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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  23.11.2008  über  Matthäus 25, 1 - 13  -
 
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Ihr Lieben,

Leben im Schatten, Sterben auf Raten…. So haben wir es eben gesungen.

Ja, das ist unser Leben. Gerade heute ist uns das sehr klar:

Leben wird gelebt im Schatten des Todes.

In der Trauer um die Gestorbenen, deren Namen wir gerade gehört haben, sind wir verbunden. Wir wollen uns gegenseitig trösten und stützen.

Und auch, wenn wir selber niemanden zu betrauern hatten in diesem Jahr –

Wo wäre auch nur einer, der nie zu trauern hatte?

Und trotzdem haben wir gerade dieses fröhliche Lied gesungen:

„Gott lädt uns ein zu seinem Fest…“

Ich habe gezögert, es gerade heute auszusuchen.

Ist es nicht eine Zumutung –

gerade für die, die mit Trauer im Herzen heute hier sind?

Ja, es ist eine Zumutung – und sie hat damit zu tun, was Jesus uns zumutet:

Er hat die Geschichte von der missglückten Hochzeitsvorbereitung erzählt.

Gerade mitten hinein in bedrohliche Stimmung vor seinem Tod.

Das, was nach dem Tod kommt, ist nicht Traurigkeit, sondern das Gegenteil:

Das Reich Gottes – das ist wie eine Hochzeitsfeier!

Hört ihr das? Wo ist denn da der Vergleich? fragt man sich unwillkürlich.

Reich Gottes – geht es da nicht vor allem ernst zu?

Sollen da nicht alle Bösen zur Rechenschaft gezogen werden?

Ja, aber der Schwerpunkt wird auf der Befreiung der Opfer liegen.

Sie werden aufatmen. Sie werden sich aufrichten und wieder lachen.

Schmerz und Trauer, Leid und Geschrei wird man nicht mehr hören.

Nicht einmal mehr die Sehnsucht nach Rache und Bestrafung wird in den Herzen zu finden sein.

Wenn Gott sich durchsetzt, dann wird es sein wie ein Hochzeitsfest:

Alle Zeichen stehen dann auf Neuanfang. Auf „Ja zum Leben“.

Jesus hat bezeugt und gelebt: Das kommende Reich Gottes – es ist ein Ort des Überflusses. Ein Raum, in dem getanzt, gelacht, gegessen und getrunken wird.

Dort wird ständig Gottesdienst gefeiert werden.

Nicht gerade nach der rheinischen Liturgie! Sondern als ein echtes Fest.

Als vor 1 ½ Jahren unsere Jugendpastoren geheiratet haben, da war etwas von dieser Stimmung zu spüren.

Die Gemeinde versammelte sich in einem blühenden Garten in Franken – und was ich nie vergessen werde: das war der Trupp Mädchen hier aus Köln, die keine Kosten und Mühen gescheut haben, um da dabei zu sein.

Urlaub wurde verschoben – für manche war es das erste mal, auf eigene Faust mit der Bahn loszureisen. Alle hatten sich tolle Kleider besorgt.

Man konnte ahnen, was Jesus vor Augen war, als er diese Geschichte erzählt hat. Zehn Mädchen, die aufgeregt und gespannt waren:

Sie durften dabei sein – bei einer echten Hochzeit.

Wir haben es am Dienstag in der Gruppe der Katechumenen gespielt.

Weil wir da gerade so viele Mädchen haben – und weil die genau in dem Alter sind, in dem Mädchen in Israel noch nicht verheiratet waren.

Natürlich wollte am Ende keine eine törichte Jungfrau spielen.

Natürlich wollten alle am Ende gerne mit hineingehen zum Fest.

Ist doch klar.

Wir Großen haben nur deshalb so viele Sorgen vor dem Sterben und vor der Ewigkeit, weil wir diese Zukunft nicht kennen.

Hochzeiten wurden und werden immer gefeiert.

Hört das – ruft Jesus. Wenn Ihr Euch unter der Ewigkeit nichts vorstellen könnt, dann erinnert Euch an eine Traumhochzeit. So wird es sein!

Und sind wir denn auch eingeladen?

Es gibt eine lange Auslegungstradition dieser Geschichte, die so fragt:

Bist Du wohl eine von den klugen Jungfrauen?

Denn die haben es richtig gemacht – sie dürfen rein, weil …

Tja, warum? Sie haben geschlafen wie die anderen auch.

