Predigt am 10. Oktober 2010 über
Epheser 4, 22 - 33
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Ihr Lieben,
„Bist
Du Christ? – Wenn ja, warum nicht?
Mit dieser Frage bringt der Dichter Lothar
Zenetti ein Problem auf den Punkt, das es schon zur Zeit der Apostel
gab, nämlich:
Bist du ein Christ, dann leb auch so!
Paulus, der Heidenmissionar, hat in wenigen
Jahren in allen wichtigen Städten Kleinasiens und Griechenlands
Gemeinden gegründet. Doch nach wenigen Jahren muss er feststellen,
dass sie sich nicht immer so entwickelt haben, wie das sein sollte
und macht sich Sorgen um die junge Gemeinde. So schreibt er aus der
Gefangenschaft in Rom an die Gemeinde in Ephesus einen Rundbrief für
die Gemeinden in Kleinasien.
Der ganze (Epheser-) Brief ist ein Lobpreis
auf die unaussprechliche Liebe, Güte und Barmherzigkeit Gottes, die
ER uns in Jesus Christus erweist.
Sind wir uns eigentlich so wirklich bewusst,
was wir sind, - ja, was wir nur durch
Christus geworden sind und seither sein dürfen?
Wir vergessen das oft oder nehmen es viel zu
selbstverständlich, so daß wir uns nicht mehr so recht darüber
freuen können. Deshalb erläutert Paulus der Gemeinde noch einmal
die beiden Seiten des Evangeliums, die zusammengehören:
·
Zuerst den Zuspruch, d.h. das, was Gott an uns getan
hat
·
und dann den Anspruch: d.h. was ER von uns erwartet,
das wir tun sollen.
Doch zunächst die ernüchternde
Ausgangslage.
Im zweiten Kapitel seines Briefes stellt
Paulus der Gemeinde damals und uns heute noch einmal in deutlichen
Worten ganz klar vor Augen, aus welcher Tyrannei, Sklaverei und
Todverfallenheit Gott uns befreit hat.
Er schreibt:
„…
wie sah euer Leben früher aus? Ihr wart Gott ungehorsam und wolltet
von ihm nichts wissen. In seinen Augen wart ihr tot. Ihr habt
gelebt, wie es in dieser Welt üblich ist, und wart dem Satan
verfallen, der seine Macht ausübt zwischen Himmel und Erde. Sein böser
Geist beherrscht auch heute noch das Leben aller Menschen, die Gott
nicht gehorchen. Zu ihnen haben wir früher auch gehört, damals,
als wir eigensüchtig unser Leben selbst bestimmen wollten. Wir
haben den Leidenschaften und Verlockungen der Sünde nachgegeben,
und wie alle anderen Menschen waren wir dem Zorn Gottes
ausgeliefert.“ (Eph 2,1-3)
Ist uns das bewusst, dass wir Feinde des
heiligen Gottes waren? Wir waren rettungslos verloren und hatten
durch unser sündiges Wesen nur das Gericht Gottes zu erwarten, d.h.
die ewige Trennung von Gott in ewiger Finsternis!
Das muss man erst einmal aushalten, - um zu
begreifen, wie Gott mit uns, Seinen Feinden, umgeht und welches
Wunder der Liebe Gott an uns getan hat, um uns zu retten.
Paulus fährt dann fort, und das ist jetzt
der Zuspruch des Evangeliums:
„Aber Gottes Barmherzigkeit ist groß.
Wegen unserer Sünden waren wir in Gottes Augen tot. Doch er hat uns
so sehr geliebt, dass er uns mit Christus neues Leben schenkte.
Denkt immer daran: Alles verdankt ihr allein der Gnade Gottes.
Durch den Glauben an Christus sind wir mit
ihm auferstanden und haben einen Platz in Gottes neuer Welt.“ (Eph.
