Predigt am 27.04.2008 über Apostelgeschichte
8, 23 -40 -
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Auf
der Suche nach Gott.
Nadine
ist auf der Suche nach Gott weil sie eine schöne Erfahrung mit Gott
bzw. mit Christen gemacht hat. Da war dieser Gottesdienst in
Amerika, die Menschen waren fröhlich und ausgelassen und beteten
Gott an. Nadine hat gemerkt, die Menschen haben etwas, das ihr
fehlt. Also macht sie sich auf die Suche nach Gott und fragt erst
mal denjenigen, von dem sie denkt, er müsse was über Gott wissen.
Ihren Reli-Lehrer. Jetzt werden sich vielleicht ein paar von euch
denken: „Mein Reli-Lehrer wäre der Letzte, den ich fragen würde,
der erzählt eh nur Schrott.“ Es gibt halt gute und nicht so gute
Reli-Lehrer. Aber im Prinzip ist das nicht so wichtig. Denn Gott hat
gesehen, dass Nadine sich für ihn interessiert. Gott kümmert sich
persönlich darum, dass Nadine ihn näher kennen lernen kann. Gott
schickt also Philippa. Philippa kennt Gott schon etwas besser, denn
sie hat schon längere Jahre eine Beziehung zu ihm. Und sie ist
vielleicht eher auf der Wellenlänge von Nadine als ihr Reli-Lehrer.
Manchen
von euch wird diese Story wohl schon in irgendeiner Weise bekannt
vorkommen. Die Bibel erzählt eine ähnliche Geschichte. Ein Mann,
seine Haut schwarz wie Ebenholz, ist auf der Suche nach Gott. Dieser
Mann hat nicht viel mit uns gemeinsam. Er ist älter, kommt aus
einem heißen Land südlich von Ägypten, lebte vor knapp 2000
Jahren und hatte super viel Kohle. Außerdem hatte man ihn seines
besten Stückes beraubt. Wie dieser Mann Gott, den Gott Israels,
kennen gelernt hat, weiß ich nicht. Jedenfalls musste er unbedingt
an den Ort, wo dieser Gott angebetet wird; nach Jerusalem in den
Tempel. Gott hatte einmal das Gebot erlassen, dass man ihm nur im
Tempel in Jerusalem opfern sollte und ihn dort anbeten sollte. Alle
anderen fremden Götter, die damals noch so angebetet wurden, hatten
überall ihre Tempelchen, Schreine und Opferstätten. Sie wurden an
jedem Ort ein bisschen anders angebetet. Das war aber eigentlich
auch egal, da es sowieso tote Götzen waren. Aber Gott wollte zu den
toten Götzen einen Unterschied machen, denn er ist der einzig
wahre, lebendige Gott. Er hatte versprochen, dass er in dem Haus spürbar
und sichtbar einzieht, dass ihm damals König Salomo gebaut hat, der
Tempel. Lest mal 1Kön8, da steht die Einweihung des Tempels. Dort
steht wie Gott mit seiner Herrlichkeit in den Tempel eingezogen ist.
Eine krasse Lichtwolke muss damals den Tempel erfüllt haben. Das
ist nicht so leicht, sich das vorzustellen. Aber die Israeliten
hatten das erlebt. Sie wussten, in diesem Prachtbau wohnt der
lebendige Gott. Und keiner ist würdig, vor sein Angesicht zu
treten. Deshalb trennte auch ein Vorhang das Allerheiligste, quasi
der Wohnstube Gottes, vom Rest des Tempels.
Zu
diesem Tempel wollte unser schwarzer Mann aus Äthiopien. Er hat
leider keinen Namen. In der Bibel wird er der Kämmerer aus Äthiopien
genannt, das ist so eine Art Finanzminister. Jetzt müsst ihr euch
vorstellen, das ist ein Typ, aus einer völlig anderen Kultur, mit
einer ganz anderen Religion. Der hat gecheckt, dass es nur einen
wahren Gott gibt. Und den will er im Tempel zu Jerusalem suchen. Dafür
reist er mal so eben über 1500km auf einem Wagen durch die Wüste.
Und jetzt kommt das Schärfste: Er kommt wohl tatsächlich beim
Tempel an, aber da lässt ihn keiner rein, weil er ein Eunuch ist. Könnt
ihr euch vorstellen, wie der sich gefühlt hat? Der ganze weite,
beschwerliche Weg umsonst. Ich weiß nicht, ob ich an seiner Stelle
noch etwas mit diesem Gott zu tun haben hätte wollen. Aber Gott
sieht das. Und Gott weiß auch, dass sein Volk sich falsch verhält,
wenn es anderen Menschen vorenthält, ihn anzubeten. Denn in Jesus
ist Gott allen Menschen nahe gekommen. Und Gott kümmert sich um den
Kämmerer. Der gelangt nämlich irgendwie an diese Schriftrolle des
Propheten Jesaja. Die war bestimmt sehr teuer, aber da Geld für ihn
nicht so das Problem war, konnte er sich auch so eine Schriftrolle
kaufen.
