Hier kommen Sie zurück zur Startseite Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise) Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  12. Juli 2009  über  Lukas 5, 1 - 11    -
 
Drucken  

Ihr Lieben,

vor einem Jahr waren wir mit einer Gruppe aus der Gemeinde in Israel.

Wir wanderten auf den Spuren Jesu – auch am Ufer des Sees Genezareth.

Und seither wandern immer wieder Gedanken dorthin zurück.

Geschichten wie das Evangelium heute verknüpfen sich mit Bildern.

Und für Manche waren diese Tage damals Momente tiefer Bewegtheit.

Erlebnisse, die sich in die Seele einprägen.

Die Anstöße zum Glauben wurden und die vielleicht gar ein Leben begleiten.

So ging es schon damals Menschen – nicht allen, aber doch manchen:

Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, so dass sie fast sanken. Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Der Fischzug des Petrus - es ist eine der Basiserzählungen der Evangelien.

Beim ersten Hinhören tut sie uns gut, oder?

Die Geschichte ist uns vertraut.

Alles ist irgendwie am richtigen Platz:

Jesus predigt das Wort Gottes – und eine große Menschenmenge hört gerne zu.

Und als es so viele werden, dass nicht alle den Meister hören können,

da wird auch dieses Problem schnell und praktisch gelöst.

Der Fischer Simon ist hilfsbereit und rudert Jesus in die Bucht hinaus –

und als Belohnung lockt Jesus mal eben einen Schwarm Fische in sein Netz.

Und am Ende gewinnt Jesus seine wichtigsten Nachfolger.

Also: alles passt.

Der Fischzug des Petrus - eine erbauliche Geschichte.

Sie erzählt, wie die ersten Leute zu Jesus gefunden haben.

Dass sie ernst gemacht haben und die Einladung angenommen haben.

Es ist erbaulich, oder?

Stop! Ist sie das wirklich?

Wir könnten die gleiche Geschichte auch ganz anders hören –

mit den Ohren von Simons Frau zum Beispiel.

Stellen wir uns das einen Moment vor:

Einer der Beobachter der Szene sei Menachem, ein Nachbar aus Kapernaum.

Als er an diesem Tag nach Hause kommt, fragt Frau Simon ihn –

noch ganz beiläufig und ohne wirkliche Sorge:

„Menachem, weißt Du eigentlich, wo mein Mann bleibt?

Ich warte schon mit dem Essen.“

„Tja, Sara, das ist so ´ne Sache. Heute Morgen war dieser Jesus am Ufer.

Und Viele sind zusammengeströmt, die ihn hören wollten.

Und da hat Jesus Deinen Mann gebeten, ihn mit seinem Boot raus in die Bucht zu fahren. Du weißt ja – so überträgt das Wasser den Schall am besten.

Alle konnten ihn gut verstehen. Und Jesus erzählte ihnen von Gott.“

„Und? Sag bloß, Simon ist da hängen geblieben!

Wo er doch sonst eher selten zur Synagoge geht.“

„Da hast Du wohl recht. Nein, Simon hat nicht wirklich zugehört.

Er hat weiter seine Netze sauber gemacht. Aber dann passierte was Seltsames:

Vielleicht war es gerade , weil Simon so demonstrativ mit den Netzen hantierte – Jesus schickte ihn noch mal raus zum Fischen!“

„Wie, am hell lichten Tag? Das wird er doch wohl nicht gemacht haben!“

„Hat er doch. Weißt Du – in der Nacht hatten sie gar nichts gefangen.

Vielleicht hatte er es auch deshalb nicht so eilig, nach Hause zu kommen.

Wie auch immer: plötzlich war große Aufregung. Er muss sogar Jakob und Johannes zu Hilfe rufen, weil sein Netz plötzlich so voller Fische war. Unglaublich – was andere in einer ganzen Woche fangen, das hatte Dein Mann auf einmal im Netz!“

„Und warum ist er dann immer noch nicht hier?“

„Sara, ich glaube, Du wirst das nicht verstehen –

ich hab´s auch nicht verstanden.

Er ist mit Jesus mitgegangen – einfach so, ohne Wenn und Aber.

Ich glaube, Jesus hat ihn dazu aufgefordert, alles hinter sich zu lassen.“

„Was, das gibt’s doch nicht. Aber - er kann doch nicht einfach so gehen.

Was wird aus mir? Und wer sorgt für die Fische?

Der soll mir mal nach Hause kommen!“

So ein Gespräch ist sicher auch geführt worden an jenem Tag.

Nichts von Erbaulichkeit.

Das ist eher ärgerlich, ein Ehemann , der Beruf und Frau einfach verlässt.  

Das wird doch wohl nicht ernsthaft jemand von einem erwarten.

