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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  12. September 2010  über  1. Petrus 5, 5c - 11

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Ich lese Worte aus dem 5.Kapitel des 1. Petrusbriefes:

5c Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. 6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. 7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. 8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. 9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. 10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. 11 Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Liebe Gemeinde!

Manche Sätze aus dem Briefabschnitt des 1. Petrusbriefes dürften uns vertraut sein:

‚Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.’ Oder:

‚All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.’

Mir kommt es so vor, als will der Verfasser des 1.Petrusbriefes - sei es Petrus oder ein anderer, der in seinem Namen schreibt - am Abschluss seines Briefes nochmals kompakt ein paar gute Anweisungen den Christengemeinden mit auf den Weg geben.

Unter den Ermahnungen tauchen alte Tugenden wie z.B. die Demut auf.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie das Wort Demut hören. Ich denke, da geht bei manchem die Klappe zu. Demütig sein - das ist doch völlig out.

Sich selbst verwirklichen, aus sich selbst was machen, das ist doch dran. Darauf kommt’s doch heute im Leben an, wenn man es zu etwas bringen will.

Ich frage mich daher selbst, was ich mit der Demut noch heute anfangen kann.

Mit Sicherheit werden wir jetzt nicht aufgefordert, überall den Bückling zu machen, also eine unterwürfige Haltung einzunehmen. Ich denke auch nicht, dass wir mit dem, was wir an Gaben, Stärken und Fähigkeiten haben, tiefstapeln sollen. Im Gegenteil, das ist manchmal eine Masche, um doch groß raus zu kommen. Man erwartet heimlich vom Gegenüber, dass er einen hochhebt und lobt. Das ist eine versteckte Art des Hochmuts. Also Tiefstapeln kann auch nicht mit der Demut gemeint sein.

Nein, man soll sich nicht unterschätzen und kleiner machen als man ist.

Aber man soll sich auch nicht überschätzen. Ich vermute, da liegt wirklich eine Gefahr in unserer Zeit. Manchmal fehlt einem in allen möglichen Dingen das rechte Mass.

Da meint man alles Mögliche zu packen und wundert sich, wenn man plötzlich scheitert.

Im schlimmen Fall bricht man zusammen, kann einfach nicht mehr, ist total ausgebrannt.

Das ist übrigens eine Krankheit, die unter Pfarrern weit verbreitet ist.

Ich erinnere mich noch gut an den Satz, den unser Superintendent Bernhard Seiger von Bayenthal mir bei der Einführung sagte: Verpulvern Sie nicht Ihre Energie.

Das stimmt! Bei aller Freude im Beruf, bei allem Engagement und aller Liebe zur Gemeinde gilt es das rechte Maß zu finden.

Es gilt seine Grenzen anzuerkennen - nicht nur vor den anderen, sondern vor Gott selbst!

Da bedeutet meines Erachtens Bescheidenheit bzw. Demut. Der Verfasser bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: ‚Demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes.’

Damit will er sagen: Erkennt, dass ihr nicht etwas aus eurem Leben einfach macht, sondern dass letztendlich alles in Gottes allmächtigen, aber auch barmherzigen Händen liegt!

Wer das beherzigt, verinnerlicht, der wird nicht das Bedürfnis haben, sein eigenes Ego immer in den Vordergrund zu schieben. Der wird sich vertrauensvoll in Gottes Hände begeben.

Genauso ist auch der Bibelvers aus unserem Briefabschnitt zu verstehen: ‚All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.’

Das ist leicht verständlich und doch ist es oft so schwer das wirklich umzusetzen. Ja, ich habe manchmal das Gefühl, dass wir unsere Sorgen wie ein schweres Gepäck auf unserem Rücken lieber weiter mit uns rum tragen als sie wirklich abzuwerfen und sie so endgültig loszuwerden. Ja, wir haben uns manchmal daran gewöhnt mit ihnen zu leben, mit ihnen aufzustehen und zu Bett zu gehen.

