Predigt am 9. Mai 2010 über 1.Timotheus
2, 1 - 6a
-
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Ihr Lieben,
wer die
Wirtschaftsnachrichten in den Medien verfolgt, kann häufig
Folgendes feststellen: Große und kleine Firmen haben sich
verzettelt, sind in Schieflage geraten und beginnen einen Neuanfang.
Sie trennen sich von all dem Ballast und den vielen Aktivitäten,
die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben und ihr ganze Kraft
verzehren. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche, auf ihr so
genanntes Kerngeschäft. Dort liegt ihre eigentliche Kernkompetenz,
das ist ihre Aufgabe und ihre Stärke. Nachdem die Prioritäten neu
festgelegt wurden, wird der Kurs auf das eigentliche Ziel neu
ausgerichtet.
Das klare Ziel fest im
Auge, so starten diese Firmen dann in eine neue Zukunft.
Das ist aber nicht nur
bei Firmen und Verwaltungen notwendig, sondern auch in unserem persönlichen
Leben und auch in der Gemeinde.
Deshalb schreibt der
Apostel Paulus in seinem ersten Brief an seinen Mitarbeiter
Timotheus nach Ephesus:
1,Tim 2,1-6a
„Das Erste und
Wichtigste, wozu ich die Gemeinde auffordere, ist das Gebet. Es ist
unsere Aufgabe, mit Bitten, Flehen und Danken für alle Menschen
einzutreten, insbesondere für die Regierenden und alle, die
eine hohe Stellung einnehmen, damit wir ungestört und in Frieden
ein Leben führen können, das Gott in jeder Hinsicht ehrt und das
in allen Belangen glaubwürdig ist.
In dieser Weise zu
beten ist gut und gefällt Gott, unserem Retter,
denn er will, dass
alle Menschen gerettet werden und dass sie die Wahrheit erkennen.
Es gibt nämlich nur
einen Gott, und es gibt auch nur einen Vermittler zwischen Gott und
den Menschen – den, der selbst ein Mensch ´geworden` ist, Jesus
Christus.
Er hat sein Leben als
Lösegeld für alle gegeben.“ (Neue Genfer Übersetzung)
Paulus ermahnt
Timotheus, den Leiter der dortigen Gemeinde, darauf zu achten, daß
die Gemeinde ihre Berufung und das Ziel nicht aus den Augen
verliert. Eine Kurskorrektur ist notwendig.
Vor allen
Dingen und zuerst, d.h. an allererster Stelle soll in der Gemeinde
das Gebet stehen. Das Gebet ist von erstrangiger Wichtigkeit und ist
der Kernauftrag der Gemeinde Jesu in
der Welt und für die Welt.
Die Mitte der
biblischen Botschaft ist der lebendige, persönliche Gott. Er ist
kein stummer Götze, sondern der redende und machtvoll handelnde
Gott. Gebet ist Reden mit diesem lebendigen Gott. Ja, es ist viel
mehr. Gebet ist ein Dialog zwischen zwei Personen, die einander lieb
haben - Gott und Mensch.
Gebet heißt im hebräischen
"wechselseitig miteinander Gemeinschaft haben." Wenn wir
also beten, dann ist das keine Einbahnstraße und auch mehr als
reine Kommunikation. Durch das Gebet treten wir in eine lebendige
Beziehung zu Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde und dürfen
Gemeinschaft mit diesem großen Gott haben.
So schön, wichtig und
hilfreich das Gebet ist, hat es doch bei uns in Deutschland keinen
hohen Stellenwert. Reden über Gott,
das kann man immer wieder mal antreffen, aber das direkte persönliche
Reden mit Gott scheint mir
und mehr vernachlässigt zu werden und bei vielen Menschen aus der
Mitte ihres Lebens zu verschwinden.
Dabei haben wir, als
von Jesus erlöste und gerettete Menschen das einzigartige Vorrecht
und die heilige Verpflichtung, vor dem lebendigen Gott für das Heil
aller Menschen einzutreten.
Wir denken meist viel
zu kurz. Wir beten für uns und unseren engeren Freundes- und
Bekanntenkreis, für körperliches und geistliches Wohlergehen und für
das Gelingen der Aufgaben und Vorhaben in Gemeinde und Familie.
Unsere weitere Umgebung und die weite Welt haben wir dabei selten
dauerhaft im Blick.
Nur das Gebet weitet
den Blick für den Horizont Gottes. ER hat nämlich alle Menschen
und die ganze Welt im Blick, die unser Gebet brauchen.
Ihr Lieben ich möchte
euch alle ermutigen und ermuntern, die einzigartige Möglichkeit des
Gebetes zu dem lebendigen Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus
Christus, als Geschenk anzunehmen, und zu eurer unversiegbaren täglichen
Kraftquelle werden zu lassen.
Diejenigen, die regelmäßig
beten, haben die Erfahrung gemacht, dass die Macht des Gebetes nicht
übertrieben werden kann. Es liegt eine solche Macht im Gebet, dass
es "den Arm bewegt, der die Welt bewegt." Das heißt ganz
konkret, wir können und dürfen durch unser Gebet Einfluß nehmen
auf Gottes Weltpolitik und am Bau des Reiches Gottes aktiv
mitwirken.
