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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  28.02.2010  über   "Grenzenlos leben"   Johannes 8, 36
 (Welcome)
 
 
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No limits, keine Grenzen, grenzenlos leben –

das ist eine Sehnsucht, die viele Menschen antreibt.

Grenzen überwinden – frei und unabhängig sein.

Einmal das große Gefühl von Freiheit erleben, so wie es Reinhard Mey in seinem Hit besingt: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann würde, was hier groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“

 

Es ist geradezu ein Glücksgefühl, wenn man eine Grenze überwunden hat, und sich so richtig frei fühlt!

Aber die Wirklichkeit sieht oftmals so ganz anders aus:

Auf Grenzen stoßen wir unzählig und überall in unserem Leben.

Grenzen, Begrenzungen, Eingrenzungen, Ausgrenzungen, Abgrenzungen, mit denen wir umgehen müssen.

Die Bausteine dieser Grenzen sind die unterschiedlichen Herausforderungen des Lebens, denen wir uns im Alltag, im Beruf, in der Familie stellen müssen.

Es sind nicht nur räumlichen Grenzen.

Es gibt politische und wirtschaftliche Grenzen.

Die Geschwindigkeit ist begrenzt in Ortschaften und auf vielen Autobahnen.

Da gibt es die Grenzen, die uns die Gesellschaft auferlegt, soziologische und konventionelle Grenzen, die sich in Gesetzen, Richtlinien, aber auch in modischen Trends und moralischen Ansprüchen manifestieren.

Hab ich die falsche Kleidung an, werde ich ausgegrenzt.

Grenzen können auch durch einzelne Menschen gesetzt werden - zum

Beispiel von Eltern in der Erziehung ihrer Kinder.

Aber es gibt natürlich auch Einschränkungen durch Menschen, die sich zum Beispiel selbstherrlich und egoistisch in einer Beziehung verhalten und dem anderen damit Grenzen diktieren.

Unser ganzes Dasein besteht aus Grenzen: Unser Wachstum, unser Leben, unser Reichtum, unser Eigentum, unsere Fähigkeiten sind begrenzt. Wir sind körperlich eingegrenzt in unserer Kraft und Ausdauer, oder auch durch Krankheiten oder

Behinderungen. Und die gesetzlich eingeräumten persönlichen und gesellschaftlichen Freiheiten sind abhängig von dem Land in dem wir leben.

Mit der grenzenlosen Freiheit ist das also so eine Sache.

 

Und manchmal treibt der Wunsch nach Freiheit auch ganz seltsame Blüten.

Ich las von einem siebzigjährigen Engländer, der sich grundsätzlich weigerte bei seinen Motorradfahrten einen Motorradhelm zu tragen. Als er das fünfte Mal ins Gefängnis kam, fragte ihn ein Journalist:  „Finden Sie nicht, dass Sie etwas übertreiben? Zum fünften Mal ins Gefängnis wegen eines Helms, und das in ihrem Alter!“

Der Mann erklärte ihm: „Durch die Helmpflicht wird meine Wahlfreiheit eingeschränkt. Welches Recht hat das Parlament, mir vorzuschreiben, auf welche Weise ich sterben soll?“

Eine etwas seltsame Argumentation. Der Mann war das, was die Briten einen Menschen mit Prinzipien nennen.

Man wird sich dann kaum wundern, wenn solche grenzenlose Freiheit einem Menschen zum Verhängnis wird.

Nach der Definition in einem Lexikon wird der Begriff Freiheit so definiert:

Freiheit wird in der Regel verstanden als die individuelle Möglichkeit, ohne Zwang

zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten auswählen und entscheiden zu

können."

 

Haben wir unser Leben wirklich im Griff?

Sind wir ohne Gott frei und unabhängig und sind wir es mit Gott auch noch?

Kann man sich Gott wirklich guten Gewissens ganz ausliefern?

 

Was würden wir tun, wenn jemand uns unsere Freiheit nehmen möchte?

Wir würden wahrscheinlich sehr emotional reagieren und uns mit Händen und Füßen wehren. Denn wir lieben unsere Freiheit und Unabhängigkeit auf allen Gebieten:

wir leben in einem freien Land, wir haben freie Berufswahl, freie Meinungsäußerung, Glaubensfreiheit, freie Wahlen, Reisefreiheit usw.  Das ist großartig und nicht selbstverständlich. Ich glaube, wir sehnen uns grundsätzlich nach Freiheit, denn Unfreiheit schränkt uns Menschen ein, raubt uns Lebensfreude und Antrieb.

