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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  21. November 2010  über   Offenbarung 21, 1 - 7

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Ich lese Worte aus dem 21. Kapitel der Offenbarung:

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 7 Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.

 

Liebe Gemeinde!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich als Pfarrer sind das vertraute Worte aus dem 21. Kapitel der Offenbarung, die fast am Ende des Neuen Testaments stehen.

Oft lese ich diesen Bibeltext bei Trauerfeiern vor. Wahrscheinlich tu ich das, weil ich den Text so tröstlich und so hoffnungsvoll empfinde. Das spricht mich an. Und ich hoffe natürlich, dass das auch die Angehörigen in ihrer Trauer anspricht und tröstet. Vor allem ein Wort aus Vers 4 in dem Kapitel berührt mich immer wieder auf’s Neue, wo es heißt: ‚Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.’

Da habe ich schöne Bilder vor Augen. Da denke ich an Mütter, die ihren Kindern die Tränen abwischen, die ihre Kinder herzlich in den Arm nehmen und sie trösten.

Jetzt in der Woche hatten wir einen ökumenischen Schulgottesdienst mit der Europaschule. Ein Bild von Sieger Köder stand da im Mittelpunkt. Auf dem Bild war ein zufriedenes, glückliches Kind abgebildet, das in großen Händen geborgen war. Auf die Frage, bei wem man sich denn so geborgen fühlen könnte, fielen den Kindern jede Menge Antworten ein: Die Eltern, die Freunde, ja sogar die Schule. Und auf Gott ist man natürlich auch gekommen, klar. Das passt meinem Empfinden nach auch zu dem Bibelvers aus der Offenbarung.

Ich denke dabei auch an ein Wort aus dem 66. Kapitel des Prophetenbuches Jesaja, wo Gott spricht: ‚Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.’

Der Bezug zum Prophetenbuch Jesaja ist dabei nicht zufällig. Im Buch der Offenbarung gibt es bei allem Mysteriösen, was schwierig zu verstehen ist, manche klaren Bezüge zum Alten Testament, auch zum Propheten Jesaja.

Sie, liebe Frau Schlumberger haben heute so einen Text daraus vorgelesen, der in vielem ähnlich wie in unserem Kapitel aus der Offenbarung klingt. Vielleicht ist das auch dem einen oder anderen unter uns aufgefallen. Schon der Anfang der Schriftlesung aus Jesaja macht das auf erstaunliche Weise klar: ‚Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, das man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu herzen nehmen wird.’ Darin steckt eigentlich kompakt drin, was der Prophet Johannes uns da schreibt, ja was er von Gott offenbart bekommen hat.

Bevor ich darauf weiter eingehe, sage ich aber zum besseren Verständnis noch etwas kurz zum Buch der Offenbarung.

Der Prophet Johannes schreibt diese Worte an sieben Gemeinden in Kleinasien, der heutigen Türkei.

Schon die Zahl sieben spielt eine große Bedeutung in der Offenbarung. Danach ist das ganze Buch aufgebaut:

Sieben Siegel werden der Reihe nach geöffnet.

Sieben Engel blasen nacheinander ihre Posaunen.

Sieben Schalen des Zornes werden eine nach der anderen über die Erde ausgegossen.

Das alles hört sich nicht sehr erfreulich an. Da galoppieren Furcht erregende Reiter wild durch die Gegend. Da folgt eine Katastrophe nach der anderen. Da ist Apocalypse now, Weltuntergangsstimmung angesagt. Das Ganze enthält viele drastische Bilder. Von daher hat dieser bizarre Stoff immer wieder dubiose Musikbands und auch die Filmbranche fasziniert.

Dabei ist das, was der Prophet da schreibt, gar nicht so abgefahren und weltfremd. Vieles, was er da schildert, ist gar nicht soweit von den Naturkatastrophen, den Kriegen und allem Leid, was in der Welt geschieht, entfernt.

Wenn man es auch so sieht, das Ganze weckt in einem erstmal nicht Vertrauen.

Manche Theologen vermissen in diesem Buch das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus.

