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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  27.04.2008  über  Matthäus 14, 22 - 34  -
 
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Ihr Lieben,

meine Tochter Heinke, jetzt bald acht Jahre alt, fragte mich vor ein paar Tagen:

Warum werden im Kindergottesdienst immer nur Geschichten erzählt, die ich schon kenne?

Das Problem ist klar – und verschärft sich, je älter wir werden:

Die Anzahl der biblischen Geschichten ist begrenzt. Warum noch hinhören, wenn man schon weiß, wie es ausgeht? Wie eben – bei dieser Geschichte vom Gehen auf dem Wasser. Was kann uns das noch sagen?

Nun ist die Bibel anders als andere Bücher: diese Geschichten wollen nicht unterhalten. Sie wollen herausfordern und trösten. Denn sie erzählen nicht etwas Beliebiges, sondern hier kommen Menschen zu Wort, die etwas bezeugen:

Der lebendige Gott hat in mein Leben eingegriffen. Sichtbar und konkret.

Um eine bezeugte Erfahrung geht es – um echtes Leben. Und deshalb dürfen wir erwarten: so wie damals kann und will Er es wieder tun. Deshalb mag eine Geschichte bekannt sein – alt und unwichtig wird sie deshalb noch lange nicht. Es geht hier um eine Grunderfahrung. Um etwas, das sich wiederholt. Deshalb lohnt sich das Hinhören.

Nach einem langen Tag schickt Jesus die Jünger ins Boot – um nach Hause zu rudern. Er selbst bleibt zurück. Er betet auf dem Berg oberhalb des Ufers.

Wir waren ja vor vier Wochen dort – am Nordufer dieses Sees in Galiläa.

Wir standen auf jenem Berg und wenn man da steht, dann hat man das, was in der Bibel erzählt wird, ganz klar vor Augen. Wenn in jener Nacht der Mond geschienen hat, dann konnte Jesus ganz genau sehen, wie es den Jüngern ergeht. Sie bekommen Gegenwind und mühen sich ab. Bis heute haben die Windverhältnisse sich nicht geändert. Sie wollten nach Osten – und abends, wenn es auffrischt, dann kann das schwierig werden.

Darum schafften sie es nicht, ihr Ziel zu erreichen. Der Wind und die Wellen sind ihr Problem.

Und dann – gegen Morgen - geht Jesus auf den Wellen zu ihnen.

Er steht auf den Wellen – für ihn sind sie kein Problem.

Dies erfordert eine Erklärung auf zwei Ebenen: real scheint es so zu sein, dass Jesus, der Sohn Gottes, sehr souverän mit den Naturgesetzen umgehen konnte. Unerhört aber vielfach bezeugt. Nur: bitte baue niemand darauf seinen Glauben!

Die Bedeutung dieses Geschehens geht über das Spektakel weit hinaus: Jesus steht über den Wellen. Das ist die Grunderfahrung der Jünger, die sie immer wieder machten. Jesus ist der Herr all dessen, was Dich bedroht!

Was Dir das Leben schwer macht und was dich konkret hindert, das Ziel zu erreichen, das du dir vorgenommen hast.

Die Jünger hatten mit Widerstand zu kämpfen – und kommen einfach nicht dorthin, wohin sie wollten. Und das, wo sie verstanden hatten: Jesus hat sie losgeschickt.

Und dann entdecken sie:

Was für sie ein Problem ist, da steht Jesus drüber! Ihn hindert das nicht!

Erst mal kriegen sie einen Mordsschreck: Scheinbar kommt noch ein Problem auf sie zu. Noch etwas, was ihnen Angst einjagt. Manchmal ist man ja so gefangen, dass man selbst das als störend empfindet, was einem helfen könnte. Ihr Misstrauen lässt sie zusammenzucken und macht sie blind für Jesus.

Mitten drin – geradezu auf dem Höhepunkt der Ereignisse, stellt Jesus diese Frage: „Hast du so wenig Glauben, Petrus? Vertrau mir doch!“

Jesus lädt ein zum Vertrauen. Damit haben wir heute eingeladen.

Vertrauen ist besser! Damit haben wir uns im Vorbereitungskreis beschäftigt.

Und wir haben gemerkt: Es ist alles Andere als leicht, diesem Satz von Herzen zuzustimmen. So viele Aber – Sätze springen uns gleich an.

Aus der Arbeitswelt hören wir:

Mit Vertrauen geht gar nichts! Die Kassiererinnen in den Supermärkten werden per Kamera überwacht, alle Naselang wird noch ein neuer Kontrollbogen eingeführt. Jeder Schritt wird dokumentiert.