Wir brauchen Freiheit, um uns zu entfalten, unsere Begabungen einzusetzen, eigene Ideen zu entwickeln, Träume zu leben.

Und ich bin mir sicher, das ist eine wirklich gute Idee Gottes.

Ich behaupte: Freiheit ist eine Idee Gottes.

 

Es gibt nur ein  Problem in Sachen Freiheit: dass wir Menschen meinen, die Freiheit selbst definieren zu können, dass wir unsere eigene, persönliche Version von Freiheit entwerfen.

Ich möchte mit Ihnen heute Morgen darüber nachdenken, was wahre Freiheit bedeuten könnte– und dabei den Experten für Freiheit schlechthin zu Wort kommen lassen.

Sein Name: Jesus Christus.

 

Wie frei sind wir wirklich?

Bestimmen wir tatsächlich selber über unser Leben und haben es im Griff?

 

Äußerlich gesehen schon, aber tief in unserem Herzen haben wir oft ganz andere Gefühle. Wenn ich nämlich unser Leben genauer anschaue, dann stelle ich fest, dass wir uns in vielen Dingen selber unfrei und abhängig machen oder gemacht werden, ohne direkten oder bewussten Einfluss darauf zu haben. 

Hier ein paar Beispiele:

 

1. Unser Lebensstil und unsere Lebensgewohnheiten entscheiden mit darüber, wie frei wir sind.       Beispiel  mein Einkaufsverhalten.

Wenn ich Dinge kaufe, um mir Anerkennung zu verschaffen oder mit meinen Freunden gleichziehen will, dann bin ich letztendlich nicht frei.

Oder wie gehe ich mit Geld um? Jetzt kaufen, später zahlen - Kredite sind verlockend - sie machen mich aber absolut abhängig. Wäre es da nicht sinnvoller, auf den Kauf zu verzichten und dann zu kaufen, wenn ich es mir leisten kann? Kaufe ich mir mehr, als ich eigentlich brauche? Werde ich beherrscht vom „Immer mehr haben wollen“? Auch hier bin ich schnell von materiellen Dingen abhängig und damit unfrei.

Oder schließlich das Beispiel Arbeit: Können wir abschalten und loslassen oder hat  uns die Arbeit im Griff?  Müssten wir eigentlich weniger arbeiten, schaffen es aber einfach nicht (z.B. um nicht schlechter da zu stehen als die Kollegen?)

 

2. Unfrei machen uns auch Sorgen und Ängste. Vielleicht kennst du folgende Sorgen und Ängste aus deinem Leben: Wie wird es mit meinem Arbeitsplatz weitergehen? Schaffe ich  die Schule, die Prüfung, das Abitur? Wie soll ich alle finanziellen Belastungen tragen? Müsste ich nicht mehr aus mir machen? Wie soll ich das Problem mit meinem Partner bloß lösen? Mögen mich die anderen? Ängste um die Kinder oder andere nahestehende Menschen... usw.

Ängste und Sorgen können uns so unfrei machen, dass es sogar zu körperlichen Symptomen wie Migräne, Magenproblemen usw. kommen kann.

 

3. Wir richten uns, der eine mehr, der andere weniger, nach der Meinung anderer.

Was viele vertreten, kann doch nicht ganz  falsch sein.

Beispiel: Welche Klamotten ich kaufe oder anziehe, entscheide ich in der Regel nicht ohne Einfluss von außen. Häufig spielt es eine große Rolle, was „in“ ist, ob es bestimmte Markenklamotten sind und was die anderen davon halten.

Wir richten uns häufig - bewusst oder unbewusst - nach den Menschen um uns herum. Dass wir uns dadurch abhängig machen, ist uns oft nicht klar.

 

4. Wir sind (wenn auch unbewusst) von gelernten Regeln abhängig. Was hat in unserem Elternhaus gegolten und was nicht? Welche Ansichten hatten und haben unsere Eltern und Freunde?

 

5. Wir sind abhängig von Erfahrungen, die wir in unserer Vergangenheit gemacht haben. Es prägt uns und bestimmt viele Verhaltensweisen und Gefühle, wenn wir z.B. häufig ungerecht behandelt wurden oder wenn wir oft zu hören bekamen, dass wir zu nichts taugen würden oder wenn zu viel von uns erwartet wurde.

