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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  25. Juli 2010  über   Epheser 5, 8b - 14 -
 
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Ich lese Worte aus dem 5. Kapitel des Epheserbriefes:

8b Lebt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

Liebe Gemeinde!

Licht und Finsternis - das sind die Worte, dir mir beim ersten Lesen des Textes ins Auge gesprungen sind. Beides betont der Apostel Paulus in seinem Briefabschnitt an die Christen in Ephesus ganz stark.

Paulus nimmt dabei eine ganz klare Einteilung vor:

Das Licht ist der gute Bereich, in dem wir Christen uns befinden.

Die Finsternis ist der schlechte, der böse Bereich, mit dem wir nichts zu tun haben sollen.

Beides ist klar voneinander getrennt! Da gibt es keine Grauzone. Das ist schon ein Schwarz-Weiß-Denken, was Paulus hier an den Tag legt.

Das ist etwas, was in unserer Zeit nicht gerade angesagt ist, wovor sich viele scheuen und für gefährlich halten. So hundertprozentig eindeutig kann man doch vieles nicht beantworten. Es gibt ja immer noch eine Möglichkeit, es anders zu sehen, für alles seine Gründe zu finden. Das ist die Haltung, die viele heute einnehmen.

Das Gute daran ist: Wir denken differenziert. Wir können komplexe Hintergründe erkennen und vieles, warum es jetzt so oder so sich verhält, erklären. Wir haben so kein reduziertes Weltbild, indem wir alles total vereinfacht und engstirnig sehen. Wir haben so einen weiten Horizont.

Das Schlechte daran ist: Unsere eigenen Standpunkte werden dadurch äußerst schwach. Alles ist irgendwie möglich und erlaubt. Alles wird irgendwie beliebig. Man bleibt selbst im Unentschiedenen und im Unklaren.

Ganz anders Paulus - da ist nichts mit Beliebigkeit, Unentschiedenheit und Unklarheit.

Paulus bringt es deutlich zur Sprache: Habt nichts mit dem finsteren Bereich zu tun! Haltet euch vielmehr in dem lichten Bereich auf! Seid in dem Licht, das Jesus Christus selbst ist!

Das ist der klare Standpunkt, den Paulus im Glauben an Jesus Christus ganz fest und gewiss vertritt!

Das ist, was ich aus dem, was Paulus schreibt, mitnehme. Es geht darum, klare Standpunkte zu vertreten. Also trau dir was zu! Steh zu dem, was du denkst und meinst! Ja steh vor allem zu dem, was du glaubst!

Das gibt einem dann auch den festen Grund unter den Füßen. Das gibt einem auch eine Ausstrahlung, wenn der andere merkt: Hallo! Der weiß, was er glaubt und woraus er seine Kraft für sein Leben zieht!

Wir sind da schnell zu übervorsichtig anstatt Leuten auch mal etwas zuzumuten, was eben nicht so mainstream, gängige Meinung ist.

Paulus nimmt da jedenfalls kein Blatt vor den Mund. Da gibt es wie gesagt die Grauzone nicht, sondern klar getrennte Bereiche des Lichts und der Finsternis.

Paulus hat übrigens guten Grund, das so eindeutig der Christengemeinde zu schreiben.

Er hat die Stadt Ephesus am Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus vor Augen.

Ich erzähle etwas dazu, damit man das Ganze noch besser versteht:

Ephesus ist eine Hafenstadt und liegt in Kleinasien an der Westküste, in der heutigen Türkei. In der Hafenstadt Ephesus wird viel Handel betrieben. Eine große, breit angelegte Handelsstraße führt mitten durch die Stadt direkt zum Hafen. Am Hafen geht es sehr betriebsam zu. Dauernd kommen Schiffe an, laden ihre Ware ab und fahren mit Handelsgütern wieder ab. Die Stadt Ephesus ist zur Zeit des Neuen Testaments ‚der’ Anlaufpunkt am Mittelmeer, um Handelsgüter und Waren von Osten nach Westen, von Asien nach Europa zu transportieren. Ja, in Ephesus ist viel Leben und Betrieb. Ephesus ist eine Stadt, die zu den großen, angesehen Städten der Welt Handelsbeziehungen hat.

