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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  2. Dezember 2007  (Welcome)  über  1. Petrus 1, 8 + 9  -
 
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Unterwegs mit einem Ziel

Ihr Lieben,

hu, das ist ja schwer! Der König Coredan, alt geworden, steht unter dem Kreuz.

Als junger Mann war er aufgebrochen, um den König aller Könige zu finden und anzubeten.

Aber er hat ihn nie zu Gesicht bekommen.

Bis er dann schließlich ankommt; am Ziel seines langen Lebensweges.

Es wirkt so, als sei seine Geschichte ein gelebter Kommentar zu einem Satz, den Petrus in seinem ersten Brief geschrieben hat:

Ihn, den Herrn Jesus, habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb;

und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht;

ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude,

wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Coredan hatte Jesus von Herzen lieb gewonnen, ohne ihn je gesehen zu haben.

Das ist das tiefe Geheimnis dieser Geschichte: Wie geht das: glauben?

Glauben ohne Beweis, ohne was zu sehen?

Coredan entdeckte einen Stern, aber er glaubte ja nicht an den Stern.

Der Stern war nur ein Zeichen. Manchmal zu sehen – allzu oft auch nicht.

Das einzige, was Coredan schließlich  zu sehen bekam, war das schmachvolle Ende.

Das Sterben des Königs aller Könige. Die Niederlage! Nicht den Sieg.

Mich beeindruckt an dieser Legende, dass dieser Coredan dennoch so zielstrebig ist.

Als junger Mann hat er einmal den Stern aufleuchten sehen – und wusste:

„Das ist der Wegweiser zum Ziel!

Dem muss ich nachgehen, dann wird es gut mit meinem Leben.“

Er hat sich spontan drauf eingelassen. Er hat alle Sicherheiten der Heimat verlassen.

Seinen Reichtum aufgegeben, auch die privaten Pläne von Familie, Karriere und Glück.

All das war ihm nicht mehr wichtig – stattdessen geht er los.

Ich ahne: wenn das Ziel klar ist, dann wird mein Leben anders.

Nur mit einem Ziel erkennt man, welcher Weg für einen richtig ist.

Ohne Ziel ist jeder Wind ein Gegenwind – sagt eine alte Seglerweisheit.

Mit einem Ziel kann ich selbst aus Gegenwind noch etwas machen.

Vorgestern las ich einen Artikel von Jörg Knoblauch, einem schwäbischen Unternehmer.

Er ist der Erfinder des bekanntesten Zeitplansystems der 90er Jahre.

Jetzt hat er ein neues Buch veröffentlicht. Titel: „Dem Leben Richtung geben“

Ihm geht es genau um unser Thema: Unterwegs sein mit einem Ziel.

Knoblauch findet: es ist höchste Zeit für eine Horizonterweiterung.

Und dann spricht er von sieben Horizonten: (Bild)

1. Den ersten Horizont haben wir alle typischerweise fest im Blick: der aktuelle Tag:

Was muss heute erledigt und getan werden?

2. Der zweite Horizont ist die Woche:

Manche Menschen schaffen es ja, sich nach einem Wochenplan zu richten –

Am Montag zu wissen, was es am Donnerstag zu essen geben wird, zu welcher Veranstaltung sie am Samstag Abend gehen - und so weiter.

Wem das gelingt, der achtet auf eine sinnvolle Einheit von Arbeit und Ruhe.

3. Der Monat ist der dritte Horizont. Die meisten Menschen planen da zwar Termine, aber damit hat es sich auch schon.

4. Und das Jahr? – Vierter Horizont. Jetzt, um Silvester haben Viele ja ansatzweise so was wie Ziele für das neue Jahr – und wissen doch: so einfach ist das alles nicht. Nur drei Prozent der Menschen haben konkrete Ziele für ein Jahr.

5. Der fünfte Horizont: das ist die Sieben-Jahres- Periode, in der wir gerade leben.

Es hat sich als brauchbar erwiesen, das Leben in Abschnitten von je sieben Jahren zu unterteilen – wobei es hier nicht so ganz genau sein muss.

Mit sieben sind alle Kinder in der Schule – mit vierzehn hat die Pubertät begonnen.

Mit 21 ist die Entscheidung gefallen, welchen Beruf ich anstreben möchte.

Und so weiter – es funktioniert tatsächlich – die sieben scheint eine Zahl zu sein, die zum Rhythmus des menschlichen Lebens in besonderer Weise passt.