Unsere Vergangenheit lebt. Wir sind nicht frei davon.

 

6. Abhängig und unfrei macht uns vor allem auch unser Versagen, unsere Fehler. Wenn wir ganz ehrlich sind, wissen wir alle um unser Fehlverhalten, egal ob Neid, Lüge, Übertreibungen, Wutausbrüche, fehlende Geduld, Vorurteile, Lästern über andere, Egoismus. Wie oft ertappe ich mich z.B., dass ich mich unbewusst frage: Was ist für mich am besten? Wie kann ich mir die besten Vorteile verschaffen? Wie komme ich gut raus? Oft bin ich gefangen in meinem Egoismus und merke es gar nicht.

Wie viele lieblose Worte lassen wir an einem Tag raus? Wie viele negative Gedanken denken wir?

 

7. Auch religiöser Druck kann uns einengen und unfrei machen. Vielleicht bist du auf der Suche nach Gott, findest aber keine schlüssigen und befriedigenden Antworten und das macht dich fertig. Oder vielleicht bist du unsicher, ob dich Gott wirklich okay findet und machst dir religiösen Stress, um Gott zu gefallen. Oder du hast mit Christen zu tun gehabt, die dich unter Druck gesetzt haben. Oder fromme Traditionen und Gesetze wie z.B. „Christen trinken keinen Alkohol“ oder „in einem Gottesdienst muss es immer ernst und feierlich zugehen“ schränken dich ein. Manche fromme Traditionen und viele unausgesprochene Gesetze (wie „als Christ tut man dies aber nicht“) kommen von Menschen, nicht von Gott.

 

Ich komme zur Ausgangsfrage zurück:

Sind wir wirklich frei? Sind wir unser eigener Herr? Haben wir unser Leben tatsächlich im Griff?

Oberflächlich gesehen vielleicht schon. Aber ich glaube, dass unsere Freiheit und Unabhängigkeit sehr gefährdet und häufig auch erschüttert ist, wie die genannten Beispiele belegen. Blicken wir tiefer in uns hinein, dann zeigt sich, dass wir eben doch nicht frei sind und uns und unser Leben letztendlich nicht vollends im Griff haben.

 

Mir ist aufgefallen, dass es in der ganzen Bibel ständig um das Thema Freiheit geht und ganz besonders deutlich wird dies bei Jesus. Sein Leben ist faszinierend.

Jesus war absolut frei und unabhängig. Er richtete sein Denken und Handeln nicht nach der Meinung anderer. Er richtete es nicht nach seinem Ego, das ihm vielleicht gesagt hat: Du bist doch dein eigener Herr! Mach, was alle machen ! Denk doch mehr an dich!

Er richtete sich nicht nach dem Zeitgeist, der sagt: Das ist jetzt „in“! Nur so verhältst du dich religiös richtig! Jesus war nicht gefangen in Neid, Lüge, Lieblosigkeiten usw.

Jesus lebte souverän, liebevoll und klug.

Er war tatsächlich so frei, dass er freiwillig in den Tod ging.

Er konnte das, weil er eine traumhafte Beziehung zu Gott, seinem Vater hatte. Jesus wusste, dass sein Vater es absolut gut mit ihm meinte. Er war mit ihm verbunden, abhängig von ihm und deshalb total frei von allen Zwängen.

 

Ich behaupte deshalb:

Jesu Leben zeigt, dass wir erst wirklich frei und unabhängig leben können, wenn wir eine Beziehung zu ihm haben, so wie er seine Beziehung zum Vater hatte. Wenn wir ihm unser Vertrauen aussprechen und sagen: Ich lasse mich auf dich ein und wage das Experiment des Vertrauens, dann werde ich gerade in dieser Beziehung die ganze Weite von Freiheit entdecken.

 

Jesus hat einmal gesagt: „Wenn euch also der Sohn Gottes befreit (und damit meinte er sich selbst), dann seid ihr wirklich frei!“ (Joh. 8, 36).

Jesus sagt damit nichts anderes, als das, was er mit seinem ganzen Leben bewiesen hat:

 

Jesus macht mit unserer Vergangenheit Schluss

Er heilt sogar uns zugefügte Wunden aus der Vergangenheit, die einengen und bestimmen wollen.

Die Schriftstellerin Hannah Arendt hat einmal gesagt: „Du magst das Produkt deiner Vergangenheit sein. Du bist nicht ihr Gefangener - außer du willst es sein.