Ephesus ist so für Neues aufgeschlossen. Die Bürger der Stadt sind sehr offen. So kommen durch den Handel mit den vielen Kulturen in Kontakt. Mit den Waren kehren so auch neue Ideen, ja neue Götter in die Stadt ein. Die alten Traditionen, die alten Weltanschauungen, werden kritisch hinterfragt und zerbrechen langsam. Keine der alteingesessenen Religionen bleibt davon unberührt. Im Gegenteil: Ein teils wirrer Synkretismus macht sich breit. Das heißt: Die verschiedenen Religionen sind nicht mehr voneinander getrennt, sondern werden vermischt. So entstehen neue religiöse Gemeinschaften und Mysterienkulte. Heute würde man das wahrscheinlich dem Bereich der Esoterik zuordnen. Jedenfalls spielte das Licht und die Finsternis auch dort eine große Rolle. Vielleicht greift Paulus deswegen auf beides zurück, weil es den Christen aus Ephesus vertraut war. Und über allem steht in Ephesus eines der sieben Weltwunder: Der Tempel der griechischen Göttin Artemis. Artemis ist eine Fruchtbarkeitsgöttin, das Wahrzeichen der Stadt.

Die Menschen in Ephesus haben daher eine große Auswahl, welchen Göttern und Göttinnen sie sich zuwenden können, Götter, die einem Trost und Hilfe geben sollen.

Und Trost und Hilfe brauchen die Menschen in Ephesus, da es vielen nicht so gut geht. Die Kluft zwischen arm und reich nimmt in Ephesus zu. Auf der einen Seite baut man die Thermosbäder, das Theater und die Bibliothek für die Reichen, für die, die es sich leisten können. Auf der anderen Seite befinden sich die Armen, die unter dem römischen Imperium zu leiden haben, da sie bis auf den letzten Cent ausgesaugt werden.

Dieses Bild bestimmt die Stadt Ephesus. Eine Stadt, die viel zu bieten hat und in der trotz allem Reichtum manche Armut und Leere da ist.

Ich finde, da gibt es schon Parallelen zu uns heute, vielleicht auch zu unserer Philippus-Kirchengemeinde im so schönen, lebensfrohen und bunten Köln. Da stellt sich schon die Frage: Wie lebe ich da mein Christsein im Alltag?

Paulus gibt uns darauf eine klare und deutliche Antwort, wie wir gehört haben.

Da gibt es keine Grauzone, sondern Schwarz und Weiß, Finsternis und Licht. Da geht es um klare Verhältnisse!

Es geht schließlich um den Glauben an den lebendigen Gott, an Jesus Christus selbst!

Daher fordert Paulus uns Christen auf, sich als auch dementsprechend in unserem Alltag zu verhalten! Allerdings sagt das Paulus nicht in einem strengen, gesetzlichen Sinn, so als gäbe es im Leben nichts mehr, an dem man sich freuen kann. Dann hätten wir ihn falsch verstanden.

Nein, so ist es nicht. Der Glaube an Jesus hat einfach Konsequenzen, Auswirkungen auf unser Leben! Ja, das hat eine Ausstrahlung auf andere! Das steckt an!

Wer wirklich glaubt, dass Jesus für ihn gestorben ist und auferstanden ist, der wird das auch leben! Wer im Licht Jesu Christi steht, der wird das nach außen hin ausstrahlen! Das wird dann tatsächlich segensreiche Früchte tragen!

Ich möchte das an einem kleinen Beispiel aus meinem Leben deutlich machen:

Einer meiner besten Freunde hat genau so etwas davon. Der ist ein glaubensfröhlicher und auch so lebensoffener Mensch. Gerade an ihm ist mir klar geworden: Christsein heißt eben nicht, dass ich jetzt nur im schwarzen Gewand herum laufe und gar nichts Gutes und Schönes in der Welt mehr genießen darf. Gerade bei ihm spüre ich es durch und durch: Christsein hat so etwas Frohes und Lebensbejahendes! Immer wenn ich ihn treffe, geht’s mir einfach gut! Da fühle ich mich direkt besser! Da macht mir das Leben wieder Freude! Mit ihm zusammen unternehme ich aus dem Grund sehr vieles. Da geht man mal abends ausgelassen tanzen oder ins Kino. Da wird auch viel gelacht. Da hat man aber auch tiefgehende Gespräche über den Glauben und betet gemeinsam, wenn einem danach ist. Ich tu das alles mit ihm gemeinsam, weil ich im Tiefsten meines Herzens spüre: Der lebt das, was er glaubt und denkt. Der ist darin echt. Gerade die Art, wie er den Glauben an Jesus lebt, überzeugt mich. Das steckt mich an, erfüllt mich selbst mit Freude! Und diese Freude kann ich dann schlecht nur für mich behalten. Die will raus und weitergesagt, weitergelebt werden!

