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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  21.03.2008  über  Jesaja 53, 1 - 12
Karfreitag   -
 
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Ihr Lieben,

am Karfreitag kann man am Besten erfassen, was den Architekten dieser Kirche bewegt hat: er hat diesen Raum konsequent für diesen Tag gestaltet.

Kanzel, Altar, Kreuz und Taufbecken in schwarz – und alle ruhen auf der Form des Kreuzes.

Kein Schmuck auf dem Altar.

Alles deutet auf Trauer. Und zugleich auf das Großartige, was Jesus für uns erlitten hat.

Jahre später sind ja die Bilder mit dem Philippus – Zyklus dazugekommen.

In einer Hinsicht greifen sie die Grundausrichtung der Kirche unmittelbar auf:

In den unteren fünf Bildern wird die Geschichte einer Begegnung erzählt.

Ein reicher Afrikaner kam auf seiner Suche nach Gott nach Jerusalem.

Was man ihm dort gab, war ein Buch.

Nicht irgendein Buch – das Buch des Propheten Jesaja.

Gleich auf zwei Bildern sehen wir ihn mit diesem aufgeschlagenen Buch.

Wer die Geschichte kennt, der weiß, auf welcher Seite dieses Buch aufgeschlagen ist:

Es ist das Kapitel 53 – das Lied vom leidenden Knecht Gottes.

Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich.

Er hatte keine Gestalt und Hoheit.

Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.

Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit.

Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg;

darum haben wir ihn für nichts geachtet.

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.

Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.

Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet

und um unsrer Sünde willen zerschlagen.

Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,

und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg.

Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.

Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf

wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird;

und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.

Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen.

Wer aber kann sein Geschick ermessen?

Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen,

da er für die Missetat meines Volks geplagt war.

Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern,

als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat

 und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.

So wollte ihn der HERR  zerschlagen mit Krankheit.

„Von wem redet der Prophet? Spricht er von sich selber? Oder von jemand Anderem?“

So fragte der Afrikaner seinen zufälligen Reisebegleiter Philippus.

Und dann begann Philippus, ihm von Jesus zu erzählen.

Dabei hat er sicher auch weiter gelesen bei Jesaja:

Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat,

 wird er Nachkommen haben und in die Länge leben,

und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.

Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben.

Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte,

den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.

Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben,

und er soll die Starken zum Raube haben,

dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist

und er die Sünde der Vielen getragen hat  und für die Übeltäter gebeten.

Die beiden letzten Bilder  zeigen, wie diese Geschichte ausging:

Er ließ sich taufen und zog seiner Straße fröhlich.

Was wäre das für ein Karfreitag, wenn hier heute jemand froh werden könnte!

So froh, dass er jubelnd und vielleicht tanzend unsere Kirche verlassen würde.

Natürlich – Karfreitag ist ein sehr ernster und stiller Tag.

Heute denken wir besonders an das grausame Sterben am Kreuz. Die Liturgie ist immer stiller geworden. Ab gleich schweigt die Orgel. Und wir tun gut daran, vor Gott unserer eigenen Schuld nicht auszuweichen.

Als wir vor einer Woche Schulgottesdienst gefeiert haben, da hab ich die Kinder eingeladen, mit einem Hammer einen Nagel in ein Kreuz zu schlagen.

Aber es sollte nur der tun, der sich einer Schuld bewusst ist.

Einige kamen – Andere nicht.

Wir sind heute zum Abendmahl eingeladen. Auch hier gilt das Gleiche:

er ist um unsrer Missetat willen verwundet

und um unsrer Sünde willen zerschlagen.

Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,

und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Wer da im Geist seinen Namen drunter schreibt, der ist willkommen.

Nur: der Gang an den Tisch des Herrn ist kein Bußgang!

Sondern eine wunderbare Befreiung. Hier gibt es Vergebung!

Hier kannst Du echt neu anfangen. – So, als wäre das Dunkle in deinem Leben nie geschehen.

