aus dem 40. Kapitel des Prophetenbuches Jesaja: ‚Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen.’

Dieses Jesajazitat gehört auch ganz klar zum Thema dieses Sonntags, am 3. Advent!

Die Schriftlesung und der Wochenspruch aus Jesaja, die Lieder, die wir singen, weisen uns klar darauf hin. Es ist Advent! Johannes, der Täufer verkündigt die Ankunft des Herrn, unseres Gottes!

Wie wunderbar, wie toll ist das! Der Heiland, der Messias, der Christus kommt zu uns Menschen!

Da leuchtet ganz klar die frohe Botschaft auf, dass Gott uns in seinem Sohn Jesus Christus beschenkt und uns glücklich macht. In ihm allein finden wir unser Heil!

Es sind also nicht bad news aus der Weltgeschichte und der persönlichen Situation, die uns fertig machen. Es ist nicht der Zorn Gottes, mit dem uns Angst eingejagt wird und eins reingedrückt wird. Es ist vielmehr die gute Nachricht, dass Gott uns Menschen liebt, dass wir ihm so am Herzen liegen, dass er selbst zu uns kommt!

Das ist und bleibt die frohe Advents- und Weihnachtsbotschaft in dieser Zeit, die auch, wenn man genau hinhört, in der Predigt von Johannes, dem Täufer laut wird.

Das ist etwas, das wir Menschen nicht ermöglichen können. Da hilft nicht das Motto ‚du musst dich schon richtig anstrengen, damit es etwas wird’. Nein, da kommt Gott selbst, egal wie die Verhältnisse unter uns aussehen, wie besch … eiden die Situation gerade bei uns ist! Trotz allem - er kommt! Er schlägt sich die Bahn zu uns Menschen durch!

Damit komme ich zum zweiten Punkt: Es gilt, auch zu Gott und seinem Mitmenschen nun eine Bahn zu bereiten!

Bahnen legen - ja das können wir Menschen doch eigentlich nur zu gut! Vor kurzem stand es auch in der Zeitung am Beispiel der Eisenbahn, wie sie unser Leben verändert hat. Noch vor mehr als 150 Jahren war das ein mickriges Projekt zwischen Nürnberg und Fürth mit ein paar Kilometern Bahnstrecke. Aber dann hat sich das gerade im letzten Jahrhundert in Deutschland ausgeweitet, so dass es über 50.000 Kilometer Eisenbahnlinien gab. Wenn dafür Täler erhöht und Berge erniedrigt werden sollen, ist das für uns kein Problem. Was für die Menschen damals als ein ungeheuerliches Ereignis war - für uns ist es machbar. Man denke nur an die Strecken des ICE. Die sind nicht verwinkelt und gehen mal rauf und mal runter. Die Eisenbahnlinien sind supranatural. Für die Hochgeschwindigkeitszüge gehen die Strecken gerade aus und sind eben. Ist da ein Berg im Weg, dann wird da ein Tunnel durchgestoßen. Gibt es ein Tal zu überwinden, dann wird eine Brücke drüber geschlagen. Fertig! So einfach ist das, wenn die Bevölkerung zustimmt. Stuttgart 21 oder die Autobahnbrücke bei Dresden zeigen ja, dass es doch nicht so ganz leicht ist. Aber menschenmöglich ist es schon. Von dem Gesichtspunkt ist das kein Thema.

Und das gilt nicht nur für die Bereiche der Eisenbahn oder Autobahn. Wieviele Bahnen und Vernetzungen gibt es nicht unter uns Menschen, mit denen wir uns ruckzuck erreichen. Ich denke da an den ganzen digitalen, virtuellen Bereich. Emails werden hin und her verschickt. Für mich ist das ein Kommunikationsmittel, das fast mindestens genauso wie das Telefon benutzt wird. Schließlich gibt es ja noch die zahlreichen Möglichkeiten im Internet. Was für ein irrer Informationsfluss herrscht dort vor! Die Debatte um Wikieleaks zeigt das ganze Ausmaß an.

Über unser großes Eisenbahn- und Autobahnnetzwerk hinaus kann man festhalten:

In Sachen Bahnen legen und alles miteinander vernetzen sind wir Weltmeister! (Pause)

Ich frage mich allerdings: Wie sieht es mit den Bahnen aus, die wir zu Gott und zu unserem Mitmenschen schlagen?

Ich habe den Eindruck, genau da tut sich eine Schere auf.

Wir haben heute so viele Möglichkeiten, von einem Ort zum anderen zu kommen, uns so schnell dem anderen am letzten Ende der Welt mitzuteilen. Das wird immer besser, immer fortschrittlicher.

Aber unsere Möglichkeiten, zu dem anderen eine herzliche, beziehungsvolle Verbindung einzuschlagen, verkümmern immer mehr. Das wird weniger und geht oft mit einer tiefen innerlichen Leere einher.

Mich hat da der Predigttext vom letzten Sonntag angesprochen, wo Jesus in seiner Endzeitrede sagt: ‚die Liebe wird in vielen erkalten.’

Ja, ich finde, genauso sieht es doch oft unter uns aus.

Meine Beziehung zu Gott und zu meinem Mitmenschen - da sieht es doch oft nicht so doll, gar nicht so verbindlich aus. Wenn es darum geht, Bahn zu schlagen zu Gott und zum anderen, der gerade meine Hilfe braucht, da sieht es doch oft kümmerlich aus.

Und genau das macht Gott auf Dauer sauer, ja wütend!