Das ist für mich wie ein ‚Hallo-wach’! Das ist für mich wie ein Weckruf, so wie ihn Paulus am Ende des Briefabschnittes von sich gibt. Wahrscheinlich ist es ein Lied zur Taufe, auf das er zurückgreift. Da schreibt er: ‚Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

Genau darum geht’s, dass ich da aus meiner Trägheit erwache und wirklich lebendig werde!

Und ich bin weiterhin überzeugt: Wer so zum Leben erwacht, wer so glaubensfröhlich und lebensoffen auftritt, der kann auch klare Standpunkte vertreten. Der wird ernsthaft beherzigen, dass nicht alles, was im Trend liegt, gut zu heißen ist. Der wird vielmehr auch manches prüfen, Falsches beim Namen nennen und es nicht tun.

Es gibt halt auch Falsches in meinem Leben, das mich von Jesus Christus nur wegbringt, - oder um es in den Worten von Paulus zu sagen - was mich aus dem Bereich des Lichtes in den Bereich der Finsternis ziehen will.’

Paulus nennt dafür kurz vor und kurz nach dem Briefabschnitt auch ein paar konkrete Sachen. Zwei davon betont er besonders: Die Sexualität und das liebe Geld.

Gerade über diese beiden Themen könnte man sicher eine ganze Predigt oder noch mehr schreiben. Gerade diese beiden Themen durchziehen wie ein roter Faden das Alte und das Neue Testament. Das sollte man also sehr ernst nehmen! Das sind nicht Bereiche, die man mal so oder so handhaben kann, wie es der Zeitgeist vielleicht erwartet.

Eins ist dabei auf jeden Fall ganz wesentlich, ganz entscheidend: Den Maßstab, uns in diesen und anderen Dingen richtig zu verhalten, finden wir nicht in uns selbst, nicht in selbst auferlegten Gesetzen! Den Maßstab dafür finden wir nur in Jesus Christus, unserem wahrhaftigen Licht!

So sagt auch Jesus im Johannesevangelium von sich selbst: ‚Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.’

Durch Jesus Christus wird uns der Blick dafür geöffnet. Da bekommen wir Klarheit über das, was es an wohltuenden Ordnungen und guten Möglichkeiten gibt, die Gott uns schenkt, um unser Leben erhalten, um es wirklich wachsen zu lassen und zu entfalten. Paulus redet hier von der Frucht des Lichtes, die lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit ist. Die Werke der Finsternis hingegen haben damit nichts gemeinsam. Sie sind nur darauf aus, mein Leben kaputt zu machen, meine Beziehung zu Gott und zu meinem Mitmenschen zu zerstören.

Von daher stellt sich für jeden von uns die Frage im Alltag: ‚Ist das eigentlich richtig, was ich da gerade tu? Kann ich das so vor Gott verantworten?’ Kann ich dazu ein Ja sagen oder muss ich dazu ein Nein sprechen?

Das betrifft mich selbst und auch meinen Mitmenschen!

Die Richterrolle steht mir dabei nicht zu. Es ist wichtig, dass ich meinem Mitmenschen in allem liebevoll begegne und für ihn offen bin. Das darf aber nicht damit verwechselt werden, dass ich zu allem ein Ja und Amen sage. Vieles läuft eben nicht richtig und das sollte ich dann auch nicht einfach stillschweigend akzeptieren oder sogar mitlaufen.

Ich denke dabei ganz aktuell an die Loveparade in Duisburg, wo es zu diesem schrecklichen Unfall mit neunzehn Toten und hunderten von Verletzten gekommen ist.

Da sollte ich nicht als Richter mit dem Finger drauf zeigen und sagen: Da seht ihr’s. Ich hab’s schon immer gewusst.

Aber ich sollte hier auch nicht alles gut heißen, was einfach nicht gut ist.

Genau da trennt Paulus zurecht und unterscheidet zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis!

Genau da will er uns Christen neu wachrütteln und uns aus unserer Trägheit herausholen!

Da will er uns neu eine Glaubens- und Lebensfröhlichkeit, die klare Standpunkte vertritt, mit auf den Weg geben! Da will er, dass uns neu das Licht aufgeht, nicht ein beliebiges Licht, sondern das Licht Jesus Christus!

Da spricht er zu jedem von uns seinen Weckruf: ‚Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.’ Amen.

Klaus Eberhard