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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  24.08.2008  über  1. Thessalonicher 5, 14 - 24    -
 
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Ihr Lieben,

die Geschichte, wie David die Bundeslade nach Jerusalem holt, gehört zu denen, die in der Kirche sonst nicht gelesen werden.

Vielleicht gibt es zu viele Michals dort, wo die Entscheidungen gefällt werden.

Frauen und Männer, denen es peinlich ist, wenn die Emotionen ausgelebt werden. Wenn es laut wird und gar getanzt wird zur Ehre Gottes.

Davids Frau Michal zog es vor, dass alles gesittet und geordnet zuging, wenn es um Gott geht – auch wenn das eher kalt und leblos wirkt.

Am Ende steht einfach die Feststellung: „Michal bekam keine Kinder.“

Ist ihre Kinderlosigkeit auch ein Bild dafür, wie fruchtlos Kirche sein kann?

Eine Kirche, in der alles allzu geordnet, geplant und an bezahlte Profis abgegeben ist?

David hatte an diesem Tag etwas Wichtiges getan.

Als König hatte er entschieden:

Das Heiligtum Gottes gehört in die neue Hauptstadt – nach Jerusalem.

David kam also mit der Lade in die Stadt – und er tanzte, hat laut gesungen.

Er war begeistert und das, weil er etwas tat, von dem er sicher wusste:

„Das will Gott jetzt. Darauf liegt sein Segen.“

Und das wusste David: wenn Gott segnet, dann wird alles gut.

Immerhin hatte er eben eine mächtige Verantwortung übernommen.

Er wusste nicht, ob das kleine Reich Israel überleben würde –

Nachdem sie gerade erst eine Schlacht verloren hatten und ihr König Saul ermordet worden war.

„Ohne Gott geht es sicher nicht!“ – das wusste er.

„Mit Gott – da wird es ein guter Weg!“ auch darin war David sich sicher.

Mochten die Leute reden, wie sie wollten.

Im Norden von Griechenland war eine kleine christliche Gemeinde entstanden.

Sicher waren das auch nur ein paar wenige Leute.

Wer weiß, ob sich das halten würde? So konnte man fragen.

Paulus schreibt in seinem Brief an die Christen in Thessaloniki:

„Seid allezeit fröhlich!“

Wie kommt Paulus dazu, dieser kleinen Gruppe dazu aufzufordern?

Geht das überhaupt? Kann man Fröhlichkeit anordnen?

Kann Fröhlichkeit anstecken? Es klingt ja fast so.

Vor ein paar Tagen ging ich mit Leander – unserem Jüngsten – einkaufen.

Wenn der nicht zu müde und außerdem satt ist, strahlt er die Menschen an –

jedenfalls, wenn er sich sicher und geborgen fühlt.

So auch wieder an der Kasse die Kassiererin.

Die konnte kaum ihren Blick von diesem fröhlichen Gesicht wenden.

So angestrahlt zu werden, das tat ihr offenbar richtig gut.

Leander ist 18 Monate alt – und wenn der gut gelaunt ist, dann lacht er mit jeder Pore! Das ist unbeschreiblich und vermutlich können nur Kinder so lachen.

Was ist ihr Geheimnis?

Es liegt wohl daran, dass sie nicht bloß mit dem Mund lachen, die Zähne zeigen oder so etwas. Ihr ganzer Körper spricht die gleiche Sprache.

Moment – spricht der Körper? Ja, natürlich tut er das.

Jeder Mensch spricht unablässig auch durch seinen Körper:

Durch den Ausdruck seines Gesichtes, durch die Anspannung der Schulter­muskulatur, durch seinen Rücken, seine Hände, die Haltung der Beine –

alles spricht. Oft viel unmittelbarer und unmissverständlicher als alle Worte.

Und: der Körper spricht nicht automatisch die gleiche Botschaft wie die Worte, die einer sagt.

Wovon spricht unser Körper?

Was verrät er dem aufmerksamen Gegenüber?

Unser Körper redet davon, was er bekommen hat in seinem Leben.

Wer Zurückweisung und Verunsicherung erfahren hat, wirkt angespannt.

Wer gar verletzt worden ist, dessen Gesichtszüge sind nicht selten erstarrt.

Menschen, die sich ungeliebt führen, sieht man das an.

Solchen Menschen – mit ihren oft nicht leichten Geschichten – sagt Paulus:

Seid allezeit fröhlich!

Wie soll das gehen?

Vorne auf dem Liedblatt stehen weitere Aufforderungen von Paulus.

Tröstet die Kleinmütigen!

Das klingt erstmal einfacher. Danach, dass man was tun kann.

Wie es geht? Na ja, vermutlich sollen wir uns Zeit für Menschen nehmen.

Gut zuhören und vielleicht den Anderen an etwas Gutes erinnern.

Das müsste doch trösten.