2,1-6)
d.h. wenn wir uns für ein Leben in enger
Beziehung zu Jesus Christus entschieden haben und IHM unser ganzes sündiges
Leben anvertraut haben, dann, aber nur dann, sind wir:
·
errettet und von aller Schuld befreit
·
aus Gottes Geist von neuem geboren
·
haben ein neues Herz
·
ein ewiges Leben,
·
sind ein Eigentum Gottes,
·
ja, sind Kinder Gottes und zu Erben eingesetzt,
·
sind Glieder am Leibe Christi,
·
und sind Versiegelt mit dem Heiligen Geist auf den Tag
der Erlösung.
Welch unüberbietbare Liebe und
Barmherzigkeit hat Gott an uns erzeigt. Das soll unser Herz erfüllen
mit großer Freude und hoffnungsvoller Erwartung.
Denn, das ist ja noch nicht offenbar
geworden, aber im festen Vertrauen auf Christus dennoch
Wirklichkeit. Wir sind noch auf dem Wege der Erneuerung und noch
nicht am Ziel.
Offenbar wird es erst, wenn Jesus
wiederkommen wird.
Dann werden wir vollendet und verherrlicht
werden und alle Welt wird sehen, was Gott aus uns gemacht und wozu
ER uns bestimmt hat.
Nachdem Paulus ausgeführt hat, wie
rettungslos verloren wir waren und dass wir nicht durch eigene
Anstrengung sondern allein durch die unverdiente Gnade, Liebe und
Barmherzigkeit Gottes zu neuen Menschen geworden sind, aus Gottes
Geist neugeboren, schreibt er:
à
Eph. 4,22-32:
Das ist jetzt der Anspruch des Evangeliums,
d.h. das, was Gott erwartet, das wir tun sollen.
Es geht hier nicht so sehr um den Einzelnen,
sondern um die Gemeinde mit ihren Gliedern als Leib Christi.
Wir, aus Gottes Geist wiedergeborene Gläubige
in aller Welt, wir bilden als Gemeinde Jesu den Leib Christi.
Denn die Gemeinde ist kein Verein, keine
Organisation, sondern ein lebendiger Organismus, dessen Haupt
Christus, der auferstandene HERR, selbst ist. Und wir sind Glieder
an diesem ewigen Leib!
Die Gemeinde ist das Werkzeug und Organ
Gottes mit der Bestimmung, den ewigen Willen Gottes in der Zeit zu
offenbaren und zu erfüllen. Das bewirkt alleine Gottes Heiliger
Geist. Nur durch IHN können wir das sein.
Paulus schreibt hier keinen moralischen
Appell zum Besserwerden, damit wir Gott gefallen und gerettet werden
und, sondern weil wir durch Christus wiedergeborene d.h. neue
Menschen geworden sind….
Darum sollen
wir das, was Gott an uns schon bewirkt hat, diesen neuen Menschen
mit einem neuen Herz, auch anziehen zeigen. Wir sollen Nachahmer
Gottes werden und das neue Wesen nach außen sichtbar werden lassen.
– Damit alle Welt erkennt, daß wir Gottes Kinder sind.
Anhand einiger konkreter Beispiele erläutert
Paulus, wie der Wandel der einzelnen Christen, und damit der
Gemeinde Jesu, aussehen soll, damit sie als Leib Christi Sein Wesen
für die Welt widerspiegelt zur Ehre Gottes!
1. Darum legt die Lüge
ab und redet die Wahrheit. V.25
Es geht hier nicht nur um die einzelne Lüge
sondern um das Lügenwesen, die Neigung zum Lügen, die uns früher
beherrscht hat, als wir noch Menschen im Herrschaftsbereich der
Finsternis waren.
Ein Leben ohne Gott ist Lüge und steht unter
einer widergöttlichen Macht. Jesus sagt: Der Teufel ist ein Lügner
von Anfang an, sein Wesen ist die Lüge. (vgl. Joh. 8,44) Die Lüge
ist deshalb der Wesenszug der Menschen, die ohne Gott leben d.h. die
nicht von Gott zu einem geistlichen Menschen wiedergeboren sind.
