Hier kommen Sie zurück zur Startseite Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise) Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  25. November 2007, Ewigkeitssonntag  über  Psalm 126   -
 
Drucken  

Ihr Lieben,

am Dienstag habe ich die Schüler in der Grundschule gebeten, mir Bilder zu malen.

Bilder zum Thema Leben und Tod.

Herausgekommen sind Bilder voller Symbole.

Bilder, die von eigenen Erfahrungen erzählen – und von Hoffnung.

Sven zum Beispiel hat zum Thema Leben ein Fußballfeld gemalt:

Lust an Bewegung, Sport, Leistung und Erfolg – all das macht Leben aus.

Für Louise hat Leben etwas mit Schönheit zu tun – mit Blumen und Farben.

Eine Frau, die eine blühende Blume gießt. Sie pflegt und versorgt.

Leben – das erschöpft sich nicht im Nützlichen und Zweckmäßigen.

Leben, wie Gott es sich gedacht hat – es kennt Farben, Vielfalt und Überfluss.

Und dann Bilder vom Tod: Einige haben ein Grab gemalt, so wie dieses.

Sehr konkret – mit Namen und Daten.

Hier hat mich der Schatten des Todes berührt – sagen diese Bilder.

Aber auch hier: Farben, blühende Blumen

Es war sehr still, als die Kinder gemalt haben.

Auf die Idee, die Kinder malen zu lassen kam ich, als ich ein Bild gefunden hatte:

Sebastian, ein Zehnjähriger, hat es gemalt. Es trägt den Titel: „Mein Bild vom Tod.“

Er selber hat sein Bild so erklärt:

„Wenn man tot geht, … da hört man auf, zu leben und fängt neu wieder an.

Der erste Baum ist ganz kahl, der hört auf, und dann fängt er wieder an zu blühen.

Darum ist der zweite Baum  wieder mit Blättern gemacht.

Man hört auf und fängt wieder an.

Zwischen die Bäume hab ich eine Abgrenzung gemacht und dann hab ich halt so´n Grab hingemacht, und da liegt ein Toter drin.

Dass der tot ist, sieht man, weil der den Mund so verzogen hat und weil er ganz schwarz angezogen ist. Er hat aufgehört zu leben, und dann fängt wieder was Neues an.

Man steigt… also, die Seele steigt ja auch in den Himmel.

Und da fängt man halt ganz neu an zu leben.

Warum der Mann so traurig guckt? Der weiß das mit den Bäumen wohl nicht.

Der weiß nicht, dass man dann da im Paradies ist.

Den schwarzen und dann den gelben Himmel erklärt Sebastian so:

Das soll dann eigentlich der tote Himmel sein und das dann der Paradieshimmel.

Zu dem kahlen Baum gehört der schwarze Streifen und zu dem blühenden der Gelbe.

Es ist gar nicht schön, wenn der Todeshimmel kommt.

Da bist du traurig und musst weinen.

Aber im Paradieshimmel, da wird es richtig schön.

Das Kreuz, ja, das hab ich gemalt, weil Jesus ja auch am Kreuz gestorben ist.

Warum es so da liegt und nicht steht?

Ich wollte ja malen, wie es da steht, aber da war kein Platz mehr.

Da hab ich es einfach hingelegt.

Und das da – oben links, das gehört dazu. Das ist so ein Zeichen von den Pfadfindern. Das heißt: „Ich hab meine Aufgabe erfüllt und bin nach Hause gegangen“.

Das machen wir immer beim Geländespiel, damit die anderen sich keine Sorgen machen.

Hier auf dem Bild sagt Jesus das, als er nach Hause zum Vater geht.“

Es ist ein Bild voller Hoffnung – und zugleich sehr nüchtern und ehrlich.

Trotz des Themas Tod ist es ein buntes Bild geworden.

Sebastian weiß von Jesus, der von einem neuen Himmel gesprochen hat.

Von dem Himmel, der nach dem dunklen Todeshimmel kommt.

Auf den man sich freuen kann.

Er macht sich selber Mut damit, indem er das so gemalt hat – und uns vielleicht auch.

Wir alle tragen Bilder vom Himmel in uns, dessen bin ich sicher.

Am Dienstag saßen wir in der KITA zusammen – Vertreter der Eltern, die Mitarbeiterinnen und einige aus dem Presbyterium.

