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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  27. Juli 2008  über  Römer 11, 25 - 32    -
 
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Es war damals, ganz am Anfang...   Gott hatte sich alles so schön ausgedacht. Es war soo gut gewesen...   die Wiesen und Wälder, Flüsse und Seen...   der große Ozean mit all seinen Geheimnissen...   wobei...  für Gott waren es ja gar keine Geheimnisse...   er wusste genau, was dort in 8000m Tiefe noch rum schwamm...   

ja, diese Vielfalt an Tieren, die sich Gott ausgedacht hatte...  große, kleine, bunte, unscheinbare, laute, leise Tiere –

Tiere, die Eier legen, Tiere, die gebären, Tiere, die Luft atmen, Tiere, die Wasser „atmen“, usw.

Und nicht nur Land und Wasser hat Gott mit Leben gefüllt.

Auch in der Luft sollte es zwitschern, surren, schwirren und flattern. Es hat alles gepasst. Es war alles gut.

Doch all dieses Schöne war nur Beigabe für etwas ganz Besonderes, das Gott noch schaffen wollte.

Gott wollte noch ein Wesen haben, das ihm gleich sei.

Es sollte kein Gott werden, also schon etwas niedriger als er selbst. Aber es sollte ein völlig selbstständiges Wesen sein. Ein Wesen, das auf all das Schöne aufpasst, dass Gott vorher schon geschaffen hat. Und v.a. ein Wesen, mit dem Gott sich auf einer Ebene unterhalten konnte.

Also schaute Gott in den Spiegel und formte ein Wesen aus Erde, gleich dem, was er im Spiegel sah.

Und als er fertig war blies er Leben in den geformten Körper und setzte das Wesen in die wunderschöne Welt.

Dann machte er noch so ein ähnliches Wesen und gab den beiden den Auftrag, die Welt zu bevölkern und zu erhalten.

Der Mensch war geboren.
Und Gott freute sich sehr am Menschen, unterhielt sich mit ihm und sah ihm zu, wie er auf die schöne Welt aufpasste.

Gott und die Menschen lebten in einer guten Gemeinschaft miteinander.

 

Doch im Laufe der Zeit genügte es den Menschen nicht mehr, einfach nur Gottes Auftrag zu verfolgen.

Gott hatte sie zu kreativen Wesen gemacht.

Warum also nicht nach mehr streben, fragten sie sich.

Und so begann jeder Mensch eifrig damit, eine eigene Karriere zu verfolgen.

Manchmal kam ihnen ein Anderer dazwischen, dann kam es zu einer Auseinandersetzung. Und der Stärkere siegte. Sie drehten sich immer mehr um sich selbst. Nach Gott fragten sie nicht mehr viel. Die Menschen hatten sich ein höheres Ziel gesetzt, als nur mit Gott in Gemeinschaft zu leben.

Sie wollten selbst wie Gott sein.

Gott sah dies alles mit großer Traurigkeit. Seine Besuche auf der Welt wurden immer weniger. Und irgendwann hörten sie ganz auf, denn ein großer Graben war zwischen ihm und den Menschen entstanden.
Sie waren mittlerweile sehr viele geworden.

Gott kannte sie alle. Aber fast keiner mehr kannte ihn.

Die Menschen hatten Gott aus ihrem Bewusstsein verdrängt. Sollte das das Ende von Gottes großartiger Schöpfung sein?


Nein, so leicht gab Gott nicht auf. Er nahm Verbindung zu einem Mann auf, der noch an ihn glaubte. Mit diesem Menschen wollte er ein Volk gründen, das wieder nach Gottes Vorstellungen lebte. Und so passierte es auch.

Ein kleines Volk entstand aus diesem einem Mann. Abraham war sein Name. Und diesem Volk sagte Gott haarklein, wie er sich das Leben der Menschen ursprünglich vorgestellt hatte.

Das änderte natürlich nichts an dem Graben zwischen Gott und den Menschen. Aber immerhin war schon ein Anfang zu ihrer Besserung gemacht.

