Predigt am 9.11.2008 über 1.
Thessalonicher 5, 1 - 6
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Ihr Lieben,
Jesus und alle seine Nachfolger waren von einem fest überzeugt:
Es wird ein Tag kommen, da wird alles anders. Ein Tag des
Gerichts.
Ein Tag, an dem Gott sein Recht für alle Menschen und Geschöpfe
durchsetzt.
Schon die Propheten haben von diesem Tag des Herrn gesprochen
–
und meistens war er bei den Propheten eher ein bedrohlicher
Tag für Israel.
Denn wenn Gott sein Recht durchsetzt, dann hat nichts Bestand,
was sich gegen ihn gestellt hat.
Diese Erwartung gehört zum Grundbestand christlichen
Glaubens.
„Euch brauch ich davon
nichts zu schreiben… Ihr wisst das sehr genau…“ schreibt
Paulus.
Es ist schon seltsam, wie sehr wir das im Alltag der Gemeinde
ausblenden.
So hören wir heute auf Paulus an eine Gemeinde seiner Zeit:
Von den Zeiten und Stunden aber, liebe Brüder, ist es nicht nötig, euch
zu schreiben; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn
kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn die Leute sagen werden:
„Es ist Friede, es hat keine Gefahr“ -, dann wird sie das Verderben
schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie
werden nicht entfliehen. Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der
Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr
alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind
nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So lasst uns nun nicht
schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern
sein.
Paulus setzt voraus:
wer zur Gemeinde Jesu gehört, der ist anders dran – als der
Rest der Welt.
„Ihr
seid nicht in der Finsternis, sondern ihr seid Kinder des
Lichtes.“
Was für eine Gewissheit! Wenn Ihr Euch heute nur einen Satz
merken könnt, dann bitte, nehmt diese Zusage! „Ihr seid Kinder des Lichts!“
Die Rede vom Tag des Gerichts ist für die Gemeinde eine
Quelle des Trostes!
Nicht etwas, wovor man sich Sorgen zu machen braucht.
Weil alles, was uns vor Gott verurteilen würde, von Jesus
weggetragen ist!
Ohne wenn und aber! Ohne Einschränkung.
Selbst die unglaubliche Last der Schuld unseres Volkes braucht
uns nicht niederzudrücken!
Der 9. November 1938 ist sicher ein unbestreitbarer Ausdruck
absoluter Finsternis menschlichen Handelns.
Wenn es je eines überzeugenden Belegs gebraucht hätte, dass
das Dichten und Trachten jedes menschlichen Herzens böse ist, dann
dies!
Und doch: Selbst aus dieser Finsternis gibt es Errettung und
Erlösung!
Deshalb kann uns der Tag heute in staunende Anbetung führen:
Die von Jesus bewirkte Vergebung ist noch größer als selbst
Abgründe menschlicher Schuld!
Wer nicht zur Gemeinde der Glaubenden gehört –
und das ist die andere, dunkle Seite der Wahrheit -
der sollte sich durchaus Sorgen machen vor dieser
Zukunftsaussicht.
Wer sich damit tröstet: „Es
ist Friede, es ist keine Gefahr“
oder moderner ausgedrückt:
„Ich
bin o.k. – und was ich tue, geht keinen was an!“
der braucht sich nicht zu wundern, wenn Gott ihn eines Tages
fragen wird.
Und nicht nur fragen, sondern mehr:
Gott wird jeden Menschen mit seiner Schuld konfrontieren.
Er ist der Inbegriff von Gerechtigkeit – und Er hat die Maßstäbe
gesetzt.
Und ohne Jesus gibt es am Ende dies: ein Belassen der Last der
Schuld.
Offenbar wird dies am Tag des Herrn!
„Daran brauche ich
Euch nicht zu erinnern“ schreibt Paulus.
Das wisst Ihr doch, oder?