Selbst Martin Luther, unser großer Reformator konnte mit diesem Buch anfangs nicht viel anfangen. Ja, er hat sogar einmal ganz heftig gesagt: Die Offenbarung kann man in die Elbe werfen. Später hat er dann doch noch freundliche und tröstliche Worte über dieses Buch gefunden. Ich selbst könnte mich dieser frühen Aussage Luthers auch so nicht anschließen. Das Buch der Offenbarung enthält zwar viele rätselhafte Schreckensvisionen und Bilder. Aber das Buch der Offenbarung ist in erster Linie ein Trostbuch!

Der Prophet Johannes will die Christengemeinden in Kleinasien in erster Linie trösten und ihnen Mut zu sprechen: Er will ihnen sagen: Es gibt Grund zur Hoffnung!

Diesen Grund zur Hoffnung hatten die Christen damals bitter nötig. Damals begannen die ersten groß angelegten Christenverfolgungen. Der römische Kaiser Domitian wollte dem christlichen Glauben Einhalt gebieten, weil er seiner Ansicht nach das starke römische Reich schwächte. Die Christen wurden daher benachteiligt, unterdrückt und im schlimmsten Fall getötet. Der Prophet Johannes spricht in seinem Buch der Offenbarung von den Märtyrern des Glaubens, die zu Gott schreien. Den Propheten Johannes selbst, der eine anscheinend eine Größe unter den Christen damals war, hatte es dabei erwischt. Er durfte nicht mehr öffentlich auftreten. Er wurde auf die karge Insel Patmos verbannt, von wo er aus die Offenbarung schrieb.

Von diesem Hintergrund lässt sich klar festhalten: Die Gemeinden damals waren in großen Nöten. Sie brauchten Trost und Halt. Sie brauchten etwas, woran sie sich festhalten konnten - etwas, das wirklich ganz, ganz festen Bestand hatte durch die schweren Zeiten hindurch.

Genau diesen ganz festen Bestand, diesen Trost und Halt nennt der Prophet Johannes klar und deutlich beim Namen. In liebevollen, trostreichen Worten spricht er seinen Mitbrüdern und -schwestern zu:

Liebe Christen! Ihr macht gerade Furchtbares durch - ohne Frage. Aber das alles wird nicht das letzte Wort haben. Das ist nicht alles. Wir haben durch Jesus Christus, unseren Herrn, eine himmlische Hoffnung! Das ist schon jetzt eine Realität. Das ist die Wirklichkeit! Auch wenn wir hier und jetzt davon noch nicht viel sehen - aber diese Wirklichkeit wird offenbar werden! Noch haben wir nicht den Himmel auf Erden - aber es wird der Zeitpunkt kommen, wo alles neu gemacht wird, wo alles neu geschaffen wird!

Das ist, was der Prophet Johannes den Gemeinden damals so drastisch und inbrünstig ans Herz legt und was auch noch genauso für uns heute gilt!

Gerade in unserem Abschnitt kommt das deutlich zur Sprache!

Das geht Gott eine endgültige, ganz tiefe Verbindung zu uns Menschen ein!

Nicht nur das Bild vom Tränenabwischen drückt das aus.

Weiterhin wird von der Braut und dem Bräutigam gesprochen. Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist ja mit die engste unter uns Menschen. Genauso ein inniges Liebesverhältnis geht Gott zu uns Menschen ein. So persönlich und liebevoll wendet sich uns Gott zu. Und all das, was uns von ihm trennt, all das, was uns Kummer bereitet, was uns das Leben so schwer macht, was uns zum Weinen bringt, all das nimmt Gott weg! Es wird ein Ende haben!

Ich denke da an die vielen Tränen, die viele von uns hier geweint haben, weil sie im letzten Jahr ihren liebsten Menschen auf Erden verloren haben. Ich denke an all das Leiden, wo man über den Verlust eines geliebten Menschen nicht hinweg kommen ist und verständlicherweise nicht hinweg kommt, weil er einfach fehlt.

Das tut weh und bereitet tiefen Schmerz. Man kann es vielleicht verdrängen, aber in bestimmten Situationen bricht es einfach auf und aus einem heraus.

All das - so spricht es uns Gott in der Offenbarung liebevoll zu - all das wird ein Ende haben und etwas wunderbar Neues kommen!

