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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  21.12.2008  über  Lukas 1, 46 - 56  -
 
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Predigttext: Der Lobgesang der Maria

Motto des Gottesdienstes: Mutterglück

Einstimmung auf die Predigt:

1.  Einführung

Ich freue mich, dass ich auch mal wieder hier oben stehe. Lange ist es her. Das lag daran, dass ich im Jahr 2008 Mutter geworden bin. Deshalb habe ich lange nicht gepredigt aber deshalb stehe ich auch heute Morgen wieder hier.

Unser Gottesdienst steht unter dem Motto „Mutterglück“ und da dachten Chris und ich, es könnte  vielleicht ganz sinnvoll sein, wenn ich die Predigt übernehme. Den Predigttext haben wir vorhin zusammen im Wechsel gebetet, den Lobgesang der Maria. Aus ihren Worten spricht „Mutterglück“…daher das Thema unseres Gottesdienstes.

Muttersein, ein Thema, das auf den ersten Blick vielleicht einen Großteil von euch ausschließt. Aber es soll sich jeder angesprochen fühlen, auch die Väter und kinderlosen Leute hier, denn Muttersein ist ein Thema, das uns alle angeht. Immer wenn ich von der Beziehung zwischen Mutter und Kind rede, meine ich auch im übertragenen Sinn die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Wenn man das im Hinterkopf hat, wird deutlich, warum jeder angesprochen ist.

Ich bin seit 4,5 Monaten, seit Anfang August, Mutter von unserer wunderbaren Tochter Lara Madeleine. Das hat mein Leben völlig verändert. Es gibt für mich seitdem ein Leben vor dem 9.8.08 und ein Leben danach. Eine neue große Liebe hat mich fest im Griff, die Mutterliebe. Ich fühle mich wichtiger als jemals vorher. Ich bin unabkömmlich. Ich bin die Nahrungs- und Liebesquelle für meine Tochter. Eine Trennung, uns sei es nur für kurze Zeit, ist, als würde ich ein Arm oder ein Bein zu Hause lassen. Das und noch viel mehr bedeutet Muttersein für mich.

Welchen Stellenwert hat Muttersein heute in unserem Land?

Mutter zu werden ist nicht mehr das erste Ziel einer Frau sondern eher das letzte. Nach Kariere und Beruf noch schnell ein Kind oder auch nicht. Man spricht schon von einer mutterlosen Gesellschaft. Jährlich fehlen 350 000 Kinder. Das Ungleichgewicht der Gesellschaftspyramide ist damit nicht mehr aufzuhalten. Mutterschaft ist nicht unbedingt immer ein freudiges Ereignis. Wir haben die Möglichkeit, zu wählen…auch wenn wir schon schwanger sind. Willst du das Kind behalten? Es muss niemand Mutter werden, der nicht will. Viele wollen oder können nicht. Die Abtreibungszahlen belegen es: 2007 waren es 117 000 getötete Kinder durch die Entscheidung der eigenen Eltern, davon  45 % Kinder von verheirateten Frauen.  Mein Bauch gehört zwar mir, nicht aber das Kind darin, das Gott mir zum Schutz anvertraut hat. Das ist eine Tragödie, ein Völkermord mitten unter uns. Und trotzdem dürfen wir niemanden verurteilen, der diese Entscheidung vielleicht aus einer Notsituation heraus getroffen hat. Kirchen und Gemeinden sind gefragt, Lebenshilfe zu geben und in solchen Lagen Alternativen aufzuzeigen. Es gibt ja auch so viele Paare und Alleinstehende, die sich sehnlichst Kinder wünschen und keine bekommen können.