Kann sein, dass es so geht. Jedenfalls stellen wir es uns wohl so ähnlich vor.

Nur: wer das mal versucht hat – einen kleinmütigen Menschen zu trösten – der hat auch die Erfahrung gemacht:

Auch Ermutigung geht  nicht auf Knopfdruck oder Befehl.

Wer gerade durch eine wichtige Prüfung gerasselt ist, der ist tief frustriert.

Wer seine Arbeit verloren hat oder scheinbar vergeblich um einen geliebten Menschen ringt – was kann den wirklich trösten? Wir?

Wenn Paulus uns das als Auftrag gibt, dann könnte es sein, dass wir uns schnell auf der anderen Seite finden: dass wir selber kleinmütig werden.

Und so ist es auch bei den nächsten Ermahnungen von Paulus.

Tragt die Schwachen! Und wer fragt nach mir?

Was soll ich denn noch alles aushalten?

Und dies: Seid dankbar in allen Dingen!

Na gut – solange es uns gut geht, mögen wir auch danken.

Aber auch dann noch, wenn jemand in der eigenen Familie einen nachts nicht mehr schlafen lässt – vor Sorge um seine Zukunft oder Gegenwart?

Auch dann noch dankbar sein?

Spricht Paulus hier von Olympiahelden in Sachen Gottvertrauen?

Von Menschen, die scheinbar durch nichts zu erschüttern sind?

Dann kann er doch sicher nicht meinen!

Weder bin ich allezeit fröhlich, noch finde ich immer tröstende Worte oder empfinde auch nur Dankbarkeit in allen Dingen.

Nein, als Trainingsprogramm in Sachen Glauben funktioniert das nicht!

Was Paulus hier beschreibt, ist nicht ein Aktionsprogramm!

Es geht vielmehr um die innere Haltung bei dem was wir so tun.

… den Geist dämpft nicht! – dieser Satz ist der Schlüssel fürs Ganze:

Gottes Geist ist die Kraftquelle, aus der heraus all das Andere geschieht.

Eben gerade nicht aus eigener Kraft.

Vom Geist Gottes ergriffen hat David vor der Lade getanzt.

Der Geist Gottes weckt in Menschen den Glauben.

Und Er tut noch weit mehr, wenn wir ihn nur lassen.

Denn darum schreibt Paulus das Ganze wohl:

Weil es diese Möglichkeit auch gibt: dass einer Christ ist, sich dem Geist Gottes aber verschließt.

Eigentlich eine unmögliche Möglichkeit – und doch allzu oft die Wirklichkeit:

Wir glauben an Gott und an Jesus – ja!

Wir wissen auch: eigentlich gibt es nichts Wichtigeres im Leben.

Eigentlich brauch ich mir auch um nichts Sorgen zu machen.

Eigentlich – ja! Aber  - so ganz dann doch nicht.

Lieber verlassen wir uns doch auf das, was wir in der Hand haben.

Und blockieren damit, was wir von Gott her als richtig erkannt hatten.

Wer sich daran gewöhnt hat, aus eigener Kraft zu leben, dem müssen alle Ermahnungen des Paulus im Tiefsten als Zumutung erscheinen.

Unmöglich zu schaffen.

Und dann wird die Bibel zu einem Steinbruch für Bruchstücke in Sachen Glauben.

Da sucht man sich dann seine Lieblinswahrheiten heraus – erinnert sich immer mal wieder daran.

Aber es ist nicht der Geist Gottes, auf den man hört.

Sondern die eigene Erinnerungsfähigkeit, das eigene angesammelte Wissen.

Der Geist wird gedämpft.

Wie das anders werden kann:

Indem wir erstens: und daran gewöhnen, um Leitung durch den Geist zu bitten.

Ganz bewusst so beten: Komm, Heiliger Geist. Leite Du mich.

Indem wir zweitens mutig Dinge ausprobieren – ohne Angst davor, etwas falsch zu machen. Das kann sicher passieren. Es macht aber nichts!

Gott wird dennoch für mich sorgen.

Indem wir drittens die Gemeinschaft mit Anderen suchen.

Im Gespräch über meine Erfahrungen – oder auch meine ungestillte Sehnsucht nach solchen Erfahrungen – wird mein Blick geschärft.

Und mein Mut wird wachsen.

Wer Raum gibt der Leitung durch den Geist – der wird erfahren, dass sich die anderen Dinge einstellen – nicht als unsere Leistung.

Sondern als Geschenke Gottes.

In einer Weise ist es erst einmal beschämend, sich vom Geist Gottes leiten zu lassen.

Weil wir beginnen, zuzugeben, dass wir es nicht selber hingekriegt haben.

Viel mehr aber wiegt dies: das dankbare Staunen, was Gottes Geist in meinem Leben freisetzt, wenn wir den Geist nicht länger dämpfen.

Fröhliche Entdeckungen wünsche ich uns.

Amen!

Björn Heymer