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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  13. Juni 2010  über  Epheser 2, 17 - 22    -
 
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Liebe Gemeinde!

Knapp zwei Wochen bin ich nun hier, bei Ihnen. Vieles Neue habe ich in dieser Zeit erlebt. Viele Eindrücke habe ich gewonnen. Viele Gespräche habe ich geführt und dabei schon einige Menschen, einige Mitarbeiter aus der Gemeinde kennen gelernt. Alles wirkt auf mich so lebendig und bunt.

Viele Außenstehende haben mir das auch so beim Einführungsgottesdienst am letzten Sonntag deutlich mitgeteilt und kundgetan. Die Philippus-Kirchengemeinde besteht aus vielen lebendigen Bausteinen. Die wunderbare Vielfalt, aber auch die Unterschiedlichkeit wird mir so deutlich.

Um nur ein Beispiel zu nennen: Ich denke da an die alte und an die junge Generation. Für beides läuft einiges in der Gemeinde. Und dafür gibt es gute Gründe.

Da höre ich: Die älteren Menschen unter uns darf man nicht vernachlässigen. Sie haben soviel im Leben geleistet und waren so verbindlich, treu immer bei Ihrer Kirche. Für die muss man doch was tun. Ich selbst kann dazu nur sagen: Richtig! Das stimmt so! Gerade als Pfarrer, der noch vor Jahren sieben Seniorenheime als Schwerpunkt zu betreuen hatte, ist mir das klar.

Da höre ich aber auch: Die jüngeren Menschen sind nicht in unseren Gottesdiensten und unserer Gemeinde so präsent. Da muss etwas getan werden. Das kann nicht so bleiben, weil wir dann in ein paar Jahrzehnten nur noch ein kleines Häufchen sind. Der letzte macht dann das Licht aus. Wir müssen da was in unserer Gemeinde verändern und bewegen, dass wir diese Generation erreichen und sie ihren Platz in unserer Gemeinde finden.

Dazu kann ich nur sagen: Das ist auch richtig! Das stimmt auch!

An beiden Zielsetzungen für alt und jung ist viel dran! Beißt sich das nun oder lässt sich das nun miteinander vereinbaren? Gibt es da was Gemeinsames? Ich bin überzeugt: Letzteres trifft zu. Der Predigtext für den heutigen, 2. Sonntag nach Trinitatis geht auf diese Frage ein und gibt darauf eine eindeutige und klare Antwort.

Ich lese Worte aus dem 2. Kapitel des Epheserbriefes, die Verse 17 bis 22:

17 Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren. 18 Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. 19 So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20 erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, 21 auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. 22 Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Kurz zur Situation:

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Ephesus. Es geht um das Thema Judenchristen und Heidenchristen.

Die Judenchristen waren die, die aus dem Judentum zum Glauben an Jesus gekommen waren, die aber teils auch noch die Gebote des Mose einhielten, z.B. die Beschneidung.

Die Heidenchristen waren hingegen die, die aus den anderen Völkern zum Glauben gekommen waren und in ihrer christlichen Freiheit nicht an das Gesetz des Mose gebunden waren.

Nun war es so, dass die Judenchristen - zuvor eine große Größe in Jerusalem unter dem Herrenbruder Jakobus - inzwischen in der Minderheit waren. Die Heidenchristen gaben ganz klar den Ton an. Da lag die Zukunft, wie sich ja auch später in der Kirchengeschichte heraus kristallisierte.

Genau in diese Situation hinein schreibt Paulus: ‚Und er - Jesus Christus - ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, - den Heidenchristen also - und Frieden denen, die nahe waren - den Judenchristen.’

Paulus will damit der Gemeinde sagen: Liebe Leute, das mit Jesus gilt allen! Also, nehmt euch gegenseitig ernst. Schätzt nicht den anderen gering. Drückt den anderen nicht beiseite, auch wenn ihr in der Mehrheit seid.

Zwei Gründe führt er dafür ins Feld:

Zum einen macht er der Gemeinde im Epheserbrief klar: Das Christentum hat seine Wurzel im Judentum. Ihr, liebe Heidenchristen, vergesst das bitte nicht. Ihr wart anfangs nicht dabei, sondern seid dazu gekommen. Ihr steht auf dem Grund der Apostel und ‚Propheten’. Ich gehe davon aus, dass damit die Propheten aus dem Alten Testament gemeint sind.