Gestern im Gottesdienst zur Kreissynode wurde William Booth,
der Begründer der Heilsarmee zitiert. Er sagte vor mehr als 100
Jahren dies:
„Ich bin der Überzeugung, dass die größten Gefahren,
die dem kommenden Jahrhundert bevorstehen, folgende sind: eine
Religion ohne den Heiligen Geist, eine Christenheit ohne Christus,
eine Vergebung ohne Buße, eine Erlösung ohne Wiedergeburt, eine
Politik ohne Gott und ein Himmel ohne Hölle.“
Wie wahr! Ein Verschweigen der Möglichkeit der Hölle, das
ist ein Christentum ohne Christus! Denn nur durch und in ihm gilt
das, was Paulus hier so fröhlich seinen Lesern zuruft:
„Du
bist ein Kind des Lichts und Kind des Tages!“
Also: „Du hast keinen Grund zur Sorge!
Christus hat Dich auf die Seite der Rettung gebracht.“
Trotzdem, oder gerade deshalb schreibt Paulus:
„Lasst
uns wachen und nüchtern sein.“
Wir, die Kinder des Lichtes, sind nicht mehr dieser Welt
verpflichtet.
Sondern wir sind der Welt Gottes verpflichtet.
Wenn wir weiterlesen, dann kommt der Satz: „Ermahnt
Euch untereinander, und einer erbaue den anderen, wie ihr auch
tut.“
Ermahnung – das ist so was. Wer macht das schon?
Jemanden zu ermahnen – das ist riskant und erfordert vor
allem eins: Mut!
Jemand hat mal gesagt:
Die Gabe der Ermahnung ist eine Gabe Gottes, die niemand haben
will.
So ist es! Wer riskiert schon eine harmonische Beziehung?
Selbst wenn einem etwas auffällt im Verhalten des Anderen,
von dem man spürt: „Was der
da scheinbar so selbstverständlich tut, das ist in den Augen Gottes
nicht richtig.“
– wer würde sich schon den Mund verbrennen und was sagen?
Ermahnung ist geboten, allerdings gibt es einen einfachen,
wenn auch schwer zu praktizierenden Weg, den Jesus uns da geboten
hat - wenn´s konkret wird!
Wenn einer etwas gegen seinen Bruder vorzubringen hat, dann
suche er zuerst das Gespräch unter vier Augen.
Um den Anderen für das richtige Verhalten zu gewinnen –
ohne das es zu einem Kampf wird, wo es Sieger und Unterlegene
gibt.
Wir suchen doch eher das Gespräch mit Anderen über den, der
uns stört, oder?
Vermutlich suchen wir damit Verstärkung und Mut zu der
schweren Ermahnung.
Schade, dass es meistens genau dabei bleibt – beim Geschwätz
über Andere.
Denn das bringt uns nie näher zueinander – und auch nie näher
zu Gott!
Paulus ermahnt in seinem Brief nicht Einzelne konkret –
aber er gibt Maßstäbe vor.
Das klingt dann so, dass wir sicher spüren, wo wir gemeint
und gerufen sind.
Ich lese deshalb ein paar Sätze der Fortsetzung – um es
heute konkret werden zu lassen, was das Leben als Kinder des Lichts
sein kann.
Wir bitten euch, liebe Brüder, erkennt an, die an euch arbeiten und euch
vorstehen in dem Herrn und euch ermahnen; habt sie um so lieber um
ihres Werkes willen.
Haltet Frieden untereinander.
Weist die Unordentlichen zurecht,
tröstet die Kleinmütigen,
tragt die Schwachen,
seid geduldig gegen jedermann.
Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte,
sondern jagt allezeit dem Guten nach untereinander und gegen jedermann.
Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass,
seid dankbar in allen Dingen;
den Geist dämpft nicht.
Prophetische Rede verachtet nicht.
Prüft aber alles, und das Gute
behaltet.
Meidet das Böse in jeder
Gestalt.
Wenn ihr das tut, dann lebt ihr so, wie es zu Euch passt!
Denn das vergesst nicht: Ihr seid doch Kinder des Lichtes!
Ihr braucht nicht mehr nach der Art und Weise dieser Welt ohne
Gott und seinen Werten zu leben.
Gebe Gott, dass wir den Mut finden, das neue Leben zu
ergreifen.
In der fröhlichen Gewissheit:
Unser Herr kommt! Wenn seine Zeit gekommen ist.
Amen!
Björn Heymer
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