Predigt am 5. Juli 2009 über
Lukas 6, 36 - 42-
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wer ist Jesus für Dich? Auf diese Frage gibt es viele
Antworten.
Manche sagen: Jesus ist mein
Heiland und Retter. Er hat meine Schuld getragen.
Er
hat mich erlöst und Er schenkt mir das Ewige Leben.
Andere eher: Jesus ist
der Begründer der christlichen Religion.
Ein
begabter Lehrer der Menschheit. Er sprach und handelte in Vollmacht.
Oder: In Jesus hat Gott
die Welt besucht. Er hat Kranke geheilt, den Dämonen dieser Welt
gezeigt, wer das Sagen hat und falsche Religion entlarvt.
Er
ist vor allem der Mächtige auf unserer Seite.
All das ist richtig.
Und wie wir so sind, suchen wir uns das ein oder Andere davon
heraus.
Und hören dann aufmerksam zu, wenn unser Lieblingsbild bestätigt
wird.
So sind wir.
Heute sind wir eingeladen, auf Jesus, den vollmächtigen
Lehrer zu hören.
Aus einer oder mehreren Predigten des Meisters fasst Lukas
zusammen:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet.
Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt.
Vergebt, so wird euch vergeben.
Gebt, so wird euch gegeben.
Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man
in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt,
wird man euch wieder messen.
Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis:
Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen?
Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen?
Der Jünger steht nicht über dem Meister;
wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.
Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge,
und den Balken in deinem Auge
nimmst du nicht wahr?
Wie kannst du sagen zu deinem Bruder:
„Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen“
und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge.
Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass
du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!
Typisch Jesus – er bietet uns für geistliche Wahrheiten
Bilder an.
Bilder, die sich einprägen. Bilder, die man nicht so schnell
vergisst:
Der Balken im eigenen Auge, wie könnte man den übersehen?
Balken!
Und das Maß, das uns geschenkt wird, wenn wir zum Teilen
bereit sind:
Wer würde schon seinen Durst los, wenn er hieraus trinken
muss? Becher!
Da ist ein volles Maß doch wirklich verlockender!
Maßkrug!
Und wer würde sich schon zu einem ins Auto setzen, der keinen
Führerschein besitzt und außerdem seine dringend nötige Brille
nicht dabei hat?
Klar – das würde keiner machen. Ein Fahrer braucht
Durchblick!
Brille!
So anschaulich hat Jesus geredet – und die Leute haben es
sich gemerkt.
Nur: was ist gemeint?
Die Bilder sind nur Mittel zum Zweck. Nicht die eigentliche
Lehre.
Zwei Sätze können uns helfen.
Der erste steht in der Mitte dieser kleinen Predigt:
Der Jünger steht nicht über dem Meister;
wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.
Im Leben geht es darum, sich die richtigen Vorbilder zu wählen!
Als Entscheidungshilfe für unser Tun und Lassen brauchen wir
Bilder. Vorbilder!
Rahmen!
Dieser Rahmen ist leer.
Dieser noch leere Rahmen will daran erinnern: Wir sind zur
Wahl gerufen!
Welchem Vorbild streben wir nach?
Wovon lassen wir uns anregen? Wobei?
Das sagt der andere Schlüsselsatz:
Er steht ganz am Anfang – und ist gewissermaßen die Überschrift:
Seid barmherzig, wie
auch euer Vater barmherzig ist.
Es geht um unser Verhalten anderen Menschen gegenüber.
Seid
barmherzig!
Das gehört nicht zum Selbstverständlichen!
Barmherzigkeit bringen wir nicht mit, wenn wir auf die Welt
kommen.
Barmherzigkeit – das ist die gute Tat an einem Anderen, der
sie offenbar nicht verdient hat.
Die Tat ohne Berechnung, die uns Anstrengung kostet, die aber
erst einmal nichts bringt.
Barmherzigkeit lohnt sich nicht – der Zyniker würde sogar
sagen:
Barmherzigkeit ist nur etwas für die Schwachen.
Sie hält künstlich am Leben, was eigentlich sterben müsste.
Trotzdem – oder gerade deshalb - fordert Jesus
Barmherzigkeit.
Weil sie sich eben nicht von alleine einstellt.
Seid barmherzig!
Warum? Weil Gott auch barmherzig ist!
Jetzt wird deutlich, weshalb der Bilderrahmen noch leer ist:
Wenn wir hier einen Spiegel einsetzen würden, dann wären wir
die perfekten Egoisten: Wer nur sich selber sieht in allem, was er
tut, ist nicht barmherzig!
Wer aber hier Gott hineinstellt, der wird anders handeln.
Gott ist barmherzig mit uns – und das haben wir nötig.
Das ist die doppelte Grundaussage der Bibel über den
Menschen:
Wir sind das hervorragend geliebte Geschöpf Gottes.
Und zugleich sind wir voller Misstrauen Gott gegenüber –
und leben nicht so, wie wir sollten.
Aus dem Paradies vertrieben, weil Eva und Adam vom Baum der
Erkenntnis gegessen haben. Damit kam das Wissen über gut und Böse
in die Welt.
Seither schwingen wir uns auf, Richter zu sein – über
Andere, über Gott.
Und auch über uns selber.
Richtet nicht und verurteilt nicht!
Genau das tun wir jeden Tag und pausenlos.
Und tragen damit ständig zum Unfrieden und zur eigene
Unzufriedenheit bei.
Barmherzigkeit wäre der Verzicht auf das Verurteilen des
Anderen.
Stattdessen sollen wir es üben, den Anderen mit Gottes Augen
zu sehen.
Als einen wie wir: wunderbar gemacht und zugleich auch voller
Fehler.
Die eigenen übersehen oder verstecken wir gerne.
Die Fehler der Anderen sind uns ständig vor Augen.
Selbst wenn sie nur ein Splitter wären –
im Vergleich zum Balken im eigenen Auge.
Wer das aufgibt, der gewinnt! Der gewinnt den garantierten
Freispruch!
Nur: Wenn wir es versuchen, merken wir: Wir können gar nicht
anders!
Das Richten steckt in uns. Selbst wenn wir es lassen wollten
– es geht nicht.
Das ist – in der Bildersprache der Bibel – die Folge von
der verbotenen Frucht.
Barmherzigkeit heißt auch: bereit sein zum Geben.
Wer das nicht einsieht, der überschätzt sich und seine Kräfte!
Was immer wir haben: Geld und Gut, tragfähige Beziehungen;
Gesundheit; Zufriedenheit – all das können wir nur zum Teil
beeinflussen.
Vieles ist unverdientes Geschenk. Gott geht bei uns in
Vorleistung!
Wir sind reich beschenkt. Deshalb Seid barmherzig!
Es ist geradezu ein Vorrecht, wenn sich die Gelegenheit zum
Teilen bietet.
Wer Gott in den Rahmen stellt, in den er schaut, um sich
Anregungen fürs Handeln zu holen, der wird barmherzig!
Praktisch geht das wohl so: nimm die aufgeschlagene Bibel in
den Rahmen!
Lies darin und dann tue, was drin steht.
Amen!
Björn Heymer
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