Sie hatten etwas mehr Öl mit.

Oder modern gesagt: eine Ersatzbatterie in der Tasche.

Das soll nun das Kriterium sein – für rein oder raus in der ewigen Herrlichkeit?

So sind wir gewohnt, zu fragen, wenn wir an diese Geschichte denken.

Und irgendwie trösten wir uns damit, dass wir schon klug genug sein werden.

Und natürlich fallen uns auch eine ganze Reihe von Menschen ein, die nicht so klug sind, oder? Mit etwas Häme oder auch Traurigkeit.

Obwohl Jesus sehr eindringlich davor gewarnt hat:

Wir können es kaum lassen, die Menschen einzuteilen – drin oder draußen?

Vorsicht! Das Reich Gottes ist keine Theateraufführung, für die man ein Ticket kaufen muss. Weh dem, der meint, er könne sich den Zugang selber verdienen!

Mit den Konfirmanden haben wir in dieser Woche etwas von Dietrich Bonhoeffer gelesen – auch einer, der in der Nähe des drohenden Sterbens seine Beziehung zu Gott ganz neu bedacht und gefunden hat.

Drei Konfirmanden tragen uns jetzt ein Gedicht vor, das in der Haft entstand:

Wer bin ich?

Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle

gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.

 

Wer bin ich?

Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern

frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten.

 

Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks

gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist.

 

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?

Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?

Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,

ringend nach Lebensatem, als würge mir einer die Kehle,

hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,

dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,

zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,

umgetrieben vom Warten auf große Dinge,

ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne

müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,

matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?

 

Wer bin ich? Dieser oder jener?

Bin ich denn heute dieser und morgen ein anderer?

Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler

und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?

Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,

das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

 

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.

Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich. O Gott!

 

Dietrich Bonhoeffer, in der Haft Berlin Tegel Juni 1944

 

Solange es uns gut geht, neigen wir leicht dazu, uns und andere einfach zu sortieren: hier die Guten (zu denen wir natürlich gehören)

Und dort die Anderen, die nicht rechtzeitig für ihr Seelenheil gesorgt haben. Die nicht genug Öl mithaben, die sich schwertun damit, an Gottes Reich zu glauben.

Nur: wie ehrlich ist solches Aufteilen?

Wer kann schon sagen, er habe genug zu seinem Heil getan.

Wer kennt nicht die inneren Abgründe, von denen Bonhoeffer ehrlich spricht.

Es ist beides in uns – die Sehnsucht nach Glauben und Gewissheit – und die nagenden Zweifel, ob wir uns nicht das alles nur einbilden.

Einsames Fragen treibt mit mir Spott – auch mit mir, wenn ich das nur zulasse.

Und was bleibt:

Niemand von uns ist der Gastgeber. Das ist allein Jesus Christus.

Keiner von uns verwaltet die Gästeliste beim Fest in der Ewigkeit.

Niemand hat ein angestammtes Recht auf einen Ehrenplatz bei Gott.

Sondern wir alle sind Eingeladene. Unverdient und wankelmütig.

Mal voll Vertrauen, mal voller Zweifel und Angst.

Wie auch immer willkommen, wenn nur unser Licht brennt.

Denn das muss auch gesagt sein:

Was es mit den Lampen wohl auf sich hat.

So eine antike Öllampe macht nicht viel Licht.

Und wenn es leuchtet, dann nur, wenn Öl drin ist.

Die brennende Lampe ist also gewissermaßen die Eintrittskarte in den Himmel.

Lampen hatten alle Jungfrauen – wenn wir das als Bild übertragen, dann also:

Jeder Mensch ist dazu berufen, in der Herrlichkeit Gottes dabei zu sein.

Jeder! Darum sollten wir uns dringend abgewöhnen, jemanden auszuschließen.

Und das Öl? Das steht in der Bibel immer wieder für den Geist Gottes.

Gottes Geist weckt in Menschen den Glauben.

Gottes Geist macht das Ticket gültig, das wir alle haben.

Und wenn in uns etwas von Beiden ist – von den Törichten und von den Klugen – dann ist und bleibt es Geschenk, dass auch in unserem Leben etwas aufleuchtet von Gott.

Unsere Bitte sei also nicht mehr und nicht weniger als dies:

Vater im Himmel, lass Dein Licht leuchten in mir.

Denn was immer ich auch bin – dein bin ich, o Herr.

Amen!

 Björn Heymer