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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am 27. Juni 2001   über  1. Könige 18 und 19   -
 
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Einer wird gewinnen!
(Predigt während der Fußball-WM)

Liebe Fan-Gemeinde!

Der 26. Mai 1999! Dieses Datum wird wohl kein eingefleischter Bayernfan so leicht vergessen. Der 26. Mai 1999. Bayern verliert das Champions-League-Finale 2 zu 1 gegen Manchester United. Es war wohl der schlimmste Tag in der Vereinsgeschichte des FC Bayern. Ich gebe das offen und ehrlich zu: Noch heute schmerzt diese Wunde: So nah am Ziel und doch noch gescheitert. So lange auf der Siegerseite und dann doch noch auf der Straße der Verlierer gelandet. Das ist bitter!

Ganz anders als das Finale, das man dieses Jahr gegen Inter Mailand mit 2 zu 0 verlor. Diese Niederlage zeichnete sich schon im Verlauf des Spiels ab. Da waren die Verhältnisse von Anfang an klar. Aber damals, vor gut 11 Jahren, da kam das so völlig aus heiterem Himmel und hat mitten ins Herz getroffen. So lange 1 zu 0 geführt und dann zwei Tore des Gegners in der Nachspielzeit, die das Spiel völlig auf den Kopf stellten. So grausam kann Fussball sein!

Ich habe noch die Bilder vor Augen: Die vielen Tränen, die fließen - nicht nur bei Stefan Effenberg. Carsten Jancker und Sammy Kuffour hocken heulend auf dem Boden herum und keiner kann sie trösten. Mario Basler, der schon die Championsleague-Sieger-Kappe trug, schaut fassungslos ins Leere. Ein unbeschreiblicher Moment, der einfach weh tut.

Den Fans von ManU und allen Gegnern des FCB wird es sicher anders gegangen sein. Für die war das sicher der Freudentag schlechthin. Die werden gesungen haben: So ein Tag, so wunderschön wie heute. So ein Tag, der dürfte nie vergehen! Die werden sich wie die Könige gefühlt haben!

Glücksgefühle und Siegestaumel auf der einen Seite.

Tiefe Leere, tiefe Traurigkeit und Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite.

Und das innerhalb von ein paar lächerlichen Minuten.

Mir wird daran klar: Gewinnen und Verlieren liegen manchmal ganz nah beieinander. Das kann ruckzuck gehen, dass man in den Himmel gehoben wird oder aber ins Bodenlose stürzt.

Ich gehe davon aus: Das ist jetzt bei der WM in Südafrika ähnlich. Da sind es nur nicht ein paar Minuten, sondern vier Jahre, die dazwischen liegen. Bei der letzten WM da waren Italien und Frankreich noch oben auf. Beide waren bei der WM in Deutschland im Finale. Italien wurde Weltmeister. Zum vierten Mal und damit am dreimaligen Weltmeister Deutschland vorbeigezogen. Wie müssen sich da die Italiener gefühlt haben! Ich habe noch die Gesänge aus Bonn im Ohr, als Deutschland im Halbfinale gegen sie verlor: Italia, Italia, Italia!!! Es war wie ein Spießrutenlauf: Ich mit meinem Deutschlandtrikot auf dem Fahrrad durch die Autokorsos der johlenden Italiener hindurch. Ich wusste damals nicht, dass es so viele Italiener in Deutschland gibt. Überall krochen sie lautstark hervor. Ich selbst hatte eine schlaflose Nacht. Ein Italiener, dem ich das später erzählte, lächelte mich an und sagte: Da hatten Sie mehr als eine schlaflose Nacht.

Das mag sein. Aber das ist alles Geschichte von gestern. Das zählt nicht mehr angesichts dessen, was in den letzten Tagen bei der WM passiert ist.

Italien und Frankreich sind draußen! Beide Finalisten von damals konnten jetzt kein einziges Spiel gewinnen und flogen schon in der Vorrunde raus. Wie peinlich! Was für eine desolate Leistung bei solchen Topspielern!

