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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  16. 03. 2008  über  Johannes 12, 12 -19 -
 
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Predigt Joh 12,12-19 Palmsonntag in K-Raderthal

Thema: was es in der Karwoche zu feiern gibt. Palmsonntag – mit diesem Sonntag beginnt sie, die sog. Stille Woche oder auch die Karwoche. Kar kommt von ahd. Klaren, trauern. Karfreitag – Feiertag. Der höchste Feiertag der Protestanten – hieß es früher mal. Was gibt es da zu feiern?

Heute, Palmsonntag: Jesus zieht auf einem Esel als König in Jerusalem ein. Das ist seine Art und Weise geblieben bis heute. Er kommt auf Eseln und Eselinnen geritten; überall hin. (Lektor/in; Prediger) Hat er Sie auch schon mal als Esel/in benutzt? Wie war das?

Jesus kommt als König der ganzen Welt und doch reitet er ‚nur’ auf Eseln, unscheinbar, niedrig, übersehbar, überhörbar. Ohne große Machtdemonstration, kein Papamobil, keine militärischen oder protokollarischen Ehren, kein ausgerollter roter Teppich und keine Bodyguards. Sanftmütig kommt er nach Jerusalem, die Hauptstadt. Hier muss die Entscheidung über seine Herrschaft, die endgültige Machtfrage fallen. Es ist der Weg ins Leiden, in die Niedrigkeit, ans Kreuz. Im JohEv klingt auch ein anderer Ton an: V 14. Das ist alles andere als wehleidig. Das ist nicht die Haltung eines Menschen, der nicht weiß, was er will. Hier kein Enttäuschter, kein Frustrierter. Der hat nicht resigniert aufgegeben angesichts der Dummheit und Ablehnung der Menschen. Jesus weiß nach dem JohEv genau, was auf ihn zukommt. Bei Mt klingt es etwas anders: der Herr bedarf ihrer… Im JohEv reagiert Jesus nicht; er wird als souveräner Herr der Ereignisse beschrieben. Er begibt sich nach Jerusalem. Er begibt sich in die Hände der Menschen. Er geht aktiv auf sein Kreuz zu. Er ist in der ganzen PG niemals überrascht über den Gang der Ereignisse. Er ist auch auf dem Weg ans Kreuz der Herr der Lage. Bei der Gefangennahme heißt es: jetzt ist die Stunde da! Als Petrus ihn verteidigen will und dem Knecht des Hohenpriesters ein Ohr abhaut, wird der König der Sanftmut sichtbar. Steck dein Schwert in die Scheide! – Soll ich den Kelch nicht trinken, den der Vater mir gegeben hat? (19,11) Das ist das Bild von Jesus, unserem König: erniedrigt bis zum Äußersten und doch souveräner Herr.

Genauso ist sein Evangelium bis heute. Er hält durch die Worte der Prediger/innen, auch durch die Worte derer, die in Hauskreisen eine Bibelauslegung bringen niedrig, oft mickerig und allzumenschlich Einzug in die Welt, in dein Herz. Das Wort ist Spielball irdischer Mächte, Spielball der Meinungen und Ideologien, Spielball der Moralisten und Politiker. W Jens: die freie Rede verträgt sich mit keiner Form der Diktatur und gewaltsamen Machtausübung! Das Evangelium wird nie abhängig. Man kann den Boten/Botinnen des Evangeliums eins niemals nehmen: die königliche Freiheit. Denn das Evangelium läuft, wie Gott es will! Es wird niemals abhängig von Diktatoren und Gottesleugnern. Erinnerung an die Zeit der Bekennenden Kirche / Führerprinzip – DDR Regime. Es kommt souverän zum Ziel, auch hier bei uns in Köln. So wie es dem König der Herrlichkeit ergeht, so ergeht es seinem Wort und seiner Gemeinde: abhängig, verspottet, Spielball der Mächte und gleichzeitig unabhängig, souverän und frei!

Der Einzug in Jerusalem geschieht wenige Tage vor der Kreuzigung, aber auch wenige Tage vor Ostern, vor der endgültigen Einsetzung Jesu zum König der ganzen Welt. Wer den Tod für das letzte Wort hält; wer im Leiden und Sterben einen Bereich sieht, in dem Gottes Macht zu Ende ist, für den/die ist der Einzug Jesu in Jerusalem ein grausiger Irrtum. Wer aber vom JohEv lernt, das Kreuz Jesu als den Siegesort Gottes über alle Mächte der Finsternis zu glauben; wer den Durchblick bekommen hat, dass Golgatha keine peinliche Pleite eines religiösen Helden war, sondern Erlösungsprogramm Gottes und wer hinter der grausamen Hinrichtung bereits die aufsteigende Ostersonne sehen kann, der/die wird in diesem Einzug Jesu den Beginn seiner Inthronisierung sehen. JohEv: es ist gut für die Welt, für dein und mein dunkles Herz, dass Jesus diesen Weg ans Kreuz geht. Wer in diesen Tagen der Passionszeit das neu glauben lernt, was die Passionslieder unermüdlich betonen: für mich bist du ans Kreuz gegangen, für den/die steht der Jubel des Volkes, die Huldigung des Königs auf dem Weg zum Thron der Macht genau an der richtigen Stelle. Es ist gut für uns alle, wenn wir uns nicht eher zufrieden geben, bis der Jubelruf (13) auch aus unserem Herzen diesem König entgegen schallt.