Doch wenn Kinder geboren werden, wie geht es dann weiter? Die Hausfrau und Mutter ist zu einem veralteten, unattraktivem Lebensentwurf geworden. Man muss sich schon fast rechtfertigen, entschuldigen, wenn man sich entscheidet, für die Kinder zu Hause zu bleiben. Jeder Hundezüchter hat die Auflage, dass die Welpen mindestens 9 Wochen bei der Mutter bleiben müssen, sonst bestehe die Gefahr, dass sie Charakterschwächen ausprägen. Anders bei unseren Kindern. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD steht hierzu der Satz: „Nie wieder darf ein Kind Beruf und Karriere einer Frau im Weg stehen!“. Das ist erschreckend. Ist Karriere wichtiger als ein Kind? Kann ich nur im Beruf glücklich sein? Wie sehr wird das Muttersein dadurch abgewertet. Wie wichtig ist eigentlich ein Kind, wenn es nicht das Recht eingeräumt bekommt, bei seiner Mutter, bei seinen Eltern wenigstens die ersten drei bis vier Jahre zu verbringen? In meinem Heimatort wirbt die Kinderkrippe mit dem Satz: „Wir nehmen ihr Kind vom ersten Tag nach der Geburt bis zum Eintritt in die Schule.“ Ich bin Erzieherin und ich habe die Kinder in meiner Gruppe sehr lieb gehabt, aber ich weiß, keine Erzieherin kann ein fremdes Kind so lieben wie das eigene. Wer will uns weismachen, dass eine Erzieherin sich um acht bis 15 Kinder besser kümmern kann, als  eine gute Mutter um ihr eines eigenes Kind? Wenn die Karriere vorbei ist, dann ist da oft nichts mehr. In ein Kind zu investieren, welches durch eine starke Bindung auch im Alter noch zu mir steht, ist durch nichts zu ersetzen.

 

Heute ist der 4. Advent und es ist nicht schwer zu erraten, was Weihnachten mit Mutterglück zu tun hat. Weihnachten begann damit, dass eine junge Frau, eigentlich ein Mädchen, schwanger wurde.

Und ich habe meine Predigt in zwei Überschriften verpackt. Der erste Punkt heißt „Muttersein“ und weil zu einer Mutter auch ein Kind gehört, heißt der zweite „Kindsein“.

2.  Muttersein

Wir haben gerade ein Lied gehört „Mary, did u know?“ und ich lese euch einfach noch mal den deutschen Text vor.

1. Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn einst auf dem Wasser laufen würde?

Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn unsere Söhne und Töchter erretten wird?

Wusstest du, dass dein kleiner Sohn kommen würde um dich zu erneuern?

Das Kind, dass du bekamst, wird dich bald erlösen.

 

2. Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn einen Blinden sehen machen wird?

Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn den Sturm mit seiner Hand stillen wird?

Wusstest du, dass dein kleiner Sohn schon auf Engelspfaden gegangen ist?

Wenn du dein kleines Baby küsst, hast du Gottes Gesicht geküsst.

Die Blinden werden sehen, die Tauben werden hören, die Toten werden auferstehen.

Die Lahmen werden springen, die Stummen werden sprechen, zum Preise des Lamms.

3. Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn Herr aller Schöpfung ist?

Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn einst alle Nationen regieren wird?

Wusstest du, dass dein kleiner Sohn des Himmels vollkommenes Lamm ist?

Das schlafende Kind in deinem Arm ist der große „Ich bin“.

 

Wusste Maria es? Ich denke nicht, dass sie im Detail wusste, was genau Jesus tun würde, aber sie hatte eine Ahnung, dass Gott etwas Großes mit ihr vor hatte. Schließlich wurde sie auf eine ganz andere Weise Mutter als ihre Freundinnen. Kein Arztbesuch oder Schwangerschaftstest sagten ihr, dass sie Mutter werden würde, sondern ein Engel des Herrn. Kein Mann hatte damit zu tun, sondern Gott selbst.  Nach anfänglicher Verwirrung, wie so ein Wunder geschehen sollte, ergriff eine große Freude Marias Herz und diese Freude lässt Maria singen. Sie beginnt, Gott zu loben. Damit wären wir beim heutigen Predigttext, den Lobgesang der Maria, den wir vorhin gehört haben.

Große Worte für ein 13 oder 14jähriges Mädchen. Unglaublich. Trotz aller Ungewissheit, wie ihre Zukunft aussehen wird, beginnt Maria Gott über ihre besondere Mutterschaft zu loben.

Wir haben bei Pfarrer Heymer letzte Woche gehört, dass sie Mut hatte und diese Berufung annahm. Ein 13jähriges schwangeres Mädchen, dessen Freund nicht Vater ihres Kindes ist, sagt „Ja“ zu dieser Berufung. Muttersein ist eine Berufung. Und ich kann nur sagen: Danke, Maria, denn sonst wäre Weihnachten vielleicht ausgefallen. Wenn man den Lobgesang der Maria liest, dann hört man Worte einer Frau, die überglücklich über ihre Schwangerschaft ist.