Man wird die Mannschaften, die noch vor vier Jahren umjubelt waren, zu Hause, in der Heimat auseinander nehmen und über sie herziehen. Keine Frage.

Was für ein Wechselbad der Gefühle muss das für jeden Fussballspieler sein:

Noch heute wie ein Fussballgott verehrt und morgen schon der letzte Versager!

Ich bin überzeugt: Das gilt nicht nur für Fussballspieler. Die machen das vor den Massen auf eine besondere Weise durch und müssen damit umgehen können.

Aber im Kleinen gilt das auch für uns. Auch da liegen Gewinnen und Verlieren nah beieinander. Mal gewinnt man, mal verliert man. Mal ist man auf der Gewinnerseite, mal auf der Verliererseite.

Das betrifft alle Lebensbereiche, beruflich wie privat.

Eine entscheidende Zusage oder Absage, ein entscheidender Anruf, der alles klar macht oder scheitern lässt, eine alles entscheidende Situation macht es oft aus, dass wir auf der Straße der Gewinner oder der Verlierer sind.

Ich denke, da kennt jeder genug Szenen aus seinem Alltag.

Für mich stellen sich hier zwei ganz wichtige Fragen:

Wie gehe ich selbst damit um? - und - Wie verhält sich Gott dazu?

Ich möchte dazu eine Geschichte aus dem Alten Testament, genauer aus dem 18. und 19. Kapitel des 1. Buches der Könige erzählen. Die ist echt spannend! Es lohnt sich, das Ganze selbst nachzulesen, weil da einer genau dieses Wechselbad der Gefühle durchmacht.

Um das Ganze besser zu verstehen, erzähle ich etwas kurz zum Hintergrund: Die glorreichen Zeiten des großen Königs David sind in Israel längst vorbei. Das Land Israel hat sich verkracht und ist in zwei Reiche zerfallen - das Südreich und das Nordreich. Unsere Geschichte spielt im Nordreich unter dem König Ahab. Ein eher weicher, softer König, der viel mit sich machen lässt - z.B. durch seine Frau Isebel. Die hat die Hosen an und sagt, wo es lang geht. So auch in Sachen Religion. Der Glaube an Baal, den Fruchtbarkeitsgott will sie in Israel zur Staatsreligion machen. Der Glaube an den lebendigen Gott Israels hingegen ist gar nicht ihr Ding. Im Gegenteil: Sie lässt alle Menschen, die an Jahwe glauben, verfolgen und töten. Die Schar der Gläubigen wird immer kleiner. Unter ihnen ist auch der Prophet Elia, der im Auftrag Gottes den Kampf mit ihr aufnimmt.

Nach einer längeren Vorrunde mit manchem Hin und Her kommt es schließlich zum entscheidenden Finale auf dem Berg Karmel.

Die vielen Baalspriester auf der einen Seite und Elia auf der anderen Seite. Die Massen vom Volk Israel schauen zu. Die Spielregeln sind klar.

Beide bauen ihrem Gott einen Altar, ohne Feuer zu legen. Beide erwarten nun ein Zeichen von ihrem Gott. Feuer soll vom Himmel fallen und das Holz und das Opfer darauf verbrennen. Die Baalspriester beginnen. Sie geben sich alle Mühe, veranstalten ein Bohei hoch drei, machen pausenlos Halligalli, aber nichts passiert. Dann folgt der Auftritt des Elia. Selbstbewusst im Vertrauen auf Gott geht er vor den Altar. Er spricht ein einfaches, klares Gebet zu Gott und der erweist sich tatsächlich als der lebendige Herr! Das Wunder passiert! Aus heiterem Himmel lässt er das Feuer vom Himmel fallen und verbrennt mit einem Schlag den ganzen Altar, komplett mit allem, was drauf ist!

Alle Israeliten kommen zum Glauben an Jahwe, den lebendigen Gott Israels. Alle Baalspriester hingegen werden beseitigt, getötet.

Was für einen großartigen Kantersieg fährt Elia hier ein! Was für einen gewaltigen und tollen Auftritt legt er hier im Namen Gottes hin!

