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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  17.08.2008  über  Apostelgeschichte 6, 1 - 7   -
 
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Ihr Lieben,

ist es Euch aufgefallen? Wie sich die beiden Berichte ähneln?

Mose war als Leiter der Israeliten allein überfordert.

Und er hört auf einen Berater von außen –

Jethro, sein Schwiegervater kommt zu Besuch.

Und dann werden Mitarbeiter berufen:

Älteste, die dem Mose einen Teil seiner Leitungsarbeit abnehmen.

Und damals, als es mit der Gemeinde der Christen in Jerusalem anfing, ganz ähnlich: Die Gemeinde wuchs, es gab Ärger; die Apostel erkannten:

Wir verzetteln uns, wenn wir uns um alles selber kümmern – also delegierten sie!

Ich lese aus der Apostelgeschichte – diesmal nach einer neueren Übersetzung:

In dieser Zeit wuchs die Gemeinde rasch. Dabei kam es zu Schwierigkeiten zwischen den Hebräern und den Juden, die griechisch sprachen. Diese beklagten sich darüber, dass ihre Witwen bei der täglichen Versorgung benachteiligt würden. Deshalb riefen die zwölf Apostel alle Gläubigen zusammen. „Es ist nicht richtig“, sagten sie, „wenn wir Lebensmittel verteilen müssen, statt Gottes Wort zu verkündi­gen. Darum, liebe Brüder, sucht in der Gemeinde nach sieben zuverlässigen Männern, die ihr Leben ganz vom Heiligen Geist bestimmen lassen und wissen, was zu tun ist. Sie sollen diese Aufgabe übernehmen. Wir selbst aber wollen nach wie vor alle Kraft für das Gebet und die Verkündigung des Wortes Gottes einsetzen.“

Mit diesem Vorschlag waren alle einverstanden. Zuerst wählten sie Stephanus, einen Mann mit festem Glauben und erfüllt mit dem Heiligen Geist; danach Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus von Antiochia; er war zum jüdischen Glauben übergetreten und dann erst Christ geworden. Diese sieben Männer wurden den Aposteln vorgestellt, die für sie beteten und ihnen segnend die Hände auflegten. Das Wort Gottes aber wurde immer mehr Menschen verkündet. Vor allem in Jerusalem wuchs die Zahl der Christen ständig. Unter ihnen waren viel jüdische Priester, die zum Glauben gefunden hatten.

Offenbar gab es schon in der Urgemeinde in Jerusalem Spannungen:

Da gab es die hebräischen Judenchristen –

und die griechisch sprechenden Judenchristen.

An der bevorzugten Sprache wird die jeweilige Geisteshaltung deutlich.

Es geht hier nicht um die Alltagssprache – da sprachen alle eine Sprache: griechisch.

Sondern es geht um die Frage, welche Sprache man für Gebet und Gottesdienst richtig findet.

Ein frommer Jude betet die Psalmen bis heute natürlich auf hebräisch.

Jedes Kind lernt das – auswendig, oft erstmal, ohne den Sinn zu verstehen.

Wir kennen das auch von den Moslems:

der Koran wird auf arabisch gelernt und vorgelesen – auch von Menschen,

die diese Sprache gar nicht beherrschen.

Auch im Christentum war das über lange Jahrhunderte normal:

man betete und las die Bibel auf Latein – und das normale Volk verstand nichts.

In der Urgemeinde gaben die Juden, die Christen wurden, und sich Gebet und Bibellesen nur auf hebräisch vorstellen konnten, offenbar den Ton an.

Die Hebräer – wie sie hier genannt werden – das waren die Konservativen in Sachen Glaube.

Und die Anderen? Das waren auch Juden, die zum Glauben gefunden hatten.

Aber sie waren aus dem Ausland gekommen - verstreut aus dem ganzen Mittelmeerraum. Schon bevor sie Christen wurden, drängte es diese Juden, die Bibel in die Alltagssprache zu übersetzen –hundert Jahre vor Jesus entstand so die erste griechische Bibelübersetzung.

Für die Frommen in Israel war es ein Sündenfall.

Es war das, was Luther in seiner Zeit zum Programm machte:

Man muss doch verstehen, was man von Gott liest.

Und was einer im Gottesdienst betet!

Die hier die Griechen genannt werden, das waren die Modernisten in der Urgemeinde.

Die sprachen griechisch und wollten auch so beten. Und in der Bibel lesen.

In der Urgemeinde gab es beide Gruppen: Hebräer und Griechen.

Beide waren Juden, beide auch Christen – das macht es etwas kompliziert.  

Und es dauerte nicht lange, da gab es Spannungen:

Auslöser war – wie so oft – das Geld:

In der Gemeinde gab es Reiche und die spendeten auch.

Offenbar mehr aus dem Kreis der Hebräer, denn die hatten in Jerusalem Landbesitz.

Und offenbar redeten sie auch ganz munter mit rein, wer mit den Spenden unterstützt wird und wer nicht.

Wo das Geld anfängt, hört leider auch in der Gemeinde manchmal die gute Gemeinschaft auf.

