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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  Heiligabend 2007  über  Lukas 2, 3 - 7  -
 
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Ihr Lieben,

Aufwachen! Aufwachen! Wer kann denn da noch schlafen?

Oder wollt Ihr etwas das Wunder Gottes verschlafen?

Mit diesem Ruf rannte also der Wirt los, um seine anderen Gäste zu wecken.

Und die Hirten, um es allen zu sagen.

Wie kann man da noch schlafen, wo doch das Kind geboren ist?

Dieses eine, ganz besondere Kind.

Als Jesus geboren wurde, da hat das zunächst mal kaum einer gemerkt.

Eine Geburt wie Viele – na und?

Trotzdem: wer an die Krippe trat, der konnte sich wohl nicht dem Zauber entziehen, der von diesem Kind ausginge. Eine Art himmlischer Glanz, der Herzen anrührte.

Wie wäre es sonst zu erklären, dass es einen ganze Reihe von Menschen gab, die zur Krippe kamen. Obwohl niemand die Eltern kannte – dort in Bethlehem.

Die Einen hatten den Himmel beobachtet –  und sind aufgebrochen, als der Stern erschien.

Und Hirten wurden aus dem Schlaf gerissen durch einen Engel.

Unser Wirt kam schließlich auch in den Stall, weil eben ständig jemand klopfte.

Lauter Fremde – die eigentlich gar nichts mit diesem Kind zu tun hatten.

Und die auch nichts gemeinsam hatten.

Doch, eins hatten sie - bei aller Unterschiedlichkeit - gemeinsam:

Sie gehören nicht zur Familie. Sie hatten eigentlich keinen Grund für ihren Besuch.

Sondern sie sind besonderen Hinweisen gefolgt – Botschaften vom Himmel.

Botschaften von Gott.

Gott selber hat dafür gesorgt, dass diese Geburt nicht völlig vergessen wird.

Und heute feiern wir ein riesiges Fest. Auf der ganzen Welt wird es gefeiert.

Wieso eigentlich? Wir sind nicht verwandt. Wir kennen die Eltern nicht.

Sie würden uns nicht einmal verstehen, wenn wir ihnen zur Geburt gratulieren wollten.

Wir feiern, obwohl wir nicht so einen Ruf gehört haben wie die Hirten.

Wir haben auch nicht einen besonders hellen Stern gesehen.

Wir sind einfach so gekommen.

In den Stall. Zur Krippe, in der das Kind liegt.

Es gibt auf der ganzen Welt kein größeres Geburtstagsfest als Weihnachten.

Heute reihen wir uns neu ein in den Strom derer, die wie die Hirten und die weisen Sterndeuter sind:

Wir feiern heute, als wenn es unser eigenes Kind wäre, das dort geboren ist.

Warum?

Ich habe diese Frage in den letzten Wochen immer wieder gestellt.

Kinder gaben mir die klarsten Antworten:

Aus zwei Gründen: erstens, weil Jesus geboren ist

Und zweitens wegen der Geschenke.

Genau. So ist es.

Und bei den Kindern sind die Geschenke fast noch wichtiger als das Andere.

Dabei gibt es die ja nur aus dem anderen Grund: wegen der Geburt.

Weil wir Jesus nicht so gut Geschenke machen können – und weil wir offenbar eine Hilfe brauchen, um uns zu freuen. Allein die Geburt damals im Stall – reicht wohl nicht.

Wie kommen wir dem Geheimnis von Weihnachten auf die Spur?

Zwei Versuche einer Antwort:

Erst dies: Die Menschen, die zur Krippe kommen, sind erfüllt von einer Sehnsucht.

Maria und Josef sehnen sich nach Frieden und Ungestört sein.

Sie lebten in einer Zeit, in der in Israel fremde Herren das Sagen hatten.

Steuern wurden herausgepresst. Alles, was man tat, stand unter Überwachung.

Wer sich dagegen auflehnte, der riskierte sein Leben.

Was tut man, wenn man in einem Land lebt, wo es so zugeht?

Man versucht, den Gesetzen zu gehorchen und möglichst wenig aufzufallen.

Weil Maria und Josef ihren Frieden suchten in unfriedlichen Zeiten, gingen sie nach Bethlehem. Trotz Winter und Kälte, Trotz Schwangerschaft.

Nur keinen Ärger riskieren.

