Hier kommen Sie zurück zur Startseite Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise) Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  6. 07. 2008  über  Exodus 16, 2-3, 11-18  -
 
Drucken  

Ihr Lieben,

vor einer Woche ging es darum, dass Petrus eine weit verbreitete Lüge entlarvt hat: Die Lüge, die da lautet: „Ein Mensch ändert sich doch nicht.“

Ein Mensch nicht – ja, aber trotzdem ist es nicht wahr – die Gemeinde Jesu ist der Ort in der Welt, wo dieser Satz widerlegt wird. Der Geist Gottes rührt Menschen an. Er setzt Kräfte frei und schenkt Neuanfänge.

Und da können Dinge anders werden.

Heute geht es wieder um weithin geglaubte Lügen.

Ich lese aus dem zweiten Mosebuch:

Und es murrte die ganze Gemeinde der Israeliten wider Mose und Aaron in der Wüste. Und sie sprachen: Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des HERRN Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu herausgeführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an Hunger sterben lasst. Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sage ihnen: Gegen Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen von Brot satt werden und sollt innewerden, dass ich, der HERR, euer Gott bin. Und am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Lager. Und am Morgen lag Tau rings um das Lager. Und als der Tau weg war, siehe, da lag's in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde. Und als es die Israeliten sahen, sprachen sie untereinander: Man hu? Denn sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat. Das ist's aber, was der HERR geboten hat: Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht, einen Krug voll für jeden nach der Zahl der Leute in seinem Zelte. Und die Israeliten taten's und sammelten, einer viel, der andere wenig. Aber als man's nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, soviel er zum Essen brauchte.

Warum werden solchen alten Geschichten immer wieder erzählt?

Bestimmt nicht aus Liebe zur Tradition oder aus Interesse an der Geschichte.

Gute Geschichten werden nicht vergessen, weil sich in ihnen Grunderfahrungen spiegeln. Grunderfahrungen, die Menschen aller Zeiten mit ihren ganz eigenen Lebenserfahrungen in Verbindung bringen konnten.

Wenn das geschieht, dann kann eine alte Geschichte wie ein Schlüssel wirken.

Ein Schlüssel, der mir die Tür öffnet, das gut zu begreifen, was ich erlebe.

Ich habe gesagt, diese Geschichte von der Versorgung des Volkes in der Wüste entlarvt weitverbreitete Lügen.

Zunächst dieser Satz: „Früher war alles besser.“

Diese Überzeugung drängt sich immer dann auf, wenn Menschen – als Einzelne oder als ganzes Volk durch Krisen gehen.

Niemand wünscht sich Krisen – auch Israel damals nicht.

Sie waren eher Hals über Kopf aufgebrochen;

Sie hatten ihren wenigen Besitz gepackt – und waren mitgegangen.

Und dann, nach drei-vier Tagen schien das Abenteuer schon zu Ende zu sein.

Am Meeresufer schrien sie auf einmal aus Todesangst:

vor ihnen die Weite des Wassers –

und hinter ihnen das Heer des Pharao, der sie gefangen nehmen wollte.

Und dann erlebten sie diese unglaubliche Rettung:

Mose erhob seinen Stab – wie er es schon am Ufer des Nils getan hatte –

und diesmal teilte sich die Flut. Der Weg war frei.

Und als sie zurückschauten, sahen sie, dass die Verfolger im Meer versanken.

Was für eine Erfahrung! Rettung aus höchster Not.

Der Freudentaumel wollte kein Ende nehmen.

Und jetzt – nur fünf Wochen später - kam der Hunger.

Und mit dem Hunger die Klage:

„Wären wir doch nur in Ägypten geblieben!“

Vergessen war der Mangel dort. Vergessen die schwere Arbeit, die Schikanen.

Vergessen, wie man ihnen die Söhne ermordet hatte.

Wenn man in einer Krise steckt, dann wird man schnell ungerecht.

Die Erinnerung trübt sich ein. Man ist sogar selber überzeugt davon:

Vorher ging es besser als jetzt. Vorher hatten wir keine Sorgen.

Und trotzdem ist der Satz eine Lüge. Warum?

An feinen Zügen in dieser Geschichte wird es deutlich:

Die Israeliten murren, weil sie Gott und sein rettendes Handeln verdrängt haben.

Wollte Gott, wir wären in Ägypten…“ So klagen sie.

Nur: Sie meinen damit nicht den Gott, der sie herausgeführt hat in die Freiheit.

Der sie berufen und erwählt hat.

Sie reden nicht von dem Gott, der schon früher heilvoll gehandelt hatte.

Sie reden von Gott als einem namenlosen Schicksal. – Bis heute weit verbreitet!

Und genau das ist Ausdruck ihres Unglaubens.

Man kann an die Existenz Gottes glauben und doch zutiefst ungläubig sein.

Damals leugneten sie alles heilvolle Eingreifen Gottes.

Sie unterstellen ihren Leitern böse Motive:

„Ihr habt uns in die Wüste geführt, um uns hier an Hunger sterben zu lassen.“

So reden Menschen, die nichts von Gott wissen.

