Predigt am 25. Juli 2010 über Epheser
5, 8b - 14 -
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Ich
lese Worte aus dem 5. Kapitel des Epheserbriefes:
8b Lebt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte
und Gerechtigkeit und Wahrheit. 10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig
ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der
Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich
getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles
aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles,
was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du
schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus
erleuchten.
Liebe
Gemeinde!
Licht
und Finsternis - das sind die Worte, dir mir beim ersten Lesen des
Textes ins Auge gesprungen sind. Beides betont der Apostel Paulus in
seinem Briefabschnitt an die Christen in Ephesus ganz stark.
Paulus
nimmt dabei eine ganz klare Einteilung vor:
Das
Licht ist der gute Bereich, in dem wir Christen uns befinden.
Die
Finsternis ist der schlechte, der böse Bereich, mit dem wir nichts
zu tun haben sollen.
Beides
ist klar voneinander getrennt! Da gibt es keine Grauzone. Das ist
schon ein Schwarz-Weiß-Denken, was Paulus hier an den Tag legt.
Das
ist etwas, was in unserer Zeit nicht gerade angesagt ist, wovor sich
viele scheuen und für gefährlich halten. So hundertprozentig
eindeutig kann man doch vieles nicht beantworten. Es gibt ja immer
noch eine Möglichkeit, es anders zu sehen, für alles seine Gründe
zu finden. Das ist die Haltung, die viele heute einnehmen.
Das
Gute daran ist: Wir denken differenziert. Wir können komplexe
Hintergründe erkennen und vieles, warum es jetzt so oder so sich
verhält, erklären. Wir haben so kein reduziertes Weltbild, indem
wir alles total vereinfacht und engstirnig sehen. Wir haben so einen
weiten Horizont.
Das
Schlechte daran ist: Unsere eigenen Standpunkte werden dadurch äußerst
schwach. Alles ist irgendwie möglich und erlaubt. Alles wird
irgendwie beliebig. Man bleibt selbst im Unentschiedenen und im
Unklaren.
Ganz
anders Paulus - da ist nichts mit Beliebigkeit, Unentschiedenheit
und Unklarheit.
Paulus
bringt es deutlich zur Sprache: Habt nichts mit dem finsteren
Bereich zu tun! Haltet euch vielmehr in dem lichten Bereich auf!
Seid in dem Licht, das Jesus Christus selbst ist!
Das
ist der klare Standpunkt, den Paulus im Glauben an Jesus Christus
ganz fest und gewiss vertritt!
Das
ist, was ich aus dem, was Paulus schreibt, mitnehme. Es geht darum,
klare Standpunkte zu vertreten. Also trau dir was zu! Steh zu dem,
was du denkst und meinst! Ja steh vor allem zu dem, was du glaubst!
Das
gibt einem dann auch den festen Grund unter den Füßen. Das gibt
einem auch eine Ausstrahlung, wenn der andere merkt: Hallo! Der weiß,
was er glaubt und woraus er seine Kraft für sein Leben zieht!
Wir
sind da schnell zu übervorsichtig anstatt Leuten auch mal etwas
zuzumuten, was eben nicht so mainstream, gängige Meinung ist.
Paulus
nimmt da jedenfalls kein Blatt vor den Mund. Da gibt es wie gesagt
die Grauzone nicht, sondern klar getrennte Bereiche des Lichts und
der Finsternis.
Paulus
hat übrigens guten Grund, das so eindeutig der Christengemeinde zu
schreiben.
Er
hat die Stadt Ephesus am Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus
vor Augen.
Ich
erzähle etwas dazu, damit man das Ganze noch besser versteht:
Ephesus
ist eine Hafenstadt und liegt in Kleinasien an der Westküste, in
der heutigen Türkei. In der Hafenstadt Ephesus wird viel Handel
betrieben. Eine große, breit angelegte Handelsstraße führt mitten
durch die Stadt direkt zum Hafen. Am Hafen geht es sehr betriebsam
zu. Dauernd kommen Schiffe an, laden ihre Ware ab und fahren mit
Handelsgütern wieder ab. Die Stadt Ephesus ist zur Zeit des Neuen
Testaments ‚der’ Anlaufpunkt am Mittelmeer, um Handelsgüter und
Waren von Osten nach Westen, von Asien nach Europa zu
transportieren. Ja, in Ephesus ist viel Leben und Betrieb. Ephesus
ist eine Stadt, die zu den großen, angesehen Städten der Welt
Handelsbeziehungen hat.
