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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  Neujahr 2008  über  Johannes 14, 19
Jahreslosung 2008 
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Ihr Lieben,

Johannes war der Mensch, der Jesus zu seinen Lebzeiten am nächsten gestanden hat.

Johannes hat der Kirche und uns etliche ganz kostbare Beschreibungen und Worte von Jesus erhalten, die von den anderen Evangelisten so nicht berichtet werden.

Und gerade weil Johannes und Jesus einander so nah gestanden haben, geht es da vielfach um die Innerlichkeit der Beziehung zu Jesus.

Vier Kapitel seines Evangeliums enthalten allein die Dinge, die Jesus kurz vor seinem Tod noch zu sagen hatte. Seine ganz intensive Vorbereitung der Jünger auf die Trennung.

Es ist so etwas wie ein Vermächtnis.

Die Jahreslosung für das kommende Jahr ist ein Satz aus diesem Vermächtnis unseres Herrn:

„Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht sehen.

Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Johannes 14, 19

Meine Tochter und ich lesen gerade das Buch „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren.

Sie hat es sich ausgesucht. Ich kannte es vorher nicht. Jetzt lese ich es ihr abends vor.

Keine leichte Kost. Astrid Lindgren bewegt darin ein sehr ernstes Thema:

Sie hatte auf Friedhöfen wiederholt die Gräber von Geschwistern gefunden –

Kindern, die nie erwachsen werden konnten, sondern früh starben.

Bei den Brüdern Löwenherz ist es so: Karl, der Jüngere, ist kränklich.

Die Erwachsenen ahnen, dass er bald wird sterben müssen.

Aber niemand redet mit ihm darüber. Bis auf einen – sein älterer Bruder Jonathan.

Der erzählt ihm von dem wunderbaren Land Nangijala – in das man kommt, wenn man diese Welt verlässt. Jonathan beschreibt dieses Land Nangijala so wunderschön, dass es den Kleinen tröstet – und ihm die Angst vor dem Sterben nimmt.

Aber dann geschieht etwas Unerwartetes. Ein Feuer bricht im Haus aus – und der kranke Karl droht, in den Flammen umzukommen.

Jonathan rennt so eben noch hinein – zu seinem Bruder.

Der Rückweg ist versperrt – es bleibt nur noch der Sprung aus dem Fenster.

Da nimmt er seinen Bruder in den Arm und springt. Karl ist gerettet.

Aber: der Retter stirbt – seine letzten Worte sind an den Bruder gerichtet:

Wir sehen uns bald in Nangijala.

Und tatsächlich – kurz darauf stirbt auch der Bruder an seiner Krankheit.

Und die Geschichte nimmt ihren Lauf im Land Nangijala.

Astrid Lindgren ist heftig kritisiert worden wegen dieses Buches.

Darf man so über Sterben und Tod reden?

Bringt so was nicht Kinder auf die Idee, sich selber das Leben zu nehmen?

Jesus redet auch ganz offen über das Sterben – und davon, dass dann das Leben erst beginnt.

Nur noch einen kurze Zeit und die Welt wird mich nicht mehr sehen.

Und sie werden glauben, sie hätten mich besiegt.

Sie werden glauben, es sei erledigt, ich sei erledigt. Wie naiv Menschen doch sind.

Ich sage Euch: lasst Euch nicht vom Augenschein täuschen! Ich lebe – jetzt, das seht ihr ja.

Und ich werde auch dann leben, wenn ihr mich nicht mehr mit den Augen seht.

Der Tod ist nicht das Ende – er ist der Anfang vom Eigentlichen.

Das werdet ihr sehen – nicht mit den Augen, wohl aber mit dem Herzen

So redet Jesus von der Wirklichkeit des Jenseits.

Nur: Wie geht das? Können wir das überhaupt – Jesus sehen, der doch tot ist?

Nein, können wir nicht. Unsere Augen sind Augen der Vergänglichkeit – und taugen nur für Vergängliches. Die Ewigkeit können wir nur wahrnehmen mit dem Organ der Ewigkeit.

Und dieses Organ haben wir nicht.

Jesus nennt dieses Organ der Ewigkeit den Tröster.

