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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  4. November 2007  über  1. Kor. 11,17-22, 28+29    -
 
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Ihr Lieben,

der Tisch ist gedeckt – heute feiern wir wieder Abendmahl.

Nur, was tun wir da eigentlich?

Vor einigen Wochen entdeckten wir im Gespräch über einen der Abschnitte zum Abendmahl:

Selbst hier – innerhalb der Gemeinde gibt es offenbar ganz unterschiedliche Zugänge zum Tisch des Herrn. Ganz unterschiedliche Empfindungen und Gedanken, wenn wir feiern.

Das ist ja so weit ganz in Ordnung. Nur:

Jeder ist sich seiner Sache gewiss. Wir wissen aber kaum voneinander, dass man die Feier des Abendmahles auch ganz anders erleben kann.

Wir hatten im Hauskreis gelesen, was Paulus an die Christen in Korinth geschrieben hat.

Offenbar gab es damals keine Zusammenkunft in der Gemeinde ohne Mahlgemeinschaft.

Das ist schon mal auffällig.

Aber: dennoch kritisiert Paulus das, was ihm aus Korinth erzählt wurde.

Und zwar äußerst scharf. So scharf, dass die folgenden Verse nicht in die Predigtreihen aufgenommen wurden. Ich lese, was deshalb vielleicht manchen ganz neu sein mag:

Dies aber muss ich befehlen: Ich kann's nicht loben, dass ihr nicht zu eurem Nutzen, sondern zu eurem Schaden zusammenkommt. Zum ersten höre ich: Wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, sind Spaltungen unter euch; und zum Teil glaube ich's. Denn es müssen ja Spaltungen unter euch sein, damit die Rechtschaffenen unter euch offenbar werden. Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht das Abendmahl des Herrn. Denn ein jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, und der eine ist hungrig, der andere ist betrunken.  Habt ihr denn nicht Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt die, die nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht. (…) Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch. Denn wer so isst und trinkt, dass er den Leib des Herrn nicht achtet, der isst und trinkt sich selber zum Gericht.

Es gab offenbar massive Spaltungen in der Gemeinde.

Vermutlich wurden die nicht offen ausgetragen, aber wer ein bisschen aufmerksam dabei war, der spürte es sehr deutlich. Daran, was die Einzelnen taten.

Es war üblich, dass man bei den Zusammenkünften gemeinsam aß und trank.

Dafür brachte jeder, der konnte, etwas mit. So weit, so gut.

Nur – es wurde nicht etwa geteilt. Nein, jeder achtete peinlich genau darauf, dass er bei seiner Speise blieb. Für uns kaum vorstellbar.

Aber: damals kamen in der Gemeinde Menschen aus allen Klassen, allen Volksgruppen und sozialen Schichten zusammen. Fromme Juden, die Christen geworden waren –

aßen selbstverständlich nicht von dem, was Heidenchristen mitbrachten.

Das war doch sicher nicht koscher!

Und manch Vornehmer Bürger aß doch nicht, was Sklaven mitgebracht hatten.

Wenn wir heute zusammenkommen, kennen wir solche Probleme deshalb nicht, weil alle einigermaßen denselben Hintergrund, dieselbe Kultur und dieselben Gewohnheiten haben.

Und das Heilige Abendmahl – das haben wir so normiert, dass sowieso keine Gefahr besteht.

Schnee von gestern also? Probleme, die wir gelöst haben?

Zumindest dies wird uns von Paulus sehr deutlich in Erinnerung gerufen:

Das Mahl des Herrn hat immer Auswirkung in zwei Richtungen:

Zuerst einmal geht es um die Erneuerung des Bundes, den Jesus durch sein Blut geschlossen hat. Wer am Mahl teilnimmt, der sagt ja dazu:

Ja, auch für meine Schuld musstest Du sterben. Danke, dass Du diesen Weg gegangen bist, auf dass ich Frieden finde mit Gott.

Das ist sicher das ganz Zentrale: Wer zum Mahl geht, der empfängt einen kräftigen Trost.

Und der bekennt damit auch etwas: Ja, auch ich habe das nötig. Ich bin nicht besser als Andere. Es gibt Schuld auch in meinem Leben. Dinge, für die ich mich schäme. Dinge, für dessen Bereinigung nichts anderes reicht, als dass Jesus dafür gelitten hat und gestorben ist.

