Predigt am 21.12.2008 über Lukas
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Predigttext: Der Lobgesang der Maria
Motto des Gottesdienstes: Mutterglück
Einstimmung auf die Predigt:
1.
Einführung
Ich freue mich, dass ich auch mal wieder
hier oben stehe. Lange ist es her. Das lag daran, dass ich im Jahr
2008 Mutter geworden bin. Deshalb habe ich lange nicht gepredigt
aber deshalb stehe ich auch heute Morgen wieder hier.
Unser Gottesdienst steht unter dem Motto
„Mutterglück“ und da dachten Chris und ich, es könnte
vielleicht ganz sinnvoll sein, wenn ich die Predigt übernehme.
Den Predigttext haben wir vorhin zusammen im Wechsel gebetet, den
Lobgesang der Maria. Aus ihren Worten spricht „Mutterglück“…daher
das Thema unseres Gottesdienstes.
Muttersein, ein Thema, das auf den ersten
Blick vielleicht einen Großteil von euch ausschließt. Aber es soll
sich jeder angesprochen fühlen, auch die Väter und kinderlosen
Leute hier, denn Muttersein ist ein Thema, das uns alle angeht.
Immer wenn ich von der Beziehung zwischen Mutter und Kind rede,
meine ich auch im übertragenen Sinn die Beziehung zwischen Gott und
den Menschen. Wenn man das im Hinterkopf hat, wird deutlich, warum
jeder angesprochen ist.
Ich bin seit 4,5 Monaten, seit Anfang
August, Mutter von unserer wunderbaren Tochter Lara Madeleine. Das
hat mein Leben völlig verändert. Es gibt für mich seitdem ein
Leben vor dem 9.8.08 und ein Leben danach. Eine neue große Liebe
hat mich fest im Griff, die Mutterliebe. Ich fühle mich wichtiger
als jemals vorher. Ich bin unabkömmlich. Ich bin die Nahrungs- und
Liebesquelle für meine Tochter. Eine Trennung, uns sei es nur für
kurze Zeit, ist, als würde ich ein Arm oder ein Bein zu Hause
lassen. Das und noch viel mehr bedeutet Muttersein für mich.
Welchen Stellenwert hat Muttersein heute
in unserem Land?
Mutter zu werden ist nicht mehr das erste Ziel einer Frau sondern eher
das letzte. Nach Kariere und Beruf noch schnell ein Kind oder auch
nicht. Man spricht schon von einer mutterlosen Gesellschaft. Jährlich
fehlen 350 000 Kinder. Das Ungleichgewicht der Gesellschaftspyramide
ist damit nicht mehr aufzuhalten. Mutterschaft ist nicht unbedingt
immer ein freudiges Ereignis. Wir haben die Möglichkeit, zu wählen…auch
wenn wir schon schwanger sind. Willst du das Kind behalten? Es muss
niemand Mutter werden, der nicht will. Viele wollen oder können
nicht. Die Abtreibungszahlen belegen es: 2007 waren es 117 000 getötete
Kinder durch die Entscheidung der eigenen Eltern, davon
45 % Kinder von verheirateten Frauen. Mein
Bauch gehört zwar mir, nicht aber das Kind darin, das Gott mir zum
Schutz anvertraut hat. Das ist eine Tragödie, ein Völkermord
mitten unter uns. Und trotzdem dürfen wir niemanden verurteilen,
der diese Entscheidung vielleicht aus einer Notsituation heraus
getroffen hat. Kirchen und Gemeinden sind gefragt, Lebenshilfe zu
geben und in solchen Lagen Alternativen aufzuzeigen. Es gibt ja auch
so viele Paare und Alleinstehende, die sich sehnlichst Kinder wünschen
und keine bekommen können.
Doch wenn Kinder geboren werden, wie geht es dann weiter? Die Hausfrau
und Mutter ist zu einem veralteten, unattraktivem Lebensentwurf
geworden. Man muss sich schon fast rechtfertigen, entschuldigen,
wenn man sich entscheidet, für die Kinder zu Hause zu bleiben.
Jeder Hundezüchter hat die Auflage, dass die Welpen mindestens 9
Wochen bei der Mutter bleiben müssen, sonst bestehe die Gefahr,
dass sie Charakterschwächen ausprägen. Anders bei unseren Kindern.
Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD steht hierzu der Satz: „Nie
wieder darf ein Kind Beruf und Karriere einer Frau im Weg
stehen!“. Das ist erschreckend. Ist Karriere wichtiger als ein
Kind? Kann ich nur im Beruf glücklich sein? Wie sehr wird das
Muttersein dadurch abgewertet. Wie wichtig ist eigentlich ein Kind,
wenn es nicht das Recht eingeräumt bekommt, bei seiner Mutter, bei
seinen Eltern wenigstens die ersten drei bis vier Jahre zu
verbringen? In meinem Heimatort wirbt die Kinderkrippe mit dem Satz:
„Wir nehmen ihr Kind vom ersten Tag nach der Geburt bis zum
Eintritt in die Schule.“ Ich bin Erzieherin und ich habe die
Kinder in meiner Gruppe sehr lieb gehabt, aber ich weiß, keine
Erzieherin kann ein fremdes Kind so lieben wie das eigene. Wer will
uns weismachen, dass eine Erzieherin sich um acht bis 15 Kinder
besser kümmern kann, als eine
gute Mutter um ihr eines eigenes Kind? Wenn die Karriere vorbei ist,
dann ist da oft nichts mehr. In ein Kind zu investieren, welches
durch eine starke Bindung auch im Alter noch zu mir steht, ist durch
nichts zu ersetzen.
Heute ist der 4. Advent und es ist nicht
schwer zu erraten, was Weihnachten mit Mutterglück zu tun hat.
Weihnachten begann damit, dass eine junge Frau, eigentlich ein Mädchen,
schwanger wurde.
Und ich habe meine Predigt in zwei Überschriften
verpackt. Der erste Punkt heißt „Muttersein“ und weil zu einer
Mutter auch ein Kind gehört, heißt der zweite „Kindsein“.
2.
Muttersein
Wir haben gerade ein Lied gehört „Mary, did u know?“ und ich lese
euch einfach noch mal den deutschen Text vor.
1. Maria, wusstest du, dass dein kleiner
Sohn einst auf dem Wasser laufen würde?
Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn
unsere Söhne und Töchter erretten wird?
Wusstest du, dass dein kleiner Sohn kommen
würde um dich zu erneuern?
Das Kind, dass du bekamst, wird dich bald
erlösen.
2. Maria, wusstest du, dass dein kleiner
Sohn einen Blinden sehen machen wird?
Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn
den Sturm mit seiner Hand stillen wird?
Wusstest du, dass dein kleiner Sohn schon
auf Engelspfaden gegangen ist?
Wenn du dein kleines Baby küsst, hast du
Gottes Gesicht geküsst.
Die Blinden werden sehen, die Tauben
werden hören, die Toten werden auferstehen.
Die Lahmen werden springen, die Stummen
werden sprechen, zum Preise des Lamms.
3. Maria, wusstest du, dass dein kleiner
Sohn Herr aller Schöpfung ist?
Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn
einst alle Nationen regieren wird?
Wusstest du, dass dein kleiner Sohn des
Himmels vollkommenes Lamm ist?
Das schlafende Kind in deinem Arm ist der
große „Ich bin“.
Wusste Maria es? Ich denke nicht, dass sie im Detail wusste, was genau
Jesus tun würde, aber sie hatte eine Ahnung, dass Gott etwas Großes
mit ihr vor hatte. Schließlich wurde sie auf eine ganz andere Weise
Mutter als ihre Freundinnen. Kein Arztbesuch oder
Schwangerschaftstest sagten ihr, dass sie Mutter werden würde,
sondern ein Engel des Herrn. Kein Mann hatte damit zu tun, sondern
Gott selbst. Nach anfänglicher
Verwirrung, wie so ein Wunder geschehen sollte, ergriff eine große
Freude Marias Herz und diese Freude lässt Maria singen. Sie
beginnt, Gott zu loben. Damit wären wir beim heutigen Predigttext,
den Lobgesang der Maria, den wir vorhin gehört haben.
Große Worte für ein 13 oder 14jähriges Mädchen. Unglaublich. Trotz
aller Ungewissheit, wie ihre Zukunft aussehen wird, beginnt Maria
Gott über ihre besondere Mutterschaft zu loben.
Wir haben bei Pfarrer Heymer letzte Woche gehört, dass sie Mut hatte
und diese Berufung annahm. Ein 13jähriges schwangeres Mädchen,
dessen Freund nicht Vater ihres Kindes ist, sagt „Ja“ zu dieser
Berufung. Muttersein ist eine Berufung. Und ich kann nur sagen:
Danke, Maria, denn sonst wäre Weihnachten vielleicht ausgefallen.