Wir aber, als neue Menschen, als Kinder
Gottes, sollen und dürfen die Liebe und das Wesen Gottes, der die
Wahrheit ist, widerspiegeln.
Wir sind untereinander Glieder am Leibe
Christi, da hat die Lüge keinen Platz. Sie zerstört jegliches
Vertrauensverhältnis der Glieder untereinander und zerstört
letztendlich auch die Gemeinde. Sie macht Gott Un-Ehre.
Stattdessen sollen wir die Wahrheit reden.
Die Wahrheit ist der Wesenszug der geistlichen Lebensgemeinschaft
der Gemeinde Jesu in ihr kann das neue Leben sich entfalten, denn
Christus, das Haupt der Gemeinde, ist die Wahrheit in Person.
2. Wer gestohlen
hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen
Händen, das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. V.28
Die damaligen Christen kamen aus dem
Heidentum, wo die Menschen gewohnheitsmäßig dem Stehlen ergeben
waren. Diebstahl wurde z. T. sogar als lobenswert betrachtet. Wenn
dann solche Menschen Christen wurden, taten sie, ohne Bedenken, was
sie immer schon taten, und nahmen es mit der Ehrlichkeit und dem
Eigentum nicht so ernst.
Wir sind davon doch sicher weit entfernt,
oder?
Wie sieht das aus mit den Raubkopien von
Software oder Filmen und Musik im Internet? Wie ist das mit Büromaterial
der Firma, das wir mit nach Hause nehmen? Wie ist das mit der
Ehrlichkeit bei der Steuererklärung und mit der Schadensregulierung
bei der Versicherung? Und auch heute wird das in der Gesellschaft
oft als Kavaliersdelikt angesehen und man bewundert diejenigen, die
das raffiniert angestellt haben. Aber – es bleibt Diebstahl bzw.
Unterschlagung.
So sollen Christen nicht handeln. Wir sollen
ehrlich sein und mit unseren eigenen Händen nicht nur unseren
Lebensunterhalt verdienen sondern dadurch auch in der Lage sein, den
Bedürftigen abzugeben / zu unterstützen. Wenn wir Christen so
handeln, wird die Liebe zum Nächsten, die Gott uns in unser
erneuertes Herz gegeben hat, für andere und an anderen sichtbar.
Dadurch wird Gott geehrt.
3. Lasst das faule
Geschwätz, sondern redet, was gut ist, was erbaut, was notwendig
ist. V.29
Das ist ein ganz heißes Eisen, leider auch
in christlichen Gemeinden. Wir kennen sicher alle das Problem und
die Gefahr einer schnellen und scharfen Zunge. Wieviel Un-Heil wird
dadurch angerichtet! Denn nichts ist störender und zersetzender als
„ungeistliches Reden“, ungut übereinander reden, andere lästern,
mit Kritik überschütten und fertigmachen!
Solches negative Reden kann sich wie ein ansteckender
Bazillus/Virus in einer Gemeinde ausbreiten und sein zerstörerisches
Werk tun.
Stattdessen sollen wir, als Kinder Gottes,
reden, was gut ist, was notwendig ist, d.h. was die Not der anderen
wendet und was insbesondere zur Auferbauung der Gemeinde dient. Wir
dürfen gut von und übereinander reden und den anderen ehren. Das
macht das Herz warm und froh, stärkt das Vertrauen und fördert die
Gemeinschaft.
Wir müssen nicht alles wissen und nicht
alles, was wir wissen, weitersagen.
Da Gott durch Seinen Heiligen Geist in uns
Wohnung genommen hat, soll all unser Reden unter Seiner Leitung
stehen. Alles „ungeistliche Reden“, d.h. alles nicht vom Geist
Gottes geleitete Reden, betrübt den Heiligen Geist und faules
Geschwätz ist Ungehorsam gegen IHN und damit Sünde.
