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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  14. November 2010  über  Römer 8, 18 - 25

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Ich lese Worte aus dem 8. Kapitel des Römerbriefes:

18 Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. 19 Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. 20 Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit - ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat -, doch auf Hoffnung; 21 denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. 23 Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. 24 Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? 25 Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.

 

Liebe Gemeinde!

Das Seufzen über alles Schwere und alles Leiden bei einem selbst und in der Welt - wer kennt es nicht? Das ist doch einem nur zu bekannt und vertraut!

Eine Melancholie macht sich in der Novemberzeit eher breit. Das fies nasse Wetter, die abfallenden Blätter, das Absterben der Natur tragen mit dazu bei.

Weiterhin erinnern uns die Gedenk- und Feiertage an manches Schwere und Leidvolle aus unserer Vergangenheit. Sie machen uns aber auch bewusst, was hier und jetzt an Schwerem Leidvollen geschieht!

Der 9.November in der vergangenen Woche erinnerte uns an die Verfolgung und Vernichtung der Juden durch das deutsche Volk.

Der Volkstrauertag heute erinnert uns an die vielen Millionen Opfer, die bei den zwei Weltkriegen ums Leben kamen.

Für manche ist das eine alte Vergangenheit, die irgendwie verstaubt ist und jedes Jahr am Volkstrauertag hervorgekramt wird.

Doch spätestens seit den letzten Jahren wissen wir, dass das so nicht stimmt.

Deutschen Soldaten sind in Afghanistan im Einsatz und sie sterben auch dort bei Anschlägen, die auf sie verübt werden. Das ist die bittere und harte Wirklichkeit zur Zeit.

Gestern liefen dazu Berichte im Fernsehen, die mir bewusst machten, was unsere Soldaten dort unten durch machen.

Mir ist zudem bewusst geworden: Bundeswehr ist nicht mehr einfach etwas Schikane, die man für eine kurze Zeit, wenn man nicht Zivi macht, über sich ergehen lässt und das war es dann. So habe ich das zu mindestens bei meinen beiden älteren Brüdern erlebt.

Nein, damit wird tatsächlich Ernst gemacht! Da muss man tatsächlich mit dem Tod rechnen.

Das wird mir ganz aktuell am Volkstrauertag klar. Das verbinde ich also nicht nur mit den beiden schlimmen Weltkriegen vor mehr als 70 bzw. 90 Jahren.

Dieser Sonntag ist aber nicht nur Volkstrauertag. Wer einen Blick auf die Losung heut morgen geworfen hat, wird es wissen. Dieser Sonntag ist zugleich der Gebetstag für verfolgte Christen.

Auch das kriegen wir aktuell gerade mit. Da werden Anschläge auf christliche Gemeinde im Irak verübt. Christen lassen dort für ihren Glauben ihr Leben! Und wer die Augen auf macht, der wird merken, dass das nicht das einzige Land ist, wo so etwas geschieht.

Es ist wirklich dran, für unsere Brüder und Schwestern in den Ländern, wo nicht Religionsfreiheit herrscht, zu beten, dass Gott den Benachteiligungen und Verfolgungen von Christen Einhalt gebietet und so etwas nicht weiter vorkommt.

All das, was ich bis jetzt genannt habe, zeigt das tiefe Seufzen, wovon auch der Apostel Paulus spricht.

Paulus spricht aber noch von mehr. Das Seufzen geht bei ihm noch weiter. Er bezieht es nicht nur auf Menschen. Er bezieht es auf die ganze Welt, die Schöpfung.

Das Ganze hat etwas Universalistisches! Wir Christen vergessen das schnell, indem wir nur den Menschen in den Mittelpunkt stellen und den Glauben individuell verinnerlichen. Der Glaube wird so zur Privatsache und hat mit der Öffentlichkeit nur noch wenig zu tun.

Paulus redet da ganz anders. Das ist nicht nur etwas, was uns angeht. Wir haben durch unser falsches, ja sündhaftes Tun die ganze Welt mit in den Schlamassel rein gezogen. Wir haben das verbockt! Heute wird uns das besonders bewusst, wenn wir an unseren Umgang mit der Natur denken. Was für eine schwere Verantwortung lastet da auf unseren Schultern! Der Castortransport und die Demonstrationen machen uns deutlich - egal wie man jetzt dazu steht und darüber denkt.

Was für ein Schwergewicht nehmen also all unsere Leiden und die unserer Welt ein!

Da kann man schon tief aus dem Innern heraus aufseufzen. Ja, daran kann man auch zerbrechen. Ich kenne Christen, die damit nicht fertig geworden sind.

Von daher finde ich es unglaublich, was Paulus da am Anfang des Briefabschnittes uns sagt: ‚Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.’

Das gegenwärtige Leiden macht nichts aus gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit? Das ist ein echt starker, ungeheuerlicher Satz!

Da kommt richtig zum Ausdruck, was für eine strange Hoffnung hinter dem Glauben der Christen steckt.

Da wird davon geredet, dass Gottes Herrlichkeit an seinen Kindern, an den Menschen und an seiner ganzen Welt offenbar werden wird. Paulus hat dabei vor Augen, dass Jesus wiederkommt und dann der Himmel auf Erden sein wird.

