Hier kommen Sie zurück zur Startseite Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise) Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
 

Predigt am  28. Oktober 2007 (Welcome)  über  1. Mose 1, 28   -
 
Drucken  

Ihr Lieben,

es war nach einer Trauung vor ein paar Jahren.

Eine Frau von den Gästen sprach mich nach dem Gottesdienst an.

Was sie sagte, das machte mich traurig – froh:

„Herr Pfarrer, ich weiß gar nicht wie ich es sagen soll. Aber – als Sie eben die Gemeinde gesegnet haben, so etwas habe ich noch nie erlebt.“

Sie war tief berührt von diesen uralten Worten:

„Der Herr segne Dich…“

Froh war ich, weil offenbar Gott selber in diesem Moment mächtig und spürbar gehandelt hat.

Wunderbar, wenn das geschieht und wenn das einem Menschen gut tut.

Nachdenklich und etwas traurig stimmte mich aber dies:

Wie schade, dass sie das vorher offenbar noch nie so erlebt hatte!

Dabei gehörte sie nicht einmal zu denen, die selten in Gottesdienste gehen.

Die Worte des Segens hatte sie schon oft gehört – nur eben an diesem Tag offenbar zum ersten Mal mit dem Herzen.

Und das tut gut! Wenn man sich berühren lässt vom Segen.

Was ich hier erkannt habe: Wir können nicht Segen machen! Segen ist unverfügbar.

Gott ist es, der segnet. Durch Menschen – aber nie als Automatismus.

Eben haben wir darüber nachgedacht: Wo haben wir Erfahrungen gemacht mit dem Segen?

Solche Erfahrungen sind kostbar – und wir sollten sie gut aufbewahren.

Nur - manch einer hat sich eben vermutlich auch gefragt:

War das nun eine Erfahrung mit Segen, - das, was mir so gut getan hat?

Oder war es nicht einfach etwas, wofür ich dankbar bin? Was mit gut getan hat?

Wofür brauche ich Gott dabei? Als es geschehen ist, hab ich doch auch nicht an Gott gedacht.

Ich bin gar nicht einverstanden – dass dies nun gewissermaßen auf Gottes Konto soll.

Ich sorge doch selber für mich.

Welch ein Segen – haben wir heute das Thema genannt – etwas doppelsinnig ganz bewusst.

Einer hört das als Frage – und könnte heute vielleicht einer Antwort auf die Spur kommen.

Andere kommen beim Segen nicht aus dem Staunen heraus – zu denen gehöre ich selber.

Erfahrungen von Gesegnet - sein machen mich immer wieder sprachlos – manchmal beschämt, meist zutiefst dankbar. Verdient habe ich das nicht.

Und doch geschieht es. Welch ein Segen!

Was wir über Segen wissen können, finden wir in der Bibel.

Sie ist Gottes Urbotschaft an die Menschen ebenso wie die niedergeschriebenen Ur - Erfahrungen von Menschen vieler Generationen.

Und der Segen kommt gleich zu Anfang – gleich auf der ersten Seite:

In dem Moment, wo Gott lebendiges Getier erschaffen hat, das sich bewegt, das atmet, das isst und trinkt, da ist es, als ob Er in seinem Schaffen innehält.

Er schaut das an, was unter seinen Händen entstanden ist – und dann heißt es:

„Gott segnete, was Er gemacht hatte“ – die Tiere und die Menschen.

Und zum Segen – was immer das ist, gibt er einen Auftrag:

„Seid fruchtbar und mehret euch!“

Das ist der Auftrag. Dann ist Segen wohl die Befähigung, genau dies zu tun.

Also: Segen hat etwas mit Vermehrung zu tun. Mit Reichtum und mit Wachstum.

Ja, mit Freude am Leben und mit Überfluss.

Vor einer Woche war das Presbyterium zusammen auf einer Einkehrtagung.

Zwei konnten nicht mit, aber alle, die dabei waren, haben Kinder!

Zwei, drei oder gar vier Kinder. Was für ein Segen!

Kinder sind eine Gabe des Herrn! Psalm 127,3

Und rund um Kinder machen Menschen verstärkt Erfahrungen mit Segen:

Bewahrung bei der Geburt – ein Segen.

Was kommt nicht alles an neuen Farben in der Beziehung von Eheleuten durch Kinder!

Freude, die Kinder auslösen einfach dadurch, dass sie da sind

Aufgaben, die uns wachsen lassen.

All das erlebe ich zur Zeit als einen großen Segen.

Aber: darf ich das so sagen? So einseitig? Segen ist Vermehrung, Nachkommenschaft?

Was ist denn mit denen, die keine Kinder haben?