Ephesus
ist so für Neues aufgeschlossen. Die Bürger der Stadt sind sehr
offen. So kommen durch den Handel mit den vielen Kulturen in
Kontakt. Mit den Waren kehren so auch neue Ideen, ja neue Götter in
die Stadt ein. Die alten Traditionen, die alten Weltanschauungen,
werden kritisch hinterfragt und zerbrechen langsam. Keine der
alteingesessenen Religionen bleibt davon unberührt. Im Gegenteil:
Ein teils wirrer Synkretismus macht sich breit. Das heißt: Die
verschiedenen Religionen sind nicht mehr voneinander getrennt,
sondern werden vermischt. So entstehen neue religiöse
Gemeinschaften und Mysterienkulte. Heute würde man das
wahrscheinlich dem Bereich der Esoterik zuordnen. Jedenfalls spielte
das Licht und die Finsternis auch dort eine große Rolle. Vielleicht
greift Paulus deswegen auf beides zurück, weil es den Christen aus
Ephesus vertraut war. Und über allem steht in Ephesus eines der
sieben Weltwunder: Der Tempel der griechischen Göttin Artemis.
Artemis ist eine Fruchtbarkeitsgöttin, das Wahrzeichen der Stadt.
Die
Menschen in Ephesus haben daher eine große Auswahl, welchen Göttern
und Göttinnen sie sich zuwenden können, Götter, die einem Trost
und Hilfe geben sollen.
Und
Trost und Hilfe brauchen die Menschen in Ephesus, da es vielen nicht
so gut geht. Die Kluft zwischen arm und reich nimmt in Ephesus zu.
Auf der einen Seite baut man die Thermosbäder, das Theater und die
Bibliothek für die Reichen, für die, die es sich leisten können.
Auf der anderen Seite befinden sich die Armen, die unter dem römischen
Imperium zu leiden haben, da sie bis auf den letzten Cent ausgesaugt
werden.
Dieses
Bild bestimmt die Stadt Ephesus. Eine Stadt, die viel zu bieten hat
und in der trotz allem Reichtum manche Armut und Leere da ist.
Ich
finde, da gibt es schon Parallelen zu uns heute, vielleicht auch zu
unserer Philippus-Kirchengemeinde im so schönen, lebensfrohen und
bunten Köln. Da stellt sich schon die Frage: Wie lebe ich da mein
Christsein im Alltag?
Paulus
gibt uns darauf eine klare und deutliche Antwort, wie wir gehört
haben.
Da
gibt es keine Grauzone, sondern Schwarz und Weiß, Finsternis und
Licht. Da geht es um klare Verhältnisse!
Es
geht schließlich um den Glauben an den lebendigen Gott, an Jesus
Christus selbst!
Daher
fordert Paulus uns Christen auf, sich als auch dementsprechend in
unserem Alltag zu verhalten! Allerdings sagt das Paulus nicht in
einem strengen, gesetzlichen Sinn, so als gäbe es im Leben nichts
mehr, an dem man sich freuen kann. Dann hätten wir ihn falsch
verstanden.
Nein,
so ist es nicht. Der Glaube an Jesus hat einfach Konsequenzen,
Auswirkungen auf unser Leben! Ja, das hat eine Ausstrahlung auf
andere! Das steckt an!
Wer
wirklich glaubt, dass Jesus für ihn gestorben ist und auferstanden
ist, der wird das auch leben! Wer im Licht Jesu Christi steht, der
wird das nach außen hin ausstrahlen! Das wird dann tatsächlich
segensreiche Früchte tragen!
Ich
möchte das an einem kleinen Beispiel aus meinem Leben deutlich
machen:
Einer
meiner besten Freunde hat genau so etwas davon. Der ist ein
glaubensfröhlicher und auch so lebensoffener Mensch. Gerade an ihm
ist mir klar geworden: Christsein heißt eben nicht, dass ich jetzt
nur im schwarzen Gewand herum laufe und gar nichts Gutes und Schönes
in der Welt mehr genießen darf. Gerade bei ihm spüre ich es durch
und durch: Christsein hat so etwas Frohes und Lebensbejahendes!
Immer wenn ich ihn treffe, geht’s mir einfach gut! Da fühle ich
mich direkt besser! Da macht mir das Leben wieder Freude! Mit ihm
zusammen unternehme ich aus dem Grund sehr vieles. Da geht man mal
abends ausgelassen tanzen oder ins Kino. Da wird auch viel gelacht.
Da hat man aber auch tiefgehende Gespräche über den Glauben und
betet gemeinsam, wenn einem danach ist. Ich tu das alles mit ihm
gemeinsam, weil ich im Tiefsten meines Herzens spüre: Der lebt das,
was er glaubt und denkt. Der ist darin echt. Gerade die Art, wie er
den Glauben an Jesus lebt, überzeugt mich. Das steckt mich an, erfüllt
mich selbst mit Freude! Und diese Freude kann ich dann schlecht nur
für mich behalten. Die will raus und weitergesagt, weitergelebt
werden!