Controlling ist in vielen Firmen heute eine eigene Abteilung – und beileibe nicht die Kleinste!

Vertrauen ist besser? Träum weiter! höre ich von den Erwachsenen, die vor allem an ihren Beruf denken. Das Gegenteil von Vertrauen ist gang und gäbe.

Auf der anderen Seite: das ist nur ein Teil der ganzen Wirklichkeit.

Wir kennen Bereiche, wo es ohne Vertrauen gar nicht geht – oder nur sehr schwer:

Es tut einfach gut, mit Menschen zusammen zu sein, auf die man sich verlassen kann. Wir brauchen das auch!

Wer niemandem vertraut, von dem ziehen sich die meisten Menschen schnell zurück.

Gerade wenn man viel Stress hat, verkrampft man sich schnell – und schafft es kaum, innerlich ruhig zu bleiben, weil die Sorgen in einem fressen.

Wie gut tut es, wenn dann einer hören kann: „Mach dir keine Sorge! Auch wenn Du eine große Last tragen musst. Ich helfe Dir dabei!“

Das ist eines der Versprechen Gottes in der Bibel:

Er hilft dem, der schwer zu tragen hat.  Darauf sollten wir vertrauen.

Dann geht’s leichter! – Echt wahr!

Und uns fielen die Kinder ein – die Jesus ja als die wahren Glaubenslehrer bezeichnet hat.

Was passiert bei Ihnen zu Hause eigentlich, wenn es an der Tür klingelt?

Also, meine Kinder sind jedes Mal völlig aus dem Häuschen und reißen sich darum, wer aufmachen darf. Besuch – das ist immer spannend und aufregend.

Ich selber ertappe mich beim Gedanken: Wer ist das denn nun wieder? Wer stört?

Und bei alten Leuten – da wird erstmal durch den Spion gelinst – dann werden die Ketten gelöst und die Tür wird einen Spalt weit geöffnet.

Man weiß ja nicht, wer da vor der Tür steht!

Kinder haben es offenbar leichter mit dem Vertrauen – und sie scheinen dabei ganz glücklich zu sein.

Warum? Sie sind offenbar noch mehr angefüllt mit der Grunderfahrung:

„Ich komme nicht zu kurz; Es geht mir gut.“

Neulich war meine Familie für ein paar Tage in Holland. Es hat die ganze Zeit geregnet. Und so waren die Erwachsnen entsprechend frustriert.

Unser Sohn Till dagegen erzählte mit leuchtenden Augen: Es war super!

Warum? Warum konnte er ganz unbefangen das sehen, was trotz des Regens einfach gut war – das Schwimmbad. Die Gemeinschaft mit den Cousinen.

Ihm reichte das, weil er, glaub ich, mehr Vertrauen hat.

Vertrauen macht es leichter, das Gute im Leben zu entdecken.

Misstrauen färbt unser Leben dunkel ein – und kann uns krank machen.

Misstrauen lässt schneller den Mangel spüren – Misstrauen ist im Tiefen auch ein Ausdruck von Gottlosigkeit.

Während Vertrauen nichts Anderes ist als ein anderes Wort für Glauben.

Simon Petrus machte es vor: er vertraute Jesus – solange er Blickkontakt hatte. In dem Moment, wo er auf die Wellen schaute, begann er zu sinken.

Das Vertrauen, zu dem ich heute ermutigen will, ist nicht einfach das Motto:

„Kopf hoch! Das wird schon!“ Das wäre tatsächlich etwas naiv oder blauäugig.

„Schau weg von dir und deinen Grenzen! Schau auf Jesus! Er ist Herr über das, was Dir Angst macht. Darum geht es beim Vertrauen.

Die Geschichte endet mit einer versteckten Pointe: am Ende gelangen die Jünger in ihrem Boot gar nicht dorthin, wo sie eigentlich hin gewollt hatten: sie kommen nach Ginossar – am Westufer. Dabei sollte die Fahrt nach Kapernaum gehen – am Nordostufer. Jesus ist bei ihnen – das ist wichtiger.

Können wir auch das übertragen? Gelingt uns auch nicht immer, was wir vorhaben?

Sind wir heute auch nicht da, wo wir eigentlich hin gewollt hatten? Entscheidend ist: Haben wir Jesus im Boot?

Dann können wir getrost annehmen, wie es ist.

Amen!                                          Björn Heymer