Und das ist nicht nur auf unser schweres Einzelschicksal reduziert. Das betrifft die ganze Welt mit ihrem ganzen Chaos, in der sie sich befindet.

Mir ist das an einer Aussage deutlich geworden, die Johannes macht. Da schreibt er ziemlich am Anfang: ‚der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen und das Meer ist nicht mehr.’ Also den ersten Teil habe ich immer verstanden. Aber beim zweiten Teil habe ich gestutzt. Das Meer ist nicht mehr? Was soll den das? Mit Meer, da verbinde ich Urlaub, Baden im warmen Wasser, mit den Wellen schwimmen usw.

Das Meer ist aber in den Büchern der Bibel oft gar nicht etwas Schönes. Das Meer war danach etwas Todbringendes. Es war eine Chaosmacht, die alles Leben auf dem Land tötet. Man kann es gut mit dem Tsunamis vergleichen, die vielen, vielen Menschen in Indonesien oder anderswo das Leben kosten. Das Meer ist danach also ein Sinnbild für all das, was unsere Welt ins Chaos stürzt, sie zerstört und vernichtet.

All das, nicht nur unsere Tränen, sondern auch das Chaos der ganzen Welt werden ein Ende haben!

Jetzt kann man dagegen einwenden: Naja, nun mal halblang. Dieses endzeitliche Denken, dass bald der neue Himmel und die neue Erde anbricht, ja dass Jesus Christus selbst wiederkommt, das ist doch ziemlich abgehoben und weltfremd.

Ich würde da insofern Recht geben: Das klammern wir heute oft aus unserem christlichen Glauben aus. Dieses heikle Thema wird kaum in unseren Kirchen angerührt. Wir können dafür auch einen guten Grund ins Feld führen. Seitdem, was Johannes hier schreibt, sind knapp 2000 Jahre vergangen. Die Wiederkunft Christi, der neue Himmel, die neue Erde lassen noch immer auf sich warten. 2000 Jahre Christentum - das ist viel Geschichte passiert und eine große Kultur entstanden. Da ist es doch klar: Wir haben es uns hier auf Erden zu Recht gut eingerichtet. Da gehen wir verständlicherweise den normalen Dingen des Lebens nach und freuen uns auch daran.

Ich bin aber überzeugt: Wenn wir nur so denken und leben, dann ist das auf Dauer unbefriedigend.

Da bricht doch die Frage in einem auf, wenn man sie zulässt - vielleicht gerade in Krisenzeiten - die Frage: War es das jetzt wirklich alles? Kommt da nix mehr?

Genau darauf gibt uns das, was Johannes hier schreibt, eine Antwort!

Da will uns Johannes neu die Augen öffnen, dass es da etwas gibt, was darüber hinausgeht! Da will er uns neu auf den Geschmack nach mehr, auf die christliche Hoffnung, die wir haben dürfen, bringen!

Dabei geht es jetzt nicht darum, das irdische Leben abzuwerten, sich davon völlig abzuwenden. Eine Weltflucht ist hier nicht angesagt. Lebensfreude, Lebenslust, wo jemand das pure Leben ausstrahlt, ist so wichtig und so wunderbar. Das steckt einen selbst an. Dadurch lebt man ja selbst auf. Liebevolle Beziehungen zu unseren Mitmenschen, zu demjenigen, der mir nahe steht, mit dem ich soviel verbinde, soll ich jetzt nicht abbrechen.

Aber ganz wichtig, ja entscheidend ist es, dass ich dabei nicht stehen bleibe und meine, das war es.

Ich darf vielmehr fest darauf vertrauen und hoffen: Das hier ist nicht alles!

Und ich darf dadurch wissen: Alles, was mich bedrückt und belastet, womit ich mich schwer tu und woran ich leide - der Trennungsschmerz, die Trauer über einen geliebten Menschen - all dass bleibt nicht für immer! Es ist in Gottes himmlischer Zukunft gut aufgehoben. Ich darf darüber Frieden finden. Ich muss keine Angst vor dem Sterben, vor dem Tod haben, weil er nicht das letzte Wort hat.

Gott selbst, Jesus Christus spricht es uns mit aller Macht und Liebe fest zu: ‚Seht, ich mache alles neu!’ Amen.

Klaus Eberhard