Genau auf diesen wunden Punkt legt Johannes, der Täufer mit seiner Predigt den Finger und spricht zu Recht vom Zorn Gottes. Da ruft er uns zur Umkehr auf.

Da geht es darum, sich tatsächlich auf Gott neu einzulassen, wirklich auch die Bahn zu ihm und unserem Mitmenschen zu legen.

Das Wochenlied vor der Predigt hat uns das deutlich vor Augen geführt.

So in der ersten Strophe: ‚Mit Ernst, o Menschenkinder, das Herz in euch bestellt’

Und in der zweiten Strophe: ‚Bereitet doch fein tüchtig den Weg dem großen Gast’.

Das ist nicht mal so eben durch ein paar technische Möglichkeiten zu erledigen.

Das bedeutet vielmehr, dass ich selbst mich darauf neu einlasse, umkehre von falschen Wegen und mein Leben verändere - nicht nur mit Worten, sondern auch durch mein Tun.

Adventszeit ist daher Vorbereitungszeit, Bußzeit. Die Farbe violett hier vorne am Antependium - das Tuch vor der Predigtkanzel - erinnert uns daran.

Die frohe Botschaft, dass Gott zu uns kommt, ist daher keine billige Gnade, die uns nachgeworfen wird. Sie ist nicht etwas, was uns beruhigt zurücklehnen und so weiter machen lässt wie bisher. Luther hat dazu einmal treffend gesagt: Wir können nicht auf Christi Kreide zechen. Wir können also nicht auf Kosten des sowieso lieben Gottes so weiter denken, reden und handeln wie bisher.

Da erwartet Gott wirklich Umkehr von unserem falschen Lebensstil. Da erwartet er Umkehr von unserem falschen Tun, das oft lieblos, kalt ist, das die Beziehung zu ihm und unserem Mitmenschen oft abbricht.

Jetzt kann man sich, ja sollte man sich wie die Menschen damals auf die Predigt Johannes, des Täufers fragen: ‚Was sollen wir denn tun?’

Ideologien, Weltverbesserungskonzepte gibt es ja genug und haben uns oft nicht weitergebracht.

Aber genau das wird uns interessanterweise gar nicht ans Herz gelegt.

Wir müssen keine Weltverbesserer sein. Ohne Frage: Es ist wichtig, dass sich da auch was tut und sich falsche Zustände im Großen auch ändern. Aber das ist nicht die Aufgabe des Einzelnen.

Es geht vielmehr um mein eigenes Verhalten an dem Platz, an dem Ort, an dem ich gerade steh. Die Frage, der ich mich stellen muss: Was ist hier und jetzt gerade bei mir dran? Was erwartet gerade Gott von mir?

Johannes, der Täufer gibt da seinen Menschen ganz konkrete Dinge an die Hand:

Die Menschen, die ein Kleidungsstück zuviel haben, sollen es abgeben. Die Zöllner sollen den Menschen am Zoll nicht zuviel abknöpfen Die Soldaten sollen keine Gewalt anwenden, kein Unrecht begehen, sondern mit ihrem Gehalt zufrieden sind.

Für mich selbst ist das Hinweis darauf, dass es auch bei mir selbst so konkret aussehen sollte. Da fallen mir genug Dinge ein:

- der Besuch, den ich schon längst machen sollte

- der seelsorgerliche Brief auf meinem Schreibtisch, der beantwortet sein sollte

- die Zeit, die ich für die Menschen, die mir begegnen, haben sollte, die in Not sind und einfach jemanden brauchen, um darüber zu sprechen

- die Kraft, manches Leid, das mir begegnet und erzählt wird, auszuhalten, einfach zuzuhören ohne eine vorschnelle Antwort direkt auf alles zu geben

- an den zu denken, der in dieser Zeit nichts hat und sich einfach freut, dass an ihn gedacht wurde

- meine eigene Spendenbereitschaft

- ein Loslassen von einem falschen Sicherheitsdenken und sich nicht abhängig machen von Dingen, die sowieso nicht tragen können

Vielleicht sind es bei Ihnen ähnliche Punkte oder auch ganz andere Dinge, die geändert werden sollten.

Ich finde, in dem Punkt klingt das gar nicht so schwer, wozu uns Johannes, der Täufer in seiner Predigt ermahnt.

Wichtig ist, dass das dabei nicht nur ein paar liebe nette Werte sind, die ich hier mir neu aneigne. Wichtig ist vielmehr, dass ich mich neu auf Gott, auf Jesus Christus einlasse. Wichtig ist, dass ich die Beziehung zu ihm und dem Menschen, der vor meine Füße gelegt wird, neu suche und finde. Wichtig ist, dass ich wirklich so eine Bahn zu ihm schlage.

Nochmals auf den Punkt gebracht:

Gott kommt in Jesus Christus, seinem Sohn zu uns Menschen! Das ist die frohe Botschaft, die gute Nachricht in diesen Tagen! Darüber dürfen wir uns zu Recht freuen!

Das sollte uns aber nicht dazu verleiten, in einem falschen Sicherheitsdenken und in einer Trägheit alles so zu belassen, wie es ist. Vielmehr werden wir selbst aufgefordert, mit dem, was Gott von uns erwartet, Ernst zu machen und es auch in die Tat umzusetzen.

Genau dazu ermahnt uns zu Recht noch heute der Täufer Johannes mit seiner knackigen Predigt.

Ich wünsche uns allen, dass wir das neu beherzigen und wir uns so wirklich auf Gottes Kommen zu uns Menschen neu einlassen.

Nochmals mit dem Wochenspruch, der über dem 3. Advent steht: ‚Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.’ Amen.

Klaus Eberhard