Als Beispiel möchte
ich erinnern an den Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Das
war das Ergebnis jahrelanger Gebete vieler, vieler Christen, die
sich mit der Teilung unseres Volkes nicht abfinden wollten und Gott
bestürmten und IHM dauerhaft in den Ohren lagen, er möge
eingreifen und die Teilung auf friedliche Weise beenden.
Der barmherzige Gott
hat das Gebet Seiner Kinder auf wunderbare Weise erhört und erfüllt,
denn es ist ein Wunder, dass die „Revolution der Kerzen“ so
friedlich und ohne Blutvergießen ablief und im endgültigen Fall
der Mauer gipfelte.
Dieses Beispiel soll
uns ermutigen auch für die großen Dinge dieser Welt im Gebet vor
Gott einzutreten, auch wenn es uns nahezu aussichtslos erscheint.
Anlaß gibt es genug!
Es ist ja inzwischen für
Jeden sichtbar, daß unsere kranke, immer gottloser werdende Welt
zunehmend aus den Fugen zu geraten droht. Aber statt das lautstark
zu beklagen, sind wir aufgerufen, etwas dagegen zu unternehmen. Wir
können aber als Gemeinde Jesu in der Welt nur dann etwas ausrichten
und bewirken, wenn wir vor allen anderen, auch wichtigen und
notwendigen Aufgaben, im Gebet vor Gott stehen und priesterlich für
die Welt einstehen.
Es ist deshalb ein
besonderes Gebetsanliegen, im Gebet fürbittend einzutreten für die
Obrigkeit, d.h. für Könige, Herrscher, Machthaber, also alle
Regierenden und alle Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft,
Wissenschaft und Kirche.
Warum?
Weil der Staat, als
die von Gott eingesetzte Obrigkeit, die Aufgabe hat, dem Chaos und
der Zersetzung Einhalt zu gebieten und das Böse, das in dieser Welt
ist, einzudämmen. Abschaffen oder verhindern kann er es nicht! Wir
wollen aber dafür beten, daß die Regierenden Wege finden, daß
Menschen ein ruhiges Leben führen können, aber auch, daß die
Gemeinde überhaupt bestehen kann und dann in die Gesellschaft
hineinwirken kann.
Die Obrigkeit soll dafür
sorgen, daß die Rahmenbedingungen gegeben sind oder diese schaffen,
damit Gemeindeleben überhaupt möglich ist, sich entfalten kann und
Reich Gottes gebaut werden kann. Denn nur dann kann sie als Salz der
Erde und als Licht der Welt zum Guten für die Welt wirken.
Diesem wichtigen
Anliegen der Gemeinde soll die Obrigkeit nicht im Wege stehen! Das
wird von der Gesellschaft aber zunehmend nicht mehr gewollt und
sogar bekämpft.
Auf den Regierenden
liegt deshalb eine ungeheuere Last und Verantwortung. Von ihnen wird
verlangt, es allen recht zu machen, was aber unmöglich ist.
Dutzende mehr oder weniger starke Lobby- und Interessengruppen üben
Druck auf die Regierenden aus bis hin zur Erpressung. Da nur die
wenigsten der Regierenden Christen sind, werden sie von jeder Strömung
hin- und hergerissen und wissen nicht, wo es lang geht.
Als Gemeinde sollen
wir für sie beten, damit wir ungestört und in Frieden ein Leben führen
können, durch das Gott in jeder Hinsicht geehrt wird.
„In
dieser Weise zu beten gefällt Gott, unserem Retter.“ V.3 Warum?
Gott will nicht nur das Gebet an sich als Lebensverbindung zwischen
uns Menschen und IHM, es geht auch um den Inhalt unserer Gebete.
Denn, in Seiner unendlichen Liebe ist Sein ganzes Sinnen und
Trachten, Sein Handeln und Wirken nur auf das eine große Ziel
ausgerichtet, „daß alle Menschen gerettet werden und zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ V.4 Wenn
Gott die Rettung aller Menschen will, dann heißt das gleichzeitig,
wir alle sind wegen unseres sündigen Wesens hoffnungslos verloren
und dringend rettungsbedürftig.
Gott will nicht, daß
einer verloren geht. Gott will, daß wir Seine große Retterliebe,
die ER an uns gewendet hat, auch anderen Menschen wünschen und
zukommen lassen wollen. Wir, die wir gerettet sind, sollen den
gleichen Wunsch haben wie unser Vater im Himmel und deshalb für
viele Menschen beten.
Es hat einmal jemand
gesagt: „Gerettet sein gibt
Rettersinn.“
Frage: Wie
steht es bei uns mit dem Rettersinn? Mit dem brennenden Anliegen,
dass andere gerettet werden, die noch ohne Hoffnung auf das
ewige Leben und somit ohne Glauben an Jesus Christus ziellos durch
die Welt irren?
Wie viele Menschen sind durch das treue Gebet von
Eltern, Großmutter, Tante oder Paten zum Glauben an Jesus Christus
gekommen! Das soll uns ermutigen.