So,
jetzt hat er immerhin etwas über Gott. Nur er hat ein Problem...
Habt ihr schon mal Jesaja gelesen? Jesaja ist unheimlich
kompliziert. Da stehen ganz tolle Dinge drin, da wird das Kommen von
Jesus angekündigt. Aber es ist doch alles in einer sehr bildhaft
Sprache, die wirklich erklärt werden muss. Der Kämmerer ist also
auf dem Rückweg von Jerusalem und liest in dieser Schriftrolle –
laut, damals hat man laut gelesen. Und wie Nadine, versteht er
reichlich wenig von dem, was er liest. Und nun kommt ein Mann mit
Namen Philippus ins Spiel. Philippus hatte gerade im Norden von
Israel unheimlich viel zu tun, er hat gepredigt, Leute getauft, usw.
Da bekommt er von Gott den Auftrag, auf eine verlassene, öde Straße
nach Süden zu gehen. Philippus wird sich gedacht haben, „der Herr
weiß schon, was er tut. Ich jedenfalls weiß es nicht...“ und
geht los. Da ist er auch gut und gerne mal zwei Tagesmärsche
unterwegs. Aber er gehorcht.
Nun
ist Philippus also auf dieser öden Straße unterwegs und noch einer
ist auf der öden Straße unterwegs, nämlich der Kämmerer mit
seiner komplizierten Schriftrolle. So nimmt die Geschichte ihren
Lauf, dass zwei völlig unterschiedliche Menschen in einer der ödesten
Gegenden des Landes zusammentreffen. Ich muss sagen, Gott hat schon
Humor. In der Bibel steht, dass Philippus vom Geist Gottes zum Wagen
des Kämmerers geleitet wird. Dort hört er ihn folgenden Satz
lesen: Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird,
und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen
Mund nicht auf. 33
In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben.
Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der
Erde weggenommen... usw.
In dem Abschnitt aus Jesaja geht es um Schuldvergebung durch den Tod
eines Unschuldigen. Es steht aber kein Name darin. Und der Kämmerer
weiß partout nicht, von wem darin die Rede ist. Philippus sieht die
Nöte des Kämmerers, geht zu dem Wagen und fragt ihn: „Sag mal,
verstehst du das eigentlich, was du da liest?“. „Nein, natürlich
verstehe ich nicht, was da steht! Von wem redet der Prophet? Von
sich selbst? Steig auf und erklär es mir.“
Was für eine grandiose Möglichkeit für Philippus. Ich
denke, er hat sicherlich in sich rein geschmunzelt. Genau diese
Stelle in Jesaja handelt vom Messias, von Jesus. Da fällt ihm der
Einstieg sehr leicht, um dem Kämmerer von Jesus zu erzählen. Ich
weiß nicht, wie lang er ihm von Jesus erzählt hat und den
Jesaja-Text ausgelegt hat. Aber der Kämmerer war sichtlich
beeindruckt. Er kapiert: Dieser Jesus ist der einzige Weg, dass ich
Kontakt zu Gott bekommen kann. Und dieser Jesus macht es mir auch möglich,
an jedem Ort der Welt Gott anzubeten, mit ihm zu reden. Da muss ich
nicht erst nach Jerusalem zum Tempel fahren. Wahnsinn. Der Kämmerer
ist absolut von den Socken und begeistert von dem, was Philippus ihm
erzählt. Er betet mit Philippus und gibt Jesus sein Leben. Er
glaubt von nun an ihn und hat damit ewiges Leben bei Gott. Und um
das noch deutlicher zu machen, lässt er sich an der nächsten
Wasserstelle von Philippus taufen.
Toll, was für ein Happy End. Das wünschte ich mir auch,
wenn ich Leuten von Jesus erzähle.
Aber schauen wir uns doch den Kämmerer noch mal näher an.
Das ist ein Mensch, der sich für Gott interessiert und sich auf die
Suche nach ihm begibt. Er will ihn näher kennen lernen, er will ihn
anbeten. Vielleicht klingt das für uns heute ein bisschen komisch.
Was erhofft man sich denn von Gott, wenn man ihn anbetet?
Ich frag einfach mal so in die Runde: Was habt ihr
eigentlich davon, wenn ihr an Gott glaubt, wenn ihr zu ihm betet?
Ich kann euch sagen, was ich
davon habe. Ich weiß, dass Gott mich nur geschaffen hat, damit ich
ihm die Ehre gebe, dass er Freude an mir hat. Und dafür will ich
leben. Vielleicht ist das so ähnlich wie mit unserem Hund Jule. Die
Jule ist eine große Bereicherung für unser Leben und macht uns
viel Freude. Es ist schön, dass sie da ist. Und sie braucht auch
Zeit und Zuwendung. Und manchmal nervt sie auch. Aber das ist nicht
schlimm, weil wir die Jule lieb haben. Natürlich sind wir nicht
Gottes Haustiere, wir sind viel mehr: Denn er hat uns zu seinem
Ebenbild geschaffen, nur wenig geringer als er selbst. Das steht in
Psalm 8:
Wenn ich sehe die Himmel, deiner
Finger Werk,
den Mond und die Sterne, die du
bereitet hast:
5
was
ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, dass du
dich seiner annimmst?