Ich weiß noch, wie das vor fast genau einem Jahr bei uns war. Nach den ersten gemischten Gefühlen und wirren Gedanken, kam die Freude über das neue Leben, das Gott uns schenken wollte. Der Unterschied: Marias Schwangerschaft war etwas ganz Besonderes. Diese Ahnung drückt Maria in ihrem Lobgesang aus. Es klingt wie eine Antwort auf unser Lied mit der Frage: Maria, wusstest du, was Jesus alles tun würde? Es kling wie ein „Ja“ , ja ich weiß dass ich die Mutter des Erlösers werden darf auf den unser Volk so lange gewartet hat, denn von nun an werden mich preisen alle Kinder und Kindeskinder. Maria hat eine göttliche Ahnung.

 

Aber als sie ihren Lobgesang verfasste, dachte sie vielleicht, dass ihr Sohn einmal ein großer König und Erlöser werden würde, der mit Prunk und Gloria das Land von den Römern befreien würde…welche Mutter wünscht ihrem Kind nicht so einen Erfolg?

…aber, es kam so ganz anders. Denn Kinder gehen oft andere Wege, als ihre Eltern sich für sie wünschen.

Mary, did u know? Maria, wusstest du? … Wusstest du auch, Maria, dass dein kleiner Sohn dich  eines Tages verlassen würde? Maria wusstest du, dass er Feinde haben würde? Maria, wusstest du auch, dass man versuchen würde, ihn umzubringen, dass man ihn auslachen und für verrückt erklären würde? Wusstest du, dass er öffentlichen Anstoß erregen würde, weil seine Botschaft so gar nicht in das Denken der Menschen passen würde? Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn dir eines Tages das Herz brechen würde, nämlich an dem Tag, an dem er die Welt erlöste, an dem Tag, an dem du unter seinem Kreuz stehen und dein eigenes Kind sterben sehen würdest?

Pause

Ich denke, Maria wusste es nicht, als sie die Berufung zu dieser Mutterschaft annahm. Ich weiß nicht, wie ihre Entscheidung ausgefallen wäre, wenn sie es gewusst hätte. Es muss das Allerschlimmste für eine Mutter sein, wenn sie das Kind, dem sie das Leben geschenkt hat, sterben sieht und nicht begreift, warum. Muttersein ist nicht nur erbaulich. Muttersein hat viel mit Demut und Selbstverleugnung zu tun. Es bedeutet, nach wachen Nächten, trotzdem den neuen Tag mit einem Lächeln anzufangen. Es bedeutet, das eigene Kind andere Wege gehen zu sehn, als man sie selbst für richtig hält. Es bedeutet Festhalten, wenn es dran ist und es bedeutet aber auch vor allem Loslassen. Das kann weh tun. Aber es ist wichtig. Hätte Maria ihre eigenen Wünsche für das Leben ihres Sohnes nicht losgelassen und ihn freigegeben, seinen eigenen Weg zu gehen, was dann? Wie konnte sie diese schmerzhafte Situation aushalten? Ich habe vorhin von der Mutterliebe gesprochen, die nur das Beste für das Kind will. Im Normalfall ist diese Mutterliebe die tiefste und reinste Form von Liebe. Das größte Zeichen dieser Liebe ist es freizugeben, loszulassen. Ein Ja zu finden, zu den Entscheidungen des erwachsenen Kindes, auch wenn es weh tut. Maria musste ihren Sohn loslassen, denn er hatte eine Mission zu erfüllen. Diese Liebe rettete der Menschheit das Leben.

Noch ein anderer kennt diese Mutterliebe. Es ist Gott. Ich spreche bewusst von Mutterliebe. Denn in der Bibel ist Gott nicht nur Vater sondern er wird auch oft mit einer Mutter verglichen.  In Jesaja 66,13 sagt Gott zu seinem Volk: Ich will euch trösten, wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Gott liebt sein Volk wie eine Mutter ihr Kind. Er hat diesen Schmerz, den Maria empfand auch durchgemacht, denn über Jahrtausende sah er sein Volk Israel immer wieder davonlaufen von ihm. Er wollte als Vater, als Mutter Beziehung mit seinem Volk leben, er wollte, dass die Israeliten Vergebung bei ihm fanden, dass sie nach seinen Geboten lebten. Aber sie taten ständig das Gegenteil. Sie liefen davon, vergaßen ihre erste Liebe, ihren Gott und liefen anderen Göttern hinterher. Das muss Gott das Herz gebrochen haben. Seine Liebe gab sie frei. Er ließ ihnen ihre Entscheidung, aber immer wieder vergab er ihnen, obwohl sie nicht darum gebeten hatten. Immer wieder kündigte er ihnen nach dem Gericht seinen Trost an.