Ich stelle mit vor, wie sich Elia da gefühlt hat. Der muss doch hin und weg gewesen sein. Der muss doch total erfüllt, total glücklich gewesen sein. So ein Tag wie dieser, der muss ihn doch auf Wolke sieben getragen haben!

Spätestens mit diesem starken Auftritt hatte er selbst übrigens auch einen großen Namen und war in aller Öffentlichkeit bekannt. Elia galt seitdem als der Wunderprophet schlechthin. Er war in dem Punkt unter den Propheten die Nummer eins! Selbst Jahrhunderte später sprachen noch die Juden über ihn und nannten ihn in einem Atemzug mit Mose. So hoch oben war er auf der Rangliste. Das Gottesurteil auf dem Karmel, der alles entscheidende Sieg hat ihm dazu sicherlich auch verholfen.

Man könnte also meinen: Elia ist am Ziel seiner Träume und Wünsche angelangt. Er steht ganz oben auf dem Treppchen. Eigentlich kann ihn doch jetzt nichts mehr aus der Bahn hauen.

Weit gefehlt! Die Geschichte geht weiter. Die Königin Isebel bekommt das Ganze mit und lässt Elia ausrichten: ‚Die Götter sollen mir dies oder das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir das tue, was du meinen Baalspriestern angetan hast.’ Ein klares Todesurteil, das hier ausgesprochen wird. Und das sitzt! Elia bekommt es auf einmal mit der Angst zu tun. Der haut einfach ab. Er rennt in die Wüste weg, an einen einsamen Ort. Elia ist fertig - mit sich und mit der Welt. So kurz zuvor wie ein Sieger gefühlt und nun der Verlierer. Elia steckt in einer tiefen Depression. Der kann nicht mehr und will einfach nur noch sterben.

Ganz wesentlich ist jetzt: Gott schaut nun nicht einfach von oben herab zu. Nein, er hilft ganz konkret dem Elia. Dazu macht er erstmal etwas ganz Einfaches. Er schickt einen Engel, der Elia Nahrung gibt. Elia darf nach dieser totalen Erschöpfung sich ausruhen. Er darf schlafen, essen und trinken. Und das nicht nur einmal. Gott sorgt sich hier um das leibliche Wohl des Menschen. Es sind die ganz einfachen Dinge, die den Elia am Leben erhalten. Es bleibt aber nicht nur bei dem leiblichen Wohl. Gott hat auch etwas ganz Wesentliches für die Seele!

So spricht er zu Elia: Brich auf und geh zum Berg Horeb. Da will ich dir ganz persönlich begegnen. Und genau das macht Elia. Er bricht auf und es kommt zu der persönlichen Begegnung mit Gott!

Ich lese dazu die Stelle vor, die unser Moderator, Thomas Pape am Anfang des Gottesdienstes schon genannt hat: ‚Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR wird vorübergehen. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle.’

Nach dem tollen Erlebnis auf dem Karmel könnte man meinen, Gott kommt nur gewaltig daher. Der starke Wind, das Erdbeben oder das Feuer, ja da ist er im Element. Da müsste er doch zu finden sein. Aber was hören wir? Der Herr aber war nicht im Wind - aber der Herr war nicht im Erdbeben - aber der Herr war nicht im Feuer. Nichts davon!

Im stillen sanften Sausen hingegen, dort wo man ihn gar nicht erwartet, da ist er da, da begegnet er Elia hautnah!

So und nicht anders erfährt er die Gegenwart Gottes!

So weit zur Geschichte des Elia, die damals vor mehr als knapp 3000 Jahren stattfand und die uns doch so vertraut ist.

Das Wechselbad der Gefühle - Gewinnen und Verlieren - Elia hat es durchgemacht, viele Fussballspieler machen es noch heute durch und auch wir erleben es im Alltag.

Ich komme zurück zu den beiden Fragen, die ich stellte:

Wie gehe ich selbst damit um? - und - Wie verhält sich Gott dazu?