Im Laufe der Jahre musste Gott aber feststellen, dass auch dieses Volk, mit dem Gott so viel vorhatte, nichts verstanden hat. Außerdem waren sie ständig Einflüssen von anderen Völkern ausgesetzt, wodurch die Anweisungen Gottes an sie immer mehr verwässert wurden. Und die Anleitung, die Gott ihnen mitgegeben hatte, lasen sie auch völlig falsch. Gott wurde wiederum sehr traurig und wütend über sie.

Er wusste: „Es gibt nur noch einen Weg. Ich muss selbst wie die Menschen werden und ihnen vorleben, wie ich mir die Welt gedacht habe. Ich möchte sie für meine Idee von Zusammenleben gewinnen. Und sie dürfen sich selbst dafür entscheiden mit mir versöhnt zu werden. Dann kann der Graben zwischen mir und ihnen überwunden werden.“

 

Gott wurde also selbst als Mensch in dieses Volk geboren, das er ursprünglich dazu erwählt hatte seinen Traum von Mensch zu leben. Und er lebte ihnen vor, predigte und zeigte ihnen, wie das Leben der Menschen sein sollte.
Doch sein erwähltes Volk erkannte ihn nicht.

Es war zu sehr versteift auf die eigene Vorstellung wie Gott sich Leben und Errettung wohl gedacht hat. Und so verwarfen sie diesen sonderbaren Menschen, der sich Jesus nannte und töteten ihn.

Doch ohne es zu ahnen, hatten sie damit ein endgültiges Opfer gebracht, dass die Menschen auf ewig mit Gott versöhnen sollte, wenn sie es wollten.

Eigentlich sollte dieses Volk Gottes ein Mustervolk werden, an dem sich alle anderen Menschen orientieren konnten.

Doch das Volk erkannte diesen Auftrag nicht. Deshalb wurde die gute Nachricht von der Versöhnung Gottes mit den Menschen an dem Volk vorbei in die ganze Welt getragen.

Alle Menschen sollten erfahren, dass Jesus über den Graben zwischen Gott und Menschen eine Brücke gebaut hat, gleich einem Kreuz. Israel sollte eigentlich das erste Volk sein, das versöhnt mit Gott lebt. Doch bei Gott werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.

Ich lese den Predigttext Röm 11,25-32 aus der Übersetzung Gute Nachricht Bibel.

Israels endliche Errettung
25 Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist;

26 und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): »Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob.

27 Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.«

28 Im Blick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.

29 Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.

30 Denn wie ihr zuvor Gott ungehorsam gewesen seid, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt wegen ihres Ungehorsams,

31 so sind auch jene jetzt ungehorsam geworden wegen der Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie jetzt Barmherzigkeit erlangen.

32 Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme.

 


Es geht in diesem Text um die letztendliche Errettung Israels.

Wir Christen wissen, dass Jesus allein der Weg, die Wahrheit und das Leben zu Gott ist.

Israel glaubt an den gleichen Gott, nur Jesus haben sie nicht erkannt.

Dennoch steht Gott zu seinem Bund, den er einst geschlossen hat. Er verspricht, dass sein ganzes Volk gerettet wird, auch wenn es bisher den Erlöser noch nicht erkannt hat.

Denn dieses Wehren Israels dagegen, dass Jesus der Messias ist, hat einen Grund: Gott möchte, dass zunächst alle anderen Völker die gute Nachricht von Jesus erfahren.

Denn bei Gott werden die Letzten die Ersten sein.

Dennoch gibt es m.E. zu viele Spekulationen über Israel, die Heilsgeschichte, die Zukunft und die Endzeit. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch nicht mehr weiter über Israel reden.

 

Für mich steht bei diesem Römertext die Frage im Vordergrund:

Was hat das mit unserem Leben konkret zu tun?

 

Als ich den Text zum ersten Mal zur Predigtvorbereitung gelesen habe, ist mir ein Wort ins Auge gestochen und hängen geblieben: „Ungehorsam“.

Gerade der zweite Teil des Textes dreht sich um das Wort Ungehorsam.

Ich lese nochmals...

30 Denn wie ihr zuvor Gott ungehorsam gewesen seid, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt wegen ihres Ungehorsams,

31 so sind auch jene jetzt ungehorsam geworden wegen der Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie jetzt Barmherzigkeit erlangen.

