Predigt am 15.03.2009 über Lukas
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Ihr Lieben,
es gibt Sätze von Jesus, die prägen sich ein, weil sie
Schocker sind.
Eben haben wir solche Sätze gehört.
Da sieht Jesus einen Menschen – und spricht ihn an: „Folge
mir nach!“
Und der antwortet: „Was
für eine Ehre! Klar gehe ich mit.
Nur
eins noch, Jesus: Gerade ist mein Vater gestorben.
Ich
bin mitten in der Trauerwache. Das dauert noch vier – fünf Tage.
Kann
ich das noch zu Ende führen?“
Und dann sagt Jesus einfach „Nein!
Entweder
Du kommst jetzt sofort oder nie! Lass die Toten ihre Toten
begraben.“
Ehrlich! Das finde ich schockierend. Kompromisslos, taktlos,
brutal.
Kein Respekt vor Familie, vor Anstand und Achtung. Und das von
Jesus!
Zwei Anderen geht es kaum besser.
Sie kommen zu Jesus, bewerben sich darum, von ihm lernen zu dürfen.
„Meister,
wir sind bereit, mit Dir zu gehen.“
Müsste Jesus so jemanden nicht freudig umarmen?
Stattdessen sagt er dem Einen:
„Pass
auf: Wenn Du das wirklich willst, dann wird es dir gehen wie mir:
Heimatlos
ziehe ich umher. Ich bin schutzlos und wehrlos.
Jeden
Tag bin ich darauf angewiesen, dass jemand mir ein Quartier für die
Nacht anbietet. Ehrlich, willst Du wirklich so leben?“
Und der Andere kriegt zu hören: „Wenn Du auch nur noch einen Gedanken an Deine Vergangenheit verlierst
– und sei es nur, dass Du Dich verabschieden willst – dann lass
es lieber bleiben.“
Harte Worte. Jesus hat nicht versucht, es allen recht zu
machen.
Er hat Leute konfrontiert. Sie vor den Kopf gestoßen.
Und wir fragen warum?
Jesus hat immer danach gefragt, was Gott will.
Und das ist nicht immer das, womit man es allen recht macht.
Hören wir noch einmal genauer hin:
Erster Satz zur Nachfolge:
„Die
Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester;
aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“
Nachfolge hat einen Preis! Wir fragen ja erstmal: Was
bringt uns das?
Was
bringt es, sein Leben bei Jesus festzumachen?
Viel!
sagen wir.
Wer bei Jesus in die Schule des Lebens geht, bekommt ein Ziel
– und eine starke Unterstützung auf dem Weg bis dahin.
Es lohnt sich mit Jesus.
Jesus sagt stattdessen: Wundert
Euch nicht, wenn Nachfolge was kostet!
Jesus denkt anders als wir. Ob wir nun Christen sind oder noch
nicht.
Ein Beispiel:
Gerade erleben wir hier im Gemeindehaus, dass wir immer wieder
mal bestohlen werden. Eine Geldkassette verschwindet, Lebensmittel
und, und, und..
Das
darf doch nicht sein,
sagen wir. Richtig.
Wir
müssen wieder alle Türen abschließen
– sagen wir. Richtig?
Was hat Jesus gesagt:
Wenn
Dir einer den Mantel klaut, dann gib ihm das Hemd noch dazu.
Das ist noch mehr als mal ein Pfund Kaffee oder ein paar Tiefkühlbrötchen.
Wer
mir nachfolgt, der zahlt auch einen Preis dafür.
sagt Jesus.
Nachfolge heißt, zuerst fragen:
Was
braucht dieser arme Mensch, der sich nicht anders zu helfen weiß
als eben zu klauen?
Darüber sollten wir kreativ nachdenken!
Erst wenn wir darauf eine Antwort haben, sollten wir darüber
nachdenken, wie wir uns schützen sollten – und ob überhaupt.
Nachfolge bedeutet: Es gibt manches zu erdulden, wenn wir
Jesus folgen.
Dinge, die nicht wir tun, sondern die Menschen uns antun.
Zweiter Satz zur Nachfolge: „Lasst die Toten ihre Toten begraben;
Du
aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!“
Hier ist es umgekehrt: Zieh
Dich raus aus Dingen, die Gott keine Ehre machen!
