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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  14.12.2008  über  Lukas 1,  26 - 38-
 
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Ihr Lieben,

nun sind die Kinder gegangen – und wir sind eingeladen, miteinander zu denken über Gott, über Mensachen und darüber, was passiert, wenn beide sich treffen.

Denn das ist es doch, was die Bibel von der ersten bis zur letzten Seite berichtet:

Gott, der Schöpfer – tritt ganz normalen Menschen in den Weg.

Heute – passend zum Familiengottesdienst – tritt Gott in eine Familiensituation:

Eine werdende Mutter, eine Schwangerschaft und ein Kind.

Damit ist deutlich: Gott beschränkt sich nicht auf den Sonntag, nicht auf seinen Tempel oder seine besonderen Leute.

Gott begegnet ganz normalen Leuten im ganz normalen Leben.

Und wenn das geschieht, dann geht das fast immer in fünf Schritten:

Wir hören von Lukas:

Im sechsten Monat (der Schwangerschaft einer Frau, die ihre Hoffnung auf ein Kind längst aufgegeben hatte), da wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.

Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach:

„Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!“

Was Gott hier vorhat, ist eine klassische Berufung.

Gott beruft einen ganz normalen Menschen, etwas gar nicht Normales zu tun. Nämlich einen Schritt des Vertrauens zu wagen.

Wie, wann und warum gerade dort – das alles wird nicht erklärt.

Es ist einfach so.

Eine Jungfrau, also ein Mädchen, vielleicht zwölf-dreizehn Jahre alt.

Mit dem Namen Maria – das war damals ein Allerweltsname in Israel.

In Nazareth – ein Dorf in Galiläa, das niemand kennt.

Wer überhaupt schon mal von Nazareth gehört hatte, der kannte vor allem die Redensart. „Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?“

Das spricht für sich.

Es sind nicht die scheinbar Wichtigen, die Gott beruft –

sondern Menschen, die ganz einfach und normal sind.

Menschen, wie sie zu allen Zeiten und an allen Orten dieser Welt leben.

So unbedeutend braucht sich niemand zu fühlen, dass der Ruf Gottes ihm nicht gelten würde.

Typisch für eine Berufung durch Gott:

Es geht darum, etwas zu tun, das von außen betrachtet nicht verstanden wird.

Sie aber erschrak über die Rede und dachte: „Welch ein Gruß ist das?“

Es ist das Zweite, was bei fast jeder Berufung geschieht:

Die Reaktion ist Zögern und Angst.

Gott hat die unangenehme Eigenart, Menschen um Dinge zu bitten, die ihnen viel Angst machen. Maria erschrickt und fragt zweifelnd nach.

Denn bei einer Berufung geht es nicht um einen Ruf zum Glauben.

Dass jemand an Gott glaubt, das wird still vorausgesetzt.

Hier geht es um eine Berufung zu einem Dienst.

Das macht den Unterschied!

Ginge es Gott nur um die innere Überzeugung eines Menschen, dann bräuchte niemand zu erschrecken.

Wenn Gott Menschen ruft, dann, damit durch sie etwas anders wird in der Welt.

Da wird es unbequem, vermutlich sogar anstrengend.

Und der Engel sprach zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.

Da sprach Maria zu dem Engel:

„Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?“

Der Engel antwortete und sprach zu ihr:

„Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.“

Auf die Angst reagiert Gott drittens, indem er etwas verspricht.

Wenn es um eine Berufung geht, dann brauchen Menschen Ermutigung.

Genau darauf geht der Engel dann noch einmal ein:

Doch Maria! Du hast Gnade gefunden bei Gott!

Bevor Menschen etwas tun sollen für Gott, kommt die Gnade:

Fürchte Dich nicht Maria!.

Hab keine Angst vor Gott – was immer er auch sagen wird.

Dann bekommt Maria ihren Auftrag.

