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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  28. Juni 2009  über  Apostelgeschichte 13, 1  -
 
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Ihr Lieben,

der erste Welcome Gottesdienst ist über vier Jahre her.

Heute sind sie aus dem Leben der Gemeinde nicht mehr wegzudenken.

Und wir können sagen: Eine Vision ist Wirklichkeit geworden.

Eine Vision? Ja!

Am Anfang aller Planungen für diese Gottesdienste stand eine Beobachtung:

Wir hatten entdeckt, wie vielfältig die Menschen sind, die zur Philippus-Gemeinde kommen. Vielfältig nicht nur im Aussehen.

Vielfältig auch in ihrer Lebensgestaltung.

Sehr vielfältig, was ihre Herkunft und ihre Glaubensgeschichte angeht.

Und auch vielfältig, wenn es darum geht, zu beschreiben, was einem im Glauben besonders wichtig ist.

Wir haben das vor neun Jahren in unserem Leitbild formuliert.

Es beginnt echt kölsch: Jeder ist anders!

Ja, so ist es! Hier sammeln sich sehr verschiedene Menschen.

Gemeinde ist ein Teil von Gottes bunter Welt.

Als wir das ins Leitbild aufgenommen haben, haben wir uns entschieden:

Wir sagen fröhlich „Ja!“ zu den Unterschieden! Und das aus gutem Grund!

Denn das Annehmen von Unterschieden ist ein Kennzeichen von Gemeinde.

Von Anfang an war das so! Bestes Beispiel: die Gemeinde in Antiochia.

In dieser antiken Großstadt sammelten sich Christen sehr verschiedener Herkunft und Prägung:

In der Apostelgeschichte zählt Lukes den Leiterkreis dieser Gemeinde auf:

„In der Gemeinde waren Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt der Schwarze (also ein Afrikaner); Luzius von Kyrene (das liegt im heutigen Lybien); und Menachem, der mit dem Landes­fürsten Herodes erzogen worden war und Saulus (der stammte aus der südlichen Türkei).

Also fünf Leute – mit ganz unterschiedlichem Hintergrund:

Zu Barnabas brauchte Lukas nichts zu erklären. Den kannten seine Leser.

Barnabas war ein gebildeter Jude aus Zypern – und ein Christ der ersten Stunden. Er genoss hohe Autorität. Und er war ein Mann des Ausgleichs.

Barnabas war es, der sich um diesen schrägen Vogel Saulus gekümmert hatte.

Saulus war erst einer der aggressivsten Verfolger der Christen gewesen.

Dann schien er sich gewandelt zu haben – aber wer wollte das wirklich glauben?

Bei einem, der religiös motiviertem Terror nahestand.

Die Apostel in Jerusalem jedenfalls hatten ihn schnell und leise weggeschickt.

Saulus ging für einige Jahre zurück nach Tarsus, dort, wo seine Eltern lebten.

Dann erinnerte Barnabas sich an ihn und holte ihn nach Antiochia.

Da passte er offenbar hin.  

Die Großstadtgemeinde Antiochia war die Gemeinde der bunten Vögel!

Simeon, der Schwarze –war vermutlich ein ehemaliger Sklave aus Zentralafrika. Verschleppt von Sklavenhändlern, ausgebeutet auf einer Galeere und schließlich krank und erschöpft in einer Hafenstadt entsorgt.

Der Himmel weiß, wie der zur Gemeinde gefunden hat, aber er war da.

Und offenbar gehörte er zum Kreis der geistlichen Leiter.

Gott beruft nicht selten ganz andere Menschen, als wir uns ausgesucht hätten!

Geistliche Vollmacht hat nicht immer gehobene Bildung zur Voraussetzung.

Dann wird Luzius aus Kyrene genannt – Luzius ist ein lateinischer Name.

Also ein Römer, noch ein Heide, der sich zum christlichen Glauben bekehrt hat.

Kyrene, das war eine Provinz in Nordafrika.

Wenn das Mittelmeer in der Antike wie eine Autobahn wirkte, dann war Kyrene gerade mal drei oder vier Ausfahrten weit weg von Antiochia. 

Ob er die Bibel gut kannte? Als Heide nicht unbedingt.

Trotzdem war er im Leiterkreis der Gemeinde.

Menachem – noch ein seltsamer Typ. In Jerusalem wäre man dem mindestens genauso mit Misstrauen begegnet wie dem Saulus.