6
Du
hast ihn wenig
niedriger gemacht als Gott,
mit Ehre und Herrlichkeit hast du
ihn gekrönt.
7
Du
hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk,
alles hast du unter seine Füße getan:
Gott hat uns als sein Gegenüber geschaffen und natürlich
möchte er dann auch etwas mit uns zu tun haben. Aber wir Menschen
sind total eigensinnig und egoistisch. Jeder dreht sich nur um sich
selbst und sucht für sich das Beste. Da nehme ich mich durchaus
nicht raus. Natürlich will ich, dass es mir gut geht und dass ich
Spaß am Leben habe. Aber sich so wichtig zu nehmen, das trennt uns
auch von Gott. Überleg dir mal, wie oft du am Tag in den Spiegel
schaust und wie oft du dagegen mit Gott redest. Es ist natürlich
nicht verkehrt in den Spiegel zu sehen. Aber da sehe ich eben nur
mich. Und das tue ich, weil ich mich sehen will. Und Gott macht es
traurig, wenn wir Menschen immer nur uns sehen wollen. Wenn wir gar
nicht nach ihm fragen.
Aber weil Gott uns so sehr lieb hat, deshalb hat er auch
einen ganz feinen Sinn dafür, wenn jemand nach ihm fragt. Wenn sich
jemand für ihn interessiert.
Ich hatte das große Privileg, dass mir der Glaube an Gott
quasi mit in die Wiege gelegt wurde. Ich habe wenig an ihm
gezweifelt und auch nie eine Zeit gehabt, wo ich mich bewusst von
ihm abgewandt habe. Aber ich habe auch viele Fragen an Gott. Und ich
suche ihn immer wieder in meinem Leben und meinem Umfeld. Gerade,
wenn der alltägliche Trubel versucht, Gott aus meinem Leben zu drängen.
Eine Frage an Gott, die mich sehr lange beschäftigt hat,
war: Was soll ich werden? Das war in der Zeit, als ich auf der
Oberstufe war. Was für Leistungskurse wähle ich? Was studiere ich
nach dem Abitur, oder mache ich eine Ausbildung, usw.?
Es war mir sehr wichtig, danach zu fragen, was Gott für mein
Leben will. Und ich hab ihn gefragt. Und das nicht nur einmal. Es
kam allerdings keine Stimme vom Himmel, die mir sagte. „Werde
Jugendpastor in Köln-Süd.“ Das wäre zu einfach. Gott hat uns zu
selbstständigen Menschen geschaffen. Und er möchte auch, dass wir
Verantwortung für unser Leben und unser Tun übernehmen. Ich bin
keine Marionette Gottes. Aber ich will ein Diener Gottes sein. Das
ich nun hier Jugendpastor geworden bin, war ein sehr langer Weg.
Aber ich weiß, dass es Gottes Weg war.
Und Gott hat auch einen Weg für dich. Und er freut sich,
wenn du ihn danach fragst. Und ich kann dir garantieren, dass er
dich auch auf diesen Weg führen wird, wenn du das willst. Aber Gott
macht es wahrscheinlich anders, als du dir das vorstellst. Der Kämmerer
hatte auch gedacht, jetzt geht er mal zu dem Tempel wo Gott wohnt,
da kann er ihn anbeten. Doch leider wurde er enttäuscht. Man hat
ihn nicht „zu Gott hingelassen“. Aber Gott begegnet ihm auf eine
ganz andere Weise in der Wüste durch Philippus. Und das ist noch
viel besser, als der Kämmerer es sich je ausgedacht hat. Er lernt nämlich
Jesus kennen und beginnt an ihn zu glauben. Damit verändert sich
sein Leben. Er hat plötzlich das wahre Leben gefunden, er hat Gott
richtig kennen gelernt. Am Ende der Geschichte steht: „Von Freude
erfüllt setzte er seine Reise fort.“ Was für ein Happy End.
Gott will dir auch diese Freude schenken. Es ist die Freude
darüber, mit Gott unterwegs zu sein. Zu wissen, mit Gott bin ich
auf der sicheren Seite. Geh auf Gott zu, stell ihm deine Frage und
sei nicht enttäuscht, wenn sie anders beantwortet werden, als du es
erwartet hast. Aber du darfst dir sicher sein, Gott kommt dir
entgegen. Erinnert euch nochmals an den Vers aus dem Spiel: Gott
sagt: „Wenn du mich von ganzem Herzen suchen wirst, will ich mich
von dir finden lassen.“
Amen
Chris Trieb
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