Predigt am 25. November 2007,
Ewigkeitssonntag über Psalm 126 -
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Ihr Lieben,
am Dienstag habe ich
die Schüler in der Grundschule gebeten, mir Bilder zu malen.
Bilder zum Thema
Leben und Tod.
Herausgekommen sind
Bilder voller Symbole.
Bilder, die von
eigenen Erfahrungen erzählen – und von Hoffnung.
Sven zum Beispiel hat
zum Thema Leben ein Fußballfeld gemalt:
Lust an Bewegung,
Sport, Leistung und Erfolg – all das macht Leben aus.
Für Louise hat Leben
etwas mit Schönheit zu tun – mit Blumen und Farben.
Eine Frau, die eine
blühende Blume gießt. Sie pflegt und versorgt.
Leben – das erschöpft
sich nicht im Nützlichen und Zweckmäßigen.
Leben, wie Gott es
sich gedacht hat – es kennt Farben, Vielfalt und Überfluss.
Und dann Bilder vom
Tod: Einige haben ein Grab gemalt, so wie dieses.
Sehr konkret – mit
Namen und Daten.
Hier hat mich der
Schatten des Todes berührt – sagen diese Bilder.
Aber auch hier:
Farben, blühende Blumen
Es war sehr still,
als die Kinder gemalt haben.
Auf die Idee, die
Kinder malen zu lassen kam ich, als ich ein Bild gefunden hatte:
Sebastian, ein Zehnjähriger,
hat es gemalt. Es trägt den Titel:
„Mein Bild vom Tod.“
Er selber hat sein
Bild so erklärt:
„Wenn
man tot geht, … da hört man auf, zu leben und fängt neu wieder
an.
Der
erste Baum ist ganz kahl, der hört auf, und dann fängt er wieder
an zu blühen.
Darum
ist der zweite Baum wieder
mit Blättern gemacht.
Man
hört auf und fängt wieder an.
Zwischen
die Bäume hab ich eine Abgrenzung gemacht und dann hab ich halt so´n
Grab hingemacht, und da liegt ein Toter drin.
Dass
der tot ist, sieht man, weil der den Mund so verzogen hat und weil
er ganz schwarz angezogen ist. Er hat aufgehört zu leben, und dann
fängt wieder was Neues an.
Man
steigt… also, die Seele steigt ja auch in den Himmel.
Und
da fängt man halt ganz neu an zu leben.
Warum
der Mann so traurig guckt? Der weiß das mit den Bäumen wohl nicht.
Der
weiß nicht, dass man dann da im Paradies ist.
Den
schwarzen und dann den gelben Himmel erklärt Sebastian so:
Das
soll dann eigentlich der tote Himmel sein und das dann der
Paradieshimmel.
Zu
dem kahlen Baum gehört der schwarze Streifen und zu dem blühenden
der Gelbe.
Es
ist gar nicht schön, wenn der Todeshimmel kommt.
Da
bist du traurig und musst weinen.
Aber
im Paradieshimmel, da wird es richtig schön.
Das
Kreuz, ja, das hab ich gemalt, weil Jesus ja auch am Kreuz gestorben
ist.
Warum
es so da liegt und nicht steht?
Ich
wollte ja malen, wie es da steht, aber da war kein Platz mehr.
Da
hab ich es einfach hingelegt.
Und
das da – oben links, das gehört dazu. Das ist so ein Zeichen von
den Pfadfindern. Das heißt: „Ich hab meine Aufgabe erfüllt und
bin nach Hause gegangen“.
Das
machen wir immer beim Geländespiel, damit die anderen sich keine
Sorgen machen.
Hier
auf dem Bild sagt Jesus das, als er nach Hause zum Vater geht.“
Es ist ein Bild
voller Hoffnung – und zugleich sehr nüchtern und ehrlich.
Trotz des Themas Tod
ist es ein buntes Bild geworden.
Sebastian weiß von
Jesus, der von einem neuen Himmel gesprochen hat.
Von dem Himmel, der
nach dem dunklen Todeshimmel kommt.
Auf den man sich
freuen kann.
Er macht sich selber
Mut damit, indem er das so gemalt hat – und uns vielleicht auch.
Wir alle tragen
Bilder vom Himmel in uns, dessen bin ich sicher.
Am Dienstag saßen
wir in der KITA zusammen – Vertreter der Eltern, die
Mitarbeiterinnen und einige aus dem Presbyterium.
Um uns gegenseitig
vorzustellen, sollten wir von einem besonders schönen
Urlaubserlebnis erzählen.
