Predigt am 25.12.2007 über Psalm
24 -
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Ihr Lieben
Es gibt ein
Thema im Laufe des Kirchenjahres, das kommt zweimal vor:
das ist der Jubel
einer großen Menge über das Kommen Gottes in Jesus.
Dieser Jubel erklingt
an dem Tag, als Jesus auf einem Esel nach Jerusalem einreitet.
Die Menge empfängt
ihn als den wahren König, der von Gott gesandt ist.
Und in denselben
Jubel stimmen wir ein in der Weihnachtszeit.
Schon am ersten
Advent singen wir das Lied:
„Macht
hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der
Herrlichkeit.“
Heute feiern wir
genau dies: Der König aller Königreich ist gekommen.
Dieses Lied ist das
älteste Weihnachtslied überhaupt.
Es ist sogar älter
als Weihnachten und Advent. Der Text ist an die 3000 Jahre alt.
In einem Psalm in der
Bibel ist er erhalten – noch mit anderer Melodie.
Machet
die Tore weit – gemeint ist: weit
auf! - nicht nur einen Spalt!
Und
die Türen in der Welt hoch, damit der König der Ehre einziehe.
Das können wir uns
bei einem Stadttor am besten vorstellen.
Da wird das
Fallgitter ganz hochgezogen, wenn ein König einziehen will.
Der sitzt auf seinem
Pferd und braucht deshalb Platz.
Im Jahr 1898 hat der
damalige deutsche Kaiser einen Besuch in Jerusalem gemacht.
Die deutsche Erlöserkirche
– gleich neben der Grabeskirche erbaut – sollte eingeweiht
werden. Als Kaiser Wilhelm nach Jerusalem einzog, da reichte es
nicht einmal, die Tore ganz aufzumachen. Auf Befehl des Sultans
wurde neben dem Jaffa-Tor eine Bresche in die Stadtmauer geschlagen.
Weil das Tor selber zu eng war. Die Bresche ist bis heute geblieben.
Sie ist der sichtbare
Kommentar zu unserem Lied – nur eben für den falschen König.
Psalm 24 fährt fort:
Wer
ist der König der Ehre? Also: Wem
sollen wir die Türen gerne aufmachen?
Es
ist Jahwe – der Herr – stark und mächtig Jahwe – mächtig im
Streit.
Wenn in Israel der
Name Gottes gesagt wurde – dann wusste jeder gleich, wer gemeint
war.
Jahwe, das ist der
Gott, der Israel befreit und zu einem Volk gemacht hat.
Israel bekennt seit
alter Zeit drei Dinge:
Jahwe hat die Welt
gemacht – als der Schöpfer.
Jahwe hat Israel aus
der Sklaverei befreit – Er ist der Retter.
Jahwe ist der Starke,
der Israel immer wieder im Überlebenskampf beigestanden hat.
Diese drei Aspekte
kommen im Psalm vor. Es ist kein Zufall, dass wir hier zugleich das
Grundgerüst unseres Glaubensbekenntnisses finden.
1. Gott hat die
ganze Erde gemacht!
Damit fängt der 24.
Psalm an:
Die
ganze Erde gehört Jahwe! Der ganze Kreis der Erde und alle, die
darauf wohnen!
Denn Er hat den
Erdkreis über den Meeren gegründet.
Die erste Strophe im
Lied „Macht hoch die Tür…“
endet deshalb:
Gelobet
sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
Dass es der Schöpfer
ist, der da als Kind in der Krippe liegt, gehört zu den großen
Geheimnissen von Weihnachten.
Es ist angedeutet bei
Johannes, der sein Evangelium mit den Worten beginnt:
„Im
Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das
Wort. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen
seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes
vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Joh.1,1+14
2. Schuld und
Gerechtmachung – das ist das zweite Thema in Psalm 24:
Wer
darf auf des Herrn Berg gehen? Antwort:
Wer
unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist.
Der
wird Segen von Jahwe empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines
Heils.
Menschen haben eine
Sehnsucht danach, in der Nähe Gottes zu sein.
Und damit auch die
Sehnsucht: Wir möchten es
richtig machen – und können es doch nicht.
Wer kann das schon
von sich sagen? Dass er alles richtig macht in seinem Leben?
Ist diese Erkenntnis
eher frustrierend? – oder beschreibt sie doch ein mögliches Ziel.
Könnten wir nicht
doch richtig leben – so, dass wir bestehen können im Gericht
Gottes?
Nein und Ja zugleich:
Nein! Aus
eigener Kraft werden wir nie und nimmer so, dass wir – im Bild des
Psalms gesprochen - unschuldige
Hände haben und reinen Herzens sind.