4. Bitterkeit,
Grimm, Zorn, Geschrei und Lästerung sei ferne von euch… V.31
Das ist der Kleinkrieg des Alltags. Wir sind
verärgert, verbittert und zornig, wenn wir uns in unseren Rechten
beeinträchtigt oder in unserer Ehre verletzt fühlen.
Wie schnell kann sich das zu einem handfesten
Streit auswachsen. Zunächst trägt man die Bitterkeit im Herzen mit
sich herum, dann bricht sich die Gereiztheit Bahn, der Zorn bricht
aus und es wird laut, Schimpfworte fallen und es kommt zu hässlichen
Beleidigungen.
Das sei ferne von euch, samt aller Bosheit,
ermahnt uns Paulus.
Stattdessen sollen wir den neuen Menschen
anziehen, zu dem uns Gott wiedergeboren hat, sollen freundlich und
herzlich miteinander umgehen, einander hilfreich zur Seite stehen
auf dem Weg zur himmlischen Herrlichkeit. Das schafft eine warme
Atmosphäre der Liebe und Geborgenheit, der Anerkennung, der
gegenseitigen Achtung und Wertschätzung.
Und wenn uns der Zorn doch einmal überkommt,
dann sollen wir bereit sein, schnell zu vergeben. Ja, wir sollen
die Sonne darüber nicht untergehen zu lassen, d.h. nichts mit in
die Nacht und den neuen Tag nehmen, sondern vorher erledigen.
Denn das neue Leben soll jetzt unseren Alltag
neu gestalten und durchdringen. Nun will Jesus Christus, wenn wir
IHM gehören, in uns wohnen, und regieren und uns Anteil geben an
Seinem ewigen Leben! Das bleibt nicht verborgen! Das hat
Auswirkungen auf unsere Umgebung und die Gesellschaft. Denn wir
werden als einzelne Christen und als Gemeinde ja ganz genau
beobachtet und das bleibt nicht ohne Einfluss auf andere.
Da zeigt ein Zeugnis von Herrn Ulbrich. Er
berichtete vor einer Woche auf seiner Geburtstagsfeier:
„Ich lernte damals in England lebendige
Christen kennen. Die Liebe unter ihnen war so deutlich zu spüren,
mich sprach das sehr an. Ich wollte auch solche Liebe im Herzen
haben.
Dass man zu Jesus Christus eine lebendige
Beziehung haben konnte, war mir neu.“
Das war der Wendepunkt in seinem Leben und er
nahm Jesus in sein Leben auf und lebt seither diese lebendige
Beziehung zu Jesus, dem auferstandenen HERRN!
Diese Christen hatten den neuen Menschen
wirklich angezogen. Das hat andere Menschen, z.B. Herrn Ulbrich,
erkennen lassen, dass ihnen etwas Wesentliches fehlt und hat in
ihnen die Sehnsucht wachgerufen, das auch haben zu wollen. So sind
diese englischen Christen und ihre Gemeinde zum Segen für andere
geworden, zur Ehre Gottes.
Wir sollten das mehr im Blick haben. Es geht
nicht nur um unser persönliches Heil, dass wir gerettet sind,
sondern auch und in erster Linie darum, dass in und durch die Gemeinde
als Leib Christi Gott in dieser Welt sichtbar wird, geehrt und
angebetet wird, wie dieses Zeugnis deutlich gezeigt hat.
Deshalb: Bist du ein Christ, dann leb auch
so!
Gott schenke uns den Willen und die Kraft,
den neuen Menschen anzuziehen, damit wir unter der Leitung Seines
Heiligen Geistes ein Leben zu Seiner Ehre führen.
Und der Friede Gottes, der höher ist
als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in
Christus Jesus, unserem HERRN!
Amen.
Wolfgang
Wilke
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