Predigt am Heiligabend 2007 über Lukas
2, 3 - 7 -
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Ihr Lieben,
Aufwachen!
Aufwachen! Wer kann denn da noch schlafen?
Oder
wollt Ihr etwas das Wunder Gottes verschlafen?
Mit diesem Ruf rannte
also der Wirt los, um seine anderen Gäste zu wecken.
Und die Hirten, um es
allen zu sagen.
Wie kann man da noch
schlafen, wo doch das Kind geboren ist?
Dieses eine, ganz
besondere Kind.
Als Jesus geboren
wurde, da hat das zunächst mal kaum einer gemerkt.
Eine Geburt wie Viele
– na und?
Trotzdem: wer an die
Krippe trat, der konnte sich wohl nicht dem Zauber entziehen, der
von diesem Kind ausginge. Eine Art himmlischer Glanz, der Herzen anrührte.
Wie wäre es sonst zu
erklären, dass es einen ganze Reihe von Menschen gab, die zur
Krippe kamen. Obwohl niemand die Eltern kannte – dort in
Bethlehem.
Die Einen hatten den
Himmel beobachtet – und
sind aufgebrochen, als der Stern erschien.
Und Hirten wurden aus
dem Schlaf gerissen durch einen Engel.
Unser Wirt kam schließlich
auch in den Stall, weil eben ständig jemand klopfte.
Lauter Fremde – die
eigentlich gar nichts mit diesem Kind zu tun hatten.
Und die auch nichts
gemeinsam hatten.
Doch, eins hatten sie
- bei aller Unterschiedlichkeit - gemeinsam:
Sie gehören nicht
zur Familie. Sie hatten eigentlich keinen Grund für ihren Besuch.
Sondern sie sind
besonderen Hinweisen gefolgt – Botschaften vom Himmel.
Botschaften von Gott.
Gott selber hat dafür
gesorgt, dass diese Geburt nicht völlig vergessen wird.
Und heute feiern wir
ein riesiges Fest. Auf der ganzen Welt wird es gefeiert.
Wieso eigentlich? Wir
sind nicht verwandt. Wir kennen die Eltern nicht.
Sie würden uns nicht
einmal verstehen, wenn wir ihnen zur Geburt gratulieren wollten.
Wir feiern, obwohl
wir nicht so einen Ruf gehört haben wie die Hirten.
Wir haben auch nicht
einen besonders hellen Stern gesehen.
Wir sind einfach so
gekommen.
In den Stall. Zur
Krippe, in der das Kind liegt.
Es gibt auf der
ganzen Welt kein größeres Geburtstagsfest als Weihnachten.
Heute reihen wir uns
neu ein in den Strom derer, die wie die Hirten und die weisen
Sterndeuter sind:
Wir feiern heute, als
wenn es unser eigenes Kind wäre, das dort geboren ist.
Warum?
Ich habe diese Frage
in den letzten Wochen immer wieder gestellt.
Kinder gaben mir die
klarsten Antworten:
Aus
zwei Gründen: erstens, weil Jesus geboren ist
Und
zweitens wegen der Geschenke.
Genau. So ist es.
Und bei den Kindern
sind die Geschenke fast noch wichtiger als das Andere.
Dabei gibt es die ja
nur aus dem anderen Grund: wegen der Geburt.
Weil wir Jesus nicht
so gut Geschenke machen können – und weil wir offenbar eine Hilfe
brauchen, um uns zu freuen. Allein die Geburt damals im Stall –
reicht wohl nicht.
Wie kommen wir dem
Geheimnis von Weihnachten auf die Spur?
Zwei Versuche einer
Antwort:
Erst dies: Die
Menschen, die zur Krippe kommen, sind erfüllt von einer Sehnsucht.
Maria und Josef
sehnen sich nach Frieden und Ungestört sein.
Sie lebten in einer
Zeit, in der in Israel fremde Herren das Sagen hatten.
Steuern wurden
herausgepresst. Alles, was man tat, stand unter Überwachung.
Wer sich dagegen
auflehnte, der riskierte sein Leben.
Was tut man, wenn man
in einem Land lebt, wo es so zugeht?
Man versucht, den
Gesetzen zu gehorchen und möglichst wenig aufzufallen.
Weil Maria und Josef
ihren Frieden suchten in unfriedlichen Zeiten, gingen sie nach
Bethlehem. Trotz Winter und Kälte, Trotz Schwangerschaft.
Nur keinen Ärger
riskieren.
