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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  22. 06. 2008  über  Johannes 8, 31 - 36
Welcome  "Sind wir frei, wenn wir frei haben?"

 
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Ihr Lieben,

„Nein, sicher nicht!“ – die meisten Menschen, denen ich diese Frage gestellt habe, haben so reagiert. – Meist mit einem etwas unsicheren Lächeln.

Ich vermute: weil wir doch eigentlich in einem freien Land leben.

Wir haben eben die Abfrage gemacht – hier im Raum fiel den meisten ein:

 

 

Da ist es schon etwas peinlich, wenn ich den Eindruck habe:

„Nein, ich fühl mich nicht frei.“

Das klingt doch undankbar – denen gegenüber, die ganz äußerlich in Unfreiheit leben müssen – in einer Diktatur oder in Gesellschaften, wo der Einzelne kaum die Möglichkeit hat, frei zu entscheiden.

Da geht es uns doch gut. Wer wagt es dann, trotzdem über Unfreiheit zu klagen?

Trotzdem – das Wort Freiheit erinnert uns an eine Sehnsucht –

Wie sie Reinhard Mey in seinem Lied angesprochen hat.

Über den Wolken – reisen, wohin der Wind einen treibt.

Keine Verpflichtungen, keine Ängste, keine Sorgen;

niemand, der an einem zerrt – das wär doch was!

Wir ersehnen die Freiheit von allem Möglichen –

Und ahnen zugleich: völlige Freiheit gibt es kaum.

In irgendwelchen Abhängigkeiten leben wir alle.

Wenn endlich der Urlaub erreicht ist – fängt der Ferienstress an –

Hoffentlich reicht die Reisekasse! Was ist, wenn das Auto nicht durchhält – oder die Kinder den Ferienort nicht schön finden. Was ist, wenn es regnet?

Das alles kann auch stressig sein. 

Frei sind wir in den Urlaubstagen nicht automatisch.

Und der Urlaub ist es sicher nicht, der uns befreit.

Wer von seiner Firma gar freigesetzt wird, erlebt eine krasse Form der Unfreiheit, die schöngeredet wird.

„Versteh ich alles gar nicht!“ mag jetzt ein Anderer denken.

Ich fühl mich ganz frei. Der Ruhestand – die Lebensphase der selbstgewählten Möglichkeiten. Kinder sind aus dem Haus; die Rente fließt monatlich aufs Konto. Ich bin beschwerdefrei – und also frei. Auch das gibt es ja.

Als Jesus einmal von Freiheit sprach, da hatte er eher solche Menschen vor sich.

Leute, die an ihn glaubten, aber hier bei ihm einen Anspruch raushörten, der sie empörte:

Was sagst Du da, Jesus? Die Wahrheit macht frei?

Bin ich etwa nicht frei? Fehlt mir was?

Es gab und gibt Menschen, die sind von Jesus beeindruckt.

Aber sie gehen längst nicht bei allem mit, was Jesus sagt.

„Nur wen der Sohn Gottes freimacht, der ist frei.“

Alle Menschen, die von Jesus nicht Befreiung annehmen, sind unfrei. –

das ist doch dann der Umkehrschluss. Und das haben seine Hörer gespürt.

Klar, dass Jesus hier auf einer anderen, tieferen Ebene von Freiheit redet.

Was bestimmt mein Reden? Wovon bin ich so gefangen, dass ich immer wieder Dinge tue, die mir hinterher sofort leid tun?

Warum gelingt es mir so selten, mit Anderen im Frieden zu leben?

Was hindert mich daran, meinen eigenen Ansprüchen zu genügen?

Jesus sagt: „Jeder Mensch findet sich vor als ein Getriebener, als ein Unfreier!“

Da kommt niemand aus eigener Kraft raus.

Paulus bekennt einmal von sich:

„Das Gute, das ich eigentlich tun möchte – gerade das tue ich nicht.

