Predigt am 29.03.2009 über
1. Könige 8, 27 -
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"Gott geht zelten"
Ihr Lieben,
Oh, wie schön ist Panama!
Ein Kinderbuch wird dann zu einem guten Buch, wenn es eine
Grundwahrheit des Lebens kindgerecht und verständlich
transportiert.
Janosch´s Tiger und Bär erinnern uns an eine solche
Grundwahrheit:
Wer immer nur an einem Ort immer nur das Gleiche macht, dessen
Leben ist nicht ausgefüllt. Es fehlt etwas, wenn alles immer nur
funktioniert.
Als der Bär zufällig eine leere Kiste findet, da wird etwas
in ihm wach:
Er spürt seine Sehnsucht! Und ist sich klar:
„Dem
gehe ich nach! Ich will nach Panama!“
Und ohne lange zu überlegen, überzeugt er seinen Freund, ihn
zu begleiten.
So machen sich beide auf den Weg.
Und erleben etwas Wunderbares:
Sie begegnen verschiedenen anderen Wesen, Gleichgültigen,
Freundlichen …
Wie die Menschen eben so sind.
Die meisten helfen ihnen nicht einmal wirklich weiter.
Aber weil sie von ihrer Sehnsucht bewegt sind, lassen sie sich
nicht beirren.
Manche bieten ihnen ihre Gastfreundschaft, andere öffnen
ihnen die Augen.
Und so finden Tiger und Bär die Schlüssel zu ihrem Glück:
Neues, wie das Plüschsofa, wird ins eigen Leben eingebracht.
Und der Perspektivwechsel vom Wipfel des Baumes lässt sie
ihre Umgebung ganz neu entdecken.
Wenn man sich auf eine Reise macht, entdeckt man die
Kostbarkeit des Lebens.
Am Ende sind sie wieder da, wo sie vorher waren.
Aber doch ist alles anders. Sie sind in ihrem Panama
angekommen.
Das Bild einer Reise ist zutiefst in der Bibel verwurzelt.
Es wird von Menschen erzählt, die unterwegs waren –
und gerade dabei die entscheidenden Entdeckungen gemacht
haben.
Die Sesshaftigkeit dagegen ist geradezu einer der Sündenfälle
des Menschen.
Immer, wenn Israel zu lange an einem Ort wohnte, begannen die
Menschen, andere Gottheiten anzubeten.
Nämlich die Gottheiten des jeweiligen Ortes.
Schon in Ägypten war das so:
Vierzig Jahre Entwöhnung in der Wüste waren nötig, bis sie
die vergessen hatten. Oder besser gesagt:
bis sich die neue Erfahrung mit ihrem Gott festgesetzt hatte.
In dieser Zeit der Umgewöhnung gab Gott ihnen etwas
Einzigartiges:
das Zelt der Begegnung.
Einen Ort, zu dem man hingehen konnte, um Gott zu begegnen.
So etwas wie ein Tempel. Mit der Besonderheit:
Das Zelt der Begegnung war ein Heiligtum, das mitgenommen
wurde.
Für die anderen Völker der Antike war dies eine undenkbare
Vorstellung:
Gott wohnt nicht in einem prächtigen Tempel, sondern in einem
Zelt.
Ein Zelt, das man aufstellen und auch wieder abbauen konnte.
Je nachdem, wo das Volk gerade ihr Lager aufschlug.
Nun ist das Zelt nicht etwa der Ausdruck von Armut gewesen –
als wenn dieser Gott sich nicht ein festes Haus hätte leisten
können. Nein! Gerade die Beweglichkeit eines Zeltes passt zu Gott
besser als ein festes Haus.
Gott ist nicht begrenzt und festgelegt auf irgendeinen Ort
seiner Welt.
Gerade das Bekenntnis zu dem Einen Schöpfergott, der die
ganze Welt gemacht hat, verbietet die Vorstellung eines fest
gebauten Tempels.
Als Salomo, der dritte König Israels dann doch einen Tempel
baute, wusste er:
Eigentlich geht das gar nicht!
„Sollte
Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel
Himmel können Dich nicht fassen – wie sollte es dann dieses Haus
tun, das ich gebaut habe?“
(1. Könige 8,27). So betet Salomo. Er weiß:
Der Gott der Bibel ist größer als die Gottheiten, die an
Orte gebunden sind.
Das hat Folgen für den Glauben an den Gott der Bibel!
Der Gott Israels steht immer in Konkurrenz zu Lokalgottheiten.
Und immer, wenn Menschen länger an einem Ort leben, neigen
sie zu den Gottheiten ihres Ortes.
Irgendwo fest zu wohnen – das bedeutet: sich anzupassen.
Heute nennen wir das nicht mehr Götter – aber in der Sache
ist es ähnlich:
Wir sprechen von Mentalität, von Sitten und Bräuchen.
Je länger Menschen an einem Ort sind, desto mehr
Verpflichtungen drängen sich vor die Beziehung zu Gott.
In den ersten Jahrhunderten der Christenheit zogen immer
wieder Menschen in Wüstengegenden, um Gott näher zu sein.
Weil sie spürten: Ortswechsel tun dem Glauben gut.
Man gewinnt neue Perspektiven. Man erlebt sich selber
realistischer:
Als einer auf der Wanderschaft. Auf einem Weg, mit Gott an der
Seite.
Und ein Aufbruch befreit aus falschen Verpflichtungen.
Wenn beruflich zu große Sesshaftigkeit als Karriererisiko
gilt, dann gilt auch: geistliche Sesshaftigkeit ist ein
Glaubensrisiko.
Der Gott Israels ist der Gott, der mitgeht.
Den man dann findet, wenn man sich auf eine Bewegung einlässt.
Eingefahrene Pfade mal verlässt und Neues wagt.
Ab heute Abend besteht die Möglichkeit, sich auf den Weg zu
machen.
Zu einem Zelt der Begegnung zu gehen.
In Nippes haben fünfzehn Gemeinden eine Zeltlandschaft
aufgebaut.
Zweifeln und Staunen ist das Motto der acht Abende.
Hunderte kommen dorthin.
Menschen, die Gott suchen treffen auf Andere, die bei dieser
Suche ihre Begleitung anbieten.
Pro Christ ist das Motto dieser Woche.
Wer dorthin geht, den erwartet eine engagierte Einladung zum
Glauben.
Wir laden ein, sich auf diese Reise einzulassen.
Weil wir glauben: Es lohnt sich!
Vielleicht ergeht es Ihnen dann wie Tiger und Bär:
Sie kehren zurück – und doch hat sich Ihr Leben verändert.
Verändert ein bisschen mehr in Richtung Panama.
Amen!
Björn Heymer
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