Siehe, Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären -

Schlicht und unfassbar! Natürlich fragen wir:

Wie kann das sein? Da muss doch ein Mann dahinter stehen.

Das wollen wir verstehen.

Uns geht’s nicht anders als Maria. Sie wollte es auch wissen.

Es gehört zum Menschsein dazu, dass wir verstehen wollen.

Trotzdem: Hilft uns Verstehen eigentlich, etwas Unabänderliches anzunehmen?

Eine Mutter, deren Sohn gestorben ist, betonte Wochen danach immer wieder:

Da gibt es keinen Trost!

Es gibt Situationen, da helfen keine noch so guten Erklärungen.

Erklärungen verändern die Tatsachen ja nicht.

Und nicht alles lässt sich erklären.

Die Zeugung des Sohnes Gottes bleibt ein Geheimnis – die Menschen der Bibel konnten damit offenbar umgehen, Fragen unbeantwortet stehen zu lassen.

Immer wieder schweigen die Berichte der Bibel, wenn Dinge hinzunehmen sind.

Vermutlich ist das heilsamer als das bohrende Nachforschen.

Es hat etwas damit zu tun, ob wir Gott als den Heiligen respektieren oder nicht.

Respektieren heißt: Aushalten, dass hier auf Erden Fragen offen bleiben.

Maria aber sprach:

„Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“

Wenn Menschen von Gott berufen werden, dann gibt es immer eine

Entscheidung:

Maria sagt Ja! Sie lässt sich ein auf Gottes Ruf.

Und das ist alles Andere als einfach. Sie riskiert ihren guten Ruf.

Sie riskiert die Verlobung, die für sie auch die Absicherung ihrer Zukunft war.

All das hat Maria erst einmal losgelassen – Man fragt sich:

Wie kommt ein Mensch dazu, so etwas zu tun?

Andererseits gibt es in jedem von uns eine Sehnsucht nach so etwas.

Menschen, die ihrer Berufung gefolgt sind, üben oft eine Faszination aus.

So möchten wir sein: am richtigen Ort, mit der richtigen Aufgabe.

Es wäre es wohl schon wert, seine eigene Berufung von Gott her zu finden.

Aber es gibt auch das Andere.

Manchmal sagen Menschen auch Nein! zu ihrer Berufung.

Wissen: eigentlich sollte ich diesen mutigen Schritt tun, aber….

So oder so – es folgt immer eine Veränderung.

Wer „Ja“ sagt zu Gottes Berufung, der beginnt einen neuen Weg.

Vielleicht mit Unsicherheiten, vielleicht mit Stolpern.

Aber wer ihn geht, der lernt dazu und wächst in seinem Glauben.

Und: solche Menschen werden Teil von Gottes Plan mit dieser Welt!

So wie Maria. Sie hätte wohl auch „Nein“ sagen können.

Aber das ist so eine unmögliche Möglichkeit. Gott wusste schon, wen Er fragt.

Für Maria klärte sich in diesem Moment ihre Lebensberufung.

Übrigens: Auch wenn jemand „Nein“ sagt, verändert sich etwas.

Solche Menschen werden ein kleines Stückchen härter, ein bisschen widerstandsfähiger gegen Gottes Berufung. Sie werden beim nächsten Ruf Gottes noch ein bisschen leichter den Kopf schütteln.

Jede Begegnung mit Gott hinterlässt Spuren – im eigenen Leben und in der Welt drum herum.

Marias Geschichte will uns heute reizen, mutiger zu werden, was unsere Berufung angeht. Ermutigung ist Gottes Geschäft, das haben wir gehört.

So bleibt uns diese Bitte:

Vater, sei an unserer Seite, wenn wir Deinen Ruf hören.

Mach uns unserer Berufung gewiss.

Hilf uns, die richtige Entscheidung zu treffen.

Und hab Geduld, wenn wir nicht so schnell sind, wie wir sein könnten.

Amen!

Björn Heymer