Unser Handeln, unsere Entscheidung
ist gefragt.
Dient
das, was ich tue, zur Ehre Gottes? Oder verfolgt es andere Ziele?
Was
treibt mich an? Wo möchte ich selber gesehen werden?
Die Toten – für Jesus sind das alle, die von Gott nichts
halten.
Wodurch möchte ich deren Aufmerksamkeit oder Anerkennung
gewinnen?
Durch die Automarke, die ich fahre?
Durch den Urlaub, von dem ich hinterher stolz erzählen kann?
Durch meinen Garten, auf den nun wirklich keiner was kommen
lassen kann?
Womit dienen wir Menschen?
Wo geben wir Toten die Ehre – und nicht dem lebendigen Gott?
Was macht Gott Ehre? Was macht Gott bekannt unter den
Menschen?
„Verkündige
das Reich Gottes!“
Das sagt Jesus nicht allein den Predigern.
Was wir tun, das predigt sowieso viel lauter als alle Worte.
Hinter dem Satz von den Toten, die ihre Toten begraben, steht
die Frage:
„Welcher
Macht gehorchen wir in unserem Leben?“
Wer zu Jesus sagt: „Du
bist mein Herr!“, unterwirft sich nicht mehr blind
irgendwelchen Menschen.
Und noch ein dritter Satz zur Nachfolge:
„Wer
seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht
geschickt für das Reich Gottes.“
Jeder, der einen Acker zu bestellen hat, versteht das sofort:
Wer Furchen für die Saat ziehen will, der kann nicht in der
Gegend rumkucken!
Der muss konzentriert bei der Sache sein.
Ich höre da zwei Dinge heraus:
Lass
Dich nicht ablenken, wenn Du mit Jesu leben willst!
Es gibt tausend scheinbar gute und einleuchtende Gründe, die
uns ablenken.
Die uns hindern, nicht Jesus die Nummer Eins im Leben sein zu
lassen.
Da sind Gründe, die uns wohl meinende Menschen vorhalten. Das
klingt so:
„Du
kannst doch nicht immer nur die Gemeinde wichtig nehmen.“
„Denk
doch auch mal an Dich selber.“
„Bedeuten
wir Dir denn gar nichts mehr?“
Und Gründe, die uns unser eigenes Herz vorhält.
Die nennen wir Bedenken, Zweifel, oder Sorgen:
„Bilde
ich mir das alles nicht nur ein?
Das
bringt doch gar nichts.
Am
Ende komme ich zu kurz.“
Alle solche Gedanken sind normal, wenn jemand mit dem Glauben
ernst macht.
Solche Gedanken sind wie Vögel, die uns um den Kopf fliegen.
Wir können sie nicht verscheuchen.
Was wir wohl können: Es verhindern, dass sie Nester auf
unserem Kopf bauen.
Aber wie das? Wenn sie doch immer wieder kommen.
Das Bild vom Pflug höre ich auch noch so:
„Wenn
Du Jesus folgen willst, dann baue nicht zu sehr auf Deine
Erfahrungen!“
Das tun wir nämlich, wenn wir zurückschauen.
Sondern? Worauf sollen wir schauen? Auf die Versprechen
Gottes.
Das fällt uns schwer. Wir haben es zutiefst verinnerlicht:
Auf die eigenen Erfahrungen zu hören. Uns danach zu richten.
Das ist in vielen Bereichen des Lebens auch gut und richtig.
Aber es gibt auch dies: Erfahrungen können sich schwer wie Blei auf
die Seele legen.
Dagegen hilft nur der Blick auf das, was Gott verspricht.
Dazu müssen wir diese Versprechen Gottes kennen.
Ohne eigenes Lesen in der Bibel werden wir nicht auskommen in
der Nachfolge.
Auch nicht ohne das Gespräch mit Anderen über die Bibel.
Stille und Gemeinschaft – das ist wie das Ein- und das
Ausatmen der Seele.
Wer das tut, der blickt immer nach vorn. Der glaubt bald
Gottes Versprechen mehr als unserer kläglichen Sammlung gottloser
Erfahrungen. Amen!
Björn Heymer
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