Das Volk sieht zwar die Zusammenhänge der Heilsgeschichte Gottes nicht. Sie rufen später bei Pilatus: kreuzige. Das wird dem Volk immer wieder vorgeworfen. Beides ist nötig. Der Jubel ist die angemessene Form, den Herrn zu empfangen. Und das ‚Kreuzige’ führt zu ihrem Heil. Sie wissen zwar nicht, was sie tun als sie jubeln und als sie schreien. Aber wie die Kinder im Tempel getrieben vom Geist Gottes Jesus zujubeln, so gilt es auch von den Leuten auf der Strasse und auch von unserem Gesang: aus dem Munde der Unmündigen hast du, Gott, dir selbst das Lob zubereitet.

Bei diesem Jubel handelt es sich nicht um Fangebrüll oder oberflächliche Freude an guten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Hier entsteht ein Lobgesang, der immer da aufklingt, wo  Menschen dem lebendigen Gott begegnen und ihre Sehnsucht nach Leben gestillt wird. (Ich arbeite z.Zt. an einer wissenschaftlichen Untersuchung der Universität Greifswald mit zur Frage: wie kommen Erwachsene heute zum Glauben? Ich habe ein Interview mit einer Frau geführt, die von sich sagte, dass sie sich auf die Suche nach dem Glauben gemacht und ihn neu entdeckt habe. Was sie denn bewogen habe, diese suche aufzunehmen? Leuchtendes Glück auf dem Gesicht des Kindes bei der Taufe è das will ich auch…) Der einziehende König erfüllt keine vorläufigen, irdischen Wünsche. Er stellt keine vollkommene Gesellschaft her. Er verspricht keinen Reichtum für alle und dauerhafte Gesundheit. Er gibt das, was alle Menschen auf der Erde brauchen: Heil, untrennbare Liebesgemeinschaft mit dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Er stillt mit seinem Kommen in das Herz eines Menschen das Sehnen nach Liebe und Geborgenheit. Das Lob darüber bereitet Gott selbst auf den Lippen des Volkes zu. Das ist der Sinn unseres Daseins: ihn, unseren Gott, zu loben und zu preisen für das, was er an uns und für uns getan hat. Wo er einzieht, entsteht das Lob. Es ist nicht möglich, dass ein Mensch Jesus aufnimmt und gleichzeitig in der Dunkelheit und im Misstrauen befangen bleibt.

Das, LG, ist der Sinn von Kirche, die missionarische Volkskirche sein will und sein soll. Mission bedeutet nichts anderes, als dass der König, der leidende und siegende Gottesknecht durch sein Wort bei den Menschen einzieht. Nichts anderes ist das Ziel der Mission: alle Menschen sollen in dieses Gotteslob einstimmen. Manchen Christen scheint dieses Ziel zu gering zu sein. Man spricht daher von Stabilisierung der Kirchen - Mitgliedschaft; von wachsenden Gemeinden. Dabei geht es gar nicht um die Kirchen. Es geht um den König! Wo er Einzug hält, können wir nicht anders, als ihn zu loben und ihm mit unserem Leben die Ehre zu geben. Wir erfahren: er ist der König der ganzen Welt. Er beauftragt mich, das jedem Menschen in Raderthal, in Köln oder in Shanghai oder sonst wo auf der Welt mitzuteilen. Man kann nicht ihm zujubeln und hier im GD feierlich singen: Ehre sei Gott in der Höhe… und die Welt nicht für seine Herrschaft ‚erobern’ wollen. Wer anfängt, Jesus zu loben, der/die gibt keine Ruhe, bis die Welt in dieses Lob einstimmt. Wir können doch nicht Jesus anbeten und die Menschen um uns herum, die Welt tatenlos anderen Herren und Mächten überlassen.

Beispiel: JH Wichern / vor 200 Jahren in Hamburg; Raues Haus gegründet. Er sah um sich herum erschütternde Bilder von Armut, Trunksucht, Prostitution, Zerrüttung, und besonders: unfassliche Kinderschicksale. Er nahm sich der Not seiner Zeit an, indem er sog. Rettungsanstalten gründete mit einem klaren, an der Liebe Christi ausgerichteten pädagogischen Konzept. Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen, muss die Kirche zu den Menschen kommen! lautete sein Wahlspruch. Er ging mit der Gründung von freien Vereinen der gläubigen Gemeinde in die von herkömmlicher kirchlicher und sozialer Arbeit unerreichten Gebiete – und zwar ganzheitlich: er verband die soziale Rettungsarbeit mit einer evangelistischen Bemühung etwa durch die Verkündigung auf Marktplätzen und in Gasthäusern. Inspirierend für uns bleibt Wicherns Begeisterung von JC und seine Orientierung an ihm; seine Leidenschaft für die geringsten Brüder und Schwestern Jesu; sein praktischer, innovativer Sinn; seine suchende und rettende Liebe zu allen Verlorenen und die Überzeugung, dass Christsein keine Privatsache ist.

Die Frage an uns heute hier heißt: kann der König auf dem Esel, kann die Karwoche mit dem Bild des leidenden und gekreuzigten Heilandes uns neu das Herz abgewinnen? Was hindert uns, ihn mit unserem ganzen Leben, mit Herzen, Mund und Händen zu loben? Wäre das nicht eine lohnende Aufgabe für uns: bei allen sich bietenden Gelegenheiten den Einzug des Königs zu proklamieren und andere zum Loben zu verlocken?

Hermann Kotthaus