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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  31.12.2008  über  Psalm 3  -
 
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Ihr Lieben,

Die Psalmen sind das große Gebetbuch in der Bibel –

und eine Schule des Betens.

Heute Abend sind wir also eingeladen, beten zu lernen.

Haben wir das nötig? Wer hier sitzt, der kann doch beten, oder?

Ja, sicher. Dennoch: wir kennen alle auch Situationen, da fehlen uns die Worte.

Da fällt gerade das Beten schwer, weil uns eine schwere Last drückt.

Auch und gerade dann dürfen wir beten.

Wie das geht?

Das haben uns Menschen vorgemacht, die in der Bibel zu Wort kommen.

„Ein Psalm von David, als er vor seinem Sohn Absalom floh..“

So wird der 3. Psalm verortet. Den schauen wir uns heute genauer an.

Dieser eine Satz der Einleitung hat es in sich!

Es geht hier nicht um beschauliches Gewohnheitsbeten.

Psalm 3. ist auf der Flucht gebetet worden. David bangte um sein Leben.

Und das, weil sein eigener Sohn hinter ihm her war und ihn töten will.

Am Sonntag haben wir von Simeon gehört –

der im Alter ein Gesegneter war und zum Segen wurde.

Wenn das doch nur immer so wäre!

David war alt geworden. Und er hat sein Alter krass anders erlebt:

Als seine eigenen Kräfte nachließen, verlor er alle Sicherheit und allen Schutz.

David ist das Beispiel dafür, dass auch der Fromme im Alter brutal in die Krise geraten kann. Der eigene Sohn lehnt sich gegen den Vater auf.

Das ist eine schmerzhafte Grenzüberschreitung.

Allerdings offenbar gar nicht so selten, wenn man sich mal umhört.

Und hier geht es noch um mehr als einen Familienstreit:

David war immerhin der von Gott gesalbte und eingesetzte König.

Der Aufstand seines Sohnes war auch eine Auflehnung gegen Gott.

So erleidet David gleich eine mehrfache Grenzüberschreitung.

Sein Alter und seine besondere Berufung scheinen ihn nicht mehr zu schützen.

Aus dieser inneren und äußeren Not heraus betet er.

Also, ich würde da Gott in den Ohren liegen mit meiner Bitte um Hilfe.

Ich würde wortreich argumentieren und drängen, damit Gott eingreifen möge.

Doch dieses Gebet aus der Krise ist anders.

Schauen wir genauer hin:

Das eigentliche Anliegen wird nur in einem Satz gesagt.

In Vers 8. Da heißt es ganz knapp: Kumah, adonai! Auf, Jahwe!

Und dann noch einmal: hoschi:eni elohai! Hilf mir, mein Gott! Mehr nicht!

Jesus hat mal gesagt: „Wenn ihr betet, dann braucht ihr nicht viele Worte zu machen. Euer Vater im Himmel weiß doch längst, was ihr braucht.“

Trotzdem beten wir. Nicht nur in Stoßseufzern.

Und das sollen wir auch.

Auch David betet mehr als nur diese vier Worte.

Ich möchte es einmal an dem Bild vom Pfeil deutlich machen:

Die Qualität des Pfeils, der Zweck liegt in der Spitze.

Sie ist klein, aber hier sitzt die Gefährlichkeit – oder die Harmlosigkeit.

An der Spitze entscheidet sich, ob ein Pfeil etwas bewirkt oder nicht.

Nur: die Spitze allein würde nichts ausrichten.

Man könnte damit niemanden ernstlich treffen.

Es braucht den Schaft dazu. Er besteht aus anderem, aus leichtem Material.

Der Schaft des Betens in höchster Not – das ist die Beschreibung der Not.

In den Versen 2 und 3 klagt David Gott seine Lage.

Aber – und auch das gehört dazu:

David bleibt nicht beim Klagen. Er widerspricht sich gewissermaßen selbst:

Indem er Gott sein Vertrauen ausspricht. „Du, Herr, bist der Schild für mich!“

Noch bevor David Gott sagt, was er von ihm dringend erbittet, sagt er dies:

„Du bist der Herr über mein Leben! Von Dir beschützt schreckt mich nichts.“

Es freut Gott und macht ihm Ehre,

wenn wir vor jeder Bitte ihm konkret unser Vertrauen aussprechen.

Ihr Lieben, das geht nicht von allein. Das will geübt werden.

Dieses Aussprechen des Vertrauens gibt unserer Bitte den Schwung!

Wir werden mit ganz anderer Zuversicht beten,

wenn wir das nicht überspringen:

„Du, Herr, bist mein Schild. Auf Dich setze ich mein Vertrauen.“

Wenn wir beten, dann wirkt das immer in zwei Richtungen:

Gott hört unser Gebet und es bewegt ihn wirklich.

Es tut aber auch unserer eigenen Seele gut, wenn wir beten.

Und uns dabei immer mal wieder daran erinnern, wer Gott für uns ist.

Dann tut David noch ein Weiteres – was uns so kaum mal einfällt:

Nach seiner Bitte „Herr, hilf!“ endet das Gebet nicht mit einem Amen.

Sondern David blickt im Geist zurück.

Er erinnert sich an frühere Erfahrungen mit der Hilfe Gottes.

Du, Herr hast doch schon oft geholfen!

Um noch einmal das Bild vom Pfeil zu nehmen:

Selbst der beste Pfeil wird erst dann zur Waffe, wenn man einen Bogen hat.

Der Bogen des Gebets ist der Lobpreis. Das Loben um Gottes willen.

Wenn wir dankbar ihm sein Eingreifen in der Vergangenheit neu vorhalten.

Das ist der Lobpreis! Zweckfrei Gott sagen, dass Er groß und wunderbar ist.

Und das nicht nur, wenn uns gerade mal zum Loben zumute ist.

Denn – ehrlich gesagt – das ist uns doch kaum einmal.

Wir haben es nicht leicht – David hatte es auch nicht leicht.

Trotzdem lobt er Gott. Und endet mit dem Loben!

Wenn das dazukommt, dann kann unsere Bitte wie eine kleine Pfeilspitze sein.

Mit dem Schaft der ehrlichen Klage und des ausgesprochenen Vertrauens, getrieben vom Lobpreis wird unser Gebet direkt in das Herz Gottes treffen.

Heute, auf der Schwelle vom alten zum neuen Jahr gehen uns viele Dinge durch den Kopf. Erinnerungen an Schönes und Schweres.

Und im Blick auf morgen: bei Vielen mehr Sorgen als Hoffnung.

Nur ein Drittel unseres Volkes erwartet Gutes vom neuen Jahr – herzlich wenig!

Umso wichtiger ist es, dass wir uns üben im Gebet.

Und im Beten vor allem im Lobpreis.

Dann hört Gott auch unsere Bitten.

Amen!

Björn Heymer