Im Briefabschnitt hingegen werden wir dazu aufgefordert: Legt doch das, was euch bedrückt, in Gottes Hände. Werft euren Ballast bei ihm ab. Habt doch Gottvertrauen!

Jetzt kann man sich sagen: das ist ja alles schön und gut, aber ist das nicht ein bisschen zu naiv?

Vertrauen auf Gott ist gut, aber den Taschenrechner braucht man doch schon für sein Leben. Auch wir als lebendige und fromme Gemeinde müssen uns mit dem Haushalt rumschlagen und schauen, wie wir über die Runden kommen. Die Kirche kann davon zur Zeit ein Lied singen.

Daran wird deutlich: Die Sorglosigkeit ist nicht mit einem Hans guck in die Luft gleichzusetzen. Hier ist nicht ein Glaube gemeint, der nur in den Himmel zu Gott aufschaut. Hier ist vielmehr ein Glaube an Gott gemeint, der die Probleme des Alltags sieht und sich den Herausforderungen des Alltags stellt.

Es ist ja total interessant, dass in unserem Briefabschnitt da zwei total gegensätzliche Thesen nebeneinander stehen.

Auf der einen Seite die Sorglosigkeit: ‚All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.’ Auf der anderen Seite die Wachsamkeit: ‚Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.’

Die Sorglosigkeit und die Wachsamkeit - das ist ein richtiges Spannungsfeld, das hier aufgebaut wird. Und in diesem Spannungsfeld lebe ich als Christ!

Einerseits darf ich alles, was mich belastet bei Gott abgeben und wirklich von ganzem Herzen auf ihn vertrauen. Anderseits soll ich aber darüber nicht blind werden für alles, was mein Leben zerstört und wirklich bösartig ist. Das soll ich nicht verharmlosen, sondern dem ins Auge sehen und mich stellen. Ohne Umschweife wird hier vom Teufel geredet, der wir ein Löwe furchtbar brüllt und verschlingt, wen er kann.

Manche mögen darüber schmunzeln, denken vielleicht an Kasperletheater, wo dem Teufelchen eins mit dem Knüppel übergezogen wird und die Kinder lachen.

Ich halte es da lieber mit dem biblischen Realismus, der die Wirklichkeit des Bösen wahrnimmt und dem Bösen widersteht.

Wer das tut und sich dem stellt, sich also nicht auf das Böse einlässt und dadurch verschlingen lässt, der wird vielleicht nicht immer auf der Erfolgswelle schwimmen, sondern vielleicht auch manche Nachteile in Kauf nehmen müssen.

Nein, wer dem Bösen wirklich widersteht, der wird auch an den bösen und falschen Zuständen in der Welt leiden!

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Demut, Sorglosigkeit und Wachsamkeit - alles drei sind Dinge, mit denen wir Christen ernst machen sollten. Alles drei sind ganz wichtige Weisheiten für unser Leben!

Trotzdem hätte ich ein ungutes Bauchgefühl, Sie allein damit aus dem Gottesdienst zu entlassen. Das ist aber gerade in unserem Briefabschnitt nicht der Fall!

Gerade am Ende des 1.Petrusbriefes wird das deutlich. Wir sind in dem allen gerade nicht allein! Wir haben vielmehr Gott, ja Jesus Christus an unserer Seite! Zu ihm gehören wir, komme was mag! Er stärkt uns und kräftigt uns in allem, was wir im Alltag erleben. Auf seinem Grund stehen wir. Er spricht letztendlich das letzte Wort, so dass uns aller Hochmut, der uns begegnet, alle Sorge, die uns belastet, alles Böse, das uns frisst, nichts anhaben kann! Das ist mehr als eine liturgische Formel, die am Ende unseres Briefabschnittes steht. Das ist Gottes dicke Zusage an uns, die ganz fest steht:

 

Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen und gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. 

Amen.

Klaus Eberhard