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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  1. 06. 2008  über  1. Korinther 9, 16 - 23  -
 
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Ihr Lieben,

„Wie viele Personen braucht es, um bei einem Lutheraner eine Glühbirne auszuwechseln?“ Mit dieser Frage eröffnet Michael Herbst einen Beitrag in der aktuellen Ausgabe einer Zeitschrift für Gemeindeaufbau.

Also: Wie Viele Menschen braucht es?

Wer noch die alten Ostfriesenwitze kennt, erinnert sich vielleicht:

Da waren es fünf: Einer, der die Glühbirne festhält und vier, die den Stuhl drehen, auf dem der eine steht.

Aber bei einem Lutheraner?

Michael Herbst gibt die Antwort: Überhaupt keinen!

Wieso? Weil der Lutheraner sagen wird: „Wie kannst Du es wagen, diese Glühbirne auszutauschen? Sie wurde mir vor 28 Jahren von meiner Großmutter vermacht. Deshalb wird hier gar nichts ausgetauscht!“

Klar, so wie dieser Lutheraner wollen wir nicht sein. Auf gar keinen Fall!

Wir wollen doch nicht Gemeinde als eine Art Naturschutzgebiet pflegen, in dem sich möglichst gar nichts verändern darf, weil es schon immer so war.

Wir wollen doch, dass auch die nächste Generation sich vom Evangelium angesprochen weiß. Wir wollen doch, dass auch Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts den Glauben an den Auferstandenen als Botschaft der Befreiung hören und annehmen.

Wollen wir das wirklich?

Wenn ja, - so folgert Michael Herbst, dann müssten wir auch bereit sein, Glühbirnen auszuwechseln:

Ohne Bild gesprochen: wir müssten uns fragen:

Taugt das, was wir in der Gemeinde tun, noch zur Weitergabe des Evangeliums?

In einer Zeit, in der Vieles im Wandel ist.

Taugt die Art, wie wir Gottesdienste feiern?

Taugen die Themen, die wir in unseren Hauskreisen besprechen?

Was tun wir, damit Menschen hier in ihrem Glauben wachsen können?

Oder haben wir diese Erwartung längst aufgegeben?

Pflegen wir in der Gemeinde doch so etwas wie ein Naturschutzgebiet für eine aussterbende Spezies: nämlich an Jesus glaubende Menschen?

Wir hören heute auf Paulus – Sätze aus einem Brief, den er an Christen geschrieben hat. Paulus hat sich nie damit zufrieden gegeben, wie Menschen nun einmal waren. Er war bewegt von der Überzeugung:

Gott will Menschen retten aus ihrer Gottlosigkeit.

Und um dazu beizutragen, dazu waren Paulus alle Mittel recht.

Ich möchte mich allen gleichstellen, um auf jede erdenkliche Weise wenigstens einige Menschen zu retten und für Christus zu gewinnen.

Paulus war in einer höchst ärgerlichen und irritierenden Weise unberechenbar:

Als Gast in einem jüdischen Haus war er ganz der fromme Jude.

Er hielt sich peinlich genau an alle Speisevorschriften, er sprach natürlich die festen Gebete zu jeder Gelegenheit. Und den Kontakt mit Heiden? – den vermied er, wenn er mit Juden zusammen war.

Nur: derselbe Paulus konnte im nächsten Ort mit ganz anderen Leuten zusammen sein – und Dinge tun, die seinen Gastgebern von gestern ein Horror gewesen wären: er aß und trank auf einmal, was man ihm servierte – ohne zu fragen, ob das Fleisch korrekt geschlachtet worden ist, ob die Gesetze der Trennung eingehalten wurden (natürlich wurden sie nicht!) und so weiter.

Böse Zungen behaupteten: „Auf diesen Paulus kann man sich überhaupt nicht verlassen. Er ist wie ein Chamäleon. Er passt sich an, wo er gerade ist.

Von Prinzipien scheint er nichts zu halten.“

So ähnlich beschreibt Paulus es selbst, aber er erklärt auch, weshalb er so lebt:

Um möglichst viele für Christus zu gewinnen, habe ich mich zum Sklaven aller Menschen gemacht.