Die Hirten waren arme
Leute. Wonach sehnen Arme sich?
Danach, dass eine
Regierung kommt, die in ihrem Handeln auch Mitleid kennt.
Die Gesetze macht,
die nicht herzlos sind.
Nach dem brutalen
Motto: Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.
Niemand ist gerne
arm. Die Hirten damals – das wären die Zeitarbeiter heute.
Ausgebeutet – vor
allem getragen von der Hoffnung, dass ihnen irgendwann einer eine
echte Chance gibt. Das mag ihre Sehnsucht gewesen sein.
Und die Sterndeuter?
Es waren sicher keine Hobby-Astronomen.
Ihnen war es sehr
ernst mit der Suche nach einem Zeichen.
Wann würde Gott für
Israel endlich wieder einen eigenen König senden?
Dahinter liegt die
Frage:
Wann
endlich können wir Hoffnung für uns und unsere Kinder haben?
Wann
bricht die Zukunft an, in der wir in Freiheit und Würde leben können.
Die Sterndeuter waren
jüdische Männer, die in der Fremde lebten. Die eine Sehnsucht nach
Heimat und Gemeinschaft hatten. Die endlich nach Hause zurückkehren
wollten.
Wenn sich denn
endlich eine Zukunft zeigen würde.
Von satten oder
zufriedenen Menschen erzählt die Bibel nicht, dass sie zur
Krippe gekommen wären. Warum sollten sie auch?
Die Nacht war kalt,
der Stall ärmlich und sehr schnell zeigte sich:
Diese Familie war
auch noch auf der Flucht vor dem König.
Warum sich also einem
Risiko aussetzen? Warum diese Geburt mitfeiern?
Satte Menschen finden
das Geheimnis von Weihnachten nicht.
Sondern die, die eine
Sehnsucht in sich spüren.
Aber es reicht nicht,
eine Sehnsucht zu spüren.
Jedenfalls nicht, um
heute wirklich was zum Feiern zu haben.
Die Geburt im Stall
bietet eine Antwort auf unsere Sehnsucht.
Echt? Warum? Wie kann
das sein?
Einer im Krippenspiel
eben hat sich ja bekehrt:
Es war der Wirt –
der erst mit professioneller Distanz nur das tut, was nötig ist.
So könnte man auch
Weihnachten feiern. Alles so abwickeln wie immer.
Aber dann fällt sein
Blick doch auf das Kind – und er ist wie ausgewechselt.
Ihr Lieben – das
brauchen wir, wenn wir Weihnachten wirklich erleben wollen:
Einen Blick auf
dieses neugeborene Kind.
Gott selber, der sich
so verletzbar gemacht hat.
Der einer von uns
wurde, damit wir nicht verloren gehen in dieser Welt der
Gottlosigkeit.
In manchen Häusern
wird vielleicht gleich noch die Weihnachtsgeschichte gelesen.
Nehmt Euch wirklich
Zeit dafür – wenn´s so ist, auch allein. Oder zu zweit.
Oder mit den Gästen,
die heute bei Euch sind.
Und dann stellt Euch
heute einmal die Frage:
Was wäre anders in
meinem Leben, wenn Jesus nie geboren wäre?
Und was Immer Eure
Antwort ist, sagt Gott danke dafür!
Dann gibt´s was zu
feiern!
Die Gäste in der
Herberge haben etwas getan:
Sie schrieben ihren
Namen in die Liste.
Das ist ein kleiner
aber wichtiger Akt.
Das haben wir uns als
Anregung genommen.
Am Ausgang gleich
bekommen Sie alle einen kleinen Anhänger für den Weihnachtsbaum.
Als Erinnerung an den
Gottesdienst heute.
Da drauf steht: „Ich
war auch an der Krippe.“
Und dann eine freie
Zeile.
Es ist ein Angebot.
Dass Sie dort heute Ihren Namen hinschreiben.
Und damit sich selber
– oder auch einem Anderen sagen:
Ja,
ich gehöre auch zu denen, die eine Sehnsucht haben.
Eine
Sehnsucht danach, dass meine Welt friedvoller wird.
Oder
gerechter. Ich sehne mich danach, keine Angst vor der Zukunft mehr
zu haben.
Und
ich habe verstanden, dass die Antwort auf meine Sehnsucht dort ist:
in der Krippe.
Das Kind, dessen
Geburt wir heute feiern, ist der Hoffnungsträger.
Das soll tatsächlich
keiner verschlafen.
Amen!
Björn Heymer
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