Predigt am 12. April 2009 über Psalm
91, 14 - 16 - Drucken
Ihr
Lieben,
wenn
Eltern sich entschließen, ihr Kind taufen zu lassen, dann übernehmen
sie noch mehr Verantwortung für ihr Kind als sowieso schon.
Nämlich
auch noch die Verantwortung, ihrem Kind von Gott zu erzählen.
Dazu
gehört auch, dass sie einen Taufspruch aussuchen.
Einen
Satz aus der Bibel; so etwas wie eine geistliche Wegbegleitung.
Der
beliebteste Taufspruch zur Zeit ist dieser:
Gott
hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen
Wegen, dass sie dich auf Händen tragen.Aus dem 91. Psalm.
Es ist ein prophetisches
Segenswort, ausgesprochen in einem alten Gebet.
Gott hat Engel –
himmlische Wesen, die nur tun, was Gott Ehre macht.
Es tut gut, das zu hören:
Gott hat ein Interesse daran, uns zu beschützen.
Manchen mag da die
Vorstellung eines großen Bruders einfallen.
Da ist einer, der haut mich
raus – egal, was kommt.
Nun haben nicht alle große
Brüder oder Schwestern gehabt.
Und manche hatten die zwar,
haben aber ganz andere Erfahrungen gemacht.
Eins ist sicher: wenn da ein
Engel für mich abgestellt ist – auf den ist Verlass!
Weil Engel eben sicher das
tun, was Gott ihnen gesagt hat.
Aber warum? Warum macht sich
Gott die Mühe – ausgerechnet mit uns?
Darauf gibt dieser alte
Psalm eine Antwort – und weil die Eltern von der kleinen Luisa,
die gleich getauft werden soll, sich diesen Spruch auch ausgesucht
haben, hören wir heute auf die Fortsetzung in diesem 91. Psalm:
»Er
liebt mich, darum will ich ihn erretten;
er
kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.
Er
ruft mich an, darum will ich ihn erhören;
ich
bin bei ihm in der Not,
ich
will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.
Ich
will ihn sättigen mit langem Leben
und
will ihm zeigen mein Heil.«
Wer
redet hier eigentlich?
Wie
sind Psalmen, diese 2500 Jahre alten Gebete eigentlich entstanden?
Meistens
lassen sie eine ganz konkrete Geschichte erahnen.
Ich
stell mir einen alten Mann vor. Einer, der in seinem Leben viel
erlebt hat.
Einer,
der auch mit Gott viel erlebt hat. Der gebetet hat und erlebt hat:
Gott greift ein in mein Leben. Und deshalb wird
es gut mit mir.
Dieser
alte Mann war von einer unumstößlichen Glaubensgewissheit erfüllt.
Und
dann wurde der zu einem Anderen gerufen – und dem ging es
schlecht.
Vielleicht
war er schwer krank.
Oder
er musste etwas ertragen, was wir Schicksalsschläge nennen.
Vielleicht
ist ihm ein lieber Mensch gestorben.
Oder
die Angst vor der Zukunft hatte ihn gepackt.
Kann
sein, dass es einer der Bauern war, denen Feinde kurz vor der Ernte
sämtliche Felder angesteckt hatten – und der nun vor einer
Hungerzeit stand.
Irgendwas
ist gewesen.
Und
was es auch war: es hat diesen Menschen in seinem Glauben
verunsichert.
Und
er ging hin, weil er Trost suchte. Er brauchte eine Ermutigung.
Und
der Alte konnte ihm etwas sagen.
Weil
auch sein Leben nicht leicht gewesen ist.
Weil
er nicht auf Rosen gebettet war, sondern echt kämpfen musste.
Es
sind mit Erfahrung gesättigte Sätze, wenn er sagt:
Mit Gott als Schutz wird es auch für Dich eine
Zukunft geben.
Er wird Dich behüten! Er rettet Dich vor
Krankheit.
Er schützt Dich vor den Feinden. Sei ganz
gewiss!
Und
dann – dann passiert etwas, was dieses seelsorgliche Gespräch von
einem
„Kopf hoch, es wird schon wieder“ - Gerede unterscheidet:
Der
Alte bekommt so etwas wie eine ganz persönliche Botschaft von Gott
für diesen Menschen.
Gott
selber sagt etwas über den Mann in seiner Not. Und zwar dies:
»Er
liebt mich, darum will ich ihn erretten;
er
kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.
Er
ruft mich an, darum will ich ihn erhören;
ich
bin bei ihm in der Not,
ich
will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.