Die Hirten waren arme Leute. Wonach sehnen Arme sich?

Danach, dass eine Regierung kommt, die in ihrem Handeln auch Mitleid kennt.

Die Gesetze macht, die nicht herzlos sind.

Nach dem brutalen Motto: Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen. 

Niemand ist gerne arm. Die Hirten damals – das wären die Zeitarbeiter heute.

Ausgebeutet – vor allem getragen von der Hoffnung, dass ihnen irgendwann einer eine echte Chance gibt. Das mag ihre Sehnsucht gewesen sein.

Und die Sterndeuter? Es waren sicher keine Hobby-Astronomen.

Ihnen war es sehr ernst mit der Suche nach einem Zeichen.

Wann würde Gott für Israel endlich wieder einen eigenen König senden?

Dahinter liegt die Frage:

Wann endlich können wir Hoffnung für uns und unsere Kinder haben?

Wann bricht die Zukunft an, in der wir in Freiheit und Würde leben können.

Die Sterndeuter waren jüdische Männer, die in der Fremde lebten. Die eine Sehnsucht nach Heimat und Gemeinschaft hatten. Die endlich nach Hause zurückkehren wollten.

Wenn sich denn endlich eine Zukunft zeigen würde.

Von satten oder  zufriedenen Menschen erzählt die Bibel nicht, dass sie zur Krippe gekommen wären. Warum sollten sie auch?

Die Nacht war kalt, der Stall ärmlich und sehr schnell zeigte sich:

Diese Familie war auch noch auf der Flucht vor dem König.

Warum sich also einem Risiko aussetzen? Warum diese Geburt mitfeiern?

Satte Menschen finden das Geheimnis von Weihnachten nicht.

Sondern die, die eine Sehnsucht in sich spüren.

Aber es reicht nicht, eine Sehnsucht zu spüren.

Jedenfalls nicht, um heute wirklich was zum Feiern zu haben.

Die Geburt im Stall bietet eine Antwort auf unsere Sehnsucht.

Echt? Warum? Wie kann das sein?

Einer im Krippenspiel eben hat sich ja bekehrt:

Es war der Wirt – der erst mit professioneller Distanz nur das tut, was nötig ist.

So könnte man auch Weihnachten feiern. Alles so abwickeln wie immer.

Aber dann fällt sein Blick doch auf das Kind – und er ist wie ausgewechselt.

Ihr Lieben – das brauchen wir, wenn wir Weihnachten wirklich erleben wollen:

Einen Blick auf dieses neugeborene Kind.

Gott selber, der sich so verletzbar gemacht hat.

Der einer von uns wurde, damit wir nicht verloren gehen in dieser Welt der Gottlosigkeit.

In manchen Häusern wird vielleicht gleich noch die Weihnachtsgeschichte gelesen.

Nehmt Euch wirklich Zeit dafür – wenn´s so ist, auch allein. Oder zu zweit.

Oder mit den Gästen, die heute bei Euch sind.

Und dann stellt Euch heute einmal die Frage:

Was wäre anders in meinem Leben, wenn Jesus nie geboren wäre?

Und was Immer Eure Antwort ist, sagt Gott danke dafür! 

Dann gibt´s was zu feiern!

Die Gäste in der Herberge haben etwas getan:

Sie schrieben ihren Namen in die Liste.

Das ist ein kleiner aber wichtiger Akt.

Das haben wir uns als Anregung genommen.

Am Ausgang gleich bekommen Sie alle einen kleinen Anhänger für den Weihnachtsbaum.

Als Erinnerung an den Gottesdienst heute.

Da drauf steht: „Ich war auch an der Krippe.“

Und dann eine freie Zeile.

Es ist ein Angebot. Dass Sie dort heute Ihren Namen hinschreiben.

Und damit sich selber – oder auch einem Anderen sagen:

Ja, ich gehöre auch zu denen, die eine Sehnsucht haben.

Eine Sehnsucht danach, dass meine Welt friedvoller wird.

Oder gerechter. Ich sehne mich danach, keine Angst vor der Zukunft mehr zu haben.

Und ich habe verstanden, dass die Antwort auf meine Sehnsucht dort ist: in der Krippe.

Das Kind, dessen Geburt wir heute feiern, ist der Hoffnungsträger.

Das soll tatsächlich keiner verschlafen.

Amen!

Björn Heymer