Der Glaube an Jesus Christus ist also nicht etwas, das im luftleeren Raum einfach so schwebt. Nein, der Glaube an Jesus hat eine Geschichte, eine Heilsgeschichte, die Gott mit seinem Volk Israel macht und die in Jesus Christus ihr Ziel findet!

Jetzt, gerade im Sommer kann man das schön mit dem Bild einer blühenden Blume vergleichen. Das Alte Testament ist wie eine Knospe, in der schon alles drin steckt, aber noch nicht so offensichtlich sich zeigt. Das Neue Testament ist wie eine Blüte, wo sich alles in voller Pracht und Herrlichkeit zeigt.

Genau so ist es mit dem Glauben an Jesus!

Zum anderen macht Paulus der Gemeinde in Ephesus klar:

Ihr mögt ja eine unterschiedliche Herkunft haben. Ihr mögt aus ganz unterschiedlichen Situationen herkommen und in eurem Alltag Unterschiedliches erleben. Ihr mögt ja verschiedene Gruppen mit teils verschiedenen Interessen sein. Aber eins bitteschön verbindet euch ganz fest. Eins habt ihr tatsächlich gemeinsam:

Das ist der Friede Jesu Christi, der euch allen geschenkt wird!

Das ist der Friede, den uns Jesus am Kreuz bringt!

Das ist der Friede, der uns von aller Schuld und allem Bösen befreit, erlöst!

Das ist der Friede, der uns Christenmenschen annimmt, so wie wir sind - ob in Lumpen oder in Schlips, wie wir es vor kurzem im Welcome-Gottesdienst gesungen haben.

Das ist der Friede, der alle Zäune und Mauern überwindet, die wir Menschen uns setzen und uns voneinander abgrenzen!

Paulus hat das damals der Gemeinde in Ephesus geschrieben. Und ich bin überzeugt - er würde das auch noch heute uns, unserer Gemeinde schreiben. Da würde er sagen: Schaut auf diesen Frieden, den Jesus Christus uns schenkt, wenn ihr unterschiedliche Meinungen und Zielsetzungen habt, ja wenn es mal wieder zu Streitereien und Konflikten in eurer Gemeinde kommt. Schaut auf diesen Frieden, wenn ihr wieder nur mit euch selbst beschäftigt seid und auf die äußeren Dinge seht. Schaut auf diesen Frieden, wenn ihr nur euren eigenen Interessen hinterherlauft. Lebt aus diesem Frieden heraus! Gerade dieser Friede macht euch frei von allem Leistungszwang, etwas zu schaffen zu müssen, etwas gebacken zu kriegen. Gerade dieser Friede macht euch frei vom Fluch des Vergleichens: Ja, aber der hat ja und warum nicht ich? Dieser Friede macht uns frei von aller Missgunst und allem Neid dem anderen gegenüber.

Das ist die frohe Botschaft, die message, die im Epheserbrief laut wird:

Ihr, liebe Christen gehört dazu, so oder so. Mit den Worten des Paulus: ‚So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.’ Das heißt für uns: Wir alle, die wir hier sitzen haben ein Heimatrecht bei Gott, bei Jesus Christus. Wir haben bei ihm ein Zuhause, ein geistliches Zuhause. Und wenn euch jemand blöd daher kommt und euch verletzt, wenn euch einer das sogar abspricht, dann erinnert euch daran, macht euch das bewusst: Ihr gehört dazu, so wie ihr seid!

Paulus verwendet für diese frohe Botschaft ein schönes Bild - das Bild eines Tempels bzw. einer Kirche. Wir sind als der ganze Bau ineinander gefügt und wachsen zu einem heiligen Tempel im Herrn. Er, Jesus Christus ist der Eckstein, oben im Gewölbe.

Mich hat das Bild vom Eckstein öfters gestört. Er muss doch der tragende Grund sein. Wir haben es auch gestern in der Trauung von Manfred und Margrit Kugler gehört. Jesus Christus ist unser Fundament. Ganz klar! Inzwischen kann ich aber auch diesem Bild aus dem Epheserbrief viel abgewinnen. Der Eckstein steht ja für den Schlussstein, der alles zusammen hält. Er ist der wichtigste Stein, da ohne ihn alles zusammenstürzt. Er muss den Druck von allen Seiten aushalten.