Was will ich bis zur nächsten Siebener – Periode meines Lebens erreicht haben?

6. Der vorletzte Horizont, auf den Jörg Knoblauch hinweist, ist der Ruhestand.

Wo will ich dann leben? Und wie? Mit wem?

Welche Aufgaben ergeben sich heute aus meinen Zielen für den Ruhestand?

Spätestens hier gebe ich Jörg Knoblauch recht: hier könnte ich eine Horizonterweiterung gut gebrauchen. Darüber hab ich mir bisher kaum Gedanken gemacht.

7. Und dann nennt Jörg Knoblauch noch den siebten Horizont: das Zielfoto.

Wie soll es aussehen? Was soll am Ende meines irdischen Lebens stehen?

Und: Was ist meine Hoffnung, dann, wenn es hier zu Ende geht?

Worauf gehe ich dann zu?

Eine schwere Frage!

Nur: Woher kriegt man da eine Antwort?

Dass eine Antwort für das tägliche Leben Bedeutung hat, davon sind Glücksforscher überzeugt: Jörg Knoblauch zitiert Hannah Arendt, eine Sozialphilosophin. Sie sagt:

„Vordergründige Wünsche für ein schönes Leben reichen für eine gelingende Sinnstiftung nicht aus. Wir brauchen letzte Ziele, Ziele, die über das Grab hinausreichen.“

Weil der Jackpot beim Lotto ja gerade wieder so hoch ist, hörte ich im Radio von Beispielen.

Menschen, die mal einen hohen Gewinn hatten und was dann draus geworden ist.

Natürlich gibt es da alle möglichen Varianten. Von einem Rekordgewinner in USA wurde berichtet: er hat mit dem Geld nur so um sich geworfen, machte sich dadurch mehrfach verdächtig und wurde gar verhaftet. Seine Ehe ging darüber in die Brüche und heute, ein paar Jahre danach, sagt er: „Hätte ich doch den Schein nie eingelöst.“

Also: Herzlichen Glückwunsch an alle, die trotz Jackpot kein Lotto gespielt haben. Möglicherweise haben Sie sich eine Menge Ärger erspart!

Denn das ist wahr: jenseits des Grabes gibt es eines mit Sicherheit nicht mehr:

Geld und Reichtum. – Es ist und bleibt eine Lüge, dass Geld glücklich macht!

Was dann? Was ist ein Ziel, das über das Grab hinausweist?

Die Gewissheit des christlichen Glaubens ist das Einzige, das ich kenne:

Die Gewissheit: dort, wo ich hingehe, da werde ich gut aufgenommen sein.

Jenseits dieser Welt wartet der auf mich, der in Jesus Mensch geworden ist.

Der, von dem unsere Seele ihren Lebenshauch empfangen hat und zu dem sie hinstrebt.

Petrus nannte das „die Seligkeit unserer Seelen.“

„Dort werdet ihr Euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude!“

Was für Aussichten!

Und das Wunderbare für heute: diese Freude kann heute schon beginnen!

Auch wenn wir noch nicht viel sehen.

Heute feiern wir hier im Welcome Gottesdienst das Mahl Jesu miteinander.

Für viele ist dieses Mahl so etwas wie ein Vorgeschmack auf die Freude im Himmel.

Wir glauben: Jesus selber ist der Gastgeber. Wir kommen an seiner Tafel zusammen.

Gerade hier gilt, was wir zu Beginn von Welcome Gottesdiensten oft singen:

Komm, so, wie du bist, komm in Lumpen, komm im Schlips.

Egal, wie arm du bist, Gott feiert heut ein Fest für Dich!

Der vierte König, Coredan starb der Legende nach unter dem Kreuz.

Die Anderen, die ihn fanden, sahen, dass er mit einem Lächeln gestorben war.

Vorher hatte ihm Jesus etwas zugesagt, was biblisch verbürgt ist:

„Das, was du den Notleidenden getan hast, das hast Du für mich getan.“

Dein ganzes Leben lang warst Du viel näher bei mir, als Du selber geahnt hast.

Coredan reichte es, gelegentlich den Stern aufleuchten zu sehen.

Momente der Gewissheit sind solch ein Aufleuchten des Sterns heute.

Momente des Friedens – über alle vernünftige Erklärung hinaus.

Momente, in denen ich spüre: ich bin getragen.

Solche Erfahrungen der Ermutigung auf dem Weg, die wünsche ich mir.

Die wünsche ich Ihnen in diesem Advent.

Amen!

Björn Heymer