Ich kann es jetzt genauso wie Elia machen. Ich kann versuchen, vor der schweren Situation, der ich nicht gewachsen bin, zu fliehen. Ich kann versuchen, abzuhauen und mich zu verkriechen. Das ist menschlich gesehen verständlich. Manchmal geht es vielleicht auch nicht anders. Aber das ist zum Glück nicht die einzige Möglichkeit, die mir bleibt, wie ich mit meiner eigenen Niederlage umgehen kann.

Es ist nicht die einzige Möglichkeit, weil Gott selbst zu meinem Glück mir da noch eine ganz andere schenkt!

Gott lässt mein manchmal schweres Schicksal gerade nicht kalt! Wir haben im Lied von Abba ‚The winner takes it all’ gehört: ‚Die Götter dürfen die Würfel werfen. Ihr Verstand ist nämlich so kalt wie Eis und jemand auf seinem Weg hier unten verliert einen Liebsten. Der Gewinner nimmt sich alles. Der Verlierer steht klein da. Es ist einfach und geplant.’

Genauso ist Gott eben nicht! Er schwebt nicht als der allmächtige Herr hocherhaben im Himmel, den es kalt lässt, was ich hier unten auf Erden durchmache!

Nein, er kommt vielmehr aus seiner Höhe herab in meine Tiefe. Er begegnet mit im Kleinen, Unscheinbaren, Einfachen und Stillen. So verstehe ich das, Elia im stillen Sausen Gott findet, seine Gegenwart erfährt.

Genauso verhält sich Gott! Er ist für mich da! Wie ein guter Freund ist er mir ganz nah - nicht nur in den tollen Momenten meines Lebens, wo ich mich wie der Held fühle, sondern auch in den besch … eidenen Zeiten, wo ich mich wie ein Verlierer fühle. Gott spricht mir das fest und gewiss zu: Du wirst von mir geliebt. Du bist nicht so allein, wie du meinst. Ich bin für dich da, egal in welcher Situation du dich befindest, ob du nun in einem Hoch oder in einem Tief dich befindest! Ich bin da bei dir!

All das höre ich aus diesem kleinen und so unscheinbaren Ende der Geschichte Gottes mit Elia heraus. Wem das zu sehr reininterpretiert erscheint, dem sage ich: Schau an, wie es in der Bibel weitergeht. Diese Liebe Gottes, die den Tiefgang, den unteren Weg nicht scheut, - diese Liebe Gottes zieht sich wie ein roter Faden bis zu Jesus Christus durch. Spätestens dort, bei Jesus Christus wird es ganz klar und deutlich: Ich habe einen Gott, der sich auch auf meine Verliererseite stellt und für mich voll und ganz eintritt! Das Kreuz ist dafür das ganz klare Zeichen - ja noch mehr, das ist die Wirklichkeit, die mich trägt!

Damit schenkt mir Gott auch eine Möglichkeit, mit meinem Verlieren, mit meinen Niederlagen richtig umzugehen. Ich muss davor nicht fliehen und mich verstecken. Ich kann dazu vielmehr stehen, weil ich darauf vertrauen darf: Ich werde trotzdem geliebt. Ich darf darauf vertrauen: Da steht trotzdem jemand hinter mir, auch wenn die anderen mich fallen lassen. Mich muss all das Schwere, was ich zu tragen habe, nicht umhauen, weil Jesus Christus bei mir ist und für mich da ist. Ich stehe eben nicht allein wie der Depp da. Ich muss nicht verzweifelt versuchen, den Ball im Spiel des Lebens am Rollen zu halten. Diesen Part hat letztendlich Jesus für mich übernommen. Er spielt für mich den entscheidenden Pass, den entscheidenden Ball! Das heißt für mich: Auch wenn ich manchmal verliere und Niederlagen im alltäglichen Leben einstecke - es steht trotzdem 1 zu 0 durch Jesus! Er zeigt für mich vollen Einsatz, gibt für mich ganze Hundert Prozent! Nicht nur zweimal 45 Minuten, sondern mein Leben lang! Amen.                                                > den Ball vor das Kreuz legen!

Klaus Eberhard