32 Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme.

 

Ungehorsam gegen Gott ist der Grund für die Trennung zwischen Gott und den Menschen. Und es ist der Grund für die Trennung von Gott und seinem Volk. Das ist die Verstockung, von der Paulus hier spricht.

Deshalb habe ich auch die Heilsgeschichte in meinen Worten erzählt, um das Drama um den Ungehorsam zu verdeutlichen.

Gott hatte einen großartigen Plan mit uns Menschen.

Er wollte uns größtmögliche Freiheit in seiner Schöpfung geben. Aber wir haben diese Freiheit zu Ungehorsam missbraucht.

Und deshalb leben wir heute in einer Welt, die zwar schön ist, aber auch von Leid und Krieg geprägt ist. Von Hass und Neid unter den Menschen. Von Versagen und Ungeliebtsein.

Ich habe von zwei mehr oder weniger berühmten Menschen, die auch nichts mit Gott zu tun haben wollten, Zitate über Ungehorsam gefunden. Sie sind ein Spott für Gottes Traum, denn sie erheben den Ungehorsam zur Tugend.

  • "Nicht die Sünde wurde geboren, als Eva den Apfel pflückte. Geboren wurde an diesem Tag vielmehr eine großartige Tugend, Ungehorsam genannt." - Oriana Fallaci, Brief an ein nie geborenes Kind

  • "Ungehorsam ist für jeden, der die Geschichte kennt, die eigentliche Tugend des Menschen. Durch Ungehorsam entstand der Fortschritt, durch Ungehorsam und Aufsässigkeit." - Oscar Wilde, Der Sozialismus und die Seele des Menschen


Ungehorsam zur Tugend zu erheben, heißt Gottes Traum für die Menschen mit Füßen zu treten.

Ich will hier nicht Fortschritt kritisieren und mich als verbohrten Traditionalisten präsentieren.

Gott hat uns kreativ geschaffen, zum Fortschritt bestimmt.

Aber zu einem Fortschritt in gutem Sinne, der nicht auf Kosten anderer Menschen geht. Nicht auf Kosten der Umwelt oder anderer Lebewesen.

Doch unser Ungehorsam lebt auf Kosten anderer.

Wir leben in einer Welt, in der sich jeder selbst der Nächste ist.

Und wir fragen kaum mehr, was Gott denn für unsere Welt will.

Wir haben uns durch Ungehorsam über Gott erhoben.

Deshalb bedeutet Ungehorsam Trennung von Gott.

Und Trennung von Gott bedeutet letztendlich ewiger Tod.

 

Die gute Nachricht ist, dass Jesus diese Trennung durch seinen Tod überwunden hat. Über Jesus sagt Paulus im Philipperbrief:

„Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tod, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist.“ Phil 2,8+9

Jesus war gehorsam, also will Gott auch, dass wir weiter gehorsam sind. Jesus ist unser Herr, wenn wir an ihn glauben.

Und wenn Jesus unser Herr ist, dann können und dürfen wir auch den Gehorsam leisten, den er geleistet hat.

Es ist ein Gehorsam, der Heil bringt. Denn Gott meint es gut mit uns.

 

Was heißt das konkret?

Gehorsam gegenüber Gott hat sicherlich sehr viele Facetten.

Ich möchte nur eine herausgreifen.

Esther und ich hatten zwei Wochen Urlaub und waren zu Hause in Bayern. Zu Hause wohnt auch meine Oma im Altenheim.

Meine Oma ist sehr einsam. Und sie freut sich wahnsinnig, wenn ich sie besuchen komme. Deshalb hab ich das auch gemacht. Ich muss mich dazu meist etwas aufraffen, denn so ein Besuch ist natürlich auch anstrengend. Aber die Freude, die ich ihr damit machen kann, entschädigt für jeden Aufwand. Mit diesem Besuch war ich Gott gehorsam, denn ich habe mich um einen Menschen gekümmert, der nicht mehr so kann, wie er vielleicht möchte. Jesus sagt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Mt 25,40

Ich kann mir vorstellen, dass sich ältere Menschen in unserer Gesellschaft aufs Abstellgleis geschoben fühlen. Junge Menschen denken, dass alte Menschen nur noch kosten, anstatt der Wirtschaft etwas zu bringen.