Gegen alle ach so wahre Einrede gilt das. Ja, natürlich brauchen wir uns nicht einzubilden, als sei mit dem einfachen Teilnehmen am Abendmahl auf einmal alles wieder gut.

Natürlich braucht es mehr. Ein tiefes Erkennen seines falschen Weges. Vermutlich auch eine ausgesprochenen Versöhnung, wo man an jemandem schuldig geworden ist.

Womöglich muss man auch wieder gut machen, was man Böses getan hat.

Steuern nachzahlen, gestohlenes Gut dorthin zurückbringen, wo es hingehört.

Einen Schaden reparieren, den man angerichtet hat. Oder etwas im Gespräch zurechtrücken, was man bewusst falsch gesagt hat.

All das kann heute oder morgen noch dran sein – wer mit ehrlichem Wunsch nach Vergebung zu Jesus kommt, den wird der Geist Gottes dann auch weiter leiten.

Nur: auch dieser tag heute ist vor allem dies: ein Tag des Sieges!

Was die Augenzeugen damals noch nicht sehen konnten: die Macht des Bösen ist besiegt!

Denn das Böse versucht, die Menschen niederzudrücken, indem es zur Sünde verführt – und dann den Sünder an den Folgen seiner Schuld tragen lässt.

Dagegen hat Gott dies gesetzt:

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.

Deshalb feiern wir heute ein Fest der Befreiung.

Unsere Krankheit – hinter dieser Bildsprache steht die Vorstellung:

Krankheit und Schmerzen sind Strafe Gottes – Strafe für ein falsches Verhalten.

Wir wissen heute, dass so eine Deutung oft zu kurz greift – und brauchen darüber auch nicht zu urteilen. Nur: verstehen sollten wir, was Jesaja meinte: die Folgen von falschen Verhalten – die trägt ein Anderer. Der Knecht Gottes.

Knecht und Sohn – das ist im Griechischen dasselbe Wort.

Für die ersten Christen, die ihre Bibel auf griechisch lasen, war völlig klar:

Hier kann nur Jesus, der Sohn Gottes gemeint sein.

Und tatsächlich: was Jesaja beschreibt, das hat Jesus buchstäblich verkörpert:

Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf

wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird;

und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.

Philippus konnte sehr anschaulich von Jesus und seiner unfairen Verhandlung erzählen.

Und der reiche Afrikaner machte die erstaunliche Entdeckung:

Er hatte ein Buch in der Hand – von einem Autor, der vor über fünfhundert Jahren geschrieben hatte. Und nun erfüllte sich genau das, was vorhergesagt worden war.

Das hat ihn überzeugt. Aber hat das gereicht, dass er sich taufen ließ?

Philippus hat sicher noch einige Seiten weiter mit dem Afrikaner gelesen.

Und ist in Kapitel 56 auf zwei Sätze gestoßen, die dem Afrikaner genau ins Herz sprachen:

der Fremde, der sich dem HERRN zugewandt hat, soll nicht sagen:

Der HERR wird mich getrennt halten von seinem Volk.

Und der Verschnittene soll nicht sagen: Siehe, ich bin ein dürrer Baum.

Denn so spricht der HERR: Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und erwählen, was mir wohl gefällt, und an meinem Bund festhalten,

denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben; das ist besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll.

Das genau war das Problem des Afrikaners. Er war ein Verschnittener, ein Eunuch.

Er konnte keine Kinder zeugen – und hatte deshalb nach Überzeugung der Juden keinen Platz im Tempel.

Wohl aber in der Gemeinde der Christen! Der Knecht Gottes, Jesus starb auch für ihn.

Er durfte genauso dazu gehören. Ja, Gott hatte speziell für ihn eine großartige Verheißung.

Das ging ihm direkt ins Herz. Und hat ihn überwältigt.

Du darfst kommen, so wie Du bist.

Der Äthiopier ist einer, der das Angebot zur Versöhnung angenommen hat.

Heute sind wir eingeladen – Brot und Wein im Glauben zu empfangen am Tisch Jesu und dann fröhlich unserer Straße zu ziehen.

Amen!

Björn Heymer