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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  11. Juni 2010  über  Römer 6, 3 - 11    -
 
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Liebe Gemeinde!

Heute beginne ich mal nicht mit Fußball meine Predigt. Heute beginne ich die Predigt mal mit einem Film, der vor ein paar Jahren im Kino lief:
‚Die Bourne Identität’! Vielleicht erinnert sich der eine oder andere unter uns an diesen Film, wahrscheinlich die jüngere Generation. Der Film war so erfolgreich, dass direkt zwei weitere hinterher gedreht wurden. Schon der Titel ‚Die Bourne Identität’ macht klar, worum es in dem Film bzw. insgesamt in allen drei Filmen geht: Der CIA-Agent Jason Bourne wird mit zwei Kugeln im Rücken und einem Laserimplantat unter der Haut halbtot aus dem Meer gefischt. Er stellt fest, dass er sein Gedächtnis komplett verloren hat. Nach mehreren Anschlägen auf sein Leben wird ihm klar, dass er seine wahre Herkunft herausfinden muss, um zu überleben. Er macht sich auf die Suche nach seiner Identität. Wer ist er eigentlich wirklich? Wer versteckt sich tatsächlich hinter diesem Jason Bourne? Im Verlauf des Films fragt man sich auch: Will Jason Bourne tatsächlich seine wahre Identität finden? Diese Frage stellt sich dem Zuschauer, gerade dann, wenn Jason nahe dran ist, das Geheimnis über sich selbst herauszukriegen. Aber er steht sich dabei irgendwie immer selbst im Weg. Die Personen, die ihm weiterhelfen könnten, nehmen es ihm auch teils nicht ab, dass er sich an gar nichts mehr erinnern kann. Ist es also wirklich eine Suche nach der wahren Identität oder nicht vielmehr eine Flucht vor sich selbst, etwas zu sein, was man vielleicht nicht gerne sein möchte?

Man weiß es nicht genau. Jedenfalls wird am Ende des dritten Films das Geheimnis gelüftet. Die schreckliche Vergangenheit wird aufgedeckt und die wahre Person, die eigentlich hinter dem CIA-Agent Jason Bourne, zeigt sich.

Die Filme sind spannend anzuschauen! Viel Action, aber auch viel Handlung ist darin enthalten. Man muss genau aufpassen, um den Faden nicht zu verlieren. Es lohnt sich, das Ganze im Dreierpack mal anzuschauen.

Warum erzähle ich nun das Ganze? Sicher nicht, weil ich gerne Filme anschaue und eine nette Sammlung zu Hause stehen habe.

Ich erzähle das, weil es heute in der Predigt ganz entscheidend um die Frage geht: Was ist unsere eigene Identität? Womit identifizieren wir uns?

Also mal ein paar Fragen an Sie: Bitte ehrlich darauf beantworten!

Womit kann ich mich gerade identifizieren?

- mit meiner Familie? (bitte melden!)

- mit meinen Geschwistern?

- mit meinem Ehepartner?

- mit meinem Beruf?

- mit meiner Gemeinde?

- und schließlich die entscheidende Frage: mit unserer Fußballnationalmannschaft?!

Mal im Ernst, man merkt vielleicht: Das Ganze ist gar nicht so einfach mit der Identitätsfindung. Was macht mich eigentlich aus?

Da gibt es viele Bereiche, wo man doch sagen würde: Ja, das bin ich und das bin ich und das bin ich auch. Sicher gibt es auch Bereiche, wo man sagen würde, nein, das bin ich auf keinen Fall.

Insgesamt ist es aber gar nicht so leicht zu sagen, wer ich bin, was meine Identität ist, womit ich mich identifizieren kann.

Ich vermute, dass das gerade heute eine große Herausforderung ist, weil ja so vieles möglich ist und man selber nicht in allem oft ganz genau weiß, wie man sich zu dem, was möglich ist, verhält, wie man dazu steht. Das war früher vielleicht etwas leichter, weil es da klare Ordnungen gab und jeder da seinen Platz, seine Rolle hatte. Heute ist das nicht mehr so klar. Das sage ich jetzt, ohne das Ganze zu bewerten. Das wäre mal ein Thema für sich.

Nein, worum es heute geht, ist die Frage nach meiner eigenen Identität und ich hoffe, dass Sie darauf heute eine eindeutige Antwort bekommen. Das ist zu mindestens das Ziel der Predigt.

Genau darum geht’s, wenn ich es richtig verstehe, auch dem Apostel Paulus im 6. Kapitel des Römerbriefes. Da schreibt er an die Gemeinde in Rom:

3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. 6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, 9 und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für alle Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott. 11 So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus.