Ja, ich bin ein Sünder, getrennt von Gott – und Jesus nimmt das auf sich.

Die Väter der Kirche haben deshalb Brot und Wein die Medizin zur Unsterblichkeit genannt.

Also: das Abendmahl ist der Vorgriff auf das große Festmahl der Versöhnung im Himmel.

Wir sind jetzt schon eingeladen zum Feiern.

Damit wir zumindest ahnen, was uns erwartet.

Aber: dieses Mahl feiern wir nie allein! Wer zum Tisch Jesu kommt, der ist immer in eine Gemeinschaft gestellt.

Und zwar eine Gemeinschaft, die wir uns nicht selber aussuchen.

Wenn Paulus schreibt:

Wer so isst und trinkt, dass er den Leib des Herrn nicht achtet, der isst und trinkt sich selber zum Gericht.

dann meint er mit dem Leib Christi nicht die Oblate, das Stück Brot.

Wenn Paulus vom Leib Christi spricht, dann ist das bei ihm immer das Bild für die Gemeinde.

In ihrer ganzen Vielfalt. In ihrer Unterschiedlichkeit.

Achtung! sagt Paulus;

Wenn Du am Mahl des Herrn teilnimmst,

und Gedanken der Geringschätzung für die Anderen in der Runde in Dir hochkommen,

dann wirst Du im Gericht Gottes genau danach gefragt werden.

Vor Jahren erzählte mir jemand eine Geschichte, die für mich zum Schlüssel wurde:

Sie ist schon vor etwas längerer Zeit geschehen – in der Generation meiner Eltern.

„Es war in Südfrankreich. Junge Leute trafen sich zu einer ökumenischen Begegnung. Deutsche, Engländer, Franzosen, Belgier, Dänen, Norweger, Holländer und Amerikaner.

Der Tag mit seinen Gottesdiensten und seinen Reden war zu Ende gegangen. Sie saßen im weiten Rund auf der Erde. In der Mitte brannte ein mächtiges Lagerfeuer. Sie sangen. Sie redeten und lachten. Da bat ein schmaler junger Belgier, sie mögen ihm erlauben, zu der Versammlung ein paar Worte zu sagen. „Ich muss euch etwas erzählen, Freunde, begann er. Ich war im vergangenen Krieg ein kleiner Junge und lebte in Belgien. Mein Vater und meine Mutter wurden von deutschen Soldaten erschossen. Ich habe mir geschworen, die Mörder meiner Eltern mein ganzes Leben lang zu hassen. Nun bin ich hierher gefahren, weil ich hoffte, französische freunde zu treffen. Ich wusste nicht, dass auch Deutsche hier sein würden. Sonst wäre ich nicht gekommen. Denn ich kann nicht vergessen, was geschehen ist. Ich kann auch nicht vergeben. Nein, es ist unmöglich. So habe ich es mir vom ersten Tag an gesagt. Ich wollte nun eben so tun, als wären sie nicht da. Heute Morgen beim Gottesdienst draußen unter den Kastanien war neben mir ein Platz frei. Ein Deutscher kam und setzte sich neben mich. Ihr wisst, es war kalt heute Morgen. Ich hatte einen Umhang da, der Deutsche neben mir nicht. Es war klar, ich legte den Umhang um uns beide, aber ich sagte mir: Er ist nicht dein Freund. Er ist ein Deutscher, du musst ihn hassen. Er wusste es natürlich nicht und lachte mich an. Nachher beim Abendmahl standen wir vorn wieder nebeneinander. Da wusste ich: Christus ist nicht nur für uns, sondern auch für diese Deutschen gestorben. Und ich entdeckte, dass auch die Deutschen Brüder sind, dass sie nicht dreckige Boches sind, sondern Brüder im Glauben. Das ist alles, was ich sagen wollte.“ (erzählt von Jörg Zink)

Achte darauf, wer neben Euch steht, wenn Ihr zum Mahl des Herrn geht.

Achte einander, aber verachtet den Anderen nie.

Jede, jeder ist genau wie Du: eingeladen, geliebt, der Annahme bedürftig und der Vergebung.

Und wenn Du düstere Gedanken in Dir findest, dann bekenn sie – und lass Dir vergeben.

Amen.

Björn Heymer