Menachem stammt aus einer jüdischen Familie des Hochadels.

Er hatte seine Erziehung am Königshof Herodes des Großen genossen.

Theologisch war er vermutlich eher liberal bis uninteressiert.

Aber: aus genau diesem Milieu kamen die Leute, die für die Kreuzigung Jesu am Lautesten geschrien hatten und die ihn im Hohen Rat verurteilt haben.

Auch dieser Menachem war Christ geworden.

Und auch er war einer der Leiter in Antiochia!

Und Saulus – ihn hab ich gerade schon vorgestellt. Er hatte in Jerusalem Theologe studiert. Dem Auferstandenen ist er begegnet, weil er die Christen massiv bedrängt und verfolgt hat – bis hin zur Mithilfe an der Ermordung des Stephanus. Er musste fliehen, hatte schließlich alle gegen sich.

Saulus war ein Fanatiker, der keine Freunde hatte.

Das blieb erstmal sogar noch so, nachdem er Christ geworden war.

Fünf Leute, die von ihrer Herkunft nicht unterschiedlicher sein könnten.

Ein jüdischer Adliger, ein afrikanischer Sklave, ein römischer Heide, ein gebildeter, verbindender Jude und ein radikaler Theologe.

Dieser bunte Haufen ist die Gemeindeleitung der ersten Großstadtgemeinde!

Das gibt ein klares Signal nach außen:

Hier ist jeder willkommen! Egal, wie sein Bildungsstand ist.

Egal, ob er eine dunkle Vergangenheit hat.

Oder ob er mal zu den Radikalen gehört hat.

Was haben sie alle gemeinsam? Sie dienten dem Herrn – heißt es.

Sie hatten auf je ihre Weise zu Jesus gefunden und wollten ihm dienen.

Das Gemeinsame lag nicht in ihnen begründet, sondern außerhalb von ihnen:

Der Auferstandene als reale Kraft. Als Herr ihres Lebens.

Das war das Gemeinsame. Und das ist sehr viel!

Das bedeutet: Gemeinde lebt dann in der Nachfolge, wenn die Mitte frei bleibt!

Wenn nicht einer (oder eine Gruppe) sich hinstellt und sagt:

„Ab jetzt müssen alle so glauben wie wir!“

Das Aushalten von Unterschieden ist eine bleibende Herausforderung.

Wer die Apostelgeschichte oder die Briefe im Neunen Testament liest – merkt:

Schon ganz am Anfang haben die Christen das kaum ausgehalten.

Es gab Streit um die bleibende Geltung der Gebote.

Es gab Streit um die Form von Gottesdiensten.

Es gab immer wieder auch Streit um Jesus.

Gerade die Tatsache, dass hier nichts vertuscht wurde, macht Hoffnung!

Gemeinde ist der Ort, wo Unterschiede ausgehalten werden.

Gottes bunte Welt ist eben gerade nicht einfarbig!

Solange wir einander den Glauben glauben –bleibt Christus in unserer Mitte.

Gerade in den kommenden Monaten solltet Ihr in der Philippus Gemeinde das nicht vergessen.

Es scheint leichter zu sein, wenn man sortiert – für richtig und falsch erklärt.

Aber es ist eine Versuchung.

Das Leitbild der Gemeinde bleibt bei dem „Jeder ist anders“ nicht stehen.

„Wir alle sind von Jesus geliebt.“ – daran werden wir erinnert.

Das ist der Kern aller Verkündigung hier.

Unser Gemeinsames ist nicht etwas, was wir machen könnten.

Es ist das Geschenkte: die Liebe Gottes, die weitherzig und geduldig ist.

Die brennend wie ein Ofen ist.  Die jeden anlocken will.

Dafür sind wir als Zeugen berufen.

Darum wird es weiter Welcome Gottesdienste geben.

Welcome – heißen sie, weil das Leitbild gipfelt in der Einladung:

Herzlich willkommen!

Jetzt muss ich nur noch sagen:  Willkommen wozu?

Willkommen in der Gemeinschaft der Glaubenden!

Willkommen zum Essen und Trinken, zum Teilen!

Willkommen im Kreis der Suchenden!

Willkommen bei denen, die nach Trost suchen.

Und willkommen bei denen, die gerne Gott ehren und loben.

Amen!

Björn Heymer