‚Wisst ihr nicht?’ Mit diesen paar Worten fängt Paulus hier an. ‚Wisst ihr nicht?’ Mit diesen paar Worten kommt Paulus ohne große Umschweife auf die Taufe zu sprechen. Damit will er den Christen in Rom klar machen: Liebe Leute, ihr seid getauft! Getaufte Christen! In der Taufe, da seid ihr ganz eng, ja ganz fest mit Jesus Christus verbunden! Das macht euch, euer Leben aus! Das ist eure Herkunft! Da kommt ihr her! In der Taufe findet ihr eure Identität!

Ich habe mich selbst gefragt: Weiß ich das eigentlich? Wenn ich ehrlich bin, ist mir das oft nicht bewusst. Über die eigene Taufe weiß ich nicht unbedingt sehr viel. Ich war selbst zu klein, um irgendetwas mitzubekommen. Das geht wahrscheinlich vielen von uns hier so. Meinen eigenen Taufspruch habe ich übrigens nie rausbekommen. Meine Eltern wussten ihn auch nicht mehr. Vor ein paar Jahren bin ich in Bonn einer Grundschullehrerin über den Weg gelaufen. Da stellte sich heraus, dass sie die Tochter des Pfarrers war, der mich getauft hat. Immerhin! Aber wesentlich mehr ist es nicht, was ich zu meiner eigenen Taufe sagen kann. Anders ist es hingegen, wenn ich mich frage: Was hat dich dem christlichen Glauben eigentlich näher gebracht? Da fallen mir mehrere Sachen im Leben zu ein: Da war es der Religionsunterricht in der Grundschule, durch den ich viele spannende Geschichten aus der Bibel kennen lernte. Da war es der Kindergottesdienst, durch den ich einen Bezug zur Kirche und zu Gott bekam. Da war es die schöne Kinderbibel, aus der mir jeden Abend vorgelesen wurde, und das Abendgebet, das meinen Glauben an Jesus festigte. Da war es ein Erlebnis, dass ich kurz vor dem Erwachsenwerden hatte, wo mir klar wurde, dass Gott tatsächlich wie ein guter Freund bei mir ist und mich liebt, so wie ich bin. Später im Theologiestudium wurde mein Glaube an Jesus Christus durchreflektiert. Ich kann mich noch an die hochtheologischen Debatten auf dem Flur und im Aufenthaltsraum entsinnen, die bis tief in die Nacht gingen. Ja und dann kam die Zeit in den Gemeinden, wo ich von dem hohen Ross der Theologie wieder runter musste, wieder bodenständig wurde und die Lebens- und Glaubensprobleme der Menschen vor Ort hautnah erfuhr, mich drauf einlassen musste. Das alles hat meinen Glauben an Jesus Christus schon geprägt.

Ich vermute, viele unter uns könnten dazu auch viel erzählen, wie sie einen Bezug zum christlichen Glauben, zur Kirche, zu Gott, ja zu Jesus Christus bekommen haben.

Da gibt’s sicherlich jede Menge interessante Lebensgeschichten mit Gott. Das ist zu mindestens mein Eindruck in der Gemeinde, wo ich Sie jetzt gerade kennen lerne und manche tiefen Gespräche schon hatte.

Und angesichts dessen, was ich hier, im Römerbrief bei Paulus lese, bin ich überzeugt: Das sind nicht nur einfach Geschichten, die wir uns da erzählen. Die schweben nicht einfach im luftleeren Raum rum. Diese Geschichten haben vielmehr einen Ausgangspunkt. Das Ganze hat seine Herkunft in der Taufe! Von dort kommen wir her! Dort, in der Taufe finde ich das, was mich ausmacht, was mir meine Identität gibt. Und zwar nicht nur im Moment der Taufe, sondern mein Leben lang. Taufe ist so etwas, was mich mein ganzes Leben lang begleitet, ja mich bestimmt.

Das heißt für mich: Immer wenn ich mich verrannt habe, es hoch und runter in meinem Leben geht, und ich gar nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht bzw. wer ich bin, darf ich eins auf jeden Fall wissen: Ich bin getauft! Ich gehöre zu Jesus Christus!

Genau davon redet der Apostel Paulus so begeistert in einer sehr theologischer Sprache, die wirklich toll ist. Ich fasse das mal zusammen: Da schreibt er, dass wir mit Christus begraben und in den Tod getauft sind. Wir sind so der Sünde gestorben und frei davon. Da schreibt er von dem neuen Leben, in dem wir wandeln, da Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.