Dieses Wirtschaftsdenken ist aus unserem Ungehorsam geboren. Wenn man wirtschaftlich denkt und handelt, dann fragt man immer nach dem größten Nutzen für sich selbst.

Das ist genau das Gegenteil von dem, was Gott sich für unser Leben wünscht.

Gott schenkt Leben um des Lebens willen.

Und kein Alter ist wertvoller als das andere.

Gott wünscht sich Hingabe und Nächstenliebe.

Denn eine Gesellschaft, die von Hingabe und Nächstenliebe geprägt ist, ist eine freundliche Gesellschaft.

Wir müssen anfangen nicht zuerst an uns selbst zu denken.

Wir dürfen darauf vertrauen, wenn wir etwas für andere tun, dann wird auch mal etwas für uns getan.

 

Ein weiteres Beispiel. In Gunzenhausen lebt eine alte Diakonisse, die schon lange für Esther betet. Auch sie hat sich gewünscht, dass wir sie mal besuchen. Wir hatten es uns auch vorgenommen, es aber bis zum letzten Tag unseres Urlaubs nicht geschafft.

Nun waren wir auf dem Weg nach Köln, wir hatten noch fünf Stunden Fahrt vor uns. Da fiel uns diese alte Schwester wieder ein. Der Gedankengang, der dann ablief hatte das übliche Schema von Engelchen und Teufelchen auf der Schulter. Nur dass das Teufelchen sich natürlich nicht als böse ausgibt.

„Wir haben noch so eine lange Fahrt vor uns.“

„Vielleicht lebt die Schwester nächstes Mal schon nicht mehr.“

„Unsere Eltern können sie doch auch besuchen.“

„Sie betet für uns, sie hat sich gewünscht, dass wir sie besuchen.“

„Wir können später anrufen, wenn wir in Köln sind.“

„Anrufe vergisst man leicht.“

Usw.

Trotz der langen Fahrt, die wir noch vor uns hatten, haben wir auf Engelchen gehört und noch einen Abstecher zu der Schwester gemacht.

Was hat die Schwester sich gefreut. Und nicht nur sie, auch andere Schwestern, die uns dort kannten waren außer sich vor Freude, dass wir vorbei gekommen waren.

Die Fahrt nach Köln war dann auch ziemlich entspannt, so dass wir sogar noch andere Freunde besucht haben.

Im Nachhinein haben wir festgestellt, dass Gott leise zu uns gesprochen hat: „Schaut doch noch bei der Schwester vorbei.“


Ich denke, dass Gott öfters so leise zu uns spricht. Meistens erkennt man das erst etwas später. Denn wir verdrängen die Gedanken, die Gott uns gibt schnell, weil sie vielleicht unbequem erscheinen.

Vor ein paar Wochen hatte ich den Eindruck, dass ich einem jungen Mann im Park meine Bibel schenken soll. Ich hab mich dagegen gewehrt, weil ich Angst hatte, es könnte peinlich sein.

Ich hab es also nicht gemacht. Aber der Gedanke lässt mich nicht mehr los. Gott ist hartnäckig. Ich will es wieder gut machen und nehme seither eine Bibel mit in den Park, falls ich den jungen Mann wieder treffe.

Gott will, dass wir seine Stimme gehorsam sind.

Und er wünscht sich, dass wir schon hier und jetzt seinen Traum von seiner Welt leben.

Alles, was wir über Gottes Welt wissen müssen, steht in diesem Buch. Gott will, dass wir dieses Buch ernst nehmen.

Denn Gott will uns dazu gebrauchen, seine Heilsgeschichte weiter zu schreiben.

Er will durch uns hier und jetzt eine bessere Welt schaffen.

Wenn wir alle in den kleinen Dingen anfangen, auf Gott zu hören, ihm zu gehorchen, dann wird viel passieren in unserer Gemeinde, in unserem Stadtteil, unserer Stadt, unserem Land, in dieser Welt.

Amen!

Christian Trieb