Wie können Menschen
denn gerettet werden? Indem sie die Wahrheit erkennen, nicht eine
Richtigkeit, sondern die Erkenntnis einer Person: Jesus Christus. ER
sagt von sich: „Ich bin der Weg, die
Wahrheit und das Leben, niemand
kommt zum Vater, denn durch mich.“ ER ist die Wahrheit über die
Rettung, denn es gibt nicht viele Götter, sondern nur einen
einzigen, den lebendigen Gott, den Vater unseres HERRN Jesus
Christus. Und es gibt nicht viele Wege zu Gott. Kein Engel, keine
kosmischen Mächte auch kein kosmischer Christus, wovon immer mal
wieder die Rede ist, können uns den Weg zu Gott öffnen und uns
retten. Es gibt nur einen einzigen Gott und nur einen einzigen
Mittler zwischen Gott und den Menschen nämlich den, der selbst ein
Mensch geworden ist, Jesus Christus. V.6
Petrus hat das in
seiner großen Verteidigungsrede vor dem Hohen Rat in Jerusalem ganz
klar auf den Punkt gebracht: Es ist in
keinem anderen Heil ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den
Menschen gegeben, durch den sie sollen gerettet werden.
Diese Einzigartigkeit
Jesu Christi hat einen zwingenden Grund:
In Jesus Christus kam
Gott selbst auf die Erde und hat Sein Leben als Lösegeld für alle
gegeben. Das ist durch nichts zu überbieten oder zu ersetzen. Wer
dieses Rettungsangebot der Liebe annimmt ist gerettet und erhält
ewiges Leben in Gottes Reich, wer dieses Angebot aber ausschlägt
oder unbeantwortet lässt, kann nicht mehr gerettet werden und geht
in Ewigkeit verloren.
Gott aber will nicht,
daß ein Mensch verloren geht. Voller Mitleid und Wehmut sieht ER
wie sich die Menschen auf ihrer Suche nach Gott
mit so vielen falschen
Gottesbildern, mit Religionsphilosophie und anderen Ideen
herumschlagen, um mit Gott ins Reine zu kommen, doch vergeblich!
Gott aber ringt um
jeden einzelnen Menschen, damit er die Wahrheit erkennt, daß
nämlich einzig und alleine nur Jesus ihn retten kann. Wenn
Gott die Rettung jedes Menschen ein solch wichtiges Anliegen ist,
dann sollten auch wir uns als Einzelne und als Gemeinde dafür
einsetzen, daß möglichst viele Menschen in Jesus Christus den
einzigen Retter erkennen und IHN annehmen.
Das ist auch eine
dringende Bitte an Euch Ihr Eltern und Paten von Tim und Malte Jan,
die gleich getauft werden sollen. Ihr könnt nichts Besseres und
Wertvolleres für Eure Kinder tun, als im treuen, anhaltenden Gebet
vor Gott fürbittend für sie einzutreten, mit ihnen zu beten und
sie im Beten anzuleiten.
Das gilt aber auch für
alle anderen hier im Gottesdienst: betet als Ehepaare und Familien
miteinander und betet füreinander. Betet aber nicht nur für Euren
eigenen Familien- und Freundeskreis sondern auch für solche
Menschen, die nicht Gemeindeglieder sind, die Ihr nicht persönlich
kennt, aber von denen Ihr gehört oder gelesen habt, damit auch sie
sich der Wahrheit in Jesus Christus zuwenden und dadurch gerettet
werden. Das ist das Ziel Gottes! Nicht nur, dass sie bewahrt
bleiben und gesund sind sondern für die Ewigkeit gerettet werden.
Dafür hat Jesus sein Leben am Kreuz geopfert! Und dafür tritt ER
auch heute als unser Hoherpriester vor Gottes Thron fürbittend für
uns und alle Menschen ein.
Haben wir dieses
Liebesziel Gottes auch vor Augen und im Blick oder sind wir damit
zufrieden, daß Gott uns gerettet hat und wir in Sicherheit zu sein
scheinen? Liegt uns
etwas daran, dass die Menschen hier in Raderthal, in den Häusern um
uns herum, aber auch die an den Enden der Erde gerettet werden?
Was tun wir dazu?
Beten, sagt Paulus,
ist die erste und wichtigste Aufgabe, die wir als Gemeinde haben!
Und zwar mit dem weiten Horizont Gottes für alle
Menschen.
Durch unser Gebet für
ein gesundes geistliches Gemeindeleben und für die Verkündigung
und Mission hier bei uns und in der weiten Welt, können wir, auch
wenn wir sonst noch so schwach sind, aktiv am Bau des Reiches Gottes
mitarbeiten. Das ist, neben all unserer sonst so wichtigen
Mitarbeit, die allerwichtigste Aufgabe mit extremer Langzeitwirkung,
nämlich mit Auswirkungen bis in die Ewigkeit hinein.
Gott gebe uns tiefe
Liebe zu den Menschen und die Freude und Kraft, vor dem Thron
unseres himmlischen Vaters, priesterlich fürbittend für
sie einzutreten, damit viele
gerettet und Kinder Gottes werden.
Amen.
Wolfgang
Wilke
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