Theologisch kann man es so auf den Punkt bringen, was Paulus hier schreibt:

Das Kreuz und die Auferstehung Jesu gehören ganz wesentlich zur Taufe und wir selbst stecken da voll und ganz mit drin. Wir selbst werden in der Taufe mit unserem gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus fest verbunden.

Paulus will uns mit all der hohen Theologie einfach zu verstehen geben:

Ihr seid getaufte Christen! Ihr gehört zu Jesus Christus! Das ist eure Identität!

Alles, was euch im Leben fertig macht, sei es eure eigene Schuld oder andere böse Mächte, die im Spiel sind, all das kann euch nichts mehr anhaben. Das ist für euch gestorben. Aus und vorbei! Dafür steht eure Taufe!

Das ist ein unglaublicher Zuspruch, der hier laut wird!

Ich darf ich selbst sein. Ich muss kein verkrampftes Leben führen voller Sorgen, es selber nicht zu schaffen. Ich muss keine Ängste haben, den ganzen Herausforderungen und Aufgaben, die ich im Alltag habe, nicht gewachsen zu sein und zu versagen. Ich darf vielmehr befreit von all dem falschen Leistungsdruck aufatmen und aufrecht durchs Leben gehen. Ich darf gelassen sein über die Dinge, die nicht so funktionieren, wie ich es eigentlich will.

Gerade die Taufe macht mich frei von diesem falschen Denken, was in meinem Kopf oft drin ist.

Genau darüber kann ich mich doch eigentlich nur von Herzen freuen, dass es so ist.

Ja, diese fröhliche Haltung soll ich als Christ an den Tag legen und selbstbewusst sagen: Genau das bin ich - ein von Gott geliebter und von aller Schuld befreiter Mensch.

Darauf legt auch der Apostel Paulus am Ende unseres Briefabschnittes ganz großen Wert, wenn er da schreibt: ‚So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Jesus Christus.’

Da wird uns nicht nur etwas zugesprochen, da werden wir auch in Anspruch genommen.

Damit sind nicht die Ansprüche gemeint, die wir selbst uns stellen, um den Erwartungen der anderen gerecht zu werden.

Da stellt vielmehr Gott selbst den Anspruch auf unser ganzes Leben!

Da sagt er uns klipp und klar: Ihr seid getaufte Christen! Jetzt lebt gefälligst danach! Drückt euch nicht davor, sondern steht dazu! Lass euch auf das neue Leben, das ich euch schenke, voll und ganz ein! Flieht nicht vor dem, was ihr seid, sondern stellt euch dem und lebt euer Christsein!

Ich habe den Eindruck, daran hapert es manchmal bei uns getauften Christen.

Das ist wahrscheinlich ähnlich wie in dem Film mit Jason Bourne. Der sucht nach seiner Identität in seiner Lebenslage und irgendwie flieht er aber auch vor ihr, weil er sich dem nicht stellen will.

Manchmal habe ich das Gefühl: Genau das ist es, was ich aus meinem Leben kenne. Da suche ich nach der eigenen christlichen Identität und zugleich fliehe ich vor ihr.

Eigentlich will ich und will doch nicht. Eigentlich ist mir das ganz wichtig und doch verstecke ich mich manchmal. Trägheit, Bequemlichkeit, falsches Harmoniebedürfnis und vieles mehr ist es vielleicht, was mich dann davon abhält, mein Christsein überzeugend zu leben, tatsächlich in einem neuen Leben mit Gott zu wandeln.

Der Apostel Paulus gibt darauf den Christen damals in Rom, wie uns Christen heute eine eindeutige, klare Antwort und damit ein ganz tolles Selbstbewusstsein mit auf den Weg!

Der sagt im Grunde genommen: Liebe Leute, schaut nicht auf euch selbst, wie ihr vor den anderen dasteht, was ihr vor ihnen seid oder eben auch nicht seid. Schaut auf das, was euch in der Taufe geschenkt wird, was euch eigentlich ausmacht! Wisst ihr das nicht? Doch, natürlich wisst ihr das! Also los, geht in das neue Leben mit Jesus hinein! Lebt das nun auch, egal ob das die Menschen um euch herum gut oder schlecht finden! Lasst euch voll drauf ein! Seid darin authentisch! Identifiziert euch klar und eindeutig damit! Schließlich schenkt euch Gott darin, in der eigenen Taufe eure wahre Identität, die euch ausmacht, die euer Leben lang, sogar über den Tod hinaus gilt!

Amen.

Klaus Eberhard