Die nicht damit rechnen, dass Gott durch Menschen handelt.

Der Satz: „Früher war alles besser“ ist eine Lüge, weil er gottlos ist.

„Heute ist die Zeit der Gnade. Jetzt ist der Tag des Heils.“

So redet einer, der von Jesus weiß.

Jeder Tag, der uns noch auf dieser Erde geschenkt ist, ist ein guter Tag.

Er gibt uns und anderen Gelegenheit zur Umkehr.

Er lässt Raum, Ihn zu loben und neue Erfahrungen mit ihm zu machen.

Jeder Tag bringt uns näher an die ewige Herrlichkeit.

Deshalb ist ein Jammern über die Zustände unserer Tage nicht angebracht.

Die andere Lüge, um die es in dieser Geschichte geht, lautet so:

„Man bekommt im Leben nichts geschenkt.“

 Das steckt tief in uns. Denn wir haben von klein auf gelernt:

Lohn gibt es nur für Arbeit. Wer nichts leistet, ist nichts wert.

Wer soziale Leistungen in Anspruch nimmt, ist ein Schmarotzer.

Alle diese Sätze haben eines gemeinsam: sie sind hartherzig und kalt.

Sie entspringen einer Weltsicht ohne Gott.

Deshalb sind es allesamt Lügen.

Die Leistungsgesellschaft ist eine gottlose und herzlose Gesellschaft.

Sei weiß nichts von Hingabe und nichts von Geschenken.

Heinrich Kemner, ein westfälischer Pfarrer im verg. Jahrhundert, erzählte von der Begegnung mit einem Großbauern seiner Gemeinde.

Kemner plante einen großen Jugendtag und bat die Bauern um Unterstützung durch Naturalien.

Und da fertigte einer dieser Bauern den Pastor mit der Bemerkung ab:

„Von mir kriegst Du nichts. Mir hat auch keiner was geschenkt.“

„So?“ – antwortete Kemner. „Zwei Söhne hast Du wohlbehalten aus dem Krieg zurückbekommen. Du bist gesund. Und deinen Hof hast Du geerbt. Sage nie mehr, Dir sei nichts geschenkt worden.“

Es ist so: Wer sich sein Einkommen durch eigene Arbeit erwerben kann, der kann Gott jeden Tag dankbar sein – für die guten Startvoraussetzungen:

Für seine Familie, die ihn seelisch stabil hat werden lassen; für die Ausbildung; für die Arbeitsstelle und und und…

Mose gab dem Volk die Anweisung zur täglichen Arbeit: Sammelt morgens das Brot Gottes ein. Sammelt für jeden in eurem Zelt einen Krug voll.

Und dann passierte dieses sprechende Wunder: egal, wie viel jemand leistete – es reichte in jedem Zelt. Gott füllte dort den Mangel aus, wo er drohte.

Und ließ den Überfluss da zerfließen, wo einer mehr hatte, als er brauchte.

Uns ist alles fürs Leben geschenkt. Und zwar jeweils für die Gegenwart.

Wie ernst nehmen wir unser Gebet, wenn wir im Vater Unser beten:

„unser tägliches Brot gib uns heute“ – täglich – heute.

Zweimal wird das betont:

Gott sorgt für sein Volk – und zwar immer in dem Maß, wie wir es brauchen.

Erfahrungen machen wir damit dann, wenn wir Gott eine Chance dazu geben.

Eine Bekannte, die mit wenig Einkommen lebt, erzählte, wie sie einmal nicht wusste, ob sie den Monat ohne Schulden überstehen würde.

Und gerade, als es nicht weiterging, bekam sie einen Brief, in dem ein Geldschein war.  Ein Verwandter hatte an sie gedacht – Ich bin sicher:

Gott hat diesem Menschen genau im richtigen Moment den richtigen Gedanken ins Herz gegeben. Auch so kann Gott Menschen versorgen!

Paul Deitenbeck, ein anderer alter Pfarrer hatte in besonderer Weise die Gabe des Schenkens. Er sagte zum Thema Besitz:

„Es ist doch nicht die Frage, wie viel ich abgeben muss. Vielmehr frage ich mich, wie viel ich behalten darf.“ Das ist die Frage eines fröhlichen Gebers.

Und den hat Gott ja bekanntlich besonders lieb.

Israel kam in die Wüste, damit sie Erfahrungen mit Gott machten.

Äußerlich ging es ihnen tatsächlich erstmal schlechter – und die Zukunft sah auch nicht gerade rosig aus. Aber gerade in dieser Zeit geschahen die wichtigsten Lektionen in Sachen Gottvertrauen.

Niemand sehnt sich eine Krise herbei. Und doch:

Gerade in den schweren Phasen des Lebens sind die entscheidenden Lernschritte verborgen. Also stimmen wir nicht allzu schnell in das Murren und Klagen ein.

Unser Herr hat gesagt:

Gott weiß, was ihr braucht.

Und er wird es euch gerne geben, wenn ihr nur bittet.

Amen!

 Björn Heymer