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Und das ist Mutterliebe pur. Wenn ein Kind einem die Nacht zur Hölle macht, dann kann Schlafentzug sich wie eine Folter anfühlen. Aber als Mutter tröstet man trotzdem. Obwohl das kleine Wesen ja eigentlich schuld ist, muss es doch getröstet werden.

Gott denkt auch so. Und er hielt sein Versprechen und sandte Jesus, seinen Sohn. Jesus ist der Mensch gewordene Trost Gottes, der seine Kinder bis zum Tod liebt.

 

2.  Kindsein

 

Wir haben auf der einen Seite Maria, die Mutter und auf der anderen Seite, Jesus, das Kind. Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Jesus als Kind auf die Welt kam? Er hätte doch einfach als Mann vom Himmel herunter kommen können, oder?

Ich denke, er ist uns so nah, weil er weiß, wie sich Menschsein anfühlt. Und er weiß eben auch wie sich Kindsein anfühlt. Wer sich noch gut an seine Kindheit erinnern kann, wer noch weiß, wie ein Kind empfindet, der ist in der Regel auch ein guter Vater, eine gute Mutter oder kann ganz allgemein gut mit Kindern umgehen.

Jesus musste wissen, wie ein Kind empfindet, denn wir sind seine Kinder. Damit er uns besser versteht, wenn wir zu ihm kommen mit unseren Bitten und unseren oft so kindlichen Anliegen.

Ich bitte euch, euch noch mal auf diesen Gedanken einzulassen: Gott die Mutter, der Vater und wir das Kind. Es gibt keine engere Beziehung als zwischen Mutter und einem kleinen Kind. Neulich hat Steffi Lörch uns besucht. Ich habe gerade gestillt. Steffi meinte: Esther, weißt du, dass eine stillende Mutter und ihr Kind eine Dyade sind? Klar, weiß ich, was eine Dyade ist, ich hab ja schließlich Theologie studiert. Habe dann aber dann lieber noch mal im Internet nachgeschaut. Dyade kommt aus dem Griechischen und (griech.: dýas = Zweiheit) bedeutet Zweiheit.

  • in der Psychologie und Anthropologie eine Zweiergruppe
  • in der christlichen Theologie die Verbundenheit des Vatergottes mit seinem Sohn, siehe Christus

Aber eben auch zwischen Christus und den Menschen. Wenn man das Bild von Mutter und Kind ernst nimmt.

Wenn es also keine engere Zweiheit gibt, als die zwischen Mutter und Kind und Gott sich so eine Beziehung zu uns wünscht, was bedeutet das dann für uns? Seitdem Jesus in unserer Welt gekommen ist, ist es erst möglich, diese nahe Verbindung zu leben. ER hat keine irdische Herrschaft aufgerichtet, wie ein König, der sich dienen lässt oder der seine Untertanen unterdrückt und ihnen befiehlt. Er hat eine Herzensherrschaft begründet. Denn seit seinem Tod am Kreuz, seit unsere Schuld dort vergeben wurde, können wir Gemeinschaft mit ihm haben.

Ich will noch zwei Beispiele aus meinem Alltag mit meiner Tochter dazu erzählen. Seit wir Mitte November eine Woche in Marburg waren, schläft Lara nicht mehr so gut. Sie wird oft wach und manchmal müssen wir sie sogar lange in der Wohnung herumtragen, bis sie wieder müde wird. Die Wohnung ist dann dunkel. Ich nehme sie in den Arm und wenn wir aus dem dunklen Flur ins Wohnzimmer kommen, wo es heller ist, weil das Licht von den Lampen draußen hereinscheint, dann sehe ich, dass sie ganz angespannt zu mir heraufschaut. Ihr kleiner Körper ist völlig ruhig und ihre Äugelein ganz groß, denn sie will mein Gesicht sehen. Sie weiß anscheinend jetzt auch schon, dass sie mich im Wohnzimmer sehen wird. Wenn die Konturen meines Gesichtes dann sichtbar werden, dann entspannt sich ihr ganzer Körper, sie fängt an zu strampeln, sie jauchzt vor Freude und wendet sich dann ab, weil sie diese freudige Erregung nicht lange aushält. Das ist ein wundervoller Moment. Lara weiß dann ganz sicher, wer sie hält, wer sie trägt.