Und die gar nicht in einer Beziehung leben – aber das schmerzhaft vermissen?

Sind die dann nicht gesegnet?

So einfach ist es offenbar nicht.

Jedes Leben ist anders angelegt – und entwickelt sich ganz besonders.

Und was sich bei dem Einem glatt und deutlich zeigt, das sieht beim Nächsten anders aus.

Manch Einer hat vorhin im Nachdenken vielleicht Mühe gehabt, Spuren von Segen bei sich zu entdecken. Fühlt sich gar nicht gesegnet. Vermisst schmerzhaft etwas, was Andere haben.

Und auf einmal ist das Thema Segen gar nicht mehr ein leichtes Thema – sondern bekommt Gewicht. Wenn wir daran denken, was Menschen als gut und segensvoll erleben, dann finden sich schnell auch ganz andere Gefühle:

Geht es einem gut, kommt ganz schnell der Neid auf:

Warum hat der was, was ich nicht habe?

Offenbar gehört das zur Grundausstattung von uns Menschen:

Dass wir es nicht gut aushalten, wenn es anderen scheinbar besser geht als uns.

Schon bei den kleinen Kindern ist das so – meist sogar offener gesagt als bei uns Großen.

Da hat unsere Tochter zwei Kugeln Eis bekommen – also muss unser Sohn auch zwei haben.

Dass der vier Jahre jünger ist und das noch gar nicht schafft – egal. Es wird verglichen.

Und wehe, der eine hat mehr als der Andere. Schon ist der Streit da.

Wir messen uns ständig – und unser Maßstab ist: gerecht ist, wenn alle das Gleiche haben.

Woher kommt das? Woher kommt es, dass wir Neid empfinden?

Hinter dem Neid steht das Begehren: Ich will etwas haben, was ich nicht habe.

In den Geboten Gottes heißt es ganz direkt dazu:

„Du sollst nicht begehren….“ Begehren meint die Gier nach etwas, was eigentlich unerreichbar ist. Das, was schon einem Anderen gehört: sein Haus, seine Familie, sein Besitz.

All das, womit Gott den Anderen gesegnet hat, das sollst Du nicht begehren.

Welch ein Segen! Welch ein Segen, dass Gott uns seine Gebote gegeben hat.

Sie bringen uns auf  die Spur, wie wir Gesegnete werden:

Ein Schritt ist: Nein zur Gier. Nein dazu, sich etwas zu nehmen, was einem nicht zusteht.

Oder sich in seiner Phantasie auch nur danach zu verzehren.

So sind die Gebote Gottes gemeint: Als Wegweisung zu einem Leben im Segen.

Was aber dann? Das klare Nein zum Neid ist noch nicht das Ja!, sagt noch nicht, wie es denn anders gehen kann.  

Paulus hat für die Gemeinschaft der Christen einmal ein starkes Bild gebraucht:

Eine Gemeinde ist wie ein Körper:

Es sind viele unterschiedliche Glieder daran – mit verschiedenen Gaben und Aufgaben;

Manche sichtbar, andere ganz verborgen.

Und jedes Teil ist wichtig. Verbunden zu einem Ganzen, bei dem nichts fehlen kann.

Und wenn eines der Glieder geehrt wird – warum auch immer, dann freuen sich alle anderen Glieder mit: also, wenn das Gehirn eine gute Leistung erdacht hat und gelobt wird, dann spürt das auch der Rücken. Beim Körper funktioniert das so rum – und natürlich auch anders herum: wenn ein Glied leidet, betrifft es alle.

Da braucht man nur mal Zahnschmerzen zu haben!

Auch das ist eine Form, wie Gott segnet: er fügt uns Einzelne in eine Gemeinschaft ein.

Das so zu sehen ist eine Entscheidung – und eine Befreiung!

„Wir“ zu sagen, anstatt „Ich“.

Und die Unterschiede, die doch da sind?

Ihr, die ihr am Mangel des Anderen nicht mehr leidet, ihr seid gleichgültig geworden.

Die Selbstzufriedenen, die sich von der Not des Anderen nicht mehr berühren lassen, sie sind ebenso nicht unter dem Segen wie die Unzufriedenen, die sich vor Neid verzehren.

Ihr, die ihr reich beschenkt seid – seid ein Teil des Ganzen.

Ihr, die den Schmerz des Mangels gespürt hat, gehört ganz genauso dazu.

Die Gemeinschaft im Namen Jesu – sie ist ein Segen.

Segen ist überall da, wo Gott gegenwärtig ist.

Das klingt vielleicht einfach und ist doch wahr:

„Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind“ das ist Segen.  

Amen!

Björn Heymer