Genau dafür steht Jesus Christus.

All das, was uns zusammenhält und uns nicht zusammen stürzen lässt, das finden wir in ihm, unserem Eckstein und Schlussstein. All das, was an Druck und Belastung in der Gemeinde da ist, all das nimmt er auf sich.

In dem Punkte finde ich das ein sehr schönes Bild, das Paulus hier für Jesus nimmt.

Ich finde das auch so entlastend und so befreiend für uns selbst, für unsere Gemeinde. Es liegt letztendlich nicht an uns, an unserem Aktionismus. Gerade ich als Pfarrer muss mir das vielleicht gerade sagen lassen, wenn ich versuche, in den ersten Wochen wie wild und hektisch alles hinzubekommen. So muss ich mich doch nicht unter Druck setzen. Der ganze Druck liegt doch vielmehr in Jesus Christus, dem Eckstein, der mich hält.

Das gilt für mich, ja für jeden von uns!

Von daher ist es entscheidend, dass die frohe Botschaft von Jesus in unserer Gemeinde laut wird, dass uns das immer wieder aufs Neue gesagt wird!

Genau darin finden wir unseren Halt! Genau darin findet die Kirche auch ihr Profil!

Das können wir nicht verschweigen oder verleugnen. Manchmal steht man vielleicht in der Versuchung, das mit dem Glauben an Jesus und dem Evangelium etwas leicht zu nehmen, es da sich etwas zu leicht zu machen und das zu billig zu verkaufen. Damit tun wir uns aber keinen Gefallen, weil so im Grund genommen Kirche für alles und nichts steht und so kein Bezug zu Gott, zu Jesus mehr da ist. Eine bequeme, angenehme Theologie, die sich anpasst, hilft uns da nicht weiter. Es ist und bleibt vielmehr die tiefgehende und froh machende Botschaft an Jesus, die uns Christen, die unsere Kirche ausmacht. Indem wir uns darauf einlassen, finden wir wirklich ein wahres und ein geistliches Zuhause:

Ein Zuhause, das klare christliche Standpunkte vertritt, aber auch wirklich offene Türen hat. Ein Zuhause, das jeden, egal ob jung oder alt, klein oder groß oder was sonst an Unterschieden da ist, herzlich willkommen heißt.

Um es zum Abschluss nochmal auf den Punkt zu bringen:

Wir gehören zusammen und nicht jeder macht nur so sein Ding.

Wir bauen vielmehr zusammen an einer und derselben Gemeinde, an einer und derselben Kirche:

Einer Kirche, in der Jesus Christus unser Friede ist.

Einer Kirche, in der Jesus Christus der Eckstein ist, der alles zusammenhält.

Man kann es auch persönlicher, beziehungsvoller sagen, so wie in dem Leitsatz unserer Gemeinde steht. Da heißt es zu Recht: Jeder ist anders, aber wir alle sind von Jesus Christus geliebt. Darum können wir Gemeinschaft miteinander erleben.

Es mag sein, dass wir das so noch nicht ganz in die Tat umgesetzt haben. Das haben wir sicher noch nicht, sonst wären wir die perfekte, vollkommene Kirche. Nein, es ist kein vollkommener Kirchenbau, wo schon jeder Baustein drin ist und an der richtigen Stelle sitzt. Es gibt da Baustellen. Ich als Pfarrer spüre das auch und erlebe das auch.

Aber das muss uns nicht sorgen und uns unzufrieden machen, dass wir also alles kritisch sehen und an allem rumzunörgeln haben.

Wir haben vielmehr Gottes festes Versprechen im Rücken: Ihr gehört zu mir, zu meinem Bau, in mein Haus hinein! Das ist es, was ich euch durch Jesus schenke.

Darauf dürfen wir voll und ganz vertrauen! Also los! Gehen wir es mit Freuden an, an unserer Kirche mitzubauen und wirklich lebendige Bausteine zu sein! Lasst uns die Einheit in Jesus Christus in aller bunter und wunderbarer Vielfalt leben! Amen.

Klaus Eberhard