Das
ist für mich wie ein ‚Hallo-wach’! Das ist für mich wie ein
Weckruf, so wie ihn Paulus am Ende des Briefabschnittes von sich
gibt. Wahrscheinlich ist es ein Lied zur Taufe, auf das er zurückgreift.
Da schreibt er: ‚Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich
Christus erleuchten.’
Genau
darum geht’s, dass ich da aus meiner Trägheit erwache und
wirklich lebendig werde!
Und
ich bin weiterhin überzeugt: Wer so zum Leben erwacht, wer so
glaubensfröhlich und lebensoffen auftritt, der kann auch klare
Standpunkte vertreten. Der wird ernsthaft beherzigen, dass nicht
alles, was im Trend liegt, gut zu heißen ist. Der wird vielmehr
auch manches prüfen, Falsches beim Namen nennen und es nicht tun.
Es
gibt halt auch Falsches in meinem Leben, das mich von Jesus Christus
nur wegbringt, - oder um es in den Worten von Paulus zu sagen - was
mich aus dem Bereich des Lichtes in den Bereich der Finsternis
ziehen will.’
Paulus
nennt dafür kurz vor und kurz nach dem Briefabschnitt auch ein paar
konkrete Sachen. Zwei davon betont er besonders: Die Sexualität und
das liebe Geld.
Gerade
über diese beiden Themen könnte man sicher eine ganze Predigt oder
noch mehr schreiben. Gerade diese beiden Themen durchziehen wie ein
roter Faden das Alte und das Neue Testament. Das sollte man also
sehr ernst nehmen! Das sind nicht Bereiche, die man mal so oder so
handhaben kann, wie es der Zeitgeist vielleicht erwartet.
Eins
ist dabei auf jeden Fall ganz wesentlich, ganz entscheidend: Den Maßstab,
uns in diesen und anderen Dingen richtig zu verhalten, finden wir
nicht in uns selbst, nicht in selbst auferlegten Gesetzen! Den Maßstab
dafür finden wir nur in Jesus Christus, unserem wahrhaftigen Licht!
So
sagt auch Jesus im Johannesevangelium von sich selbst: ‚Ich bin
das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der
Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.’
Durch
Jesus Christus wird uns der Blick dafür geöffnet. Da bekommen wir
Klarheit über das, was es an wohltuenden Ordnungen und guten Möglichkeiten
gibt, die Gott uns schenkt, um unser Leben erhalten, um es wirklich
wachsen zu lassen und zu entfalten. Paulus redet hier von der Frucht
des Lichtes, die lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit ist. Die
Werke der Finsternis hingegen haben damit nichts gemeinsam. Sie sind
nur darauf aus, mein Leben kaputt zu machen, meine Beziehung zu Gott
und zu meinem Mitmenschen zu zerstören.
Von
daher stellt sich für jeden von uns die Frage im Alltag: ‚Ist das
eigentlich richtig, was ich da gerade tu? Kann ich das so vor Gott
verantworten?’ Kann ich dazu ein Ja sagen oder muss ich dazu ein
Nein sprechen?
Das
betrifft mich selbst und auch meinen Mitmenschen!
Die
Richterrolle steht mir dabei nicht zu. Es ist wichtig, dass ich
meinem Mitmenschen in allem liebevoll begegne und für ihn offen
bin. Das darf aber nicht damit verwechselt werden, dass ich zu allem
ein Ja und Amen sage. Vieles läuft eben nicht richtig und das
sollte ich dann auch nicht einfach stillschweigend akzeptieren oder
sogar mitlaufen.
Ich
denke dabei ganz aktuell an die Loveparade in Duisburg, wo es zu
diesem schrecklichen Unfall mit neunzehn Toten und hunderten von
Verletzten gekommen ist.
Da
sollte ich nicht als Richter mit dem Finger drauf zeigen und sagen:
Da seht ihr’s. Ich hab’s schon immer gewusst.
Aber
ich sollte hier auch nicht alles gut heißen, was einfach nicht gut
ist.
Genau
da trennt Paulus zurecht und unterscheidet zwischen Gut und Böse,
zwischen Licht und Finsternis!
Genau
da will er uns Christen neu wachrütteln und uns aus unserer Trägheit
herausholen!
Da
will er uns neu eine Glaubens- und Lebensfröhlichkeit, die klare
Standpunkte vertritt, mit auf den Weg geben! Da will er, dass uns
neu das Licht aufgeht, nicht ein beliebiges Licht, sondern das Licht
Jesus Christus!
Da
spricht er zu jedem von uns seinen Weckruf: ‚Wach auf, der du schläfst,
und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.’
Amen.
Klaus Eberhard
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