Was mir dabei
auffiel: Immer wieder waren es Erfahrungen am Meer –
Die beruhigende
Ausstrahlung eines Abends am Strand – oder ähnlich.
Offenbar gehört das
Meer zu den Erfahrungen, die unsere tiefe Sehnsucht stillen.
Am Donnerstag erzählte
mir eine Frau von einem Traum.
Sie sah sich selber
auf dem Rücken eines Adlers durch ein wunderbares Tal schweben.
Lautlos, und geradezu
traumhaft schön war das.
Für sie war es wie
ein Blick durch ein Fenster in den Himmel.
Sie hat das zutiefst
berührt und getröstet.
Dass es so sein könnte,
was uns erwartet.
Und das sind nicht
nur Träumereien – solche Bilder sind Nahrung für die Seele.
Auch die Bibel ist
voll davon.
Vorhin haben wir
einen Psalm gebetet, der wie ein Phantasiereise in den Himmel
klingt:
Wenn
der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird,
so
werden wir sein wie die Träumenden.
Dann
wird unser Mund voll Lachens
und
unsre Zunge voll Rühmens sein.
Dann
wird man sagen unter den Heiden: Der HERR hat Großes an ihnen
getan!
Der
HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.
HERR,
bringe zurück unsre Gefangenen,
wie
du die Bäche wiederbringst im Südland.
Die
mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Sie
gehen hin und weinen und streuen ihren Samen
und
kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.
Offenbar war da
jemanden ein Einblick in den Himmel gewährt worden.
Und er hat erzählt
davon – und Andere haben eingestimmt, weil das sie getröstet hat.
Ja, wenn es so weit
ist, dann werden wir sein wie die Träumenden.
Dann werden wir Erfüllung
erfahren, wo wir jetzt hoffen.
Wir werden von Herzen
fröhlich sein – und gerne Gott loben.
Selbst die, die hier
auf Erden kaum den Mund zum Singen aufkriegen -
dort werden wir
miteinander singen.
Und
- das finde ich die eine große Herausforderung, die der
Psalm uns in die Seele malt:
wir werden dort nicht
allein sein.
Die Gemeinschaft der
Glaubenden ist immer im Plural gedacht.
Das wäre ein
trauriger Himmel, wenn ich mich dort nur allein vorstellen kann.
Und was dort
Wirklichkeit sein wird, gilt uns heute als eine Herausforderung:
Dass wir schon jetzt
einander nicht allein lassen.
Denn – da sind die
Worte dieses Psalms ja sehr nüchtern – hier gibt es Tränen.
Viele haben im
vergangenen Jahr viel geweint.
Weil der Tod uns erst
in den dunklen Himmel bringt.
Weil er zerreißt und
zerstört. Das ist auf diesem Kinderbild sehr deutlich gemalt.
Es braucht seine
Zeit, da durch zu kommen.
Das liegende Kreuz
– war auf fast jedem Sarg angebracht, hinter dem ich hergegangen
bin.
Es verbindet beide
Wirklichkeiten – und lässt uns deshalb nie in der Trauer.
Wo hier geweint wird,
da kommt eine Zeit des Lachens.
Wo hier der Same im
Erdreich verloren scheint, da kommt dann eine neue Ernte.
Dieser Psalm ist ein
Wallfahrtslied – also ein Gebet auf dem Weg zum Haus Gottes.
Viele haben wir heute
hierher eingeladen.
Damit wir uns
gemeinsam an die erinnern, die der Tod aus unserer Mitte genommen
hat.
Aber eigentlich
wollen wir mehr:
Dass jeder, der auf
seinem Weg der Trauer geht, immer wieder in diese Gemeinschaft
kommt.
Mit anderen zum Haus
Gottes kommt. Nicht nur einmal im Jahr.
Denn hier, in dieser
Gemeinschaft finden Menschen Trost.
Hier kann man einfach
dabei sein, wenn Gott gelobt wird.
Das gemeinsame Loben,
das beginnt schon hier – und findet
die Vollendung im Himmel.
Musik gibt es ganz
sicher dann im Himmel.
Musik, die der Seele
gut tut.
Lieder, die den Schöpfer
ehren.
Dann
wird man sagen unter den Heiden: Der HERR hat Großes an ihnen
getan!
Der
HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.
Am Loben des Schöpfers
soll die Gemeinde in der Welt erkannt werden.
Dazu sind wir berufen
– gemeinsam, nicht einsam.
Darum: eine herzliche
Einladung, sich einzureihen, wo Gott gelobt wird.
Amen!
Björn Heymer
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