Wenn man den Lobgesang der Maria liest, dann hört man Worte einer
Frau, die überglücklich über ihre Schwangerschaft ist.
Ich weiß noch, wie das vor fast genau einem Jahr bei uns war. Nach den
ersten gemischten Gefühlen und wirren Gedanken, kam die Freude über
das neue Leben, das Gott uns schenken wollte. Der Unterschied:
Marias Schwangerschaft war etwas ganz Besonderes. Diese Ahnung drückt
Maria in ihrem Lobgesang aus. Es klingt wie eine Antwort auf unser
Lied mit der Frage: Maria, wusstest du, was Jesus alles tun würde?
Es kling wie ein „Ja“ , ja ich weiß dass ich die Mutter des Erlösers
werden darf auf den unser Volk so lange gewartet hat, denn von nun
an werden mich preisen alle Kinder und Kindeskinder. Maria hat eine
göttliche Ahnung.
Aber als sie ihren Lobgesang verfasste, dachte sie vielleicht, dass ihr
Sohn einmal ein großer König und Erlöser werden würde, der mit
Prunk und Gloria das Land von den Römern befreien würde…welche
Mutter wünscht ihrem Kind nicht so einen Erfolg?
…aber, es kam so ganz anders. Denn Kinder gehen oft andere Wege, als
ihre Eltern sich für sie wünschen.
Mary, did u
know? Maria, wusstest du? … Wusstest du auch, Maria, dass dein kleiner Sohn dich
eines Tages verlassen würde? Maria wusstest du, dass er
Feinde haben würde? Maria, wusstest du auch, dass man versuchen würde,
ihn umzubringen, dass man ihn auslachen und für verrückt erklären
würde? Wusstest du, dass er öffentlichen Anstoß erregen würde,
weil seine Botschaft so gar nicht in das Denken der Menschen passen
würde? Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn dir eines Tages
das Herz brechen würde, nämlich an dem Tag, an dem er die Welt erlöste,
an dem Tag, an dem du unter seinem Kreuz stehen und dein eigenes
Kind sterben sehen würdest?
Pause
Ich denke, Maria wusste es nicht, als sie
die Berufung zu dieser Mutterschaft annahm. Ich weiß nicht, wie
ihre Entscheidung ausgefallen wäre, wenn sie es gewusst hätte. Es
muss das Allerschlimmste für eine Mutter sein, wenn sie das Kind,
dem sie das Leben geschenkt hat, sterben sieht und nicht begreift,
warum. Muttersein ist nicht nur erbaulich. Muttersein hat viel mit
Demut und Selbstverleugnung zu tun. Es bedeutet, nach wachen Nächten,
trotzdem den neuen Tag mit einem Lächeln anzufangen. Es bedeutet,
das eigene Kind andere Wege gehen zu sehn, als man sie selbst für
richtig hält. Es bedeutet Festhalten, wenn es dran ist und es
bedeutet aber auch vor allem Loslassen. Das kann weh tun. Aber es
ist wichtig. Hätte Maria ihre eigenen Wünsche für das Leben ihres
Sohnes nicht losgelassen und ihn freigegeben, seinen eigenen Weg zu
gehen, was dann? Wie konnte sie diese schmerzhafte Situation
aushalten? Ich habe vorhin von der Mutterliebe gesprochen, die nur
das Beste für das Kind will. Im Normalfall ist diese Mutterliebe
die tiefste und reinste Form von Liebe. Das größte Zeichen dieser
Liebe ist es freizugeben, loszulassen. Ein Ja zu finden, zu den
Entscheidungen des erwachsenen Kindes, auch wenn es weh tut. Maria
musste ihren Sohn loslassen, denn er hatte eine Mission zu erfüllen.
Diese Liebe rettete der Menschheit das Leben.
Noch ein anderer kennt diese Mutterliebe.
Es ist Gott. Ich spreche bewusst von Mutterliebe. Denn in der Bibel
ist Gott nicht nur Vater sondern er wird auch oft mit einer Mutter
verglichen. In Jesaja
66,13 sagt Gott zu seinem Volk: Ich will euch trösten, wie eine
Mutter ihr Kind tröstet. Gott liebt sein Volk wie eine Mutter ihr
Kind. Er hat diesen Schmerz, den Maria empfand auch durchgemacht,
denn über Jahrtausende sah er sein Volk Israel immer wieder
davonlaufen von ihm. Er wollte als Vater, als Mutter Beziehung mit
seinem Volk leben, er wollte, dass die Israeliten Vergebung bei ihm
fanden, dass sie nach seinen Geboten lebten. Aber sie taten ständig
das Gegenteil. Sie liefen davon, vergaßen ihre erste Liebe, ihren
Gott und liefen anderen Göttern hinterher. Das muss Gott das Herz
gebrochen haben. Seine Liebe gab sie frei. Er ließ ihnen ihre
Entscheidung, aber immer wieder vergab er ihnen, obwohl sie nicht
darum gebeten hatten. Immer wieder kündigte er ihnen nach dem
Gericht seinen Trost an.