Mit Geld kann man Macht ausüben – und das verletzt allzu leicht die, die zu kurz kommen.

Klagen wurden laut – eine Gemeindeversammlung wurde nötig.

Die zwölf Apostel konnten sich offenbar bei dieser Frage neutral halten.

Sie hatten eine hohe geistliche Autorität – und sie waren sicher eher ärmer.

Die Apostel machten einen guten Vorschlag – ähnlich wie damals der Jethro:

„Wählt Euch sieben Männer, die die Verteilung übernehmen sollen.“

So geschah es – und offenbar ging es dann eine Weile gut.

So weit die Geschichte

Was daran fordert uns heute heraus?

Drei Dinge fallen mir auf:

1. Die Apostel setzen das Gebet an die erste Stelle.

Und danach ihren besonderen Dienst der Verkündigung.

 „Es ist nicht richtig, wenn wir unsere Energie in Streitschlichterei stecken.

Wir wollen alle Kraft für das Gebet einsetzen.“

So sagen sie es. Wie weit sind wir – ich selber eingeschlossen – von dieser Grundhaltung entfernt?

Wie sehr drängen sich die Sachzwänge immer wieder vor das Beten!

Wir haben einmal im Monat ein morgendliches Gebet. Vor allem Anderen treffen sich da Menschen um 7.00 Uhr im Gemeindehaus zum Beten.

Erst danach wird gefrühstückt und dann an die Arbeit gegangen.

Das tut gut und ist vermutlich ein erster Schritt auf einem Weg.

Es ist der Versuch, das Beten zeitlich vor die anderen Dinge zustellen.

Die Apostel zeigen: es geht um mehr:

Als die sieben neuen Mitarbeiter vor die Apostel gebracht werden, da haben die zuerst für sie gebetet und sie gesegnet.

Wann und auf welche Weise führen wir Menschen in die Mitarbeit ein?

Haben wir da vielleicht etwas nachzuholen?

Am Freitag wurden sechs neue Menschen in die Leitung unseres Kirchenkreises eingeführt. Der neue Sup. Pfr. Seiger, der neue Assessor Pfr. Penczek, die neue Schriftführerin Pfr.in Koch Torjuul und noch einige mehr.

Das geschah in einem Gottesdienst und natürlich haben wir für diese Menschen gebetet. Einmal.

Meiner Sitznachbarin fiel nachher auf: Gesegnet wurden sie nicht!

Offenbar gibt es noch immer reichlich Berührungsängste in unserer Kirche.

Beten wir für die Leitung? Für die Pfarrer, für die Kirchenleitung in Düsseldorf, für die Presbyterinnen und Presbyter?

Segnen wir die Gruppenleiter in CVJM, KidsGo und Gemeinde?

Das ist ein anderes Beten als das gelegentliche private Beten, wenn wir Hilfe suchen.

Da wird Gebet zum Dienst an der Gemeinde. Wo sind die Beter und Beterinnen?

Das Andere, was mich an diesem Bericht herausfordert:

2. Das Hauptmerkmal für Solche, die Verantwortung übernehmen ist:

Es sind Männer (später auch Frauen), erfüllt mit dem Geist Gottes.

Vor aller fachlichen Begabung oder sonstigen Fragen steht dies:

Wer Verantwortung in der Gemeinde hat – und sei es für Diakonie! - der ist einer, der zutiefst vertraut ist mit der Leitung durch Gottes Geist.

Wer wagt heute schon, danach zu fragen? Das zu einem Kriterium zu machen?

Berührt diese Frage nicht ganz tief eine große Armut in unserer Gemeinde?

Manche haben im Sommer ja Begegnungen mit lebendigen Gemeinden an anderen Orten der Welt gemacht. Wo man – bei allen Unterschieden in Kultur und Äußerlichkeiten – das spüren konnte:

Da sind Menschen am Werk, die vom Geist Gottes erfüllt sind.

Und sei es nur, um Suppe auszuteilen.

Übrigens: Wer in der Apostelgeschichte weiter liest, stellt bald fest:

Bei diesen Sieben blieb es überhaupt nicht beim Essensdienst!

Stephanus und Philippus zumindest zogen bald als Evangelisten und Prediger hinaus.

Und eine letzte Bemerkung: unsere Geschichte ist durch zwei inhaltlich fast gleichlautende Bemerkungen eingerahmt:

In dieser Zeit wuchs die Gemeinde rasch. steht am Anfang der Geschichte.

Und: Vor allem in Jerusalem wuchs die Zahl der Christen ständig.

So ging die Geschichte weiter.

Offenbar hat diese Krise dem Wachstum nicht geschadet, sondern eher genützt.

Setzen wir das Gebet an die erste Stelle!

Und bitten wir um ein neues Erfüllt sein mit Gottes Geist.

Dann wird das geschehen, wonach Viele in unserer Mitte sich sehnen:

Dass Menschen zum Glauben an Jesus finden.

Und das die Gemeinde sichtbar wächst.

Amen!

Björn Heymer