Ich wünsche mir das für meine Beziehung mit Gott. Ich will so innig mit ihm verbunden sein, dass ich sein Gesicht sehen will, dass ich mich nicht halten kann vor Freude, wenn ich ihn sehe, wenn ich Gemeinschaft mit ihm habe. Vor allem aber will ich wissen und sehen wer mich hält, wer mich trägt in den Wirren und Krisen meines Lebens. Der König David hat das im 131. Psalm ganz klar auf den Punkt gebracht. Er schreibt: „Ich bin zur Ruhe gekommen. Mein Herz ist zufrieden und still. Wie ein Kind in den Armen seiner Mutter, so ruhig und geborgen bin ich bei dir!“ Wenn ein Baby gerade gestillt wurde und schläft, strahlt es völlige Zufriedenheit aus.  Lara vertraut mir. Sie befürchtet nicht, dass ich sie fallen lasse. Sie fühlt sich sicher, wenn ich sie halte. Und David wusste das auch. Wissen wir, wer uns hält? Können wir bei Gott völlig zur Ruhe kommen? Können wir ihm unsere Sorgen anvertrauen und sie loslassen?

Wie kann ich das, Gottes Gesicht sehen? Im AT steht, keiner hat ihn je gesehen und er ist so heilig, dass es auch niemand aushalten würde, ihn zu sehen. Als Mose mit Gott sprach, musste er in einer Felsspalte stehen, um sich zu schützen. Er hätte Gottes Heiligkeit nicht ausgehalten. Das war, bevor Jesus geboren wurde. Die Beziehung zwischen Gott und seinen Leuten war gekennzeichnet von einer heiligen Distanz. Diese Distanz hat Jesus überbrückt. Jetzt können wir die Gemeinschaft mit ihm voll leben.

Wenn Lara morgens aufwacht, dann freut sie sich auf mich, auf unsere erste Begegnung. Wenn ich sie zum ersten Mal anspreche, auch wenn sie schon lange wach war, dann tritt das ein, was ich schon von der Nacht erzählt habe, sie lacht und jauchzt und freut sich darüber, dass ich mit ihr rede. Wie ist das in unserer Beziehung mit Gott? Freue ich mich auf die Begegnung mit ihm?

Oft ist die Begegnung mit Gott nichtssagend, eintönig geworden. Mein Gebet hört sich an wie ein Monolog, der immer die selbe Leier bringt. Aber meine Beziehung zu ihm soll wieder lebendig werden. Ich will sein Reden freudig erwarten und mich jeden Tag auf ihn freuen. Wenn ich mir klarmache, was Weihnachten für mich bedeutet, nämlich ewiges Leben bei ihm, meiner Mutter, meinem Vater, innige Beziehung zu meinem Erlöser, wenn ich diese Botschaft meditiere und verinnerliche, dann kann ich nicht anders, als den Lobgesang der Maria mitsingen. Dann wird diese Dyade, die Zweiheit wieder belebt und ich danke Gott von ganzem Herzen, dass er seinen Sohn ihn die Welt geschickt hat, dir zu Liebe, mir zu Liebe.

Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn Herr aller Schöpfung ist?

Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn einst alle Nationen regieren wird?

Wusstest du, dass dein kleiner Sohn des Himmels vollkommenes Lamm ist?

Das schlafende Kind in deinem Arm ist der große „Ich bin“.

Dieser große „Ich bin“ wird zum zweiten Mal wiederkommen. Im Advent warten wir nicht nur auf Weihnachten, sondern auf seine Wiederkunft. Und wenn ich weiß, wer mich hält, dann kann ich mich darauf freuen, so wie Lara, wenn sie mein Gesicht sehen will. Jesus wird wiederkommen und ich warte, denn wenn es hell wird, werden wir  uns wirklich endlich von Angesicht zu Angesicht sehen. Amen.

Esther Trieb