Ich will euch trösten, wie einen seine
Mutter tröstet. Und das ist Mutterliebe pur. Wenn ein Kind einem
die Nacht zur Hölle macht, dann kann Schlafentzug sich wie eine
Folter anfühlen. Aber als Mutter tröstet man trotzdem. Obwohl das
kleine Wesen ja eigentlich schuld ist, muss es doch getröstet
werden.
Gott denkt auch so. Und er hielt sein
Versprechen und sandte Jesus, seinen Sohn. Jesus ist der Mensch
gewordene Trost Gottes, der seine Kinder bis zum Tod liebt.
2.
Kindsein
Wir haben auf der einen Seite Maria, die Mutter und auf der anderen
Seite, Jesus, das Kind. Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Jesus
als Kind auf die Welt kam? Er hätte doch einfach als Mann vom
Himmel herunter kommen können, oder?
Ich denke, er ist uns so nah, weil er weiß, wie sich Menschsein anfühlt.
Und er weiß eben auch wie sich Kindsein anfühlt. Wer sich noch gut
an seine Kindheit erinnern kann, wer noch weiß, wie ein Kind
empfindet, der ist in der Regel auch ein guter Vater, eine gute
Mutter oder kann ganz allgemein gut mit Kindern umgehen.
Jesus musste wissen, wie ein Kind empfindet, denn wir sind seine
Kinder. Damit er uns besser versteht, wenn wir zu ihm kommen mit
unseren Bitten und unseren oft so kindlichen Anliegen.
Ich bitte euch, euch noch mal auf diesen Gedanken
einzulassen: Gott die Mutter, der Vater und wir das Kind. Es gibt
keine engere Beziehung als zwischen Mutter und einem kleinen Kind.
Neulich hat Steffi Lörch uns besucht. Ich habe gerade gestillt.
Steffi meinte: Esther, weißt du, dass eine stillende Mutter und ihr
Kind eine Dyade sind? Klar, weiß ich, was eine Dyade ist, ich hab
ja schließlich Theologie studiert. Habe dann aber dann lieber noch
mal im Internet nachgeschaut. Dyade kommt aus dem
Griechischen und (griech.:
dýas = Zweiheit) bedeutet Zweiheit.
- in der Psychologie und
Anthropologie eine Zweiergruppe
- in der christlichen
Theologie die Verbundenheit des Vatergottes mit seinem Sohn,
siehe Christus
Aber
eben auch zwischen Christus und den Menschen. Wenn man das Bild von
Mutter und Kind ernst nimmt.
Wenn es also keine engere Zweiheit gibt, als die zwischen Mutter und
Kind und Gott sich so eine Beziehung zu uns wünscht, was bedeutet
das dann für uns? Seitdem Jesus in unserer Welt gekommen ist, ist
es erst möglich, diese nahe Verbindung zu leben. ER hat keine
irdische Herrschaft aufgerichtet, wie ein König, der sich dienen lässt
oder der seine Untertanen unterdrückt und ihnen befiehlt. Er hat
eine Herzensherrschaft begründet. Denn seit seinem Tod am Kreuz,
seit unsere Schuld dort vergeben wurde, können wir Gemeinschaft mit
ihm haben.
Ich will noch zwei Beispiele aus meinem Alltag mit meiner Tochter dazu
erzählen. Seit wir Mitte November eine Woche in Marburg waren, schläft
Lara nicht mehr so gut. Sie wird oft wach und manchmal müssen wir
sie sogar lange in der Wohnung herumtragen, bis sie wieder müde
wird. Die Wohnung ist dann dunkel. Ich nehme sie in den Arm und wenn
wir aus dem dunklen Flur ins Wohnzimmer kommen, wo es heller ist,
weil das Licht von den Lampen draußen hereinscheint, dann sehe ich,
dass sie ganz angespannt zu mir heraufschaut. Ihr kleiner Körper
ist völlig ruhig und ihre Äugelein ganz groß, denn sie will mein
Gesicht sehen. Sie weiß anscheinend jetzt auch schon, dass sie mich
im Wohnzimmer sehen wird. Wenn die Konturen meines Gesichtes dann
sichtbar werden, dann entspannt sich ihr ganzer Körper, sie fängt
an zu strampeln, sie jauchzt vor Freude und wendet sich dann ab,
weil sie diese freudige Erregung nicht lange aushält. Das ist ein
wundervoller Moment. Lara weiß dann ganz sicher, wer sie hält, wer
sie trägt.