Trotzdem Ja!
Ja, wir haben freien Zugang zum Berg Gottes – gerade weil das Kind
in der Krippe eben nicht nur ein süßes Kind geblieben ist.
Weil es Jesus ist,
der uns gerecht gemacht hat.
Hier wird klar, warum
gerade dieser Psalm in die Adventszeit gehört:
Er besingt das, was
Gott in seinem Sohn getan hat.
Jesus ist der, der
uns die Gerechtigkeit gebracht hat.
Mit ihm empfangen wir
den vollen Segen von Gott.
Jesus hat uns das
Heil erwirkt. Ganz und gar.
Darum endet die
zweite Strophe:
Gelobet
sei mein Gott, mein Heiland groß von
Tat.
3. Und schließlich
hören wir im Psalm 24 noch: Jahwe ist stark und mächtig.
Du
bist stark! Du, Jahwe, bist mächtiger als alle Mächte dieser Welt.
Weshalb diese
Betonung?
In den Psalmen reden
Leute, die umgeben sind von ganz anderen Stimmen.
Von Stimmen, die ihm
einreden wollen, sie hätten das Sagen.
Nach ihnen müsste
man sich richten.
Die Beter von Psalmen
waren und sind meistens die Schwachen.
Auch an Jesus
glauben, das tun häufig nicht die Starken, die Siegertypen, die
Gewinner.
Sondern gerade die
Anderen. Die keiner richtig haben will.
Für die nirgends der
richtige Platz zu sein scheint.
Die im Schatten leben
und Unrecht erleiden, ohne sich wehren zu können.
Wenn hier so stark
betont wird, dass Jahwe stärker ist, dann aus diesem Grund:
Es sind die
Schwachen, die diesen Psalm beten.
Die das Kommen des
richtigen Königs besingen, weil sie es dringend erwarten.
Die, deren letzte
Hoffnung Gott ist. Der Gott, der sich vielleicht erst am Ende der
Zeiten wird durchsetzen – aber dann ganz bestimmt!
Gelobet
sei mein Gott, mein Tröster früh und spat. Damit endet die
dritte Strophe im Lied.
Der Tröster – das
ist der Hinweis auf Gottes Geist, der in uns wirkt.
Der das Wunder
geschehen lässt, dass wir Schwachen uns stark fühlen können in
Ihm.
Gott ist es, der in
Jesus in die Welt kommt – das haben wir oft gehört.
So oft, dass wir das
Unerhörte darin gar nicht richtig bemerkt haben.
Ist Gott nicht überall?
– Er durchdringt doch die ganze Welt.
Wo muss er dann noch
einziehen?
Gott zieht nicht ein
in seinen Tempel! Macht die Türen in der Welt weit auf!
Es gibt Orte auf der
Welt, wo Gott nicht ist.
Das sind die Herzen
von uns Menschen. Sie sind die Orte der Gottlosigkeit in der Welt.
Wir müssen die Türen
zu unseren Herzen aufmachen. Damit Gott da einziehen kann.
Weihnachten ist das
Fest der Leute, die ihre Türen aufmachen.
Die nicht nur mal ein
Fenster öffnen, damit Gott vielleicht hineinschauen könne.
Sondern bei denen
Gott willkommen ist.
Was würden wir ihm
dort wohl zeigen?
Nur die aufgeräumten
Zimmer? Nur die Bereiche, mit denen wir zufrieden sind?
Macht alle Türen
weit auf! Lasst Gott ganz in Euer Leben.
Vor ihm braucht ihr
nichts zu verstecken – im Gegenteil:
Es kann uns ja gar
nichts Besseres passieren, als dass dieser Gott in unser Lebenshaus
kommt.
Denn Er ist der Schöpfer.
Er ist der Erlöser und Er ist der Stärkere.
Der Vater, der Sohn
und der Heilige Geist.
Nur eins tut Er
niemals: er verschafft sich nicht mit Gewalt Zugang.
Er wartet darauf,
dass wir die Türen aufmachen.
Aufmachen, das müssen
wir schon selber tun.
Wie das geht?
Indem wir Gott heute
ein dreifaches „Ja“ sagen.
Ja, ich glaube, dass Du der Schöpfer bist.
Ja, ich nehme es für mich an, dass Du für mein Heil vollständig
gesorgt hast.
Ja, du bist der Stärkere – stärker als alle Mächte dieser Welt.
Ich bete Dich an.
Heute und immer.
Amen!
Björn Heymer
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