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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  15. Febr. 2009  über  Matthäus 25, 31 - 46  -
 
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Ihr Lieben,

wenn man mit dem Auto eine sehr scharfe Kurve fährt, dann quietschen manchmal die Räder. So etwa kommt es mir gerade vor – was den Wechsel von der festlichen Epiphaniaszeit zur Passionszeit angeht. Es quietscht.

Es wird ernst. Haben wir letzte Woche noch Jesus auf einer Hochzeit gesehen – haben wir eben eine Rede von ihm gehört, da geht es um das Endgericht.

Um die Entscheidung für oder gegen die Ewigkeit.

Jesus hat das, was wir gerade gehört haben, nur wenige Tage vor seinem eigenen Tod den Jüngern anvertraut. Sie saßen an einem stillen Ort auf dem Ölberg – vor sich die fröhlich feiernde Stadt.

Heute würde man sagen: er lädt seine Jünger ein zu einer Phantasiereise:

Schließt die Augen und dann stellt es Euch vor, was ich Euch jetzt beschreibe.

Denn für die Augen ist das jetzt noch nicht sichtbar:

Ich werde aus dem Himmel kommen als der Menschensohn –der Prophet Daniel hat das schon beschrieben. Mit einem mächtigen Gefolge werde ich kommen – strahlend und hell. Ich werde anders sein, als ihr mich jetzt kennt.

Umstrahlt von der Herrlichkeit Gottes.

Und Ihr werdet mich sehen – sitzend auf dem Thron der Gerechtigkeit.

Auf dem Platz des Richters. Und dann werde ich alle Menschen richten.

Alle, die je auf Erden waren, die heute leben und alle, die noch kommen werden.

Und dann fälle ich die Entscheidungen. Nicht mehr die Mächtigen dieser Welt.

Massen werden an mir vorbeiströmen und von dort in zwei Richtungen weiterziehen – die eine Spur führt direkt in die ewige Herrlichkeit Gottes.

Die andere Spur geht dann immer weiter weg von Gott.

Sie wird sich schließlich im Dunkel des Nichts verlieren.

So wird es sein, Ihr Lieben.

Wir haben die rede gerade gehört. Es klingt ja so anschaulich:

wer Gutes getan hat, kommt in den Himmel.

Wer es nicht getan hat, der endet in der Finsternis.

Und es wirkt geradezu so, als kämen die einen fast versehentlich zu Gott.

Und die Anderen? Die sind sich keiner Schuld bewusst.

Sie haben gar nicht gemerkt, dass Gott etwas Anderes von ihnen erwartet hatte.

Seltsam, oder?

Kann das so gemeint sein? Doch wohl nicht.

Der Schlüsselsatz in dieser großartigen Bildrede ist der Satz von den „Geringsten meiner Brüder“.

In ihnen begegnet ihr mir, sagt Jesus– oft ohne es zu merken.

Es ist zum Hauptbegründungsatz geworden für die Diakonie.

Für das praktische Christ - Sein gewissermaßen.

Nur: Haben wir damit diese Rede von Jesus wirklich schon verstanden?

Ist es so einfach wie bei Aschenputtel:

Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen?

Vorsicht! Diese Unterscheidung greift zu kurz!

Tatsächlich redet Jesus hier sehr klar von Taten – und nicht vom Glauben.

Manch einen freut das. „Hauptsache, ich weiß, was ich tun soll. Kranken helfen, Armen abgeben, Einsame besuchen. Alles klar.

Das Beten, das Lesen in der Bibel, das Hören auf Gott – das sollen andere tun.“

Andere finden das verstörend, ja sogar ärgerlich, wenn es so einfach sein soll:

Muss nicht zum Dienen auch das Bekennen kommen? Wo kommt denn der Gemeindeaufbau hin, wenn nicht mehr von Jesus geredet wird?

Und wir werden doch gerade nicht durch die Werke gerecht.

Außerdem: Wie schnell wird man ausgenutzt – wenn man im Geist Jesu handelt, aber nicht von ihm reden darf – oder will.

Paulus hat doch gesagt: Der Glaube kommt aus dem Hören – also muss doch von Jesus geredet werden!

So können wir streiten – endlos. Und werden nicht zu einem Ziel kommen.

Weil der Gegensatz nicht ist: Glauben hier und Taten der Liebe dort.

Das ist gar nicht die Alternative! 

Von Henry Nouwen, einem großen geistlichen Lehrer unserer Zeit, stammt die Mahnung: „Die drei permanenten Versuchungen für Menschen sind die:

Unentbehrlich sein; mächtig sein; bedeutsam sein.“

Wer sich selber für unentbehrlich hält, der hat sich an Gottes Stelle gesetzt.

Als Verkündiger ebenso wie als Täter der Nächstenliebe.

Dann kann der Glaube ebenso zu einem Götzen werden wie die stolz präsentierte Tat.

Wer sich für unentbehrlich hält, der versucht, die Rettung selber zu verdienen.

Jesus zeigt einen anderen Weg:

Lasst uns das Bild vom Gericht noch einmal genauer anschauen:

Wir stürzen uns ja schnell auf die Frage: Bin ich nun Schaf oder Bock?

Die Schafe sind weiß, die Ziegen sind schwarz.

Schwarz ist böse und verloren; weiß ist gut und gerettet.

Aber das ist gar nicht der Punkt, auf den es ankommt!

Die Schafe stehen nicht einfach für die guten Menschen.

Kein Schaf kann sich selber weiß machen.

Ebenso kann sich kein Mensch selber vor Gott gerecht machen.

Und kein Ziegenbock kann was dafür, dass sein Fell schwarz ist.

Die Böcke stehen nicht einfach für die Sünder.

Denn Sünder sind in Gottes Augen alle, die vor dem Thron erscheinen.

Die Böcke stehen für die Sünder, die von Gnade nichts wissen wollten.

Wenn Jesus im Gericht den Vorsitz hat, dann geht es nicht um Belohnung. Sondern um Beziehung!

Wer sein Angebot der Vergebung angenommen hat, der geht zu Gott.

Heute und hier mitten im Leben fällt die Entscheidung.

Deshalb hat Jesus seinen Jüngern dieses Bild vor Augen gemalt.

Schaut auf den Richter! Es ist der Menschensohn.

Der, den Gott als Retter gesandt hat.

Er allein entscheidet.

Hört auf, Euch auf eure Taten etwas einzubilden.

Das ist alles nicht das Entscheidende!

Jede Begegnung mit Jesus zählt. Sei es im Glauben, sei es in der Bibel, im Gebet oder auch in der Gestalt des Armen. Es ist derselbe Herr.

Er ist uns viel näher als wir denken.

Und er fragt nicht, was wir getan haben.

Sondern: Bist Du mir begegnet in dem, was Du getan hast?

Hast Du aus Liebe zu mir heraus dem geholfen, der es brauchte?

Jesus hat oft einfach nur so geholfen – ohne gleich von Gott zu reden.

Wie bei der Hochzeit zu Kana.

Aber er hat alles, was er tat, getan aus Liebe zu Gott.

Dasselbe gilt für unser Beten und Lesen in der Bibel.

Oder für den Besuch des Gottesdienstes.

Tun wir es, weil man das eben tut?

Oder erwarten wir darin unseren Herrn?

Er will uns so oder so begegnen. Viel häufiger als wir vielleicht denken.

Amen.

Björn Heymer