Er ist eine Person – der Tröster. Der Geist der Wahrheit.

Wenn der kommt in das Leben eines Menschen, dann gehen einem die Augen auf.

Dann sehen wir die andere Wirklichkeit.

Dann sehen wir, was Jesus immer gesehen hat:

dass die sichtbare Welt nur ein kleiner Teil des Ganzen ist.

Dass Leben mehr ist als atmen und hier auf der Erde überleben.

Jesus lebt – das war in den 70er Jahren ein Slogan in frommen Kreisen, der aufgerüttelt hat.

Paul Deitenbeck, damals Pfarrer in Lüdenscheid hat ihn wohl so formuliert.

Es gab eine Anstecknadel – und Viele haben sie getragen.

Eigentlich wäre es gut, diese Nadel für das kommende Jahr wieder zu beleben.

Jesus lebt! Das sollten alle wissen.

Jesus ist heute lebendig – nicht als ein Gedanke oder eine Quelle guter Regeln fürs Leben.

Sondern als Person. Als der Sohn des himmlischen Vaters.

So weit, so gut.

Nur: Jesus fährt dann nicht fort: Ich lebe, also, nun macht mal.

Nun baut Gemeinde in meinem Namen. Nun beherzigt meine Lebensregeln.

Oder so etwas. Das sagt Jesus nicht! Nein – er sagt schlicht dies: Ihr sollt auch leben!

Das bedeutet hier nicht: Genießt das Leben. Lasst es Euch gut gehen. Habt was vom Leben.

So könnte man das ja hören.

Nein. Jesus vergleicht etwas: so, wie ich jetzt sterbe und doch lebe – so sollt auch ihr sein.

Auch euer Leben wird in den Augen dieser Welt das Leben von Verlierern sein.

Ja, ihr werdet euer Leben genauso verlieren wie ich.

Und dann kommt das, was ich Leben nenne! – sagt Jesus.

Mir fallen einige andere Worte Jesu ein, die so ähnlich klingen:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt, und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ Johannes 11,25f

Auch dieser Satz macht nur Sinn, wenn Leben was anderes meint als das, was wir denken.

Wenn Leben meint: in Beziehung zu Gott sein. Diese Beziehung kann kein Sterben abreißen.

Darum geht es.

Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. Markus 8,35 – noch so ein Satz.

In der Rundschau war gestern der Satz als Neujahrswunsch: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Matth 16, 26

Jesus rückt die Maßstäbe dieser Welt zurecht – was wir hier Leben nennen, das ist nicht ganz so wichtig, wie wir meinen. Es vergeht mit diesem Leben.

Mehr nicht. Bestand vor Gott hat es nicht.

Warum sagt Jesus das? Warum betont er es immer wieder?

Weil Er uns verlocken will. Verlocken dazu, unser Leben einzusetzen.

Nicht nur für uns selber zu leben, sondern uns selber hinzugeben in den Dienst für Andere.

Das hat Jesus selber getan, als er ans Kreuz ging.

Ihr sollt auch leben – das meint also: Macht es wie ich! Das ist Eure Berufung: Hingabe.

Gestern habe ich von einer ganzen Reihe von Herausforderungen gesprochen.

Herausforderungen, die ich für die Philippus – Gemeinde sehe.

Ihr sollt auch leben – das heißt für mich: Ihr sollt Euch auch hingeben, wie Jesus es tat.

Wie gut, dass Jesus nicht erwartet, dass wir dies aus eigener Kraft tun.

Das könnten wir gar nicht. Es käme nichts Gutes dabei heraus.

Sondern der Geist Gottes ist es, der in uns wirkt. Er wird uns leiten.

Er wird uns trösten und auch die richtigen Ideen geben.

Die Jünger haben nach Ostern erstmal gar nicht viel getan:

Sie haben sich zum Gebet getroffen und das notwendige Organisatorische erledigt.

Nämlich den frei gewordenen Platz im Kreis der Apostel neu besetzt –

Wir besetzen den Platz im Presbyterium neu.

Und dann – dann lasst uns offen sein für die Leitung durch den Geist.

Amen!

Björn Heymer