Damit ich die Juden für Christus gewinne, lebe ich wie ein Jude:

Wo man alle Vorschriften des jüdischen Gesetzes genau befolgt, lebe ich auch danach, obwohl sie für mich nicht mehr gelten. Denn ich möchte auch die Leute gewinnen, die sich dem Gesetz unterworfen haben. Bin ich aber bei den Menschen, die ohne diese Gesetze leben, dann passe ich mich ihnen genauso an, um sie für Christus zu gewinnen. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich gegen Gottes Gebote stelle. Ich befolge das Gesetz, das Christus uns gegeben hat.

Wenn ich bei Menschen bin, deren Glaube noch schwach und unsicher ist, achte ich sorgfältig darauf, ihnen nicht zu schaden.

Das ist es, was ihn bewegt: Er möchte Menschen für Christus gewinnen.

Dafür ist er bereit, auf lieb gewordene Bräuche zu verzichten.

Ja, sogar gegen Überzeugungen und Ordnungen zu handeln, die er früher mal für absolut unverzichtbar hielt.

Und das erwartet er von denen, die wie er das Evangelium weitergeben wollen:

Es geht nicht mehr um eine spezielle Form von Frömmigkeit.

Sondern um den lebendigen Sohn Gottes und seine Liebe zu den Verlorenen.

In Korinth waren einige sich nicht sicher, aus welchem Antrieb heraus Paulus handelte. Und ebenso stellt Paulus uns heute die Frage:

Was bewegt uns zum Handeln? Was treibt uns an?

Was Paulus hier schreibt, ist nicht gerade eine Werberede, um Ehrenamtliche zu motivieren.

Hätte ich die Aufgabe freiwillig übernommen, so könnte ich dafür Lohn beanspruchen. Doch Gott hat mich dazu beauftragt; ich habe keine andere Wahl.  Aber worin besteht denn nun mein Lohn? Darin, dass ich jedem die Botschaft von Jesus verkündige, und zwar ohne Bezahlung und ohne auf meine Rechte zu pochen.

Ist es bei uns doch so: jeder Einsatz will wahrgenommen werden.

Menschen wollen doch auch Dank hören – oder irgendeine andere Form der Aufmerksamkeit.

Paulus nennt das Lohn – und entlarvt einen gefährlichen Mechanismus:

Wer in der Gemeinde nach Dank giert – der ist nicht frei.

Der sucht zuerst mal was für sich, aber nicht für Gott.

Paulus: Dass ich die rettende Botschaft verkündige, ist allerdings kein Anlass, mich zu loben; ich muss es tun! Dieser Aufgabe kann ich mich unmöglich entziehen. Sonst würde Gottes Strafe mich treffen. Ich bin also frei und von niemandem abhängig.

Noch einmal: Was bewegt uns zum Handeln? Was treibt uns an?

Warum tust Du, was Du tust? Was willst Du erreichen? Was ist Dir wichtig?

Paulus beantwortet die Frage nach dem inneren Antrieb so:

Dies alles tue ich für die rettende Botschaft, damit auch ich Anteil an dem Segen erhalte, den sie verspricht.

Er möchte Anteil an dem Segen bekommen, den das Evangelium verspricht.

Ist das Evangelium nicht frei und umsonst? Doch, ja.

Trotzdem hat Jesus auch sehr eindringlich gemahnt:

Was nennt ihr mich Herr, Herr – und tut nicht, was ich Euch sage?

Das Evangelium ist die rettende Botschaft - für die Verlorenen dieser Welt.

„Glaubt doch nicht, ich sei für die Gesunden gekommen! Die Kranken brauchen den Arzt – nicht die Gesunden.“

Wissen wir um unsere eigene Verlorenheit – solange wir ohne Christus sind?

Und wissen wir um die Verlorenheit der Anderen – die Jesus nicht kennen?

Heute feiern wir das Mahl Jesu miteinander – es ist die Tischgemeinschaft der Verlorenen. Der Menschen, die in Jesus ihren Rettungsanker gefunden haben.

Das Mahl will uns der Segen sein, von dem Paulus spricht.

Brot und Wein sind der Vorgeschmack auf das Fest im Himmel.

Wer davon essen darf, in dem wächst die Liebe zu den Verlorenen.

Wir sind eingeladen!

Amen!

 Björn Heymer