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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  28.12.2008  über  Lukas 2, 25 - 38  -
 
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Ihr Lieben,

Die Berichte rund um die Geburt unseres Herrn sind durchdrungen von zwei Grundhaltungen menschlichen Lebens:

Die Einen sehen das Leben als eine mehr oder weniger klare, berechenbare Sache an. Geburt, Fürsorge durch Eltern oder Andere, Aufwachsen, Übernehmen von Verantwortung, Weitergabe des Lebens mit allen Aspekten, schließlich Abschied und Sterben – so verläuft ein Leben eben.

Weihnachten – das fest für die Familie – und die Erinnerung an den Frieden.

Wer so denkt, für den hat die Weihnachtsgeschichte einiges zu sagen:

Es war eine ganz normale Geburt – in ärmlichen Verhältnissen.

Durch und durch menschlich bis hin zu den Windeln und der Krippe.

Lange her, aber im Grunde nicht wirklich anders als unser Leben auch läuft.

Dieser Jesus war einer von uns – Maria und Josef waren junge Eltern.

Es gab Sorgen, es gab Unterstützer.

Mit Jesus trat ein weiterer Mensch ins Leben.

In vielen Predigten ist in diesen Tagen wieder daran erinnert worden.

Andere sehen die gleiche Wirklichkeit – und sehen noch mehr:

Rund um diese Geburt gab es Zeichen von Gott her.

Engel weisen auf das Geschehen im Stall hin. Sie deuten diese normale Geburt

als einmaliges, von Gott geschenktes, heilvolles Handeln.

In Visionen und Träumen hören Menschen, das Gott hier außerordentlich eingreift in die Zeit.

Und es gab Menschen, die erkannten: dieses Kind ist Gottes Heiland!

Die Spannung zwischen dem ganz Menschlichen und dem göttlichen Handeln – sie bestimmt auch den Bericht, auf den wir gerade gehört haben.

Maria und Josef waren normale jüdische Menschen.

Nach den Bestimmungen der Thora durfte Maria nach der Niederkunft dreiund­dreißig Tage lang nicht in das Heiligtum – weil sie als kultisch unrein galt.

Andererseits war für den Erstgeborenen ein Opfer darzubringen bringen.

Ein Schaf und eine Taube – oder, wenn die Leute arm waren, zwei Tauben.

So ist es geregelt in der Thora, in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten.

Hatte doch Gott auch damals die Erstgeborenen verschont, wo ein stellvertretendes Opfer gebracht worden war.

Maria und Josef waren arme Leute.

Jedenfalls konnten sie kein Schaf als Opfertier kaufen.

Offenbar ist keinem der Hirten in der Weihnachtsnacht eingefallen, dem Jesus­kind ein Böcklein zu schenken – anders als in vielen Krippendarstellungen gezeigt. Denn das hätten die Eltern ja gut zum Opfer bringen können.

Maria und Josef blieben also die vorgeschriebenen dreiunddreißig Tage in Bethlehem. Dann machten sie sich auf den Weg nach Jerusalem.

Es ist ein Weg von etwa drei Stunden.

So weit - Maria und Josef verhalten sich ganz normal, menschlich –

im Rahmen ihrer Erziehung, ihrer Kultur und ihres Glaubens

Und als sie im Tempel ankamen, geschah das Überraschende, das ganz Andere:

Gott redet in die Weltgeschichte hinein – und Er redet von diesem Kind.

Auch das haben wir eben gehört:

Ein Mann, Simeon, tritt auf das junge Paar zu.

Er bittet darum, das Kind auf die Arme nehmen zu dürfen.

Und dann stimmt er ein Lied an.

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast;

denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,

den du bereitet hast vor allen Völkern,

ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.

Seltsam. Rätselhaft, was dieser Mann sagt und tut.

Offensichtlich sieht er etwas, was dem natürlichen Auge verborgen ist.

Lukas sagt zur Erklärung:

Der Geist Gottes hatte Simeon in den Tempel geführt – zur richtigen Zeit an den richtigen Ort. Simeon war nicht irgendein alter und frommer Mensch.

Simeon hat so gelebt, dass das für ihn normal war:

Er hört durch den Geist eine sehr konkrete Anweisung von Gott –

und er tut, was der Geist ihm sagt. Schlicht, aber nicht normal.

So was gibt es! Menschen, die sich so von Gott leiten lassen.

Menschen wie Simeon, die aus geistlicher Vollmacht heraus sprechen und handeln.

Menschen, die im ganz normalen Geschehen etwas sehen können.

Etwas, was den meisten Menschen verborgen ist:

Die sehen können: Gott greift durch menschliches Handeln ein.

Wer maßt sich schon an, so etwas zu behaupten?

Manchmal ahnen wir vielleicht im Rückblick: hier war Gott am Werk.

Aber mitten im Geschehen? Dass man eine unsichtbare Wirklichkeit ausspricht:

„Dieses Kind ist der lang er sehnte Heilsbringer der Welt!

Der Messias für Israel und das Licht der Hoffnung für die Völker!“

Simeon war ein Glaubender, der mir bleibend eine Herausforderung ist.

Nicht nur, weil er offenbar von einem inneren Frieden erfüllt war, der von Gott kam und der alles von Gott erwartete.

„Nun lässt Du deinen Diener in Frieden fahren…“

Welch ein innerer Friede klingt aus diesen Worten!

Die erleichterte Gewissheit: „Nun verpasse ich nichts mehr im Leben.

Das Entscheidende ist geschehen.“

Wie ganz anders als viele alt werdende Menschen, die wir erleben.

Simeon hat einen Frieden gefunden, den man sich nicht kaufen kann.

Den Frieden, von dem die Engel an der Krippe gesungen hatten.

Frieden, wie Gott ihn schenkt.

Frieden, der sich da ausbreitet, wo ein Mensch in allem menschlichen Ergehen die Handschrift Gottes aufleuchten sieht.

Dieser Frieden hat nichts mit Erschöpfung und Resignation zu tun.

Simeon mag alt geworden sein. Dennoch – oder gerade darin hatte er einen wichtigen Dienst zu tun – er segnet Maria und Josef.

Er war kein Priester. Er war einfach ein glaubender Mensch.

Es gibt nicht viele Stellen in der Bibel, wo ganz normale Menschen andere segnen. Hier ist eine davon.

Wer Gottes Handschrift im Alltag entdecken, der wird zu einem Segnenden.

Gott gebe uns in den Gemeinden mehr solche alten Menschen:

Die sich eine ungeheure Weite im Herzen bewahrt haben:

Die wissen: „Gott will sein Licht leuchten lassen bis an die Enden der Erde.“

Und die ihre besondere Berufung erkennen: Segnende Menschen zu werden.

Wo jemand in Vollmacht einen Anderen segnet, da verändert sich viel.

Da ist Gottes Geist und Kraft gegenwärtig.

Simeon hat nicht gewartet, ob er um einen Segen gebeten wurde.

Er hat es einfach getan.

Das kann natürlich leicht übergriffig sein, wenn da einer drauflos segnet.

Er tat das nicht eigenmächtig. Er ließ sich von Gottes Geist leiten.

Deshalb war es vollmächtiges Segnen –

Ihr Lieben, das ist die Ermutigung, die ich von Simeon heute höre:

Suche die Nähe Gottes.

Suche die Leitung durch seinen Geist.

Dann wird Segen von Deinem Leben ausgehen.

Amen!

Björn Heymer