Ich
will ihn sättigen mit langem Leben
und will ihm zeigen mein Heil.«
Das
ist noch was Anderes. Nicht gute Worte eines erfahrenen Glaubenden.
Es
ist eine prophetische Antwort auf die Not eines Menschen.
Und
ich denke, dieser Mensch hat sich das alles sehr gut gemerkt.
Die
Worte des Alten haben sich in sein Gedächtnis gebrannt.
Und
später, als sich gezeigt hat: Es
ist wahr! – da hat er es aufgeschrieben.
Er
hat Anderen davon erzählt. So ungefähr ist dieser Psalm
entstanden.
Und
jetzt denken wir daran:
Jesus
hat die Psalmen gebetet. Wie
jeder fromme Jude kannte er sie auswendig.
Er
hat diese Zusage Gottes auch für sich gehört.
Gerade
in seiner größten Anfechtung, sterbend am Kreuz, da wusste er –
Gott,
auch wenn er unendlich weit weg schien, er hatte das ihm
versprochen:
»Er
liebt mich, darum will ich ihn erretten;
er
kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.
Er
ruft mich an, darum will ich ihn erhören;
ich
bin bei ihm in der Not,
ich
will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.
Ich
will ihn sättigen mit langem Leben
und will ihm zeigen mein Heil.«
Erst
hier, am Kreuz wird die ganze Tiefe der Wahrheit dieser Worte klar:
Gott
redet nicht vordergründig davon, dass schon alles wieder gut wird.
Wenn
es hier heißt: Ich will ihn
herausreißen –
dann
ist die Auferweckung aus dem Tod gemeint!
Es
ist ein starkes Wort – ein Wort, das einen Kampf beschreibt.
Gott
entreißt seinen Sohn den Fängen des Todes.
Das
ist gemeint! Das Grab war für Gott keine Endstation.
Und
seither ist kein Grab mehr eine Endstation!
„Ich will ihn sättigen mit langem Leben“ das ist das letzte Versprechen.
Langes
Leben bedeutet bei Gott nicht, ein hohes Alter zu erleben.
Sondern:
ein Leben ohne Grenze geschenkt zu bekommen.
Jesus
wurde nicht alt – er war etwas über dreißig, als er starb.
Das
lange Leben, das Gott versprochen hat, das begann mit der
Auferweckung.
Gottes
Maßstäbe sind anders als wir denken.
Er
schenkt Ewigkeit dem, der ihn liebhat.
So
schön die Zusage von dem Engel, der einen behütet ist, sie kann
auch missverstanden werden! Ja, sogar missbraucht werden.
Es
ist dieser Psalm, den der Widersacher Gottes Jesus vorhält.
Als
Jesus vierzig Tage lang in der Wüste betete, da kam der Teufel zu
ihm.
Er
wollte ihn von Gott abbringen. Und so brachte er ihn nach Jerusalem.
Und
sie standen auf der obersten Dachspitze des Tempels.
Nun zeig, was Du kannst – flüstert der Teufel ihm zu.
Spring herab – du weißt doch: Gott hat seinen
Engeln befohlen, dass dein Fuß nicht an einen Stein stoße.
Du vertraust doch Gott. Die Menge wird Dir zu Füßen
liegen.
So
bibelfest ist der Teufel. So fromm kann er reden.
Er
nimmt Gottes Worte viel ernster als wir das tun.
Und
doch: er wollte damit Jesus von Gott abbringen!
Es
gibt eine Form der Frömmigkeit, bei der Engel den Platz Gottes
bekommen.
So
darf es nicht sein. Engel sind und bleiben Diener Gottes. Nicht
mehr!
Als
Getaufte sind wir berufen zur Gottesliebe.
Dazu,
Seinen Namen nicht nur zu kennen, sondern Ihn auch damit
anzusprechen.
Jener
alte Mann legt dem Anderen dies eine nahe:
Suche Gottes Nähe. Rede mit ihm und lass Dir
seine Liebe gefallen.
Dann bist und bleibst Du unter seinem Schutz.
Der
allerletzte Satz des Psalms ist dieses Versprechen, das heute uns
gilt:
Ich will ihm, dem der mich liebt, zeigen mein
Heil.
Heil
– das ist hebräisch das Wort, von dem der Name Jesus abgeleitet
ist.
Gott
selber will uns seinen Sohn zeigen – der Auferstandene ist die
Garantie:
Dein
Weg wird ein guter und behüteter Weg sein – hier auf Erden eine
Strecke – und er wird sich vollenden in der Ewigkeit.