Vom Himmel ist uns Freiheit zugedacht.“

 

Jesus hilft uns Schritt für Schritt, einen neuen Lebensstil zu leben, der unser Leben freier und effektiver macht: Er hilft uns liebevoller und großzügiger zu werden, vergeben zu können, mit unserem Geld sinnvoll umzugehen, unabhängiger von der Meinung anderer zu werden, falsche religiöse Traditionen und Gesetze zu entlarven, die richtigen Prioritäten im Leben zu setzen. Das bedeutet: Er befreit uns zu einem aufregenden Leben mit ihm, bei dem es nicht darum geht, unser Christ sein in religiöser Sicherheit gutbürgerlich zu pflegen. Nein, er befreit uns, Pioniere zu sein, die das Wesentliche in ihrem Leben tun: Auf den unterschiedlichsten Wegen eine traumhafte Beziehung zu ihm aufbauen, ihm zu folgen und andere Menschen zu gewinnen, dass sie ebenfalls diese Beziehung zu ihm finden.

 

 

 

Der Fall Käßmann
In dieser Woche hat mich sehr der „Fall Margot Käßmanns“ bewegt.

Beim Rücktritt von Margot Käßmann von allen ihren Spitzenämtern in der Ev. Kirche haben wir auf beeindruckende Weise erlebt, was  „Freiheit“ im Angesicht von Scheitern und im Umgang mit eigener Schuld bedeuten kann, wenn sie aufrichtig und gradlinig in Verantwortung gelebt wird.

Als Frau Käßmann wusste, dass durch ihr Alkoholvergehen, die Glaubwürdigkeit und Gradlinigkeit ihrer Person und die ihrer Ämter auf dem Spiel standen, zog sie ihre Konsequenzen mit den Sätzen: „Ich habe einen großen Fehler gemacht, den ich zutiefst bereue. Ich will und kann nicht darüber hinweg sehen, dass das Amt und meine Autorität beschädigt sind. Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen hätte ich in Zukunft nicht mehr so, wie ich sie hatte.“

Und was für eine unendliche Freiheit ist es, wenn man dann in so einer tiefen menschlichen Krise wie sie bekennt: „Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.“ 

Ich kann nur sagen: Hut ab! – Da wird etwas spürbar von der Freiheit, zu der uns Christus berufen hat.

 

Es ist eine Tatsache: Jesus führt mich zu einem guten Ziel. Ich weiß wo ich herkomme und wo ich hingehe. Auch vermeintlich negative, harte, leidvolle Situationen in meinem Leben kann ich mit seiner Hilfe durchstehen.

Das zu wissen und zu erleben ist für mich eine große Freiheit.

 

Die wunderbare Freiheit der Kinder Gottes, die Christus schenkt, befreit zum Leben.

Sie erneuert und verändert mein Leben.

Sie verpflichtet zur Liebe. Sie dient dem Guten und nimmt Rücksicht auf Interessen und Wünsche des Nächsten. Sie stärkt das Miteinander.

Und sie braucht die Bindung an Gott, wie der Fisch das Wasser, sonst wirkt sie zerstörerisch.

Der Apostel Paulus sagt es im Galaterbrief (Gal.5) sehr pointiert:

„Christus hat uns befreit, damit wir in Freiheit leben. Ihr seid zur Freiheit berufen.

Nur: Sorgt dafür, dass die Freiheit nicht eurer Selbstsucht die Bahn freigibt, sondern dient einander in der Liebe.“

 

Ich glaube, Gott will Freiheit für uns auf allen Ebenen. Er macht wirklich frei. Manchmal schrittweise, manchmal schnell. Wir verkommen keineswegs zur Marionette, wenn wir uns auf ihn einlassen. Das bedeutet konsequenterweise auch, dass Gott uns die Freiheit lässt, eine Beziehung zu ihm aufzubauen oder dies abzulehnen. Wenn du es aber tust, dann befreit dich Gott an etwas teilzuhaben, das viel größer ist, als du selbst.

Dann machst Du die Erfahrung, dass er „deine Füße auf weiten Raum stellt.“ (Ps.31,9 b)

   

Gott, Du bist die Quelle

meiner Freiheit.

Wo Du bist, atme ich auf.

Wo Du bist, finde ich

zu mir selbst und darf sein,

was ich bin.    Kurt Dantzer, Ev. Lebensbegleiter

Amen

Jürgen Schweitzer