Um uns gegenseitig vorzustellen, sollten wir von einem besonders schönen Urlaubserlebnis erzählen.

Was mir dabei auffiel: Immer wieder waren es Erfahrungen am Meer –

Die beruhigende Ausstrahlung eines Abends am Strand – oder ähnlich.

Offenbar gehört das Meer zu den Erfahrungen, die unsere tiefe Sehnsucht stillen.

Am Donnerstag erzählte mir eine Frau von einem Traum.

Sie sah sich selber auf dem Rücken eines Adlers durch ein wunderbares Tal schweben.

Lautlos, und geradezu traumhaft schön war das.

Für sie war es wie ein Blick durch ein Fenster in den Himmel.

Sie hat das zutiefst berührt und getröstet.

Dass es so sein könnte, was uns erwartet.

Und das sind nicht nur Träumereien – solche Bilder sind Nahrung für die Seele.

Auch die Bibel ist voll davon.

Vorhin haben wir einen Psalm gebetet, der wie ein Phantasiereise in den Himmel klingt:

Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird,

so werden wir sein wie die Träumenden.

Dann wird unser Mund voll Lachens

und unsre Zunge voll Rühmens sein.

Dann wird man sagen unter den Heiden: Der HERR hat Großes an ihnen getan!

Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.

HERR, bringe zurück unsre Gefangenen,

wie du die Bäche wiederbringst im Südland.

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.

Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen

und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.

Offenbar war da jemanden ein Einblick in den Himmel gewährt worden.

Und er hat erzählt davon – und Andere haben eingestimmt, weil das sie getröstet hat.

Ja, wenn es so weit ist, dann werden wir sein wie die Träumenden.

Dann werden wir Erfüllung erfahren, wo wir jetzt hoffen.

Wir werden von Herzen fröhlich sein – und gerne Gott loben.

Selbst die, die hier auf Erden kaum den Mund zum Singen aufkriegen -

dort werden wir miteinander singen.

Und  - das finde ich die eine große Herausforderung, die der Psalm uns in die Seele malt:

wir werden dort nicht allein sein.

Die Gemeinschaft der Glaubenden ist immer im Plural gedacht.

Das wäre ein trauriger Himmel, wenn ich mich dort nur allein vorstellen kann.

Und was dort Wirklichkeit sein wird, gilt uns heute als eine Herausforderung:

Dass wir schon jetzt einander nicht allein lassen.

Denn – da sind die Worte dieses Psalms ja sehr nüchtern – hier gibt es Tränen.

Viele haben im vergangenen Jahr viel geweint.

Weil der Tod uns erst in den dunklen Himmel bringt.

Weil er zerreißt und zerstört. Das ist auf diesem Kinderbild sehr deutlich gemalt.

Es braucht seine Zeit, da durch zu kommen.

Das liegende Kreuz – war auf fast jedem Sarg angebracht, hinter dem ich hergegangen bin.

Es verbindet beide Wirklichkeiten – und lässt uns deshalb nie in der Trauer.

Wo hier geweint wird, da kommt eine Zeit des Lachens.

Wo hier der Same im Erdreich verloren scheint, da kommt dann eine neue Ernte.

Dieser Psalm ist ein Wallfahrtslied – also ein Gebet auf dem Weg zum Haus Gottes.

Viele haben wir heute hierher eingeladen.

Damit wir uns gemeinsam an die erinnern, die der Tod aus unserer Mitte genommen hat.

Aber eigentlich wollen wir mehr:

Dass jeder, der auf seinem Weg der Trauer geht, immer wieder in diese Gemeinschaft kommt.

Mit anderen zum Haus Gottes kommt. Nicht nur einmal im Jahr.

Denn hier, in dieser Gemeinschaft finden Menschen Trost.

Hier kann man einfach dabei sein, wenn Gott gelobt wird.

Das gemeinsame Loben, das beginnt schon hier – und  findet die Vollendung im Himmel.

Musik gibt es ganz sicher dann im Himmel.

Musik, die der Seele gut tut.

Lieder, die den Schöpfer ehren.

Dann wird man sagen unter den Heiden: Der HERR hat Großes an ihnen getan!

Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.

Am Loben des Schöpfers soll die Gemeinde in der Welt erkannt werden.

Dazu sind wir berufen – gemeinsam, nicht einsam.

Darum: eine herzliche Einladung, sich einzureihen, wo Gott gelobt wird.

Amen!

Björn Heymer