Das ist die Hoffnung der Christen und wir sollten das keinen Deut verringern, klein reden oder verschweigen, weil das doch eh die wenigsten glauben.

Nein, da gilt es sich vielmehr neu klar zu machen, was uns letztendlich schon hier und jetzt im Leben trägt!

Auch wenn wir davon jetzt herzlich wenig sehen, manche über unseren Glauben schmunzeln und nicht für voll nehmen, auf eines dürfen wir fest und gewiss vertrauen: All das Leiden - so unzählig und schwer es oft ist - all das Leiden hat nicht das letzte Wort. Das hat vielmehr Gott!

Man kann es auch so sagen: Wir Christen wissen um das gute Endergebnis!

Ich will es Ihnen am Beispiel aus einem meiner Lieblingsbereiche, dem Fußball deutlich machen. Gestern war ja wieder Bundesliga. Nachmittags liefen die meisten Spiele in den Stadien. Wer das hörte, der wusste schon am Abend bei der Sportschau die Ergebnisse. Der konnte sich das dann alles gelassen anschauen.

Wer Fußball nicht mag, dem kann ich noch ein anderes Beispiel nennen.

Wenn Sie das Buch zum Film schon gelesen haben, das wissen Sie, was im Film vorkommt. Da können sich ruhig im Sessel zurücklehnen. Sie wissen ja, wo die Szenen kommen, die einen erschrecken und tief betroffen machen. Sie wissen auch um das Ende. Sie sind darauf eingestellt.

So ähnlich ist es mit der Hoffnung, die Gott uns schenkt! Wir dürfen um das gute Ergebnis, das auf uns wartet, wissen! Wir dürfen uns darauf einstellen!

Mit der Einstellung und Sichtweise können wir uns unserem Alltag stellen!

Wir müssen dabei nicht das Leiden klein reden. Es wird nicht gesagt, dass wir Christen da weniger als die anderen zu tragen haben.

Aber wir müssen es nicht absolut setzen. Wir können es relativieren. Wir dürfen darauf vertrauen und hoffen: Das ist nicht das Letzte, das Endergebnis, was uns bleibt. Das liegt vielmehr bei Gott selbst!

Genau diese Hoffnung, das Wissen um Gottes letztes Kommen, wo alles bereinigt wird, macht uns fähig, uns der Welt mit all ihrem Leid zu stellen und uns auf sie einzulassen.

Da ist also keine fromme Weltflucht angesagt. Das ist nicht einfach eine billige Vertröstung auf bessere Zeiten.

Nein, das gibt uns vielmehr die Kraft, hier und jetzt unseren Alltag zu leben, mag er noch so grau und trist manchmal sein.

Da müssen wir nicht pessimistisch alles sehen. Da müssen wir nicht alten Zeiten hinterher trauern - so nach dem Motto ‚ja früher, da war noch alles anders, da war noch heile Welt’.

Nein, da kann man sich auf das alltägliche Leben einstellen und es annehmen, weil Gott Wunderbares für uns bereithält.

Da darf ich wissen:

Ja, es geht mir vielleicht gerade schlecht, aber Gott trägt mich auch da durch.

Ja, ich habe viel am Schweren in meiner Familie, bei meinen Freunde und Nachbarn zu tragen, aber Gott wird es dabei nicht belassen.

Ja, mich betrifft es tief, wenn Menschen in Kriegen sterben, Christen verfolgt werden und wir so gedankenlos mit unserer Umwelt umgehen, aber Gott wird!

Und wenn ich um diese gute Hoffnung weiß und sie mir neu klar mache, dann kann ich auch versuchen, als Christ dementsprechend in der Welt zu leben, mich dementsprechend zu verhalten.

Ich muss dabei nicht verkrampfen, als ob das alles in meinen Händen liegt und machbar ist. Ich muss mich nicht in irgendeinen Ideologiekram hinein vertiefen. Die ganzen Ismen der Menschheit bringen uns da nicht weiter, sondern führen uns nur auf gefährliche Bahnen. Ich muss aber auch nicht resignieren und denken: Das bringt eh nichts. Ich muss nicht lethargisch und gleichgültig sein.

Ich darf vielmehr mein alltägliches Leben annehmen und mich dort, wo Gott mich hinstellt, voller Zuversicht und Hoffnung mich dort mit ganzem Herzen einbringen!

(Pause)

Ich hoffe, es ist jedem von uns klar geworden:

Das, was Paulus hier sagt, ist keine Depri-Predigt, die einen nur runterzieht und einem bewusst macht, über was man alles in der Welt seufzen kann.

Es ist auch keine billige Vertröstung auf etwas, das man nur belächeln kann.

Es ist vielmehr die feste, gewisse Hoffnung, dass all das, was uns an Schwerem und Leidvollem hier und jetzt begegnet, nicht das letzte Wort hat. Das hat vielmehr Gott! Das hat unser Herr Jesus Christus, wenn er einst wieder kommen wird!

Mit dieser Hoffnung, mit diesem guten Endergebnis im Rücken können wir uns getrost auf unseren Alltag einlassen, uns dem stellen, was uns dort begegnet, und versuchen, Dinge, die falsch laufen, zum Guten hin zu bewegen und zu verändern!

Amen.

Klaus Eberhard