Aus dem Beruf aussteigen – um mehr Zeit mit Jesus zu verbringen?

Oder plötzlich einer anderen Berufung folgen. Das passiert ja schon mal.

Die Menschen, die zurückbleiben, finden das meistens gar nicht so gut.

So gesehen eine ärgerliche Geschichte. Was sollen wir damit?

Erbaulich klingt der Bericht, wenn wir auf Simon schauen.

Ärgerlich wird es, wenn wir uns klarmachen, wie wohl die Umwelt reagiert hat.

Was bleibt noch?

Wir sind nicht Simon Petrus, wir sind nicht seine Frau oder sonst einer, der damals dabei war.

Lukas erzählt diese Geschichte, weil er uns Jesus vor Augen malt.

Denn Er ist der Gleiche – heute wie damals.

Deshalb lasst uns auf Jesus schauen:

Zuerst mal: die Menschen drängten sich um ihn, weil sie das Wort Gottes hören wollten. Jesus redete nicht Belangloses, sondern – ja, was?

Er sprach davon, wie Gott die Menschen sieht. Von seiner Vaterliebe zu uns.

Aber vom Inhalt seiner Rede ist uns hier gar nichts gesagt.

Mehr von Wirkung:

Tausende strömten zusammen. Ließen sich faszinieren. Vergaßen die Zeit.

Es tat einfach gut, in der Nähe von diesem Jesus.

Nichts wird berichtet, wie diese Vielen das aufgenommen haben.

Ob sie sich massenhaft bekehrt hätten.

Vermutlich erlebten sie eine starke Ermutigung für ihren Lebensweg.

Das war´s und das war offenbar genug.  Das heißt doch:

Es ist o.k.! Du darfst auch heute einfach zuhören und es Deiner Seele gönnen!

Es ist wie in der Natur:

Jede Pflanze bringt eine unglaubliche Fülle an Samen hervor – und nur ganz Wenige davon wachsen zu einer neuen Pflanze heran.

Gott liebt den Überfluss. Er ist nicht kleinlich oder sparsam.

Großzügigkeit ist einer der Namen Gottes.

Auch bei der Verkündigung des Evangeliums.

Gottes Liebe ist verschwenderisch großzügig.

Auch das ganze Netz voller Fische – ist letztlich verschwendet, nicht?

Simon trägt seine Beute nicht nach Hause. Er verkauft keinen einzigen Fisch!

Wir sind oft so knauserig – Gott ist großzügig.

Am Ende seiner Predigt vor der Masse wendet Jesus sich dann einem zu –

und der hatte auch noch eher unfreiwillig zugehört!

Simon war vor Jesus dort am Ufer – er war ihm nicht dorthin gefolgt.

Er hatte dort zu tun, er ging seiner Arbeit nach und wusch die Netze.

Vielleicht ist er das Vorbild für manchen Organisten, Küster oder Presbyter.

Eben für die Predigthörer, die da sind, weil sie gerade Dienst haben.

Simon – Du bist gemeint!

Simon erfährt völlig unerwartet einen unglaublichen Segen in seinem Beruf.

Da, wo er überhaupt nicht damit gerechnet hat, dass Jesus eingreifen könnte.

Bis hierhin ist es eine Geschichte von Vielen, die von Jesus zu erzählen wären. Jesus hat Vielen geholfen.

Er hat Kranke gesund gemacht, Tote auferweckt und Besessene befreit.

Und unendlich Viele haben seine Gleichnisse und Reden gehört.

Aber Simon sagt nicht einfach „Danke“, sammelt den Fang ein und geht.

Das wäre doch die ganz normale Reaktion gewesen.

Stattdessen: ein Erschrecken erfasste ihn.

Schlagartig hatte er erkannt: Dieser Jesus und ich – das passt nicht zusammen!

Ihr Lieben, das war nicht Jesus – Begeisterung, sondern Christus – Erkenntnis!

Simon waren die Augen aufgegangen: Gott selber stand vor ihm!

Unglaublich. Unfassbar. Unvorstellbar. - Hier endet alle Erklärung.

Die Berufung der ersten Jünger von Jesus bleibt geheimnisvoll.

Gott sei Dank ist sie kein Einzelfall geblieben.

Bis heute erkennen Menschen, wer sie vor Gott sind:

Beschenkte und gesegnete Menschen – die all das nicht verdient haben.

Gott begegnet bis heute Vielen mit seiner Großzügigkeit.

Dass doch daraus nicht Begeisterung, sondern Erkenntnis und Umkehr wachsen!

Dann kommt Gott zum Ziel mit uns.

Dann wird ein Leben neu – in der Nachfolge dieses wunderbaren Herrn.

Amen!

Björn Heymer