Und das Schlechte, das ich nicht will, das tue ich.

Was für ein Elend! Wer kann mich frei machen?“

Und er gibt dieselbe Antwort, die Jesus auch gesagt hat:

„Gott sei Dank: frei bin ich in Jesus Christus.“

Weil Jesus – ja, was getan hat? Was beständig tut?

Wie kann Jesus frei machen?

1. Zum ersten: Jesus macht frei von den Folgen der Schuld.

Wir dürfen hoffen, dass unsere böse Tat nicht unser Leben zerstört.

Bei Jesus ist Raum zur Umkehr, weil Er bereit ist, unsere Schuld auf sich zu nehmen. Konkret und immer wieder.

Christen sind solche, die es üben, ehrlich um Verzeihung zu bitten.

Bei Gott, den wir mit jeder Schuld auch verletzen.

Und auch bei Menschen, denen wir Böses angetan haben.

Bei wem fällt uns das wohl schwerer? Meine Beobachtung: Oft erscheint es uns leichter, bei Gott um Vergebung zu bitten – als Menschen um Verzeihung zu bitten. Warum eigentlich? Weil uns das bei Menschen peinlicher ist?

Wenn es so ist, dann zeigt das, vor wem wir mehr Angst haben.

Da fällt es uns nämlich schwerer.

Das ist das Nächste, von dem Jesus uns frei machen will:

2. Frei von Menschenfurcht. Was wäre das für eine Entlastung!

Wenn wir endlich den Druck los wären, dass andere Menschen uns gut finden.

Diese Freiheit finden wir nur, wenn wir oft die Nähe Gottes suchen.

Menschen, die beten, gewinnen diese Freiheit.

Menschen, die sich Zeit nehmen, um ganz bei Gott zu sein.

3. Und noch eine Freiheit verspricht Jesus seinen Leuten:

Er kann etwas tun, was niemand sonst kann:

Jesus kann uns frei machen von Belastungen, die durch Erinnerungen auf uns liegen.

Ich hatte in der vergangenen Woche zwei Gespräche mit Menschen, in denen wir an diesen Punkt kamen: Da erinnerte sich jemand an ein ganz bestimmtes Ereignis – das lange zurückliegt, und das doch immer noch Macht hat über das Handeln heute in der Gegenwart.

Viele kennen das bei sich: man wurde verletzt und hat sich seither geschworen:

„Das passiert mir nie wieder – das mich einer so ausnutzt; oder dass ich jemandem in Gelddingen vertraue.“ Es gibt Menschen, die lassen sich nicht helfen, weil irgendwann mal einer ihm hinterher die Rechnung aufgemacht hat.

Was auch immer – Ereignisse in der eigenen Geschichte machen uns unfrei.

Und auch da ist Jesus der Befreier!

Wie das sein kann? Jesus beansprucht von sich, Herr der Geschichte zu sein:

Kurz nach den Worten in Johannes 8, über die wir gerade sprechen, sagt er:

„Lange, bevor Abraham überhaupt geboren wurde, war ich da“ (Joh. 8,58)

In Jesus ist Gott selber gegenwärtig – und der steht über der Zeit.

Was für uns unerreichbar ist – die Vergangenheit, die liegt für Jesus genauso offen da wie für uns dieser Moment.

Und wenn wir Jesus bitten, in Gedanken mit uns in die eigene Vergangenheit zu gehen – und zusammen genau diese schmerzhaften Momente anzuschauen, dann können wir erkennen, was wir bisher nicht haben sehen können:

Auch damals war Er schon an unserer Seite. Er hat das damals nicht verhindert.

Und vielleicht werden wir nicht verstehen, warum.

Aber wir können ihn bitten, die Bitterkeit aus unseren Erinnerungen rauszunehmen. Uns davon zu befreien. Dann werden wir nicht vergessen.

Aber wir werden Frieden darüber finden können – und befreit leben.

Wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei.

Amen!

Björn Heymer