Ich wünsche mir das für meine Beziehung mit Gott. Ich will so innig
mit ihm verbunden sein, dass ich sein Gesicht sehen will, dass ich
mich nicht halten kann vor Freude, wenn ich ihn sehe, wenn ich
Gemeinschaft mit ihm habe. Vor allem aber will ich wissen und sehen
wer mich hält, wer mich trägt in den Wirren und Krisen meines
Lebens. Der König David hat das im 131. Psalm ganz klar auf den
Punkt gebracht. Er schreibt: „Ich bin zur Ruhe gekommen. Mein Herz
ist zufrieden und still. Wie ein Kind in den Armen seiner Mutter, so
ruhig und geborgen bin ich bei dir!“ Wenn ein Baby gerade gestillt
wurde und schläft, strahlt es völlige Zufriedenheit aus. Lara
vertraut mir. Sie befürchtet nicht, dass ich sie fallen lasse. Sie
fühlt sich sicher, wenn ich sie halte. Und David wusste das auch.
Wissen wir, wer uns hält? Können wir bei Gott völlig zur Ruhe
kommen? Können wir ihm unsere Sorgen anvertrauen und sie loslassen?
Wie kann ich das, Gottes Gesicht sehen? Im AT steht, keiner hat ihn je
gesehen und er ist so heilig, dass es auch niemand aushalten würde,
ihn zu sehen. Als Mose mit Gott sprach, musste er in einer
Felsspalte stehen, um sich zu schützen. Er hätte Gottes Heiligkeit
nicht ausgehalten. Das war, bevor Jesus geboren wurde. Die Beziehung
zwischen Gott und seinen Leuten war gekennzeichnet von einer
heiligen Distanz. Diese Distanz hat Jesus überbrückt. Jetzt können
wir die Gemeinschaft mit ihm voll leben.
Wenn Lara morgens aufwacht, dann freut sie sich auf mich, auf unsere
erste Begegnung. Wenn ich sie zum ersten Mal anspreche, auch wenn
sie schon lange wach war, dann tritt das ein, was ich schon von der
Nacht erzählt habe, sie lacht und jauchzt und freut sich darüber,
dass ich mit ihr rede. Wie ist das in unserer Beziehung mit Gott?
Freue ich mich auf die Begegnung mit ihm?
Oft ist die Begegnung mit Gott nichtssagend, eintönig geworden. Mein
Gebet hört sich an wie ein Monolog, der immer die selbe Leier
bringt. Aber meine Beziehung zu ihm soll wieder lebendig werden. Ich
will sein Reden freudig erwarten und mich jeden Tag auf ihn freuen.
Wenn ich mir klarmache, was Weihnachten für mich bedeutet, nämlich
ewiges Leben bei ihm, meiner Mutter, meinem Vater, innige Beziehung
zu meinem Erlöser, wenn ich diese Botschaft meditiere und
verinnerliche, dann kann ich nicht anders, als den Lobgesang der
Maria mitsingen. Dann wird diese Dyade, die Zweiheit wieder belebt
und ich danke Gott von ganzem Herzen, dass er seinen Sohn ihn die
Welt geschickt hat, dir zu Liebe, mir zu Liebe.
Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn
Herr aller Schöpfung ist?
Maria, wusstest du, dass dein kleiner Sohn
einst alle Nationen regieren wird?
Wusstest du, dass dein kleiner Sohn des
Himmels vollkommenes Lamm ist?
Das schlafende Kind in deinem Arm ist der
große „Ich bin“.
Dieser große „Ich bin“ wird zum
zweiten Mal wiederkommen. Im Advent warten wir nicht nur auf
Weihnachten, sondern auf seine Wiederkunft. Und wenn ich weiß, wer
mich hält, dann kann ich mich darauf freuen, so wie Lara, wenn sie
mein Gesicht sehen will. Jesus wird wiederkommen und ich warte, denn
wenn es hell wird, werden wir uns
wirklich endlich von Angesicht zu Angesicht sehen. Amen.
Esther Trieb
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