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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  11. November 2007  über  Matthäus 5, 33-37  -
 
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Ihr Lieben,

es ist unser Licht, nicht unsere Finsternis, vor dem wir uns am meisten fürchten.

Das hat Nelson Mandela einmal gesagt, in seiner Antrittsrede als Präsident von Südafrika.

Ein seltsamer Satz. Wie ist das zu verstehen?

Müssen wir nicht die Dunkelheiten, die Abgründe in unseren Seelen viel mehr fürchten?

Wenn ich ahne, zu was ich fähig wäre, wenn ich mir nicht das Böse verbieten würde! Dennoch:

Es ist unser Licht, vor dem wir uns am meisten fürchten – sagt Nelson Mandela.

Er hat offenbar die menschliche Seele tiefer verstanden als wir.

Er erklärt es so: Wir fragen uns:

„Wie kann ich es wagen, brillant, hinreißend talentiert und fabelhaft zu sein?“ 

Oh, denke ich. Ja, das kenne ich. Ich denke selber ganz oft, dass ich doch nichts Besonderes sei. Andere können das doch viel besser, oder?

„Doch in der Tat, fährt Mandela fort, wie kannst Du es wagen, all das nicht zu sein - brillant, hinreißend talentiert und fabelhaft?

Du bist ein Kind Gottes. Wenn du dich klein machst, erweist Du damit der Welt keinen Dienst. Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, abzubilden.“

Das und nicht weniger. Aha. Stimmt. So sieht Gott uns an.

Und gehört haben wir das alle schon oft. Nur ist es eben im Kopf, aber noch nicht im Herzen.

Wer so lebt, dass von den einzigartigen Gaben, die Gott in ihn hineingelegt hat, nichts zu erkennen ist, der bleibt zurück hinter dem,  was Gottes Möglichkeiten sind.

Der straft Gott einen Lügner, der lebt nicht in der Wahrheit.

Das meinte Nelson Mandela. Und verrät damit, dass er viel verstanden hat von der einzigartigen Würde, die Gott jedem einzelnen Menschen gibt.

Nelson Mandela tut mit diesem Satz etwas, was Jesus  auch getan hat:

Er gibt uns ein Beispiel dafür, dass es ein fundamentaler Unterschied ist, ob einer religiös eingestellt ist oder vom Geist Gottes bewegt und erfüllt ist.

Religion fragt: Was ist erlaubt? Was verboten? Wie stimme ich Gott freundlich?

 Religion tut etwas für Gott, um im Gegenzug etwas zu bekommen.

„Gott, ich übertrete deine Regeln nicht (oder nur ganz selten) – und dafür gibst Du mir Zugang zu Deinem Reich.“

Das Halten der Gebote ist die Währung in einem Tauschhandel.

Und weil das auf Dauer anstrengend ist, ist das Denken religiöser Menschen immer wieder mit der Frage beschäftigt: Was kann ich mir noch leisten?

Was geht noch, ohne diesen Gott zu vergrämen?

Also werden Regeln aufgestellt.

Um die eigentlichen Gebote stellte man gewissermaßen einen Zaun. Der bestand aus Regeln.

Leben mit Religion heißt: Leben nach Regeln.

Das ist ja nicht grundverkehrt. Regeln sind erst einmal gut.

Sie fördern die Verlässlichkeit.

Sie erleichtern vieles.

Nur: Jesus, den wir den Herrn nennen, war kein Freund von Regeln.

Denn er war sich sicher: wer das Leben auf Regeln reduziert, ist innerlich schon tot.

Es geht ihm darum, aus dem Geist Gottes heraus zu handeln –

nicht nach den Buchstaben des Gesetzes.

Die Bergpredigt ist die Programmrede von Jesus.

Und da gibt es eine Reihe höchst irritierender Sätze.

Die fangen immer an mit: Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt wurde…

Und gehen dann so weiter: Aber ich sage Euch….

Jesus redet über die zentralen Anweisungen aus den Mosebüchern.

Fundamentale Regeln des jüdischen Glaubenslebens.

Und Jesus zeigt, was er meint mit einem Leben aus dem Geist heraus:

Er erklärt die Regeln nicht für ungültig, sondern für zu schwach.

Es klingt, als ob er das Gesetz verschärft – wenn er das Leben im Geist beschreibt.

Darauf hören wir heute:

Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist: „Du sollst keinen falschen Eid schwören“ und „Du sollst dem Herrn deinen Eid halten.“

Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt,

weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron;

 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße;

noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs.

Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen.

Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.

Die Sache mit dem Schwören ist ein Beispiel – neben Anderen.

Ein Beispiel, was es bedeutet, in Freiheit nach den Geboten zu leben.

„Du sollst keinen falschen Eid schwören“

Das ist natürlich richtig, keinen Meineid zu schwören.

Ja, das steht sogar in unseren Gesetzen unter Strafe. Gar keine Frage.

Dem stimmt Jesus ohne wenn und aber zu.

Dann gab es die andere Regel beim Schwören:

Wenn jemand dem HERRN ein Gelübde tut oder einen Eid schwört, dass er sich zu etwas verpflichten will, so soll er sein Wort nicht brechen, sondern alles tun, wie es über seine Lippen gegangen ist.

So steht es im vierten Mosebuch.

Als Jesus lebte, da hat man es schon möglichst vermieden, den Namen Gottes auszusprechen.

Jesus zählt auf, wie Eide auf Gott stattdessen klangen:

Ich schwöre beim Himmel – Ich schwöre bei der Erde – Ich schwöre bei Jerusalem…

Das alles weist Jesus zurück. Schwört überhaupt nicht!

Warum?

Heute klingen Eide ja nicht mehr so fromm. Man sagt eher:

„Du kannst Dich drauf verlassen“ „Mein Wort drauf“ „Echt wahr! Ehrenwort“

Was steckt dahinter? Was treibt einen, so zu schwören?

Wenn einer schon so anfängt, da werden wir doch eher misstrauisch, oder?

Wann kämen wir auf den Gedanken, so was zu sagen?

Doch nur dann, wenn der Andere misstrauisch ist. Wenn uns einer nicht glaubt.

Und da sagt Jesus: Es kommt gar nicht darauf an, welche Form des Schwörens, des Beteuerns oder Bekräftigens Eurer Rede noch erlaubt ist und welche nicht geht.

Nur der Unglaube fragt: Was darf ich? Was erzürnt Gott. Was ist von Übel?

Lasst das alles sein! sagt Jesus.

Schwört gar nicht! Sagt einfach Ja und Nein – und meint es auch so!

Ohne versteckte Botschaft, ohne Lüge oder Hintergedanken.

Ihr seid das Licht der Welt. Ihr habt keinen Schwur nötig!

Lebt so, dass niemand auf die Idee kommen würde, an Euren Worten zu zweifeln.

Jetzt höre ich noch einmal neu, was Nelson Mandela sagte:

Es ist unser Licht, nicht unsere Finsternis, vor dem wir uns am meisten fürchten.

Leben in Reinheit, das ist unsere Berufung von Gott.

Leben so, dass unser Ja unmissverständlich ist – und das Nein auch.

Aber genau das tun wir nicht. Wir scheuen unser Licht, sagt Nelson Mandela.

Bitten wir Gott, dass Er uns diese Furcht nimmt. Zu einem Leben in Freiheit und im Licht.

Amen.

Björn Heymer